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Dresdner Journal : 25.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186905250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-05
- Tag 1869-05-25
-
Monat
1869-05
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 25.05.1869
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M 117 Dienstag, den 25. Mai Ad»««rmrar,prrtsr: 1» lorää. ^tdrUob: orklr—«xr ^,j»krlickr 1 „ 15 „ bloottlicb:— „ 15 „ L1»»«lo«8umwern: 1 „ I»kr«L»—» tritt iäbrUo^ i 1-blr. 8tewp«Ix«bükr, »ll»»«rb»Ib ao» biorää. Luoa«» Pott - uoä 8t«wp«lrui»LbI»5 bioru. Insrraltnprrtse: pür <t«o ki»um eio«r x«»p«Itenen 2«il«: 1 ki^r. llotor „Linx«»»oüt" äi« 2«il«: 5 rrscheinea: Dlpllek, mit Xu»v»bw« ä-r 8ooi> naä p«i«rt»U», Hd«uä» kiir äeo kolxsoätt» 1'»x, Dres-nerIonmal. Lerautwottlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«!». rnstratena«nahm» auswärt«: I-ttx-iU: k'»> Lonui>L»»1oo)tc üei vre-äoer xourool»; «beoä»».: 8. Lxoi r», Lvoi» po»r; S-mdorx-v-rli«" Vi»L-1.«ixiix-N»-«I-kr»ll>tti»rt »H, - Sk Voai-r«, Lerttv^ 6»ori«»'-c!>« UiieUb., liiir«»«»»:»'» Nur«»», ltvvol.r« Lloü-ü! Ursms»! L. 8cul.orrir; Lr„I»ll: I.. 8rmo«!»'» ^nuoneeuburoau, a>ü<»ii. Si t'»Lv»v; kri-olllurt »8.: ^-ro» o'-cbe 8uck5.; Lola: zto. k»rii: 8^vL», l.-rrir>i, I!vi.i.iri> L(7o., (ö, kl»e« ä«, I» Souris); Sr»p: t». SullUlou s Uuebb.» Visu: ^l.. Oeem-l«. qcrausgeber: leüui^I. Srpsäitlon <Iss vr«»üott Lourutt«, vre-ä-o, 8»ri«ll»tr»--» blo. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 17. Mai. Seine Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Fabrikant Max Unger zu Johanngeorgenstadt das ihm verliehene Ritterkreuz des Kaiserlich Oesterreichi- schen Franz-Joseph-Ordens annehme und trage. Dresden, 19. Mat. Se. Majestät der König ha ben allergnädigst geruht, dem Thorwächter George Weber zu Panschwitz die silberne Medaille des Al brecht-Ordens zu verleihen. Dresden, 20. Mai. Se. Königliche Majestät ha ben zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Pro fessor der Rechte Geheimer Justizrath Dr. von Ger ber in Leipzig das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehene Comthurkrcuz II. Classe des Anhaltischen Hausordcns Albrechts des Bären annehme und trage. Bekanntmachung, die Anschaffung von Hülfsmitteln für die Volks schule zur Verdeutlichung des künftigen Maaß- und GewichtssystemS betreffend. Durch die in Ao. 28 dcS Bundesgesetzblattes für den Norddeutschen Bund publicirtc Maaß- und Ge wichtsordnung wird das metrische System mit vollstän dig durchgesührtcr dccimaler Theilung sowohl für Maaße als für Gewichte angenommen und sollen diese neuen Maaße und Gewichte mit dem I. Januar 1872 aus schließlich, vom I. Januar 1870 an aber fakul tativ in Gebrauch treten. Die dadurch gegen das bisherige Maaß- und Gc- wichtssystem zu erwartende Verschiedenheit berührt in weit stärkerer Weise die Längcnmaaße, als die Hohl- maaße und Gewichte und es ist daher das unterzeich nete Ministerium besorgt gewesen, zunächst bezüglich des Längenmaaßcs ein Lehr- und Anschauungsmittel Her stellen zu lassen, dessen Verwendung die Verschieden heit der gegenwärtigen und künftigen Längenmaaßc in der Volksschule zu veranschaulichen und durch dieselbe die Kmntniß davon weiter