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Abenö-Ausgabe Gröner verteidigt den PHSbus-Bericht. Ae Parteien kritisieren den Bericht der Regierung als mangelhaft und undurchsichtig. Ein Phöbus-Unlerausschuh eingesetzt. Berlin» 13. März. Der HaushallanSschuß des Reichs tagcs begann heute die Besprechung über den Phöbusbericht. ür die Gesamtauösprachc sind nur drei Stunden vorgesehen oüten diese, wie allgemein angenommen wird, nicht ans- reichen, so wird der Ausschuß sich heute in einer Nachtsitzung weiter damit beschäftigen. Abg. Heinig» der erste Debatteredner, bemängelt an dem Bericht, das, ihm die Unterschrift fehle, und bringt in der ganzen Angelegenheit jene Argumente vor. die. aus ossen sichtlichem Bestreben zur Hetze stammend, seit Tagen und Wochen in der sozialdemokratischen Presse zu finden sind Wir verlangen, so schlicht er seine heftige» Aussührunge», daß die Ltgutdatton der Gesellschaften, die beteiligt sind, an Sic zuständige Behörde, das ReichSftnanzistinistcrium, übertragen wird, sonst würde keine sachgemäße Liquidation erreicht werden können. Abg. Dr. HaaS sDem.) erklärt: Wenn Klarheit geschaffen werden soll, so ist es nötig, diese Angelegenheit nicht partei politisch ausuischlachtcn und Lohmann nun einfach als Sündenbock zu behandeln- Hier haben die Behörden stark ge sündigt. Es geht nicht an. die Aufhellung an dem Zeitpunkt zu beginne» wo Lohmann eine weitere Bürgschaft für die Phöbus forderte, sondern man müsse dort ansangcn, wo Loh mann in diese Angelegenheit überhaupt hineinfttea. AlS Finauzminifter Reinhold kam. mar das tlnalück schon a«, schchcn. Sr ist z«r Mititbernahme der Bürgschasl dnrch eine schwere Pflichtwibrkgkeit Lohmanns verführt worbe«. Abg. Schneller lKomm.» bezeichnet es als falsch, wenn ter Bericht die Berfchlunge» als eine Lvhn>an»-A»gelei-'nb> >t hinstelle» will. Der Lriginalbericht deö Präsidenten Sämisch bestätigt! das mit den Worten: „Die ganze Angelegenheit kann nicht unter dem Gesichtspunkte der subjektiven Verant wortung Lohmanns. sondern muß »»ter der genere " >n Ber- antwvrtung eines Systems betrachtet werden." Es hantle sich hier um Wege ähnlich der Schwarzen Reichswehr. Neichswchl minister Dr. Gröner: Der Abg. Schneller hat Teile eines Berichtes vorgelesen in der Annahme, daß diese Teile aus dem Bericht des Prä sidenten Säintsch stammen. Leider ist der Abg. Schneller einer Täuschung zum Opfer gefallen. Ich kenne den Sämisch- Bericht und das ganze Material ganz genau. Bon dem. waS Abg. Schneller vorgelcsc« hat, steht überhaupt nichts in dem Bericht und in dem Mate» rial. Ach fürchte. Abg. Schneller hat diese Dachen ans einer Fälschcrwerkstatt zugesandt erhalten. Abg. Dr. Leber tSoz.s: Der Bericht stellt eine Reihe Dinge stark einseitig dar. So seien die Bvrgänge bei der Travag irrig dargcftellt. Die Marinelcitung habe nach seiner Meinung .Kenntnis von den Kvrruptionszuständcn dort gehabt. Trayag und Caspar-Werke hätten denn auch eine Unterbilanz von über einer Million gehabt Zur Verdeckung der Hcrgabe von Reichsmitteln habe sich dann eine Verschleierung der Bilanz, eine Fälschung notwendig gemacht. Abg. Srsing sZ t meint, eö handle sich hier um eine tief- traurige Angelegenheit. Sie werde aber leider jetzt partei politisch in einer Art behandelt, die nicht zu rechtfertigen sei. Die Schuld daran trage zum großen Teil das NeichSwehr- ministerium. Hütte es von Anfang an offen zugegeben, daß Achter vorgekommen sind, so würde das bester gewesen sein. Man sollte auch nicht, wie cs in dem vorliegenden Bericht geschieht, den Versuch unternehmen, den Kapitän Lohmann als den Allcinschnldigcn hinzustcllen. Weiter sei cs nicht richtig, daß nur einige kleine Etatverlchungen vorgekommen seien. Die sämtlich hier auSgcgebenen Summen feien Etat- Verletzungen und Schädigungen schwerster Art, die dem Ver mögen des deutschen Volkes zugefügt worden sind. Diese an sich schon bekannten Dinge hätten in dem Bericht offen aus gesprochen