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M -56 . I i n:,. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne irl Dippoldiswalde. 18. Juli 1856. a.'"i > :u'iis,! >,-> wertteW-MtS 8 Ptz. M-bkr r Ztile beMt« «id t» atz«» ExpebltloNt»^ atigMihtistün. Freitag. Erscheint--^ - - >« . - , UM-ißn->h-M°ng Ouart.lüNgr. " - Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Larrdtnarm. Was ist der Gustav-Adolph-Vereiu und was soll er sein? Ein Wort zur Verständigung. ES herrschen im Publikum noch so verschiedene An fichten über den Gustav-Adolph-Verein; er erfahrt zum Theil st> ungünstige Beurtheilungen, daß es sich wohl der Mühe verlohnt, etwas zur Verständigung zu sagen. Was ist der Gustav-Adolph-Verein? Ein Orden der barmher zigen Brüder. Die Mitglieder desselben tragen nicht Kutte und Scapulier; sie haben keine Ordensregel, leisten kein Mönchsgelübde, sie bilden keinen geheimen Bund, sie tragen ein offenes Vifir; ihr einziges Erkennungszeichen ist ihr Herz und ihr Bekenntniß, nämlich ihre Werke; ihre einzige Ordensregel das Losungswort des Vereins: Lasset uns Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an den Glau bensgenossen. Sie find kein Ritterorden, sie kämpfen nur mit geistlichen Waffen; sie kämpfen nicht mit Ungläubigen, nicht einmal mit Wahn- und Irrgläubigen, sie überlassen o- der M»hrheit,seM,^Hch,«ahm^n bmche».: Sie machen nicht Proselyten, sie machen nicht Eroberungen, sie wollen uur erhalten, was sie haben und die schwachen Glieder stärken. Sie haben nicht Krankendienst, Spitäler und Majorate, aber Dienst haben sie am kranken Körper der Kirche, Samariterdienst, widmen ihre Dienste armen, ver- wgisten Gemeinden, verlorenen Seelen. Denn arm find Gemeinden, die keine Kirche haben, verwaist Gemeinden, chie keine Geistliche haben, verloren Seelen, halb oder ganz verlöre», die fern vom evangelischen Mutterland« leben. Ist nicht ein ächtrr Prediger ein Vater der Ge meinde, ist nicht eine Seele, .nach der man das Netz auS- wirft als nach einer sichern Beute, als verloren anzu sehen s und wie viele, find verloren gegangen? Darum laßt «NS retten, was zu retten ist, ehe es zu spät ist. Die Mitglieder des Gustav-Adolph-Vereins find barm- berzige Brüder, sie sehen Jeden, der sich ihnen anschließt, als Bruder an und üben Barmherzigkeit. Sie hören, wie Paulus, das Wort aus der Ferne: Komm hernieder in Makedonien und hilf uns! Unser Macehonien ist da, wo das evangelische Bekenntniß aufhört und Rom anfängt, eine evangelische Gemeinde eine Oise in der Wüste und eine evangelische Kirche ein Denkmal evangelischer Liebe und Eintracht. Aber wie Viele giebt's, die sich noch nicht am LiebeS- werk deS Vereins betheiligen! Fehlt'S an Gefühl, oder hält man'S für Parteisache, geistliches Treibe»? Ja, zur Parteisache wollte man'S machen, aber es gelang nicht, eS siegte die Vernunft über die Unvernunft. Geistliches Treiben ist'S auch nicht; wenn die Geistlichen zur Barm herzigkeit ermahnen, thun sie nur ihre Schuldigkeit. Wollte Gott, wir hätten lauter barmherzige Geistliche, wie gut stände eS nm die Gemeinden! Wir haben so viel Arme, sagt man bei uns, warum denn den Fernen, Fremden helfen? Ist die christliche Liebt nicht eine allgemeine, ist sie an Zeit, Ort und Gtinze gebunden? So ihr nstr liebet, die euch lieben! sagt WtistuS, wa- werdü ihr für Lohn davon haben? Thun nicht dasselbe auch-die Zöllner? Und so ihr euch nur zu euer» Brüdern freundlich thut, was thut ihr Sonderliches? Thun nicht, Vie Zöllner auch also? Es ist wahr, für die Seinigen muß man sorge», aber soll man dadurch die Fremden vergessen? Jesus sagt : Jenes sollte man thun und dieses nicht lassen, < Darum, ihr Bedenklichen und Zaudernden , kamAt näher und schließt euch an den Gustav-Adolph-Berein an, nehmt Theil am großen, allgemeinen LiebeSwerk und unsre Freude wird die eurige werden. Glaubt ihr, eS gäbe nichts zu thun? Von allen Seiten ergehen die Hülfe- rufe. Glaubt ihr, eS werde nichts gewirkt? O, wie manche Kirche steht da als Zeugnitz evangelischer Wirksamkeit. Es fehlt nur an Bekanntschaft mit evangelischer Roth und das Mitleid wird von selbst erwachen. Was ist aber Mitleid ohne Hülfe? Lixbe ohne entsprechende. That, Licht ohne Wärme, Schein ohne Wesen. Richt auf da-. Hte- viel kommt'S an, sondern daß Alle sich bethetligen. Alle Hand anlegen an'S gute Werk, und eS wird gelingen und Gott eS segnen. r. in A. / k - Tages geschickte. Dippoldiswalde. Unser alljährlich abzuhaltendes Schützenfest, das große Vogel- und Scheibenschießen, ist, die „Vorfeier" eingerechnet- vom Sonnabend bis Dienstag Abend in her durch das Programm bestimm ten Weise abgehalten worden und hat einen unge störten Verlauf genommen, hat Gäste wie Theilnehmer, Wirlhe wie Budeniichaber, und Alt und Jung be friedigt und erfreut. DaS dem Feste besonders günstige Weiter lockte namentlich am ersten und zweiten Tage sehr viele Fremde in die Stadt, und wären am drillen die Landleute durch baS prächtige Wetter zum ,Ein bringen des Heues nicht abgehalren worden, so wäre an diesem Tage die Zahl der Besucher keine, gerin gere gewesen. ES waren zwar gegen früher neue Veranstaltungen zur Schau oder Belustigung der Theilnehmer nicht getroffen; aber die geschehene AuG führung alles Gebotenen durch das Festkomitee ist-kl eine sehr gelungene zu bezeichne», und wollen wir dem letzteren sür die großen Mühen und Sorgen hier öffentlichen Dank aussprechen. Die zur Verzierung unseres schönen Festplatzes aufgestellten FrstonS uN» Tempel, der arrangirte Freitanz am ersten, wie die prächtige Illumination, namentlich der großen Scheibe, wie des Sternes, au den beiden letzten Tagen, der große „Festzug aus dem Mittelalter im Costüm" am zweiten, das Lustschießen sür Damen und Herren K