zu verbreiten geeignet ist. Zu diesem Zwecke hat Man bei der Firma Gie secke L Devrient in Leipzig ein Tableau Herstellen lassen, auf welchem der Metermaaßstab in Zen timeter getheilt und mit starken Linien aus geführt unmittelbar neben der in Zolle ge- lheiltcn Elle steht. Dasselbe ist auf starkem Zeich- ncnpapicr, welches auf der Rückseite Leinwand enthält, auSgeführt und zum Aushängen n den Schnlstnbcn bestimmt. Das Ministerium hat von diesem Tableau zunächst 6000 Exemplare anfcrtigen lassen und die nur gedachte Handlung sich verbindlich gemacht, das Exem plar davon zu 4 Ngr. zu liefern. Nachdem nunmehr die Vollendung dieser Tableau's bei dem Ministerium angezeigt worden ist, verordnet Mau andurch, daß jede zweiklassige Schule ein Exem» plar dieses Tableau's für die Oberklasse, jede mchr- klasstge Volksschule die erforderliche Anzahl für dteSchul- zimmcr der Mittel- und Oberklasscn auf Kosten der Schulcasse anschaffe. In Betreff des Bezugs dieser Tableau's ist also zu verfahren: 1) Die Krcisdirectioucn, resp. das Gc?ammt-Con- sistorinm zu Glauchau, welche bereits Lurch Verordnung vom 27. Februar dies. Js. angewiesen worden sind, den Gcsammtbedarf für die Schulen ihres Bezirkes zu ermitteln, haben denselben nunmehr dem Ministerium uuverweilt anznzeigen, welches die Firma Giesecke L De vrient auweisen wird, die erforderliche Anzahl von Exem plaren dircct an die Kreisdirectionen re»p. das Ge- sammt-Cvnsistorium abznsendcn; 2) den Betrag dafür haben die Kreisdirectionen rezp. das Gcsammt-Konsistorium zu Glauchau einzusam- mcln und dtrect an genannte Firma auszahlen zu lassen. Außerdem macht das unterzeichnete Ministerium darauf aufmerksam, daß die Wcrkzeughandlung von Eduard Gödel in Leipzig (Eliscnstraßc Ao. 6) noch ein anderes Anschauungsmittel für die künftigen Längen- maaße in ihr<m Verhältnisse zur Elle hergestellt hat und daß davon dem unterzeichneten Ministerium Pro ben Vorgelegen haben, deren Genauigkeit und Vorzüg lichkeit neben Billigkeit des Preises dassclb: zu einer öffentlichen Empfehlung für die Schulen veranlassen — nehmlrch Lineale in 2 Größen zu und Meter, welche neben der Theilung des Meter in Zentimeter und Millimeter auch die Theilung in Zolle und Achtel zolle enthalten. Man gicbt den Kreisdirectionen, resp. den Schulinspectionen anheim, sich mit der genannten Werkzeughandlung wegen Lieferung dcS Bedarfs direct in Vernehmen zn setzen. Die im Königreiche Sachsen erscheinenden Amts blätter haben diese Bekanntmachung zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 15. Mai 1869. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Für den Minister: vr. Hübel. Fiedler, S. Nichtamtlicher Theil. lledxrNtkt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. Kösl'n. Braunschweig. Ham burg. Wien. Paris. Rom. Madrid. Lissabon. Bu karest.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Dahl u.