werden müssen, weil sonst der Eindruck entstehe, als werde noch vieles verschwiegen. Es sei nicht zu verstehen» weshalb die Stelle» die dem Kapitän Lohmann die Abwicklung der Rnhrkredite übertragen habe, ihm nicht auch die Verpflichtung danernber Bericht erstattung auferlegt habe. Jedenfalls habe Lohmann schwer gegen das Deutsche Reich gefehlt. Die sogenannten Treuhänder hätten doch reichlich verdient. Sie müßten zur Abdeckung der Verluste mit hcrangezogen werden. Leider müsse das Reich, wie schon öfter, auch jetzt wieder einen Strich unter die Ver luste machen. Der Ausschuß müsse aber danach fragen, wie hoch der wirkliche Verlust sei, nur 7 Millionen, die der Bericht angebe, oder 25 bis 3» Millionen, wie manche Zei tungen meinten. Abg. Briiningbauö lD. Vp.s erklärt, er stimme mit den meiste» Vorrednern überein in der Verurteilung dieser höchst unerqnicllichen Vorkommnisse. Es sei unverständlich, wie so lange Zeit derartige Geschäfte gemacht werden konnten, ohne das, die an höchster Stelle verantwortlichen Anstanzen davon Kenntnis erhielten. .Kapitän Lohmann lmbe sich nach dem Kriege als Leiter der Seetianspvrtabteilnng bet wirt schaftlichen Alrchlttsse» außerordentlich gut bewährt. Das sei vielleicht die pfncholvgische Erklärung dafür, daß er sich wirt schaftliche Fähigkeiten zutraute, die er in diesem Maße doch nicht besaß, und daß er sich darum aus so höchst bedenkliche Geschäfte etnlicß. An, Interesse der Marine liege es. das, de,, Abgeordneten volle Aufklärung gegeben werde. Chronologisch ginge» die Dinge Im Bericht ein wenig durcheinander. Lohmann habe sich aus manche Sachen eingelassen nm alte Löcher zuzustopsen, und sei dabei ossenbar in die Hand von Beratern gelangt, die sich selbst bereichert haben. Der Redner fragt aber, wie cs möglich gewesen sei. daß keine geordnete R e ch n u » g s I e g » » g gefordert wurde. Offenheit sei hier nötig, denn cs dürfe sich aus diesen Vor kommnisse» kein Borurteil gegen die Marine entwickeln Diese „ichtctatsmäßigc Berwendnng von Reichsmitteln müsse im Publikum Mißtraue» erwecken. Eine möglichst schnelle Ab wicklung der Angelegenheit sei auch in, Interesse der NeichS- regicrnng notwendig. Abg- Leicht lB. Vp.s erklärt, er sei durch den vorgclegten Bericht nicht voll befriedigt. Abg. TreviranuS lDnat.s erklärt, daß mit den Mitteln des Reiches in keiner Weise korrekt oerfahre» worden sei. Wir hätten gewünscht, daß der frühere Reichssinanzminister Dr. R e i n h v l d sein Ministerin», in Kenntnis gesetzt Hütte von der Vürgschaslsübcrnahme, und daß er diese Gelegenheit benutzt hätte, ni» die ganze Lache n a ch z n p r n f e n. Der vorliegende Bericht schasst nicht die notwendige volle Klar heit. Reichswehrminisler Dr. Gröner: Sie werden es mir nachempsinden, daß es für mich keine leichte Ausgabe ist, eine Angelegenheit hier zu vertreten, die eben einfach nicht zu vertreten ist. Ich gestehe freimütig, daß ich niemals damit einverstanden gewesen wäre, in jener Zeit, wo diese Dinge entstanden sind, auf solche Art und Weise un geheure finanzielle Mittel für Zwecke auszugeben, die nicht absolut klar und einwandfrei lagen. Ach bin nunmehr über alle Angelegenheiten dieses Kvmplexes vollkommen unter richtet und werde weiter alles tun, »m in die Einzelheiten hineinzndringeii und daraus die notwendigen Folgerungen und Lehren zu ziehen. Es ist kritisiert worden, daß der Be richt keine Unterschrift trage. Meine Unterschrift siebt unter dem Begleitschreiben an den Hausiialtauöschuß und damit übernehme ich die Verantwortung für den Bericht. Wir konnten in dem Bericht selbstverständlich nicht aus alle diejenigen Dinge cingehen, die auf dem hier in der De batte erwähnten Gebiet liegen. Ach bin gern bereit, den Vor schlag aufzunchmen, daß wir einen Unterausschuß über Einzelheiten und über diejenigen Fragen, die zweckmäßig nicht in einem größeren Kreise behandelt werden, Auskunft geben. Ach stehe nicht a», zu erklären» daß das Reichshans- haltrccht