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FcrnsprechstcltcHZ.22 Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint DicnStag, DonnerS- tag und Sonnabend. Die Ausgabe des Blatte« erfolgt Tag« vorher Nachm. 4 Uhr. Abonnement«.Preis viertel jährlich 1 Mk. vo Pf., zwei- monatlich I Mk., einmonat lich SO Pf. Einzelne Nummern 10 Pf. PostteilungSbcstelllifle 60üb, Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungSträger nehme» stet« Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeitung" an. MO MOG AmtMM für bas MW. Amtsgericht mb den ZlMW j» Zchmdau, sowie für den MiGMiilderath MU.^axNrl-e K-nnI-g°0c-U". MU »nmm. ür-tt-nor-c-x". RU ..o.»ib»,!riocch.>nc. AxMo-'. Zinsebüte, bei bet wetten Nerbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montag«, Mit twochSund Fr eitag« bi« spätesten« vormittag« 9 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pf, Inserate unter fünf Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet (tabellarische und eomplicirt) nach Uebereinkunft). „Eingesandt" unlerm Strich 20 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Jnseraten-Annahmestellen: In Schandau! Expedition Zaukenstraße 184, in Hohnstein: bei Herrn Stadtkasstrer Reinhard, in Dresden und Leipzig, die Annoncen Bureau« von Haasenstein L Bögler Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. und in Hamburg: KLroly L Liebmann. _ Schandau, Donnerstag, den 5. Juli 1900. 44. IllsMllg. Bekanntmachung, den Handel mit Gutscheinen betreffend. Es ist zu bemerken gewesen, das;, wie bereits an anderen Orlen, so anch in hiesiger Stadt, der Vertrieb von Waren verschiedenster Art durch den Verkanf von so genannten Gutscheinen (Gutschein-, Hydra- oder Gellahandel) versucht wird. Das Wesentliche dieses Gnlscheiuyandels besteht bekanntlich darin, das; der Käufer gegen Leistung einer geringen Anzahlung von dem Geschäftsinhaber zunächst nicht den Kaufsgegenstand selbst, dessen angeblicher Wert erheblich Häher ist als die Anzahlung, sondern mir einen sogenannten BerechtiMUsts- oder Wareubezngsschein erhält, mit welchem eine bestimmte Anzahl von sogenannten Gutscheinen, gewöhnlich vier, als Abschnitte verbunden sind, welche der Käufer wiederum au andere Personen absehen muß. Aber erst dann, wenn diese Erwerber der Gntscheine sämmtlich ihrerseits gegen Rückgabe der Gutscheine und gegen Entrichtung einer gleich hohen Anzahlung Waren- bezngsschcine mit der gleichen, bestimmten Anzahl von Gntscheinabschnitten gelöst haben, kann endlich der erste Käufer vom Geschäftsinhaber die Ware verlangen. Diese Art des Handels, bei welcher der Geschäftsinhaber die Käufer an sich reißt und sie zngleich zn seinen Agenten macht, bedeutet eine verderbliche Konkurrenz für den solide» Geschäftsmann und birgt außerdem die Gefahr einer finanziellen Schädigung gerade der unbemittelten nnd weniger geschäftskundigen Bcvölkeruugsklassen, wie nicht minder der Käufer der Berechtigungsscheine in sich, zumal dann, wenn die von dem Geschäftsinhaber schließlich gelieferten Waren unbranchbar sind oder den zugesicherteu Wert nicht haben, oder der Geschäftsinhaber vor Lieferung der Ware in Konkurs ver fällt, ganz abgesehen davon, daß natürlich der Absah der Gutscheine mit der Zeit immer schwieriger wird und das; eine große Zahl derselben dann verfällt, worauf die Unter nehmer natürlich rechnen. Da ein Verbot dieses Geschäftsverfahrens nach dem jetzigen Stande der Ge etz- aebuua leider uuthuulich ist, so wollen wir wenigstens nicht verfehlen, das Publikum hierdmch aus die Gefahre» der erwähnten Manipulation Hinzuwelsen. Wir bemerken dabei gleichzeitig, das; gegen Inhaber von Gutschemen, welche, ohne im Besitze eines