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. Tageökalender. Börsen nachrichten. Beilage. ReichStagSsitzung vom 22. Mai. Dresdner Nachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 24. Mai, Mittags. (Tel. deS Dresdn. Journ) lieber die neueste Wendung be züglich der Steuervorlagen verlautet Folgendes: Die der Regierung am allernächsten stehenden Ab- aeordnetcn sollen Geneigtheit kundgeben, so viel an BnndeSsteuern zu verwilligen, alS durch Bundes- maßregeln Einnahmeausfalle entstanden sind; die Deckung des Restes von 5 Millionen Thlr. solle dem preußischen Landtage überlassen bleiben. Trotz dem und obwohl die Unterhandlungen mit den Führern der Nationalliberalen fortdauern, gilt die Ablehnung sämmtlicher Steuervorlagen für wahrscheinlich. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Berlin, Montag, 24. Mai. (W. T. B.) Der heutige „Staatsanzeiger" enthält eine Präsidial- Verordnung, durch welche das Zollparlament zum 3. Juni einberufen wird. Karlsruhe, Montag, 24. Mai. (W. T. B.) Gestern hat in Offenburg eine stark besuchte libe rale Landeöversammlung stattgefunden. Man beschloß einstimmig eine Adresse an den Groß- Herzog, welche sich gegen die Agitationen der Ultra- montanen und der demokratischen Partei erklärt, eine entschiedene Neformcutwickelung, aber keine Berufung eiücs außerordentlichen Landtags will und an dem Streben nach staatlicher Verbindung mit dem Nord deutschen Bunde fcsthält. Ferner wurde eine Resolu tion angenommen, welche der Regierung Unterstützung zusagt, wofern sie diesem Programme treu bleibt. Paris, Sonntag, 23. Mai, Abends. (W. T. B.) Der heutige Zudrang zu den Wahlurnen war noch nicht bedeutend. Edgard Quinet (der den Eid verweigert) hat seine Candidatur im Ain-Departe- ment zurückgezogen. Der Kaiser ertheilte dem bisherigen Gesandten der nordamcrikanischen Union, Dir, eine Abschieds- audienz und empfing den neuernannten Gesandten der Bereinigten Staaten, Washburn, in einer An- trittSaudienz. Der Prinz Napoleon hat seit seiner Rückkehr dem Kaiser mehrfache Besuche abgestattet. Florenz, Montag, 24. Mai. (W.T.B.) Der Vicekönia von Aegypten ist gestern Nachmittag hier eingetroffen, wurde auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen und stieg im königlichen PalaiS ab. Tagesgrschichte. * Berlin, 22. Mai. Den neuesten Nachrichten aus Babelsberg zufolge geht es mit dem Befinden des Kö nigs wieder ganz gut, und haben Se. Majestät hente bereits wieder die üblichen Vorträge entgegengenommen und auch einen Besuch in Potsdam gemacht. Die An kunft des Vicekönigs vo n Aegypten wird hier am 7. Juni (über Wien) erfolgen. Wie cs heißt, wird Se. Majestät der König aus Anlaß dieses Besuches seine Reise nach den neuen Landestheilen etwas abkürzen, und soll namentlich der Besuch in Kassel ausfallcn. — DK Ausschüsse des Bundcsraths des deutschen Zoll vereins für Zoll- Und Stcuerwcsen, sowie für Han del und Verkehr versammelten sich heute zu einer Sitz ung. — Der Ausschuß des Bundesraths des Nord deutschen Bundes für Rechnungswesen trat heute zu einer Sitzung zusammen, der Ausschuß für Handel und Verkehr hielt gestern eine Sitzung ab. — Le. Majestät der König hat, dem „Mil.