Volltext Seite (XML)
Ela Artikel des zeltimMaiiS Senkst Frankfurt a. M., SS. August. Der bekannte amerikanische Zeitungsverleger William Randolph Hearst, der augenblick- ltch in Bad Nauheim zur Kur weilt, verösfentlicht einen Artikel, in dem er seine Ansichten über die politischen Ver hältnisse in Europa darlcgt. Sr erklärt darin «. a. solacndes: U« e» Amerika bearcislich zu machen, was es Heike, daß Dentschland im Westen einen Teil seines Gebietes an Bel gien »nd einen anderen an Frankreich und im Osten einen Teil an Litauen abgetreten stabe, sowie das, ein Stück Land aas Dentschland herausgeschnitten nnd an Polen gegeben wor den sei, müsse man dem amerikanischen Bolk erklären, das, dieser Zustand ungefähr dasselbe wäre, als ob Amerika Arizona «nd Kalifornien an Mexiko, den Staat Washington an Britisch-Columbicn und Florida au Spanten zurückgegeben hätte und «in Stück Land von den großen Seen durch den Staat Ncnyork nach dem Meer herauSgeschnitte« «nd dieser Ausschnitt, der Ren- England von den übrigen Bereinigten Staate» trennen würde, an Kanada gegeben worben sei. Wen« der Krieg anders ausgcaangen wäre «nd eine solche Aufteilnng Amerikas dem Krieg gefolgt wäre, könne das amerikanische Bolk klar verstehen, dab man nicht sehr glück lich darüber gewesen wäre. Amerika würbe nicht gewillt sein, eine solch« Ungerechtigkeit bestehen zn lasse« «nd es würde durch diplomatische Mittel oder durch Krieg ihre Beseitigung hcrbeiznsühren suchen. So könnte daS amerikanische Bolk es verstehen, wie ungesund, wie ««gerecht «nd wie «nsriedlich die augenblickliche Einrichtung Europas sei. ES würbe ver stehen, was eS siir eine aussichtslose Sache sei. was di« sieg reichen Nationen in Versailles vollbracht hätte» und welcher Verrat eS an seiner eigenen Politik gewesen sei, dem Präsi dent Wilson zugestimmt habe. Starke EiiMrünlimg des Etats für 1931 Uraktrnolcknog nnovror UorUnor AodrltUoUnng Berlin, 28. August. Daö Rcichskabinett wird am DtenS- tag seine Beratungen über die Finanzpläne fortsetzen. ES wird angenommen» dab noch im Lause der Woche eine Ent scheidung vom Neichskabinett vorliegen wird. Jedenfalls ist beabsichtigt, das, der Rcichssinanzmintster die grundlegenden Pläne zur Retchöfinanzreform noch vor den Wahlen bekannt- gibt. Es handelt sich dabei u. a. um eine Vereinfachung und organische Gestaltung unseres Steuersystems. Gleichzeitig werden im NcichSfinanzministerium die Arbeiten für Aus stellung des Reichst,aushaltplaneS für 1031 festgesetzt. ReichS- sinanzminister Dietrich hat in einer Besprechung mit den Etatreferenten der NcichsressortS bereits ein Sparprogramm für 1081 im Gerippe ausgestellt. Dieses Programm soll sehr erhebliche Ersparnisse gegenüber dem RctchshauShalt von 1930 vorsehen. Macht mir den rechten Flügel stark! Mit diesem letzten Wort des Generals Schlieffen, das auf den FcldzugSplan gegen Frankreich gemünzt war, pflegt der üeutschnattonale Parteiführer seine Ansichten über bas Wese« und Ziel des Wahlkampfes zusammenzufassen. Und in der Tat, man könnte nach dem Zusammenbruch der von der So zialdemokratie beherrschten Großen Koalition aus allen Ge bieten des öffentlichen Lebens Deutschlands politische Bedürf nisse nicht prägnanter kennzeichnen als mit dieser Formel. Darüber ist man sich eigentlich einig von den Nationalsozia listen bis tief in die Rethen des Zentrums hinein. Hat doch die Deutsche Volkspartet unter dem Druck der Neugründun gen eine bedeutsame Schwenkung nach rechts gemacht und so gar das Zentrum durch seine Führer erklären lasten, daß