Wandergcwerbescheins zu sein, austerhalb ihres Wohnorts durch deu Absatz von Gutscheinen Warenbestellungen Misslichen, auf Grund von t; 148 »Mr 7 der Gewerbeordnung und gegen Geschäftsinhaber, die durch wissentlich unwahre und mr Jrrefülmmg geeignete Angaben tatsächlicher Art gegen 8 4 des Gesetzes zur Bckäuipfimg des unlauteren Wettbewerbs vom 27. Mai 1896 verstoßen, auf Grund dieser Vor chrift eiugeschritten werden wird. Schandau, am 2. Juli 1900. Der Stadt rat. Wieck, Bürgermeister. Bekanntmachung. Vom 1. Juli dieses Jahres ab wird in Pirna unter Anfhebnng des dortigen Steueramts ein Hauptzollamt neu M Zum Hauptzollamtsbezirke Pirna werden gehören die jetzt dem Haupt- zvllamtsbezirke Schandau zugetheilten Hebebezirke Pirua, Liebstadt, Dohna, Lohmen, Stolpen, Altenberg, Königstein und Berggießhübel. Dresden, am 24. Juni 1900. Königliche Zoll- nnd Steuer Direktion. vr. Löbe. Politisches. Das Kaiscrpaar traf am Montag Nachmittag an Bord der „Hohenzollern" ans Travemünde in Wilhelmshaven ein nnd begab sich, begleitet vom Großhcrzog von Oldenburg und vom Prinzen Rupprecht von Bayern, sofort nach dem Torpedo-Exercierplatz; daselbst nahm der Kaiser, welcher die Uniform des Seebataillous trug, die Parade über das ausgestellte Expeditionscorps für China ab, nnd hielt als dann eine markige Ansprache an die Truppen, die von deren Commandeur, Generalmajor Höpfner, erwidert wurde. Später besichtigte» die Majestäten die Transportdainpser „Wittekind" imd „Stuttgart". Abends fand beim Kaiser paar an Bord der „Hohenzollern" ein größeres Diner statt. Am Dienstag früh 4 Uhr gingen „Wittekind" und „Stuttgart" mit den nach China bestimmten Truppen in See. Die Mannschaften befanden sich sämmtlich an Deck. Ans beiden Lloyddampfern, ebenso auf der „Hohenzollern", ans welcher der Kaiser und die Kaiserin, sowie die übrigen Fürstlichkeiten sichtbar waren, spielte die Mnsik. Am Ufer halte sich eine große Menschenmenge eingefunden, die den Scheidenden Abschiedsgrüße zurief. Der Kaiser hat offenbar unter dem Eindruck der Trauer kunde aus Peking, die beschleunigte Bereitmachung der ersten Division des ersten Panzergeschwaders zur Abfahrt nach China «»befohlen. Es bestätigt sich, daß der Gouverneur von Deutsch- Ostafrika, Generalmajor Liebert nächstens von seinem Poste» wegen wiederholter Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und der Colouialverwaltung zurücktreten wird; auch der inzwischen eingetretene Personalwechsel in der Leitung des Colonialamles scheint au diesem Nücktrittsentschlnsse nichts geändert zu haben. Generalmajor Liebert wird in der Armee wieder ein seiner Auciennitätentsprechendes Commando erhalten. Anch der klemm österreichisch-ungarischen Truppe, welche an dem mißglückten Zngc des Admirals Seymour auf Peking milbetheiligt war, ist von letzterem Lob für ihre Haltung gespendet worden, wie ein in Wien einge- gangenes Telegramm des vor Taku ankernden österreichisch- ungarischen Kanonenbootes „Zenta" besagt. Die betreffende Depesche theilt dann ebenfalls die Ermordnng des deutschen Gesandten und die theilweise Einüscherurig der Gesandt schaftsgebäude in Peking mit. Das Pariser Regierungsblatt „Le Temps" fordert angesichts der tragische» Nachrichten ans Peking einen ent scheidenden nnd ohne Zandern ausznführenden Streich zur Bestrafung des verbrecherischen Attentates ans den Frei herr» v. Ketteler. Das „Journal des Döbals" spricht sich für ein volles Einvernehmen der Mächte in China zur Verhinderung weiterer tragischer Vorkommnisse ans. In der Mvutagssitznng der französischen Dcpntirtenkammer kam ebenfalls der Pekinger Gesanotenmvrd znr Sprache, wobei der Minister des Aenßeren, Delcassö, die Hvsfnnng