-Wchbl." zufolge, eine von der Militärmedicinalabthcilung des Knegsministeriums entworfene uene Instruction über das Sant- tätswescn dep Armee im Felde genehmigt, wo durch das bisher giltige Reglement über den Dienst der Krankenpflege im Felde vom 17. April 1863 außer Kraft tritt. — Die Ernennung des französischen Bot schafters hierselbst, Benedetti, zum Grafen wird jetzt als osficicll gemeldet. — Baron v. Gerolt, der Ge sandte des Norddeutschen Bundes bei den Vereinigten Staaten Nordamerikas, ist heute früh über Bremen von Washington hier eingetrvfsen und im „Hotel Royal" abgestiegen. Während seiner Abwesenheit versieht der Legationsrath v. Krause die Geschäfte. — Mit dem Befinden des Professors vr. Hengstenberg geht es im.Wrseu>ltchcn unverändert. Nach der „N. Pr. Z." ist das baldige Abschcidcn dessetbett leider wohl mcht mehr z» bezweifeln. ll. Berlin, 22. Mai. Die ersten Lesungen der Börsen- und der Bierstcuer wurden heute im Reichs tage zu Ende geführt und man beschloß, beide Vor- lagtn nicht an eine Commission zu verweisen, sondern im Plenum zu bcrathcn. Obwohl heute mehrere Red ner der Streng- wie der Freiconservativen für die Be willigung der Steuervorlagen eintraten, so erklärte der Bundeskanzler, der zweimal das Wort ergriff, doch, daß ihm die Aussicht auf Annahme der Sleuervor- schläge geschwunden sei. Ein Comprvmißvorschlag liege von keiner Seite vor. Er appcllirte wiederholt nicht gerade an den Patriotismus des Hauses, aber entschie den an dessen Pflicht- und Billigkeitsgesühl und bat, wenn man ihm hier alle Steuern ablchntc, wenigstens um das Zeugniß vor dem preußischen Landtage, daß er ernst und ehrlich für die Bewilligung der Steuern im Reichstage gekämpft habe. Der Bundeskanzler stellte die Möglichkeit, irgend etwas am Militäretat zu sparen, in Abrede, da derselbe die beste Bürgschaft für den Frieden sei, und er bestritt lebhaft die Bezeichnung des Hceresauswandcs als einer unproductivcn Ausgabe. Bei der großen Wahrscheinlichkeit der Versagung der Geldmittel durch den Reichstag stellte er eine Berufung des preußischen Landtags nach Schluß dcS Reichstags, sowie eine nochmalige Einberufung des Reichstags Ende dieses Jahres zur ncchmaligen Prüfung der Steuer- Vorlagen eventuell in Aussicht. Außerdem gab er bei ¬ läufig noch einen Excurs über seine persönliche Stel- lnng zn der Presse. (Vergl. den Inhalt seiner Rede in der Beilage.) Der preußijche Finanzministcr ergriff gleichfalls mehrmals das Wort, um über die von issm verfaßte Denkschrift Aufschlüsse zu geben; im Ucbrigen stellte cr heute die Finanzlage Preußens nicht als so ernstlich bedroht dar, als man vielseitig nach dem Lesen der Denkschrift angenommen hatte. Er be rechnete das Deficit niedriger, ohne jedoch die Noth Wendigkeit, über dasselbe durch Stenerbewilligungen hi u- wegzukommen, weniger lebhaft zu betonen. Die Red ner der Nativnalliberalen glaubten nicht an den Ernst der Finanzlage in der Maße, wie dies die Denkschrift entwickle, sie lehnten entschieden dauernde Mehrbela stungen zur Deckung von Uebelständen, die (nach ibrcr Auffassung) vorübergehende sind, ab und sprachen sich auch gegen die Behandlung des preußischen Dcficits im norddeutschen Reichstage aus. Was Herr v. Bennig sen in dieser Richtung und über das Verhältuiß des Reichs tags zum preußischen Abgccrdnctenhausc entwickelte, ver dient schon wegen der Stellung dieses Abgeordneten innerhalb seiner Fraction Beachmng. Die Fortschritts partei führte als das esewrmn cense«, wie cs der Bun deskanzler nannte, gegen die Steuern die Höhe deS Militäretats an; einer ihrer Redner, l)r. Becker, schil derte die einzelnen Steuern in einer Weise, deren Oun- druck auf die Versammlung