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Wochenblatt für A« Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenömnb. Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. SS. Sonnabend, den 22. Juli 1S11 Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition lReichenbraiH Nevoigtftraße 11), sowie von dm Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen- genommen und pro Ispaltige Betitzeile mit Io Pfg. berechnet. Fm Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. «rrzeigev-Anuahme in der Expedition bi- spätestens Freitags nachmittags « Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags L Uhr. BereinSinferate müssen bis Freitags nachmittags S Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. Es wird zur Kenntnis gebracht, daß die Gemeindeanlagenreste vom I. Halbjahr 1S1I am 31. Juli ISN dem Bollstrecknngsbeamten zur Einziehung übergeben werden und daß die Bezahlung dieser Reste und der geordneten Gebühren nur an^diesen zu erfolgen haben. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 21. Juli 1911. Die Wahl findet Sonntag, den 12. August 1911, nachm. 1 bis 4 Ilhr im Gasthofe „zum grünen Tal" Hierselbst statt, und werden die stimmberechtigten unansSssigen Gemelndemitglieder geladen, sich zur Vornahme dieser Wahl einzufinden, mit der Bedeutung, daß die bis 4 Uhr an der Wahlurne noch nicht Abgefertigten zur Teilnahme an der Wahl nicht zugelassen werden können. Die zu Wählenden sind auf dem im Termine abzugebenden Stimmzettel so genau anzugeben, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. Der Wahlakt ist öffentlich und die Stimmzettel-Abgabe hat in Kouverts zu erfolgen. Gemeinderatswahl. Nachdem die Herren Franz Hoffmann, Ernst Schmiedel und Ernst Jllig aus dem Gemeinde- rate ausgeschieden sind, macht sich durch Erganzungswahl gemäß § 56 der rev. Landgemeindeordnung die Wahl von 2 Ausschußpersonen und I Erfatzmanne aus der Klasse der Unangesessenen nötig. Die Wahlperioden laufen für die eine Ausschußperson mit dem 31. Dezember 1912. für die andere Ausschußperson mit dem 31. Dezember 1914 und für den Ersatzmann mit dem 31. Dezember 1912 ab. Die Entscheidung darüber, wer von den neugewählten Ausschußpcrsonen bis 31. Dezember 1914 zu amtieren hat, ist durch Los in einer Gemeinderatssitzung zu treffen. Stimmberechtigt und wahlbar sind nur solche Gemeindemitalieder, welche in der für die letzte ordentliche Wahl aufgestellten Liste Aufnahme gefunden haben, sofern sie die Berechtigung hierzu noch besitzen. Die Wahlliste liegt vom 25. Juli lSN ab 14 Tage lang im Gemeindeamte (Kassenzimmer) zur Einsicht, aus. Einwendungen gegen das Wahlverfahren sind nach 8 51 der reo. Landaemeindeordnung binnen 14 Tagen nach der Stimmenauszählung, und zwar bis 27. August ISN, nachm. 5 Uhr bet der Kgl. Amtshauptmannschaft Chemnitz anzubringen Zuletzt sei noch besonders daraus hingewiesen, daß die Wahllisten auch Sonntag, den 30. Juli er., vorm. N bis 12 llhr im Gemeindeamts eingesehen werden können. Rottluff, am 20. Juli 1911. Der Gcmeindcvorftand. Sitzung des Gemeinderats zu Rabenstein am 17. Juli IVII. Anwesend: der Gemeindevorstand und 19 Mitglieder. 1.. wird beschlossen, die Unterstützung für eine vom Familienhaupte verlassene Familie auf die Armenkasse zu übernehmen und die er forderlichen Maßnahmen gegen den betr. Ehemann in die Wege zu leiten; 2.. wird Kenntnis genommen: von einem Schreiben der Elektrizitätsgesellschaft Oberlungwitz; b., von der Einladung zu einem wasseramtlichen Termin: c.. von dem Ergebnis einer Verkaufs- Verhandlung und einer amtlichen Verhandlung, in Sachen, die Klär- anlage betreffend; 6., von einer Verfügung, die Unfallversicherung Hebammen bÜ1.;'e., von ViM'Schveldru des Dlttkirc.tiüuu' füchs. Gemeindebeamten, den Besuch der Hygiene-Ausstellung betr.; 3.. werden unter gewissen Bedingungen die Kosten zu einem 4.', der Errichtung eines Bezirkskrankenhauses wird unter ge wissen Bedingungen grundsätzlich zugestimmt: 5.. die Rcchnungsp^fungsarbeiten rc. sollen bis auf weiteres Aufstellung^ an einem anderen geeigneten Orte sollen die erforderlichen Schritte unternommen werden; ^ 7.