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WMeriWitmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend «hl. für die Königliche Umtshauptmamschüst, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. »Ick. 71. Jahrgang Sonnabend, den 23. September 1905 Nr. 110 atz. rl. Ick. !- rc. inter erb. stehen müssen, daß Deutschland zu Lande und zur See gar nicht stark genug ist und jede Stärkung seiner Waffen macht nehmen sollte, wie und wo es sie findet. So könnten z. V. von der Wehrsteuer, welche die nicht zum Heeresdienste herangezogenen deutschen Männer im Alter von 22 bis 40 Jahren zahlen könnten, sicher jedes Jahr zwei Kriegsschiffe gebant werden. Und tausenden von alten Soldaten, Veteranen aus dem großen Kriege könnte nun, wo sie alt und schwach werden, auch eine kleine Pension vom dankbaren Vaterlande gewährt werden, und wer anderes könnte besser diese Leistungen tragen als die jenigen, die keinen Heeresdienst leisten. Man sieht in Folgendem auch, wie in den nach Millionen Mitgliedern zählenden deutschen Kriegervereinen über die Wehrsteuer gedacht wird. Der auf dem Kyffhäuser versammelte 6. Vertretertag des Kyffhäuserbundes der deutschen Landes- kriegerverbände hat am 17. September eine Resolution einstimmig angenommen, die sich für die Einführung der Wehrsteuer ausspricht. Dabei wird hervorgehoben, daß oie Wehrpflicht zwar eine Ehrenpflicht sei, aber auch, daß die allgemeine Wehrpflicht nicht auf alle Ecwerbfähigen ausgedehnt werden kann und daß deshalb alljährlich eine große Anzahl körperlich vollständig brauchbarer oder nur mit geringen körperlichen Fehlern behafteten jungen Leute vom Wehrdienste des Reiches befreit bleibt. Wenn diesen kräftigen Männern, von denen das Reich nicht das Opfer mehrjähriger Hergabe ihrer wirtschaftlichen Kraft fordert, hierfür eine Wehrsteuer für die gesetzliche Dauer der Wehr pflicht auferlegt wird, so vermögen die alten Soldaten hierin nicht eine Beeinträchtigung des ehrendienstlichen Charakters des Soldatendienstes zu erblicken, sondern nur eine Folge des Grundsatzes der allgemeinen Wehrpflicht und einen Akt ausgleichender Gerechtigkeit. a litt >sten flügelcholera in 27 Gemeinden mit 40 Gehöften (darunter in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde die Gemeinden Luchau und Possendorf mit je l Gehöft); die Hühnerpest in l Gemeinde; die Brustseuche der Pferde in 3 Ge meinden mit 3 Gehöften; die Rotlaufseuche der Pferde in l Gemeinde und die Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde in 16 Gemeinden mit 18 Gehöften. — Der seit 10 Jahren in Schneeberg stationierte Gendarmerie-Brigadier Geißler wurde zum Obergendarm des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes Dippoldiswalde ernannt. Reinholdshain. Eine besondere Freude wurde am 2t. d. M. dem Besitzer des Molkereihofes zu Reinholds hain, Herrn Kommerzienrat Pfund, durch den Besuch Ihrer Majestät der Königin-Witwe zu teil. Die hohe Frau traf nach vorheriger telegraphischer Anmeldung gegen 12 Uhr ein und besichtigte nach Begrüßung durch den Herrn Kommerzienrat und dessen beiden Töchter die Ein richtungen des Molkereihofes. Im leutseligen Verkehr mit den durch den Besuch ausgezeichneten Personen verweilte Ihre Majestät gegen eine Stunde an genanntem Orte. Oberfrauendorf. Am Dienstag nachmittag in der 3. Stunde ist bei dem Wirtschaftsbesitzer M. hier in äußerst frecher Weise ein Einbruchsdiebstahl verübt worden. Während der Besitzer mit seinen Angehörigen auf dem nicht allzuweit entfernten Felde beschäftigt war, hat der Spitzbube die Stalltür mit Hilfe eines Dietrichs geöffnet, an der nach dem Hausflur führenden Tür eine starke Haspe herausgerissen und ist sodann nach der Oberslube gegangen. Dort hat er die Betten durchwühlt, die Kommode erbrochen und auch sonst gehaust wie ein Wilder. Durch die hinzukommcnde Butterfrau scheint er jedoch gestört worden zu sein. Immerhin sind ihm außer 11 M. Bargeld eine Uhrkette und zwei Trauringe in die Hände gefallen. Auch in den Nachbargrundstücken