nicht zu vcrk nnen war. Endlich sprach auch noch als einziger Vertret r .in s nicht-proußischen Bundesstaates der Abg. Oehmichen (Sachsen). Die Socialisten und die Volkspartei fehl ten heute wie gestern größlentheils unentschuldigt nur der Abg. Hasenclever war anwesend. (Der spc- cielle Sitzungsbericht folgt in der Beilage.) k. Berlin, 23. Mai. In der gestrigen Soiree, welche der Herr Bundeskanzler gab, war besonders die Fraction Ler Nativnalliberalen zahlreich erschienen. Es wurde bemerkt, daß Gras Bismarck sich vorzugs weise mit deren Führern unterhielt. ' KöSlin, 22. Mai. Die Eröffnung der Bahn strecke Köslin-Stolp, welche am l. Juni stattfin den sollte, hat infolge einer Senknng ces Damm s bei Köslin um 4 Wochen verschoben werden müssen. Braunschweig, 23. Mai. (Tel.) Heute fand eile neue Versammluug statt, in welcher man sich gegen den Verkauf der bcaunschwei.,scheu Staatscisenbah- nen (an eine Privatgesellschaft) erklärte. Zugleich wurde der Beschluß gefaßt, den Landtag anfzufororru, den Verkauf unter allen Umständen zu verwerfen, wenn derselbe zur Genehmigung vorgclegt werden sollte. * Hamburg, 22. Mai. Der Senat beschloß in seiner yentigen außerordentlichen Sitzung die Einwen dungen der Bürgerschaft gegen die Wahl des l)r. Schrö der zum Senator als begründet nicht anznerktnucn, jedoch dessen auf Montag angesctzte Beeidigung aus- zusctzcn, bis der in dieser Angelegenheit entstandene Dissens auf verfassungsmäßigem Wege seine Erledigung gefunden habe. München, 22. Mai. Se. Maj. der König Hal. wie man der „Allg.Ztg." schreibt, dem Könige uno demKronprinzenHnmbcrt von Italien dcn Haus- olden vom heil. Hnbertus verliehen. — Dasselbe Blatt berichtet bezüglich der Laudtagswahleu Fol gendes: Das Gcsammtergebniß stellt sich so, daß 59 der Fortschrittspartei, 16 der Mittelpartei, 78 der patriotischen Partei und l der Volkspartci angehörcn. Wenn wir den Personalstand der letzten Kammer der Abgeordneten und daS Ergebuiß der Neuwahl vorn 20. d. M. vergleichen, so fehlt uns manch allbekann ter Name, ja cs sind sogar drei Viertheile der Mit glieder der letzten Kammer nicht mehr gewählt wordcu. So befinden sich insbesondere die beiden Präsidenten und die zwei Sccretärc der Kammer: Prof. v. Pözl und Frhr. v. Pfetten, dann Gutsbesitzer Hirschberger und Adv. Wicdenhofer mit sehr vielen andern hervor ragenden und höchst verdienstvollen Mitgliedern der bisbcrigen Volksvertretung nicht mehr unter dcn Ge wählten. Bietet die Geschäftsbehandlung in einer zu drei Vierthcilcn aus Neulingen im parlamentarischen FeuMeton. K. Hoftheater. Svnnabenv, den 22. Mai, gastirte in Flotow's Oper „Martha" Herr Lederer vom großherzogl. Hoftheater in Darmstadt als Lyoncl. Die Stimmmittel desselben sind ungewöhnlich gut. Sein Tenor besitzt Höhe, reine Intonation und metallisch ausgiebigen Klang, im Forte, das sogar kräftiger ist, als derartige lyrische Partien unbedingt erfordern, eine gewisse Schärfe, eine Mischung von Gaumen- und Nasalton, die durch bessere Tonbildung veredelt werden müßte. Seine Technik ist musikalisch löblich und rou- tinirt, läßt indessen noch eine künstlerisch geschulte Ausbildung vermissen. Vox Allem fehlt dem Sänger die Beherrschung und schmiegsame Verbindung der ver schiedenen