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Erscheint^ wöchentlich zwei Mal und zwar Mittwoch und Sonn abend.— Der Aboimementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark prssnumersnä». Ameiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeilr Mt IO Pf. berechnet. für Zwonitz und Umgegend. Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 1. " Mittwoch, -e« ZI. Mai I87K. l.Jahrg. Alle Postanstalten des deutschen Reiches nehmen Bestellungen auf den Anzeiger für Zwönitz und Umgegend an. TWtsgrschichte. Das deutsche Reich hatte nach den soeben vom deutschen stati stischen Amte veröffentlichten Hanptresultaten der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1875 42,757,812 Einwohner gegen 41,058,792 im Jahre 1871, hat also ungeachtet manöher Krisen und KriegSnachwehen um die bedeutende Zahl von 1,699,020 zugenommen. Neber die Abfahrt des deutschen Panzergeschwaders wird der „W^s- Ztg." aus Wilhelmshafeu 22. Mai geschrieben: Heute Nach mittag präcise 4 Uhr ging das Miltelmeergeschwader Anker auf und verließ die Rhede von Wilhelmshafen. Das Flaggschiff, der „Kaiser", lag am weitesten draußen, Deutschland", wei, ter binnen lagen „Friedrich Carl" und „Kronprinz", sowie der Aviso „Pommerania", endlich ganz im Vareler Tief die Renown". Zuerst ging der „Kaiser" Anker auf und drehte bei schwacher Brise unter Dampf mit Zuhülfnahme des Klüvers dem Ausgange der Jahde zu und enlfernle sich langsam, bald in dem dicken Moorrauch, welcher leider die Aussicht sehr beeinträchtigte, verschwindend. Sobald der „Kaiser" sich in Bewegung setzte, gab das Artillerieschiff „Renown" demselben den Abschiedsgruß mit 13 Schuß aus den schweren Ge schützen, mit denen eö ausgerüstet ist, riu Salus, das in dem dichten Nebel prächtig rollte, vom „Kaiser" mit 7 Schuß erwidert wurde. Dann gingen nacheinander „Deutschland", „Friedrich Carl" und „Kronprinz" hinans, während sich die „Pommerania" als letztes Schiff anschloß. Unter den dem interessanten Schauspiel beiwohnenden Per sonen bemerkte man die Marinebevollmächtigten der russischen Bot schaft in Berlin. Das Geschwader wurde gestern von dem Chef der Admiralität inspicirt, welcher die Offiziere zusammenberief und ihnen eine Ansprache hielt der er eine ähnliche an die Mannschaften folgen ließ, worin er dieselben aufforderte, das stolze Gefühl, ein deutscher Seeoffizier ober Matrose zu sein, im Auslaute durch eine gute Dis- ciplin und musterhaftes Betragen, am Lande im Verkehr mit anderen Nationen stets als Heiligtbnm zu wahren. Der Admiral schloß seine AbschievSworte mit einem Hurrah auf Se. Majestät den Kaiser unter den Klängen des „Heil Dir im Siegerkranz." Bis zu der Ankunft der Schiffe an ihren Bestimmungsorten dürfte eine Zeit von drei Wochen verfließen. Wien, 24. Mai. Wie dem „Schw. M." geschrieben, wird, wird hier vom 21. bis 24. August d. I. ein allgemeiner österreichischer Katholikentag gehalten werden. — Als ein böses Zeichen der Zeit ist die massenhafte Entlassung von Beamten und Arbeitern ans allerlei öffentlichen Instituten und Unternehmungen zu verzeichnen. In Brünn allein sind seit Neujahr bis jetzt 9000 Menschen brotlos geworden; hier wurden bei drei Banken auf einmal über 100 Angestellten der Dienst gekündigt, und das geht gleichmäßig so fort. Die Hoffnungen, die man in Handels- und industriellen Kreisen ans das Frühjahr ge setzt bat, sind ebenfalls nickt in Erfüllung gegangen. Bern, 24. Mai. Die schweizerische Staatsrechnung schließt für das Jahr 1875 mit einem Deficit von 827,666 FrcS. ab, welches hauptsächlich vom geringen Erlrage der Postverwaltung und der Militairpflichtersatzstener herrührl. Diese Mindereinnahme erreicht gegenüber dem Budget die. hohe Summe von 1,114,000 Frcs. Es sollte, um daS finanzielle Gleichgewicht wieder herznstellen, auf Mittel und Wege gedacht werten, wie die Post- und Telegraphenverwaltung für den FiScus abträglicher gemacht werten könnte. Die General rechnung erzeigt übrigens eine VermögenSvermehrung von 4,199,580 FrcS. und es ist dadurch daS bis zum Jahre 1875 ausgelaufene Deficit von 3,072.991 FrcS. vollständig getilgt. Auf den nach dem Cours vom 3l. Dezember 