^ auf die Mrfügung des Kgl. ^Ministerium des Innern, die 9.. in Sachen, die Verbreiterung der Ritter- und Röhrsdorfer Straße wird den von dem Vorsitzenden und einem Anlieger ge troffenen Abmachungen zugsstimmt: 1V., wird in einer Wertzuwachssteuersache ein Vergleichsvorschlag in geheimer Abstimmung adgelehnt und darauf beschlossen, die Sache an die Kgl. Amtshauptmannschaft zur weiteren Entschließung abzugeben. Iugendfreundschaft. Roman von G. v. Schlippenbach. Mutter und Tochter plauderte» über eine Stunde zu sammen. Frau Grotenbach berichtete, daß Alfred in Moskau weile, wo er Assistent an der großen Nervenheilanstalt des Professors Keramsin war, daß er aber bald über Berlin nach Paris'reisen werde, um auch dort seine Kenntnisse zu erweitern. Lina war in Berlin in einer Klinik für Kinder angcstellt und besuchte die Ihrigen in der Pension, sobald sie frei war. Nachdem auch von Klara und den beiden Jüngsten berichtet worden war, sagte Frau Grotenbach: nach Vorschrift des deutschen Arzneibuches, Prima Lasel- und Olivenöle, äußerst mild im Geschmack. I». Tafel-Essig, Estragon-Essig, Obst- und Beerenweine in bester Qualität, kaufen Sie vorteilhaft in der Hofer Drogerie Siegmar Straß«. Lrtod »«Kall». Fernsprecher 326. „Jetzt erzähle du mir von deiner Reise, mein liebes Kind." Eva besaß die Gabe, alles hübsch und poetisch zu schildern, sie brachte Mappen und Ansichten und erklärte die Bilder. In Italien waren sie am längsten gewesen, in Nizza zuletzt; dort lebten Frau Haideck und ihre Pflegetochter sehr gesellig, Blumenkorso, Bälle und Konzerte folgten aufeinander. Es fiel der Lauschenden auf, daß Eva von sich persönlich nichts erzählte; unter dem fragenden Blick der Mutter senkten sich die langen Wimpern, immer mehr gewann Frau Grotenbach den Eindruck, daß ihr Kind etwas erlebt hatte, was sie verheimlichte. Das Rollen von Wagenrädern auf dem Kies platz vor der Villa zeigte Mau Hawecks Heimkehr an.' Die Jugendfreundinnen begrüßten sich sehr herzlich. „Wie wohl und glücklich du aussiehst", sagte Anna, „ich finde dich um Jahre verjüngt, das freut mich, so war mein Rat doch ein guter!" „Täglich danke ich dir dafür", versetzte Frau Grotenbach, „es geht mir in jeder Beziehung gut." „Thekla ist ein anderer Mensch geworden", diesen Ein druckgewann ihre Jugendfreundin schon in dieser ersten Stunde. „Hier meine erste Abzahlung," sagte Frau Grotenbach, die Scheine auf de» Tisch legend, „ich hoffe, dir nächstes Jahr mehr zu geben, da meine Pension floriert, sie ist jetzt bekannt geworden." „Es hat ja keine Eile," meinte Frau Haideck lächelnd. Eva hatte den Tee bereitet, die drei Damen verlebten ein gemütliches Plauderstündchen. Es fiel Frau Grotenbach auf, daß ihre Freundin recht gealtert hatte, ein sorgenvoller Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, unwillkürlich brachte Thekla Karla damit in Verbindung. Zwei große Bilder des jungen Paares hingen im Salon; aus kostbaren Rahmen blickten die Gesichter Karlas und ihres Mannes hernieder, zwei schöne Menschen, aber Uchatscheffs Züge hatten einen Aus druck von Genußsucht, cs lag etwas Frivoles im Lächeln der Lippen, im Blick der Augen. Konstantin trug die reiche Uniform eines Gardcregiments. Karla, die von ihrer Mutter gehegte, einzige Tochter sah sehr ernst aus, eine leise Wehmut lag über dem reizenden „Ja, ja," sagte Frau Haidcck mit seltsam schwerer Be tonung, „so sieht jetzt mein Liebling aus, sie ist erst ein Jahr verheiratet." „Du glaubst, daß sic nicht glücklich ist?" fragte Frau Grotenbach leise. „Glücklich!" rief Anna, „kann sie es mit jenem Mann sein, der in nichts zu ihr paßt; ich habe es kommen sehen, Uchatscheff versteht Karla nicht!" Sie war so