Klangstärken seines Organs, wodurch allein rin fcin modultrtrr Vortrag der Cantilene voll Schmelz und Weichheit deS Tons und voll Wärme der Empfin dung möglich wird. Herr Lederer sucht den Ausdruck zu vorwiegend im Forte, obwohl einzelne Stellen die Fähigkeit zu zarterer Nüancirung sehr wohl erwiesen. Auch eine deutlichere Aussprache bleibt ihm zu erringen. Uebrigens schien eine Indisposition und das nöthig gewordene rasche Einschieben dieser Oper statt der früher gewählten die Ausführung deS GastcS einiger maßen zu irritiren. Jedenfalls ist Herr Lederer von vorzüglichen Stimmmitteln und Jugend begünstigt, um künstlerische Leistungen zu erreichen, wenn er die un umgängliche Hilfe fleißiger Studien hinzufügt. Frau Katnz-Prause hatte dir Partie der Harrtet über nommen und fand sich mit der gesanglichen Aufgabe derselben behend und spielend ab, nicht aber mit der Darstellung und dem AuSdruckscharakter her jungen Lady. Auch der Individualität der Fräulein Nanitz sagt die heitere Nancy nicht -u. Die gav-e Ausfüh rung dcr Oper erwies die Schwächen einer nur mit Mühe ermöglichten Vorstellung. C. Banck. Die 18. allgemeine deutsche Lehrerversammlung in Berlin. Die am 18., 19. und 20. Mai 1869 in Berlin statt- gchabtc 18. allgemeine deutsche Lehrervcrsammlung hat mich, um mein Uriheil über diese Pädagogenversammlung gleich anfangs dieser Zeilen niederzulcgen, den Eindruck der Großartigkeit mit nach dcr Heimath nehmen lassen. Das Großartige wirkt in derRegcl imponirend, erhebend, und läßt einzelne Unebenheiten, über welche man sich bei kleinern Umrissen nicht hinwegzusetzcn vermöchte, übersehen. Schon Berlin an sich mit seinen unabseh bar langen regelmäßigen Straßen, seinen stattlichen Gebäuden, seinem überaus lebhaften Verkehre an den Bahnhöfen, auf Straßen und Plätzen, nöthigt dem zum ersten Male daselbst Einkehrendcn ein wohlbegründetcs Staunen ab, wenn er nur den Maßstab seiner heimi schen Verhältnisse anlegt. Wie manchem kleinstädtischen oder dörflichen Schulmanne mag es bei seinem Ein treffen in der norddeutschen Metropole so ergangen sein! Auf großartiger Basis hatte ein Ortsausschuß, auS 8 Verwaltungszweigen bestehend und von vielen Mitgliedern städtischer Behörden, angesehenen Bürgern und Lehrern gebildet, in Erwartung eines zahlreichen Besuchs die äußern Anordnungen vorbereitet. Reise- vrrgünstigungen nach allen Richtungen hin, freier Zu tritt zu allen Musern, Sammlungen, Sehenswürdig keiten, unter Führung von ortskundigen Ausschußmit- glirdern, waren auSgewirkt und die größten Localitä- ten gewonnen worden, und zwar für dt» Vorversammlung und die Festtafel daS ConcerthauS, für die Hauptsitz- ungrn die städtische Turnhalle, für gesellige Zusammen künfte der Saal deS HandwrrkrrveretnS und Tivoli. Und man hatte sich nicht getäuscht, mehr als 4000 Theilnehmcr waren dem Orte zugeströmt, von dem aus vor Jahren die Verordnungen ergengcn waren, daß preußischen Lehrern der Besuch einer deutschen Lehrcr- versanimlung von ihren Obern nicht zu gestatten sei. Es war darum ganz natürlich, daß der über diese Wen dung dcr Zeiten von den treuen Stammvätern dieser Versammlungen empfundenen Freude wiederholt öffent licher Ausdruck gegeben wurde. Die 18. allgemeine deutsche Lehrervcrsammlung lieferte