1875 geschätzten Werthschriften ergab sich rin Coursverlust vün 145,830 FrcS. Das reine Staatsvermögen der Eidgenossenschaft bezifferte sich Enve Dezember 1875 auf 298,921 Francs. Die eidgenössische Staatskasse hatte im letzten Jahre einen Gesammtverkehr in Soll und Haben von 181,188,989 Francs oder 9,715,482 Francs mehr als im Vorjahr. WaS das Münzwesen betrifft, so mag zunächst bemerkt werden, daß die Schweiz von dem ihr von der internationalen Münzconferenz eingeräumten Rechte zur Prägung von 10 Mill. Frcs. Fünffranken- tbaler keinen Gebrauch gewacht hat. Im Berichtsjahre wurde die Frage der Tarifirung der 20-Markstücke mehrfach ventilirt. Es wurde die Anregung gemacht, in ähnlicher Weise, wie es von andern Staaten geschehen, die genannte deutsche Goldmünze zu tarifiren und zwar zu einem Course, welcher die kostenlose Umprägung in gesetzliche Münze ermöglichte. Da aber die Schwei; bisher kein Gold geprägt, so erscheint dieser Vorschlag nicht wohl annehmbar, denn es würde unter den bestehenden Verhältnissen der Bundesverwaltung nichts anderes übrig bleiben, als die 20 - Markstücke wieder abzuschieben. Der BundeSrath glaubt übrigens, es würde auch bei einer Tarifirung der genannten Münze unter ihrem wahren Werthe im Kleinverkehr bald ein Abusivcours eintreten, wodurch das Publikum in Schaden käme. - Im Jahre 1875 wurden im ganzen 5,150,250 Stück Silber und Kupfermünzen im Nennwerthe von 3,546,820 FrcS. geprägt mnd der Nettoertrag der Münzprägung war 305,723 FrcS. Seit 1853 d. h. seit dem Bestehen der eidgenössischen Münzstätte, war die Prä gung nie so bedeutend, wie im letzten Jahre. . Vermischtes. * Berlin. Aus dem Leben in der Kronprinzlichen, Familie wird uns Folgendes erzählt: Im Lanfe des vergangene;« Jahres erhielt ein hiesiger Schreiblehrer einen Brief aus dem Kronpriuzlichku Palais, der ihn auf den Wunsch der Frau Kronprinzessin hinbefahl, um dem Prinzen Wilhelm einige Unvollkommenheiten beim Schreiben zu benehmen. Der Unterricht wnrde auf die Morgenstunden uyv zwar früh 7 Uhr bestimmt. Beim Antritt der ersten Unterrichts stunde fand der Lehrer die Prinzen Wilhelm und Heinrich bereits in ihrem Arbeitszimmer bei der Arbeit. Auf seine Frage, ob ihnen diese Stunde nicht zn früh sei, erwiderten sie lachend, daß sie bereits ssil 6 Uhr bei der Arbeit und gewöhnt wären, früh aufzustehen und zu arbeiten, da Morgenstnnd Gold im Mund habe! In der. ersten Stunde erschien der Kronprinz des deutschen Reiches und den Lehrer anfmnnternd meinte er: Seien Sie mir ja streng mit den Knaben, keine Rücksicht oder' Nachsicht, sie wollen etwas lernen npL sie sollen es lernen. Setzen Sie mich ab und zu von ihre» Forkschritteu in Kcnntniß." — Wenige Tage darauf kam schon kur; Hach 7 Uhr Morgens die Frau Kronprinzessin in's Zimmer und sah sich nach den Fortschritten ihrer Kinder im Schönschreiben um. Die wißbe gierige hohe Frau ließ sich die Methode bis in die kleinsten Details erklären und war hocherfreut, die Fortschritte beider Knaben selbst in Augenschein zu nehmen. Eines Tages in aller Frühe trat unerwartet Se. Majestät der Kaiser in das Zimm'er seiner Enkel. Die Knaben wollten ihm enlgegenstürzen, ter Kaiser rief jedoch: „Sitzen bleiben, Stunde nehmen!" Der Kaiser frug dann den Lehrer, wie er lilit seinen Enkeln zujrieden sei. Der Lehrer begann: „Ich befürchte, Majestät, daß-der Prinz Wilhelm," der Kaiser fällt ihm in die Rede: „Was?" „Mich übertreffen wird," vollendet der Lehrer! — „DaS ist brav, Wilhelm, das freut mich, das höre ich gern, doch seien Die ohne Sorge," sprach der Kaiser scherzend znm Professor gewandt, „Concurrenz soll Ihnen der Wilhelm nicht machen, das garantire ich Ihnen!" — Als der Schreiblehrer die letzte Stunde gegeben und Abschied nahm, äußerte der Prinz Wilhelin ihm seine Freude über feine jetzige, schöne Handschrift. Die Verdienste deö Lehrers erkannte der Kaiser dann durch Verleihung eines Ordens. * Duell zwischen Banditen. Man meldet aus Ajaccio der „Gaz. de Trib.": „In der Nacht auf den 26. April versetzten mehrere aufeinanderfolgende Flintenschüsse die Bewohner von Guagno in Aufregung. Die Geiisv'armerie eilte herbei und fand auf der