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Wochenblatt krknsp necke? Telegramm - Adresse: 1- Ito. iS (voclienblaff pukM. für Pulsnitz und Umgegend l7.-2l.Aus.» Druck und Verlag von L. L. Försters Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Nr. 96 Donnerstag, den 14. August 1902. 54. Jahrgang Zollung 36. Photo- knpiiis öss ^finösk». Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. Amtsgerichts gulsnih, unisassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. 5., Böhmisch - Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswald«, Ohorn, Obersteina, Niederstem«, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichteuau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rl.-Dittmannsdorf, ugust 1903. ud Seistrt sbesitzer. - Qssobskt, tr. 17. vertliche «ud sächsische Augelegeuheiteu. Pulsnitz, 14. August. Feuerrufe und grell ertö nende Alarmsignale der hiesigen freiwilligen Feuerwehr ver kündeten in der gestrigen Nacht '/,2 Uhr in unserer Stadt einen Brand. Auf der Langestraße im Hause der Frau verw. Thomas war Feuer entstanden, welches in ziemlicher Geschwindigkeit die angrenzenden Gebäude der Frau verw. Rammer und alsdann das der Frau verw. Schäfer gehörige HauS ergriff. Die rasch zu Hilfe Eilenden begannen ein umfassendes Rettungswerk; aus mehr denn 10 Häusern wurde der drohenden Gefahr wegen das Mobilar entfernt. In kurzer Zeit standen vier Gebäude in Hellen Flammen. Außer den hiesigen Feuerwehren, welche schnellstes zur Stelle waren, erschienen die Wehren aus Pulsnitz M. S. (als erste von auswärts), Ohorn (freiwillige Feuerwehr), Großröhrsdorf (GroßmannS Fabrikseuerwehr), Großröhrsdorf (freiwillige Feuerwehr), Obersteina, Niedersteina, Oberlichtenau (freiwillige Feuerwehr) und Friedersdorf. Die mit großer Energie und Umsicht arbeitenden Wehren vermochten durch günstige An griffe und Hinzusühren gewaltiger Wafsermassen das ver heerende Element aus diese Gebäude zu beschränken. Große Dimensionen konnte daS Feuer annehmen, wenn das HauS deS Herrn Riemermeister Urban, welches schon an verschie denen Stellen brannte, nicht erhalten blieb und wenn ferner das HauS des Herrn Stadtrat Borkyardt nicht mit einem feuerfesten Brandgiebel versehen wäre. Auch weiter entfernt liegende Gebäude waren durch die massenhaft emporfliegenden Funken sehr gefährdet, sodaß es eine schwere Aufgabe war, dieselbe vor Schaden zu bewahren. Erst gegen 5 Uhr war die Gefahr beseitigt und die auswärtigen Wehren konnten nach anzuerksnnender mühevoller Arbeit wieder abrücken; die hiesige freiwillige Feuerwehr hingegen ist zur Zeit noch an der großen Brandstätte tätig. Von einem derartig umfang reichen Brandunglück wurde Pulsnitz seit dem 26. April 1877, wo das Bubnick'sche, Koch'sche und Jonaball'sche Haus ein Raub der Flammen wurden, nicht wieder betroffen. Ueber die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nichts bekannt. Die Abgebrannten haben sämtlich versichert, immerhin wird den selben aber ein bedeutender Schaden entstehen. Leider hat dieses Feuer auch ein Menschenleben gefordert. Ungefähr eine Stunde nach Ausbruch des Brandes ist Frau Thomas infolge des Schreckes am Herzschlag gestorben. Pulsnitz, 14. August. Vor einer 165 Personen zählenden Zuhörerschaft konzertirte gestern Abend die durch ihr früheres Auftreten (BundeSsängersest re.) bekannte Kapelle des Kgl. Sächs. 