bewegt, daß sie lange schwieg, endlich sagte sie: „Was vermögen wir Eltern, wo es gilt, gegen zwei Verliebte anzukämpsen? Wir müssen schließlich gegen unsere bittere Ueberzeugung nachgeben." „Du schienst aber selbst eine günstigere Ansicht über deinen Schwiegersohn gewonnen zu haben," warf Frau Grotenbach ein. „Leider steckt nichts hinter seinem bestechenden Wesen, er ist eben aus einer ganz anderen Sphäre als Karla, ein Lebemann und ein Mensch, der ihr eigenstes Wesen ober flächlich beurteilt, und Karla ist eine sehr feinfühlige Natur, die schweigend leidet und zu stolz zum Klagen ist über das, was sic selbst gewollt hat." „Du stehst vielleicht zu schwarz. Liebste," sagte Frau Grotenbach. „Da du ja bald zu deiner Tochter reisen willst, kannst du selbst urteilen, und ich hoffe von ganzem Herzen, daß du dich getäuscht hast." „Gott gebe es," versetzte Frau Haideck inbrünstig. Adam und Kurt kamen, um die Mutter abzuholen; es waren ein paar prächtige Buben geworden, mit offenen, lieben Gesichtern. Adam war ein langaufgeschossenerJüngling von fünfzehn Jahren der zwölfjährige Kurt ein bildhübscher, aufgeweckter Knabe, besten Wunsch es war, die militärische Karriere zu ergreifen. „Es liegt mir sein, dich zu beneiden, liebe Thekla," sagte Frau Haideck, „aber wenn ich deine Söhne sehe, so bedaure ich immer, daß ich nicht auch welche habe. Wie stolz mußt du auf Alfred sein und wie lieb sind die beiden jüngeren Söhne. Im Sommer macht ihr euch doch frei, Lina und ^ttarmkänneir «ch ckn bei- Pension vertreten, vuluw'Adrim und Kurt, ihr besucht mich im Strandhof." „Ich folgte gern deiner Einladung," entgegnete Frau Grotenbach, „wie geht es mit deinem Krankenhause, hast du jetzt eine tüchtige Leiterin an Linas Stelle?" „Ja, es geht. Wie verschieden doch deine Töchter sind! Eva ist in allen Stücken das Gegenteil der älteren Schwester." „Ich finde Evchen sehr ernst geworden; hat es einen tieferen Grund?" Frau Haideck schien etwas verlegen, dann sagte sie: „Eva hat mehr als einen Heiratsantrag gehabt; ich muß dir jetzt erzäblen, was ich dir nicht verschweigen darf. Bei meinen Bekannten in Nizza lernte Eva einen jungen Franzosen kennen, der sich ihr in werbender Huldigung näherte; er heißt Robert Latour und ist ein bildschöner Mensch. Ich erkundigte mich nach ihm, aber niemand wußte mir näheres zu sagen. Soviel es in meinen Kräften stand, habe ich den allzuhäufigen Verkehr der beiden jungen Leute verhindert, und als ich zu befürchten anfing, daß Eva sich die Sache zu Herzen nehmen würde, beschleunigte ich unsere Abreffe von Nizza." „Und du fürchtest, daß der Franzose Evas Liebe gewann?" fragte Frau Grotenbach bewegt. „Ich glaube es zuweilen, Evas mädchenhaftes, echt weibliches Empfinden verschließt sich keusch, sie gleicht der Mimose, die vor der leisesten Berührung erschrickt. Wenn ich im Herbst zu Karla reise, bleibt Eva bei dir; es wird ihr gut tun, einige Zeit die mütterlichen Flügel um sich zu fühlen, hoffentlich hat Latour keinen bleibenden Eindruck auf sie gemacht, die Zeit war ja wohl auch zu kurz." K. Kapitel. Eva. Der Buchenwald in Rügen stand im Schmuck seiner saftigen Blätter da. Schimmernd hoben sich die Kreideselsen gegen das grüne Laub ab. In smaragdgrüner Bläue breitete das Meer sich aus und goldene Sonnenfunke» tanzten auf seiner Fläche. Wie Riesenzuckerhüte erhoben sich die Wssower Klinken, man genoß von dort aus einen herrlichen Rundblick. Ein Fremder, der an diesem Tage in Saßnitz eingetroffen war, stieg die Anhöhe empor, er hatte den Strohhut von den schwarzen, lockigen Haaren abgenommen, seine stechenden dunklen Augen hielten Umschau. „Ich muß sie wieder finden," murmelte er in französischer Sprache, „ich muß." Er schritt durch den Wald, spähend sah er sich um, aber erst nach längerem Wandern begegnete er einer Bauers- Bon Wanzen befreit Sie der „Insettentod", L Fl. 50 Pfg., aus der Drogerie Siegmar. Fernsprecher 326.