es keine Möglichkeit sehe, die demnächst z« lösenden Aufgaben der Innen-, Wirtschasts- und Sozialpolitik im Verein mit der Sozialdemokratie zu bewältigen. Womit freilich nicht gesagt ist, daß die Zentrumspolitiker nicht trotzdem wieder das Steuer nach links herumwcrfen werden, einem gewissen Zug des Herzens mehr folgend, als der Stimme der Vernunft, wenn das Wahlergebnis eine Mehrheit in dieser Richtung ergibt. Vorläufig aber ist die durch den Zwang der Entwick lung die erzwungene Neigung nach rechts auch in der Mitte unverkennbar und der „Kamps gegen den Marxismus" -- von der Staatspartet abgesehen — die allgemeine bürgerlich« Losung. Leider aber nur ein Bekenntnis nach außen und nicht eine innere Verpflichtung zu gemeinsamer Tat. Die bürger liche Sammlungsbewegung, die die Mitte und die gemäßigt« Rechte in einen Kampfblock gegen den Marxismus zusammen- schweißen sollte, ist zur Komödie -er Wirrungen geworden, über die es schwer ist, keine Satire zu schreiben. Und di« frühere große Rechte, die den Kampf gegen den Marxismus nlcht erst zu plakatieren braucht, weil er ihr eingeboren ist» erschöpft ihre besten Kräfte im Bruderkampf. Etü grober Teil der Wahlagitation der Deutschnationalen, der Konservativen und des Landvolkes wird mit Vorwürfen auS der Vergangenheit und mit Erörterungen über die „Schuld- frage" der Spaltung bestritten. Die Verstimmung der alte» Kampfgenossen gegeneinander frißt immer weiter. Sie ver liert sich aus dem Bereich der sachlichen Gegensätze ins Gebiet -es Persönlichen. Man müßte mit Gewalt die Augen vor den Tatsachen verschließen, wenn man leugnen wollte, baß damit für die Zukunft die innere Schlagkraft beS rechten Flü gels — unbeschadet der zahlenmäßigen Erfolge, die jede Gruppe am 14. September erringen mag — nicht gestärkt, son- der» geschwächt wird. Der konservative Spitzenkandidat in Sachsen, Dr. Rade macher, hat diese Auseinandersetzung in der größten Rechts partei als tragisch gekennzeichnet. Und er hat mit seiner Znrückftthrung des Zwistes auf eine Meinungsverschiedenheit über Grundsatz und Methode ebenso recht wie Dr. Hugen- berg mit seiner Zielsetzung. Die Führer der beiden Mich- tungen— Hugenberg, Olbenburg-Januscha«, Westarp. Schiele, Treviranus — haben nun in einer Reihe von Wahlreden ihren Standpunkt klargelegt. Wenn man ihre politischen Glaubensbekenntnisse vergleicht, bann findet man, daß sie sich im Grundsätzlichen alle einig find. Uebcretn- stimmend lehnen sie den Uoungplan ab, bezeichnen sie den Marxismus als den Hauptfeind. beurteilen sie die Notwen digkeiten der Wirtschasts- und der Sozialpolitik mitsamt den dazu erforderlichen Reformen. Erst bei der Frage nach der praktischen Handhabung dieser Grundsätze, wie sie Hugen berg mit unübertrefflicher logischer Schärf« am Sonnabend in Dresden formuliert hat, scheiden sich die Wege. Während die deutschnattonale Richtung ihr Programm intakt erhalte» will bis zum Augenblick der Machtergreifung und jeden vor zeitigen Teileinsatz ihrer Kräfte im gegenwärtigen System als Halbheit ablehnt, glauben Konservative und Landvolks daß sie ohne Zögern mit allen Mitteln eingreifen müssen, um den Staat in ihrem Sinne zu beeinflussen, ans Furcht baß eS zu spät sein könnte und daß Unwiederbringliche» ver loren gegangen ist, bis der von Hugenberg erwartete Zeit punkt der Umwälzung eintritt. Die gegenseitigen Vorwürfe über „Lauheit" und „Katastrophenpolitik" find die Quint essenz der beiden Auffassungen im Wahlkampf. Nach dem Gang der Ereignisse im letzten Reichstag mag die Trennung