bekundete, daß die Nachricht von der schweren Gefahr der anderen Gesandte» i» Peking nicht begründet sei. Das Nescript des Czaren, betr. die Einführung der russischen Aintsansprache in Finland, die Einschränkung der finländischen Bersammlnngsfreiheit und die Gewährnng von Handelsprivilegien für russische Kaufleute in Finland, hat die Demission verschiedener Mitglieder der finländischen Provinzialregieruug, sowie des obersten Gerichtshofes in Helsingfors zur Folge gehabt. Ferner erklärte der sin- ländische Senat in einer Eingabe an den Czaren, daß er dessen Reseript nicht veröffentlichen könne. Nichtamtlicher Theil. Dem General Bnller will es noch immer nicht gelingen, ans seinem Marsche zu seiner Vereinigung mit Fcldmarschall Roberts die ihm gegenübei stehende» Buren zu Paaren zn treibe». Er meldet, daß General Talbot Coke ans einer Nccognoscirung mit der 10. Brigade am 29. Jnni bei Ankersfoort die Buren in Stärke vo» 2000 Mann mit Kanone» i» starker Stellung angctrvsseu habe. Nach einer Beschießung der Buren sei Talbot Coke znrückgegangcn, ohne verfolgt zu werden; seine Verluste beliefen sich auf 2 Tode und 6 Verwundete. — Augenscheinlich ist Talbot bei seinem Angriff ans die Stellung der Buren derb ab- gesalleu! Laut einer „Neuter"-Meldung aus Capstadt überschritt General Hnnter den Vaal, für den 2. Juli wurde sein Eintreffen in Francsort erwartet, wo Macdonald'L Brigade von Heilbronn aus zu ihm stoßen sollte. Der Krieg in China. Das „Nenter'sche Bureau" meldet aus Tschifu: Der deutsche Gesandte Freiherr v. Ketteler in Peking wurde am 18. Juni in dem Augenblick, als er sich in das Tsungli- Uamen begeben wollte, ermordet. Ein Dolmetscher, der ihn begleitete, wurde veuvundet, konnte sich aber in eine Ge sandtschaft retten. Am 23. Juni waren nur »och drei Gesandtschaften unzerstört. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nach einer Zeit langen Zweifels und sich widersprechender Nachrichten kam endlich die traurige Aufklärung. Der deutsche Gesandte v. Ketteler wurde nach den vorliegenden Nachrichten, während er mit einem Dolmetscher zum Tsungli-Namen ritt, vom Pferde gerissen und ermordet. Der Dolmetscher wurde verwundet, konnte sich aber retten. Die Gesandtschaften sind größtentheils niedergebrannt. Die übrigen Vertreter der Mächte mit dem Personal und den kleinen Marine- schntzwachen sind, soweit die Nachrichten reichen, »och in; Kampfe nm das Leben begriffe», doch soll die Munitio» bereits knapp sein, sodaß auch hier das Schlimmste zu befürchte» ist. Es ist eine erschütternde Nachricht, die aus der Hauptstadt des Reiches der Mitte kommt. Ganz Deutschlaud wird die Kunde von dein Schicksal des Gesandten mit dem Gefühl größter Theilnahme und Trauer, aber anch tiefster Empörung aufnehmeu. Die „Nordd. Allg. Ztg." gedenkt sodann der rastlosen Energie und der dienst lichen Gewandtheit Ketlelers, verbunden mit einem offenen sympathischen Wesen, das leicht alle Herzen gewann, ihn auf alle» Posten zum gerngesehenen Mitarbeiter nnd Kameraden machte, rühmt seine persönliche Unerschrocken heit, sein Hintansetzen der eigenen Person, wenn es galt, ein als gut anerkanntes Ziel zu erreichen. Diese selbst lose Aufopferungsfähigkeit dürfte anch die nn,nittelbare Ursache seines tragische» Geschickes gewesen sein. Er hat sich wahrscheinlich nicht gescheut, sich dem tobenden Pöbel auszilsetzen, als er sich am 18. Juni nach dein Tsungli- Jame» begab, um seiner Pflicht gemäß dort Vorstellungen zu erheben. Der Artikel schließt: Wenn es etivas giebt, was die Verwandten, Freunde und Landsleute Kettelers tröste» kau», so ist es das Bewußtsein, daß er in treuester Pflichterfüllung wie ein Held auf dem Schlachtfelde