hat der Dieb herumspioniert und sich, da er Leute antraf, als Fleischer ausgcgeben, der Vieh kaufen wolle. — Bereits im Vor jahre wurde in demselben Hause ein ähnlicher Diebstahl ausgeführt. Reichstädt. Auch an dieser Stelle sei darauf auf merksam gemacht, daß morgen vormittag 8 Uhr für die diesen Herbst eintreffeuden Rekruten die sog. Miiitärkom- muniou gehalten wird. Doch können hieran alle andern Gemcindeglieder, insbes. die Eltern der Rekruten an dieser Kommunion teilnehmen. Glashütte. Nächsten Sonntag begeht der hiesige Turnverein sein Abturnen und verbindet damit die 25- jährige Jubelfeier der Vorturnerschaft des Vereins. Possendorf. Echt militärisches Leben gab es am ver gangenen Mittwoch auch in unserem Orte und in den Nachbardörscrn. Nachdem man schon in den Mittags stunden patrouillierende Reiter erblickt hatte, rückten nach- Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücken sind, soweit sie zurzeit der Eintragung des am 4. August 1905 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerung seriös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippolviswalde, den 19. September 1905. la. 18/05. Königliches Amtsgericht. Moatse, ckoa 25. Svptvwdor ck. <1, vormittag» 10 vdr, soll im Auktionslokale des König!. Amtsgerichts hier ein Sekneidseirnetsn öffentlich gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Dippoldiswalde, am 22. September 1905. H. 460/05. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht». 'M s Lokales unk» Dippoldiswalde. Infolge des diesjährigen späten Ostertermins beginnen laut Beschluß des Schulvorstandes die Herbstferien an der Stadtschule Heuer erst am 30. Sept. — Am nächsten Sonntag verkehren auf unserer Bahn sämtliche Sonntags-ELtrazüge zum letzten Male für diesen Sommer. — Vom 1. Oktober an werden Sonntags wieder nur zwei Sonntags-Souderzüge abgclassen und zwar ab Kipsdorf 4l2 an Hainsberg 5<2, sowie ab Hainsberg ll45, an Kipsdorf 1^5 (sog. Theaterzug). — Non der König!. Kommission für das Neterinär- wesen wurde amtlich festgcstellt, daß am 15. September in Sachsen folgende ansteckende Tierkrankheiten herrschen: der Milzbrand in 2 Gemeinden mit 3 Gehöften; der Rauschbrand in I Gehöft; die Tollwut in 15 Gemeinden mit 15 Gehöften; der Bläschenausschlag in 1 Gemeinde mit 2 Gehöften; der Rotlauf der Schweine in 7 Ge meinden mit 9 Gehöften; oie Schweineseuche einschließlich Schweinepest in 8 Gemeinden mit 8 Gehöften; die Ge M Wp dkl WtWm Ski MWrdmS Sa IniM MksknMmdNk. Jedem Deutschen muß es am Herzen liegen, das Vaterland so wehrkräftig und finanziell stark als nur irgend möglich zu machen. Auf dem Gebiete der praktischen Militär- und Finanzpolitik sieht man aber eine seltsame und schüchterne Zurückhaltung in Bezug auf ein sehr großes und reiches Feld, von welchem aus Deutschlands Heer und Flotte und Deutschlands Finanzen noch eine kolossale Stärkung erfahren könnten zum Schutze für das Vaterland und zum Trutze gegen mögliche Feinde im Auslande. Groß und stolz fordert die Reichsverfassung als Ehrenpflicht, die allgemeine Wehrpflicht von jedem deutschen Bürger, aber wie sieht es mit der wirklichen Er füllung der Dienstpflicht im Heere oder in der Flotte bei allen Deutschen aus. Wohl werden mehr als zweimal hunderttausend junge Rekruten jedes Jahr in Deutschlands Heer und Flotte eingereiht, aber gleichzeitig bleiben jedes Jahr mehr als hunderttausend junge kräftige, erwerbs fähige Deutsche von der Wehrpflicht befreit, weil sie kleine Fehler haben, oder weil zu der Zeit der Aushebung, also vom 20. bis 22. Lebensjahre des Wehrpflichtigen derselbe körperlich noch nicht genügend stark entwickelt war oder weil er überzählig war, denn noch immer kann man im deutschen Heere und in der Flotte nicht so viele Rekruten einstellen, als da sind, sondern nur so viele, wie der Reichstag bewilligt hat. Die allgemeine Wehrpflicht hat also in der Praris unbedingt ein paar Löcher, sie gilt nur für diejenigen, die wirklich gebraucht werden und für die anderen steht sie