und die Haushaltordnnng in einer unverantwort lichen Weise verletzt worden sind, und ich kann es nicht billigen, daß irgendein Vorgesetzter einem Untergebenen eine so weit gehende Vollmacht gibt, die nichts anderes bedeutet, als daß der Vorgesetzte die Verantwortung aus den Untergebenen abwälzt. Ich stehe nicht an, zuzngeben» daß die Schuld nicht allein an Kapitän Lohmann liegt. Aber meine Ausgabe ist cs nicht, z« Gericht zu fitzen über Persönlichkeiten, die an diesen Angelegenheiten beteiligt waren. Es handelt sich ia nm Dinge, die weit zurückltcgcn und deren geistiger und moralischer Ursprung in Zeitumstände znrückzuvcrsolgeii ist. die letzt grundsätzlich überwunden sind. Zweifellos hätte dafür gesorgt werden müssen, daß zur Ent lastung Lohmanns, der diese Dinge auszuführcn hatte, ihm eine Kontrolle zur Sette stand. Ach Übernehme die Garantie, daß derartige Fonds nicht mehr entstehen: ich übernehme die volle Garantie, daß derartige Verstöße nicht wieder Vorkommen. Ein Wort noch möchte ich mir erlauben zngunstcn der Marine. Was hier verbockt worden ist, darf nicht der Marine, nicht der Marinelcitung als Ganzes und nicht der gesamten Wehrmacht als solcher zur Last gelegt werden. Die Wehrmacht und die Marineleitung haben den dringenden Wunsch, aus allen solchen untragbaren Dingen hcrausznkommcn und nicht wieder mit solchen Dingen belastet z» werben. Ach möchte deshalb die Bitte an Sie richten, das, Sie aus dieser Geschichte keine Folgerungen für die Beurteilung der Marine ziehen. Was die Liquidierung der ganzen Sache anlangt, so würde ich cs außerordenilich begrüßen, wenn der Vorschlag, der von einer Seite gemocht worden ist. auSgcführt werde» könnte, daß nämlich die Liquidation beim Finanzministerium stattfiiiden würde. Nichts wäre mir lieber, den» es ist auch für mich eine ungeheure Verantwortung, neben meinen sonstigen Tätigkeiten darüber z» wachen, daß bet der weiteren Lianidattvn — sic ist glücklicherweise schon ziemlich weit vor geschritten —, nicht gegen kaufmännische Zweckmäßigkeiten verstoße» wird. Ach weiß aber nicht, ob mein Kollege im Finonzmtntstertnm, wen» er mit den Dingen auch »och be lastet werden würde, eine Freirde darüber empfinde» würde. Wir wünschen alle miteinander — und ich nehme an, das wünscht auch dos ganze deutsche Volk —, daß die aller größte Glaubwürdigkeit nicht nur für die Marine, sonder» auch für die ganze Wehrmacht und das Netchswchr- ministcrinm überall und rückhaltlos herrscht, und cs wird mein ernsthaftes Bestreben sein, daß diese Glaubwürdigkeit geschaffen und erhalten wird. Ach möchte mich aus diese Worte beschränken, weitere Auskunft wird im Untcraiisschnß ge geben werden. Gegen die Stimmen der Kommunisten wird dann die Einsetzung eines Unterausschusses beschlossen, der die Einzelheiten der Angelegenheit dnrchprüsen soll. Rul'e am Brenner. lVon unserem römischen Korrespondenten.) Nom. den 8. März t028. Wir haben wieder einmal Mussolini gehört: nichts Neue-, nichts Erfreuliches, zum'al für de», der weiß, was für große Vorteile beide» Völkern durch diese gänzlich überflüssige Ent- srcmdung verloren gehen. Wie sinnlos ist dieses ewig« Versichern: Ganz Italien mit seine» Lebenden und seinen Tote» hält die Wacht nm Brenner! AIS wenn die Grenze zur Diskussion stände! Als wenn er nicht genau wüßte, daß wir, ganz Dculschland, mit den 205 00» Brüdern ldas die amtliche Ziffer vom 1. Januar 1023» nm Sprache und Kultus kämpfen und weiiertämpsen werden, so gut wie Italien von 1300 bis 1013 nicht „Trcnlo e Triefte" vergessen hat! Er spricht verächtlich von „mehr oder weniger vagen, mündlichen Bersiche- rnngcil". von Männern »nd Regierungen gegeben, die di« faschistische Revolution „unerbittlich hiniocggefegt" Haber und spricht so von dem König, der in der Thronrede vom 1. Dezember ION) „die größte Beobachtung der lokalen auto nomen Einrichlunge» »nd Gebräuche" feierlich versprach, von Tittoni, der als Vertreter Ataliens ans der