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 aus Kamenz im hiesigen SchützenhauSsaale. Der Dirigent, Herr Kämmer wartete diesmal mit einem sehr gut zusammen gestellten, dem verschiedensten Geschmack Rechnung tragenden Programm auf und verstand cs mit seiner 30 Mann starken Kapelle dasselbe auch ganz vorzüglich zu Gehör zu bringen. ES lag eine Feinheit tiefen Empfindens und dabei militä rische Präzision im Vortrag. Die Darbietungen fanden denn auch lebhaften Anklang bei den Besuchern, die der Kapelle auSzeichnendsten Beifall spendete. An das Konzert reihte sich ein lebhaft frequentirter Ball, der durch das ent standene Schadenfeuer ein schroffes Ende erreichte. Pulsnitz. Zu dem Bericht über die Sitzung der näsll' bayrischen Landtages. Der Prinz-Regent Luitpold vollzog gleichzeitig die Genehmigung des vom bisherigen Kultus minister v. Landmann infolge seines Konflikts mit den Würz burger Universitätsprofessorrn eingereichten Entlassungsgesuchs und die Ernennung des bayrischen Gesandten in Wien, Frei herrn v. PodewilS, zum neuen Kultusminister sowie zum außerordentlichen StaatSrat. Wie eS Freiherr v. Podewils anfangen wird, die noch immer verschnupfte bayrische Cer- trumSpartei^ zu beruhigen. daS muß allerdings noch dahin- qesteht bleiben. Was endlich den Würzburger Zwischenfall anbelangt, so hat auch er ^jetzt seine Erledigung gefunden, und zwar dahin, daß die Regierung dem Rektor und dem Senat der Universität Würzburg wegen ihres oppositionellen Verhaltens gegen Or. v. Landmann einen derben Verweis erteilte, eine Befürwortung der Entlassungsgesuche des Rek tors und der Senatsmitglieder beim Prinz-Regenten aber ablehnte. e Existenz, zu verkauf imarckstr. l. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo H. Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. I. Strafkammer des König!. Landgerichts zu Bautzen am 5. August d. I. teilen wir berichtigend mit, daß der dem Herrn Ziegeleibesitzer Mager, Pulsnitz M. S. durch den Brand seines Gutes entstandene Schaden im Betrage von 33000 Mark nur zum Teil von der Versicherung gedeckt wurde. Pulsnitz. Donnerstag, den 21. August wird in unserer Stadt das aller zwei Jahre stattfindende Schulfest abgehalten. Freude erfüllt unsre liebe Jugend seit dem Be kanntwerden dieses Beschlusses und schon beginnt man mit den Vorbereitungen für das Fest. — Viele Arbeiter gehören einer Sterbekasse an, ohne es zu wissen. Eine solche ist nämlich die Invalidenver sicherung, sofern der Versicherte aus dieser Versicherung keine Rente bezogen hat. Das letztere wird bei den vielen Millionen Versicherten in den weitaus meisten Fällen der Fall sein, und gerade in diesem Falle haben die Hinter bliebenen des Versicherten das Recht, sich die Beträge, die der Versicherte selbst gezahlt hat, zurückerstatten zu lassen. Schon jetzt hat die Summe für diejenigen Arbeiter, die seit Anfang der Versicherung Beiträge --«zahlt haben, eine anständige Höhe erreicht. Wohl die meisten Arbeiter ha ben die höchsten Beitragsmarken zu 30 Pf. geklebt, gleich 15 Pf. wöchentliche Beitragsleistung. Bis zum Ende die ses Jahres (1902), nach lljähriqem Bestehen dieses Ge setzes, macht dies aber schon die Summe von 85,80 Mark auS, vorausgesetzt, daß der Versicherte sich stets in versiche- rungSfähiger Beschäftigung befunden hat. Wenn nun < ar ein Arbeiter 40 Jahre Beiträge in die Kasse gezahlt Hit, und das wird später noch vielfach der Falt sein, so würde der Betrag für die Hinterbliebenen die Summe von 312 Mark ausmachen Jetzt, wo sogar 36 Pfennig-Marken geklebt werden, ist das Verhältnis noch höher. Auf Eins sei ab-r hierbei — eS ist nämlich die Hauptsache — auf- merksam gemacht. Es werden die