nur auf dem Papiere. Nun wird zumal in der altpreußischen Tradition viel von der Ehrenpflicht, die zugleich in der allgemeinen Wehrpflicht liegt, geredet und betont, daß diese Ehrenpflicht niemals mit Geld und Steuern ersetzt werden dürste. Nun das heißt doch den Idealismus und die Ehrenpflicht zu Gunsten einer Unge rechtigkeit und zu Ungunsten des Heeres und der Flotte auslegen. Warum sollen denn die hunderttausende von erwerbsfähigen jungen Deutschen, die nur wegen kleiner Fehler oder als Ueberzählige vom Kriegsdienst befreit bleiben, auf dem Altäre des Vaterlandes nicht eine ihrem Einkommen entsprechende Beisteuer zur Stärkung von Heer und Flotte niederlegcn! Hat man vielleicht im Jahre 1813 darin eine Beeinträchtigung der allgemeinen Wehr pflicht in Preußen erblickt, als viele von denjenigen kamen, Männer und Frauen und Mädchen, die nicht das Schwert ergreifen konnten, und Gold und Gut auf dem Altäre des Vaterlandes niederlegten, um das Heer gut ausrüsten und stark machen zu helfen! Man sage nicht, daß dies da mals eine andere schlimmere Zeit als die gegenwärtige war. Man blicke nur auf die Weltlage, man tariere nur unsere kleine Flotte recht, so wird man sofort sich einge Bekamttmachung. Diejenigen zum Erwerb des Bürgerrechts verpflichteten oder berechtigten Ge meindemitglieder, deren Aufnahme in die diesjährige Stadtverordneten-Wahlliste mit erfolgen soll, werden hiermit veranlaßt, sich umgehend und bis spätestens den 10. Oktober d. I. persönlich an Ratserpeditionsstelle — 1 Treppe — zu melden. Dippoldiswalde, den 21. September 1905. Der Stadtrat. Voigt. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde Mit achtseMgou- „Jllustrie-tru Unterhaltung^^ Mit land- «nd hEwlrtschafMch-r «s-Lt-.B-il-ge. Die im Grundbuche für Kausävrk Blatt 25 und 39 auf den Namen Oarl KKrv- gott Kieket eingetragenen Grundstücke sollen am 1V. November 1905, vormittags 10 Uhr, an der Gerichts stelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden: Die Grundstücke sind nach dem Flurbuche 79,4 Ar groß und auf 8050 M. geschätzt. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen die Grund stücke betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses am 28. September 1905, vormittags 10 Ahr, im Sitzungssaals der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. Dippoldiswalde, am 20. September I905. 136 6. Königliche Amtshauptmannschaft. Die Vergütung für die von den Gemeinden im Monat 8vptvwdör dieses Jahres an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 100 Kilo Hafer 16 M. 34 Pfg., für 100 Kilo Heu 6 M. 30 Pfg., für 100 Kilo Stroh 5 M. 78 Pfg. Dippoldiswalde, am 16. September 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. Einhebung der Brandversicherungsbeiträge auf den Termin: 1. Oktober 1905. Die Herren Eemeindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirks werden veranlaßt, die Brandversicherungsbeiträge für den vorgenannten Termin aufgrund der ihnen be reits zugegangenen Hebrregister mit 1 Pfg. von jeder Beitragseinheit bei der Ge bäude- und 1-/2 Pfg. von jeder Beitragseinheit bei der freiwilligen Versicherung längstens bis zum 10. Oktober dieses Jahres einzuheben oder einheben zu lassen und zu den mittels besonderer Mitteilung bestimmten Zeiten pünktlich an die Kassenverwaltung der unterzeichneten Königlichen Amtshaupt mannschaft abzuliefern. Dippoldiswalde, am 20. September 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. Jnlerate, welche bet da bedeutenden Auslage de» Blattes -ine sehr wirk same Verbrettung finden^ werden mit 12 P^g., solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redattt»- nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Die .Welbrrttz-Zeitung» «scheint wöchentlich drei- .nal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und voird an den vorhergehen- SenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich g4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem LV Pfg- — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an.