den Beweis, daß der Zweck dieser Versammlungen: Förderung der päda gogischen Wissenschaft, Begeisterung für die Hebung der allgemeinen Volksbildung, ein klar erkannter und con- seqnent erstrebter sei. Ausschreitungen — nach zwei entgegengesetzten Seiten hin, nicht ohne Muth, theil weise-auch nicht ohne Geschick versucht — wurden ent schieden zurückgewiesen. Weder dcn freigcmetndlichen Principicn, noch den mittelalterlich - hierarchischen Be strebungen gelang cs, sich Geltung zu verschaffen. War die Manier, in welcher diese Proteste zum Theil erfolg ten, nicht immer parlamentarisch zu rechtfertigen, so klärte sich doch schließlich das Resultat, daß man in überwiegendster Majorität keinem dieser Gegensätze zu stimmte, daß weder für den einen noch lür den andern Propaganda zu machen war, sondern daß man daS Ziel unbeirrt im Auge behielt. Ungesucht ergab sich dieses Ziel diesmal bet den vernommenen Vorträgen in eini gen Hauptsätzen. Unter Anderm kamen etwa folgende Hauptgedanken zur weitern Verhandlung: .Die Schule ist nach pädagogischen Priucipien zu leite«." „Die bisher geübte willkürliche Beschränkung der Lehrer- düdung ist verwerflich." „Die Wohl der Methode und der Lehrmittel ist dem Lehrer zu überlaste«." „DaS beste Lorrecti« i« Schulsachen ist die uubedingte O«ffe«tliÄeit." . „Alle Schüler müssen zuvor die Grundlage einer allgemei nen menschlichen Bildung erhalten, ebe sic einem bestimiutcn Berufe zugesührt werden, und die Wissenschaft ist eben auch ein Berus." „Die unglückliche Vermischung der wissenschaftlichen nnd der Hähern allgemeinen Bildung wnd besonders befördert durch das einzelnen Schulen ertheilte Privilegium, ihren Schülern die Berechtigung zum einjährigen Militärdienste zu eewähren; — solche Schüler sind nur ein Ballast sür die wissenschaftlichen Anstalten." rc, rc. Die Vorträge und Verhandlungen über diese und ähnliche Hauptsätze wurden mit sichtlichem Interesse der Theilnehmcr verfolgt. Wer außerdem gekommen war, um in besonder» Lieblingsfächern Anregung zu finde» und Umschau unter dcn neuesten Ergebnissen zu hal ten, fand hierzu ausreichend Gelegenheit in den vor oder nach dcn Hauptsitzungen veranstalteten Nebenver sammlungen. Es hatten sich für solche Referenten ge meldet über: Mathematik, Naturwissenschaften, Mnemo nik, Stenographie, Zeichneuunterricht, Elcmentarleseun- terricht, Kindergärtenangelcgenheit, Fraucnbildung rc. Rechnet man hierzu noch die Veranstaltung eines Kir- chenconcerts, bei dem das königl. Domchor in meister hafter Ausführung claffische kirchliche Gesänge zu Ge hör brachte, ferner den an zwei Abenden ihre mit königl. Munificenz der Versammlung ausschließlich frcigegebe- nen Besuch der königl. Oper und des königl. Schau spielhauses, dann die Exkursionen nach den Umgebun gen Berlins, so ist die Reichhaltigkeit deS Dargcbote- nen anaedeutet und die Großartigkeit de- Eindrucks begreiflich, dcn diese Tage in jedem dcr bet der Ver sammlung Betluiligtm hat hinterlassen müssen. Wohl fehlt solchen Masscnvrrctntaungen von Fachgenossen auS allen Gauen deutscher Länder daS gemüthliche Ele ment kleinerer Versammlungen, deren Interessen auS den nächsten Kreisen und Verhältnissen hier zusammen-
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