wegen dieser taktischen Fragen unvermeidlich gewesen sein. Und ebenso notwendig mag die jetzige Aus einandersetzung im Wahlkampf sein, damit die beutschnatio- nalen Wähler Gelegenheit haben, die Streitfrage zu klären» die im Schoß der Partei und der Fraktion nicht mehr za lösen war. Man kann ja beobachten, daß sich vorläufig beide Richtungen viel freier fühlen und an Elan gewonnen haben, weil alle Rücksichten und Kompromisse weggefallen find. Daraus ergibt sich ein freudiger Optimismus, der mit -a den Voraussetzungen des Erfolges gehört. Aber auf de« anderen Seite reden und leben sich dt« Waffenbrüder von gestern durch dir scharfe Tonart de» Wahlkampfe» in eine« Weise auseinander, die für die Zukunft verhängnisvoll wer ben kann. Ucber all den methodischen Gegensätzen, die jetzt naturnotwcndig im Vordergrund stehen, sollte doch der gei stig« Zusammenhang nicht zerrisse« werde», der durch Bwtsmglliik ms dem Steltimr Saft Sieben Milglieder »er rmelower gmgmoriae ertrunken Stettin, 25. August. Ein gekentertes Boot der Fnngmarine des Torgelower M a r i n e v e re i n s wnrbe heute früh von Fischern in der Nähe der Kaisersahrt gesunden. An das Boot hatte sich der Jungmann Methke «»geklammert. Er berichtete» dab er mit sieben Mann der Torgelower Jungmarine am Sonntag in einem Boot von Uckcrmttnde ans in daS Hass gesegelt sei. Sie wnrden von einer Gewitterbö itberrascht. Das Boot kenterte nnd alle acht Personen sielen ins Wasser. Methke allein konnte sich an dem gekenterten Boot sestklammern und trieb über zwöls Stunde« im Wasser. Die übrigen Insassen, junge Lcutc im Alter von 15 bis 18 Jahren, und der Führer des Seglers, Vtegeman«, sind ertrunken. Keim rote bei einem Srubemngliiik in SItoberWeiien Kattowitz, 25. August. Am Mnntagmittag ereignete sich auf dem Hildebrandschacht der Hildcbrandgrube in Wirek iAntonienhüttes ein schweres Grubenunglück. Durch Zubruch gehen eines Pfeilers, das durch einen Erdstoß verursacht wurde, wurden 15 Bergleute verschüttet. Neun konnten nach mehrstündiger angestrengter Bcrgnngsarbeit schwer verletzt ge borgen werden. An die anderen Verschütteten wird man erst i» etwa zwei Tagen hcrankommen können: es besteht keine Hoffnung mehr, sie noch lebend bergen zu können. Bo» den Schwerverletzte« sind nach einer spätere« Mel dung bereits drei gestorben, so daß mit insgesamt neun Toten gerechnet werden muß. Aus den noch Eingeschlossenen lagern vermutlich gewaltige Gestcinsmassen, doch werden die Siettungsarbciten mit äußerster Anstrengung sortgesetzt. Sprengstoffanschlay bei Kamburg Hamburg, 25. August. Die Landeskrtminalpoltzei von Altona und die Kriminalpolizei von Hamburg wurden am Montagnachmittag aus dem Villenvorort Großensee bei Trittau wegen eines Sprcngstosfverbrechens und Mord versuchs alarmiert. In Großensee hat der Hamburger Groß- kausmann Ernst Karl Schliemann ein Sommcrgrundstück am See. Schliemann bewohnt dieses Grundstück in den Sommermonaten mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und dem Personal. Der Großkaufmann ist einer der größten Oeltmporteure Hamburgs, besitzt Eeresinfabriken und ein große» Oellaaer. In der Nacht zum Montag wurde Schliemann durch ein Geräusch geweckt. An einem Fensterladen wurde herum hantiert. Er fand aber nichts und schlief wieder ein. In den Morgenstunden entdeckten die Hausangestellten an dem Fensterladen einen merkwürdigen Draht. Bet näherer Unter- uchung ergab sich, baß dieser Draht zu einem Melkschemel ührte, der in der Nähe des Fensters aufgestellt war. Auf üesem Melkschemel befand