Friedens konferenz von St. Gcrmain int September 1010 össentlich er klärte: „Sprache und kulturelle Einrichtungen würde« geachtet werden." Ist dieser König heute nickt mehr König? Ast Tittoni heute nicht noch Präsident deö SenalS? . Aber Mussolini selbst hat am allerdcutlichsteu vor. sieben Jahre» ausgesprochen, wie ein Italien, das sich selbst als großes Volk achtet, in Südtirol auftrctcn müßte: in seinem „Popolo d'Jtalia" Hai er am 11. September 1020 wörtlich ge schrieben: ,^Nir fürchten keine deutsche Irredenta. Sie wird gewiß kein« gewaltsamen Formen annchmeu, wird nicht zersetzend nod gefährlich sein, wenn Italien im klierctich ein« ehrlich und loyal dewokrntische Politik macht. Sion jetzt au müssen wir — in der Presse »nd i» Parlament — den Deutschen vom Qberetsch, die »on heute an politisch Italiener find, sagen, das, A t a l i « » kein« Absichten a«s Unterdrückung und Entnationalisierung hat» dnß cs Sprache und Gebräuche achten und di« »«twendig« autonome Nerivaltung gewähren wird. San» sei«, daß Italien nicht geliebt werden wird — solange eben die alte» Männe« und unser verrottetes System noch da find, wird es Jrrtüwer nnd Verständnislosigkeit gebe» — aber nie wird es sich durch Gewal-t» taten und Unterdrückung verhaht «ochen. Das liegt nicht in unserem Temperament." tDIuturna, Polii. Schriften Mussolinis im Verlag der Faschistischen Partei, Mailand IN24. S. 205.» Sind das auch „vage Versicherungen" von Männern, die der Faschismus „unerbittlich htnweggefegt" hat^ Die Südiirolcr und wir andere» wären wohl heute mit btL» sein Mussolini von i020 zusrieden: aber — und das ist seine und unsere Tragik — er kann s a h e u t e n 1 ch t m e hr w erinöcht e. Er hat sich ganz lenen unentwegten Nationalist««, vom Schlage eines Fedcrzoni. Varzilai und vor allem Tolv in e t verschrieben, er glaubt ihre» Lügen und gefälschten Doku mente» und verkündet sie selbst laut vom Ministerilsch. Er läse, großmütig der Mutter eines junge» Meraners. der in den seit iOli nicht abreißenden Kämpfen in Tripolis dieftr Tage sikll, ei» paar ianscnd Lire auSzahlcn: Bozener Hoteliers werde« aus die Präfektur bestellt, nm eine „Protestkundgebung" gegen die Wiener „Verleumdungen" zu unterschreiben, In Modena müsse» vier junge Studenten ein EiitrMüttgStelegrgnim Ai den Duce abichickcn! Er spricht von „sunszelni deutschen Zeituzr, gen", die noch immer i» der Provinz Bozen gedruckt würden» als wenn nicht jeder wüßte, daß cs sich um „christliche Fgistiliest- blättchcn" und landivirtschastliche UiitcrhaltungLheste handelt die sich schwer hüten, die eigene Meinung zu sagen! Die faschistische Presse ganz Italiens bekommt täglich von den Präfekturen ihr „Material", das sie sitz- zudruckc» hat: sic entrüstet sich, weil der „Osservatore Romano", das offiziöse Blatt -es Vatikans, noch kein Wort —, außer Presscstiinmc» — über Südtirol gebracht hat! „Dir wollest chcn," schreibt Farinacci, „ob der Vatikan Herr» S c i p c l R c ch t g i l> t o d c r u n S I" Er sticht ln ein Wespen nest. Die übelsten Giftpflanzen der Kriegspsychose treiben neue schillernde Blüten. Erst voriges Jahr gelang es der deutschen Botschaft, die Entfernung eines Hetzbildes>auS Ser modernen TtaatSgalcric in Rom dnrchziisetzen: man sah 'da -eiitschc Offiziere und Soldaten, die den herankommenden Franzosen mit „Hände hoch" entgcgensehen. während hinter ihren Rücken andere Deutsche ein Maschinengewehr schußbereit machen. Ein belgischer „Künstler" hatte dieses Erbauungsbild geschenkt. — Jetzt bringt der faschistische „Teuere" eine klobige Karikatur mit der Unterschrift „Deutsche Methoden", die direkt von sencm belgischen Bild „inspiriert" Ist: ein Tiroler, bnb hebt die Hände hoch, hinter ihm kauert mit schußbereitem Revolver ein greulicher Boche! — Man muß sich wundern, baß die große Masse des italienischen PnbklkumS aus diese systematische Verhetzung bisher durchaus nüchtern und ver- ständig reagiert,- sic glauben schon lange nicht» mehr!