ge fallen ist. Ueber die Ermordung des deutschen Gesandten v. Ketteler in Peking liegen jetzt nähere Meldnngen vor. Ketteler ritt hiernach die Legatiousstraße hinunter, als er von chinesischen Truppen und Boxern angegriffen, vom Pferde herabgezerrt und getvdtet wurde. Daraus zerhackte» die Soldaten mit Säbeln die Leiche. Die deutsche Gesandt schaft und sechs andere Gesandtschaften wurden den Flammen überliefert. Die internationalen Truppen in China befinden sich noch immer in einer kritischen Lage, wie alle Meldungen über die dortigen kriegerischen Vorgänge erkennen lassen. So wird in Tientsin noch immer gekämpft, chinesische Verstärkungen sollen von Peking im Anmarsch ans Tientsin begriffen sein; das Eintreffen von Verstärkungen für die internationalen Truppen ist demnach höchst wünschenswerth. In Tientsin wnrde der französische Consulats - Beamte Svrbourand nebst zwei französischen Seeleuten ermordet. Der chinesische Gouverneur des Kiautschougcbietes hat die fremden Missionen aufgefordert, sich nach den Hafen plätzen zn begeben, da er sie nicht mehr schützen könne. Anch den Russen erwachsen in China Schwierigkeiten; bei Taku zersprengte chinesische Truppen zerstörten die Eisen bahnlinie Port Arthur-Mukden; es wurden Anstalten ge troffen, die Linie wieder herzustellem Ebenso werden die Engländer in Wei-Hai-Wei von einem Aufstand bedroht. Weitere Sensationsnachrichten kommen aus Peking; ihnen zufolge hat der fremdenfeindliche Prinz Tum; die oberste Regieruugsgewalt an sich gerissen und deu Kaiser, sowie die Kaiserin-Wittwe gefangen geuommen. Wenig Glauben verdient das Gerücht, starke internationale Streitkräfte hätten die vereinigten Boxers nnd chinesischen Negierungs- truppeu besiegt und seien dam; in Peking eiugetrosfen. Das Conjularcorps in Tientsin hat den Mächten als einziges Mittel zur Rettung der Fremde;; in Peking vor geschlagen, sie sollten an die chinesische Regierung oder an die erreichbaren Grvßwürdenträger die gemeinsame Drohung richten, die Ahuengräber der Kaiserfamilie bei Peking würden bei einer etwaigen Niedermetzelung der Fremden in Peking zerstört werden. Lokales und Sächsisches. IMMHcilungcn »ns dem Leserkreise sind der Nedaction stets willkommen. De Name des Einsenders blcidt unter allen Umstanden Geheimnis! der Redaktion Anonhmc Zuschristcn können nicht berücksichtigt werden.; Schandau. Vier Gewerbtreibende entwickel» »un i»' diese» Tage» ihre Thätigkeit a» unserm Kirchthnrm, der erste war Herr Schieferdeckermstr. Eisold, der Pfadfinder für diese oberen Negivneii, in denen gewöhnliche Sterbliche sehr leicht von; Schwindel befallen werden. Von seiner Thätig keit, die in der glücklichen Abbriugmig der beiden Thurm knöpfe, deren Durchmesser vo» obe» »ach unten 76 resp. 26 em messen, und der ziemlich 1 m laiigen Windfahne „gipfelte", zeugt noch der galgenähuliche Hebeapparat auf der höchsten Thurmspitze, der seiner Gestalt »ach an das frühere Wahrzeichen Kölns, deu alten Domkrahn erinnert, der allerdings seit deu Tage» der Fertigstellung seinen Standpunkt eingebüßt hat. An langen Taue» hängt der Fahrstuhl von; Kirchthurnte, auf dem der Schieferdecker den Umständen nach „sicher und bequem" sitzt, um die Reise auf und nieder und rund un; den Thurn; anzutreten, um den; Blechüberzuge der Aussicht das neue Kleid an- zuziehem in welchem er schon theilweise glänzt. Nach dem Schieferdecker kam als zweiter Handwerker der Klempner, Herr Rudolf, der scheinbar an; Thurme klebend, mit weithin vernehmbaren Hammerschlägen die schadschafte Blechhaut mit eiuer neuen vertauscht. Als Dritter ist nun in den letzten Tagen Herr Maler Müller dazu gekommen, für den man aus den Fenstern unter deu