sich eine Höllenmaschine, die mit einem starken Explosivstoff geladen war. Von der Höllen maschine führte eine weitere Schnur zu einem nahen Hause. Schliemann versuchte sofort die Hamburger Kriminalpolizei »» benachrichtigen, bekam aber keine» Anschluß, da bi« Telephonleitung durchschnitten mar. Ein Grundstücksnachbar alarmiert« nun die Polizei. Die Hamburger Kriminalpolizei erschien am Tatort und stellte fest, daß die Zündschnur, durch die die Höllenmaschine zur Explosion gebracht werden sollte, offenbar noch nicht angcbrannt war. Während Frau Schliemann nun mit den Kriminal beamten durch den Garten ging, um das Gelände zu dnrchsuchen, ertönte plötzlich eine Explosion. Die Frau des Kaufmanns sank zusammen und mußte mit einer schweren Armverlctzung ins SrankenhanS gebracht werden. Mit dieser Explosion hat eS eine eigenartige Bewandt nis. lieber eine kleine Treppe, die vom Garten an den See führt, hatten die Verbrecher eine Zündschnur gespannt, die mit einem Selbstschuß in Verbindung stand. Sie hatten dann die Vorrichtung mit Weiden umkleidet. Als Frau Schliemann sich bückte, um die Zweige zu entfernen» trat der Apparat in Tätigkeit und löste die Zündung aus. In der Hand von Frau Schliemann wurden 33 Körner eines Explosiv- stosses gefunden. Die Ermittlungen hatten ein über raschendes Ergebnis. Es stellte sich heraus, baß bet der Hamburger Kriminalpolizei schon seit einigen Tagen eine mysteriöse Verbrecherangelegenheit bearbeitet wurde. Der Großkaufmann war aufgefordert worben, 25 000 Reichsmark an einer bestimmten Stelle zu hinterlegen. Zum Beweis, daß er dazu bereit sei, sollte er in einem Hamburger Blatt eine Anzeige aufgcben, die u. a. die Worte enthalten sollte: „Ich komme." Die Hamburger Kriminalpolizei hatte Schlte- mann nun dazu geraten, die Anzeige tatsächlich aufzugeben. Sie war vorgestern in der Hamburger Zeitung erschienen. Um so rätselhafter ist es, daß trotzdem jetzt dieses Spreng stoffattentat versucht wurde. Das Befinden der schwer verletzten Frau Schliemann ist ernst. Mord in Kleinröhrsdorf Am Montag 18,80 Uhr wnrbe die Mordkommission d«S SriminalamtcS nach KleiuröhrSdors bei Radeberg an» gesordert. Dort war im Grundstück des Gutsbesitzers Obrich dessen einziges Kind, der zehnjährige Gerhard, seit 12,8« Uhr vermißt «nd 17,80 Uhr vom Bater tot aus dem Spitz» boden aufgesnnden worden. Rach de« bisherige« Feststellun gen ist das Kind mit zwei Stricken, sogenannte« Roggen« bindern, erdrosselt «nd in eine Kiste gesteckt worden, während die Eltern «nd die mit ihnen im gleichen Grundstück woh nende Großmutter auf dem Felde beschäftigt waren. AIS Täter wird ein Unbekannter verdächtigt, der von verschie denen Dorfbewohnern gegen 14,45 Uhr in unmittelbarer Nähe des Grundstücks gesehen wurde, als er in Richtung Groß» röhrsdors davon lief. Der Unbekannte wird solgendermaße« beschrieben: Etwa 2« Jahre alt. etwa 185 bis 170 Zentimeter groß, schlank. Sr war bekleidet mit einer blauen Schlosser hos«, weißem Hemd «nd Leibgurt. I« der Hand trna er ei« längliches helles Brett. Wahrscheinlich handelt eS sich bei de« Täter um eine« Sinschleichdieb. der die Abwesenheit der Hausbewohner benützen wollte, «« zn stehle« und dabei von dem kleinen Odrich überrascht wurde. Die sofort »o« der Polizei «nd Gendarmerie anfgenommene« Erörterungen haben zur Ermittelung dieses Unbekannten «och nicht ge- sührt. ES ist daher von besonderer Wichtigkeit, alle dahin gehenden Wahrnehmungen, die vertraulich behandelt werden, sofort der Kriminal, oder GendarmeriedienststoA« »» melden.