Beiträge nicht freiwillig, sondern nur auf Antrag zurückerstattet, und zwar muß der Antrag innerhalb eines JahreS nach dem Ableben deS Der- sicherten gestellt sein. Berechtigt zur Antragstellung sind die Witwe und noch unter 15 Jahre alte Kinder. Die Ansprüche werden bei der unteren Verwaltungsbehörde geltend gemacht. — Hundertjährige Altersrentenempfänger werden ge genwärtig 18 gezählt. AuS der in der neuesten Nummer der „Amtlichen Nachrichten" des ReichS-VersicherungSamteS veröffentlichten Zusammenstellung über die von den 31 Versicherungsanstalten und den neun vorhandenen Kassen einrichtungen in der Zeit vom 1. Januar 1901 bis zum 30. Juni 1902 gezahlten Invaliden- und Altersrenten geht die interessante Tatsache hervor, daß nicht weniger als 18 Personen, die 100 und noch mehr Jahre alt sind, Altersrente bezogen haben. Es sind 8 Männer, und zwar 4 im Alter von 100, 2 von 101, 1 von 102, 1 von 103 Jahren, ferner 10 Frauen im Alter von 100 bis 109 Jahren, und zwar von jeder Jahresklasse eine Person. Hiernach scheint also der alte Satz, daß das weibliche Geschlecht im allgemeinen lebenszäher ist, auch auf unsere ArbeitSbevöl- kerung anwendbar zu sein. — Der Goldregen, die wegen ihrer weithinstrahlen den, gelben Blütentrauben so häufig in Anlagen zu findende Zierpflanze hat nun ihr Früchte entwickelt. Weil diese Schoten sind, und an die bekannten Znckerschoten erinnern, werden sie von Kindern leicht verwechselt und gern gegessen, allein es sei darauf aufmerksam gemacht, daß diese Scho- ten giftig sind, worauf alle Eltern und Kinderwärterinnen achten mögen. Eine einzige Schote reicht hin, das Leben eines KindeS zu gefüh^n. Allein nicht blos dieser Same, sondern auch die übrigen Teile dieser Pflanze, überhauvt der Saft enthält Gist, darum ist auf daS bei Kindern üb liche Kauen an Rinde, Zweigen, Blättern zu achten. — Der Sonnenaufgang ist eins der prächtigsten Na turschauspiele. Erhebend wirkt es auf jeden, der auf einer Morgenwanderung begriffen, den goldenen Sonnenball zu erst begrüßen kann und besonders erhaben ist der Sonnen aufgang im Gebirge und am Meere. Nachdem daS Mor- gengraun den kommenden Tag verkündet hat, schießen hin ter den Bergesgipscln und Höhenzügen die ersten Lichtblitze empor und jagen durch's Gebäum' deS Waldes, gleichsam als wollten sie mit goldenen Fäden die alten Baumriesen umschlingen. Dann aber mit einem Male umflutet die Gipfel der Berge und die Kronen der Wälder ein rotgol- denes Lichtmeer. Die Vögel des Waldes erwachen und lassen ihren Liederschall vom leisen Morgenwind der Königin des Lichts entgegemragen und wenn dann durch die Wald stille von fern her noch ein Glöcklein feine silbernen Töne erklingen läßt und an den Weiher stolz der Hirsch und scheu die Rehe zum Morgentrank kommen, dann wird den Wandrer, der vielleicht aus der Großstadt kommt, am IM 10. dss. M nleucr so hilf daß mir mein ichtenden W vor melieren 'n, Allen hetz' Neueste Kreigniste. bayerische Regierung mißbilligt den Würzbur ger Universitäts-Protest. Gegenwart des Kaisers ist am Dienstag ans der Werft des Vulkan bei Stettin der Lloyd- dampfer „Kaiser Wilhelm II." vom Stapel gelaufen. ^gen der kritischen Situation in Venezuela werden, wie verlautet, deutsche Kriegsschiffe Truppen landen. Zolltarifkommission hat sich am Dienstag, nach Erledigung der ersten Lesnng, bis znm 22. Sep tember vertagt. unserer ostasiatischen Besatznngs-Brigade sind 8 Mann an Cholera verstorben. Gerücht will wissen, daß der Zar sich mit Abdanknngsgedanken trage Aints-Blatt -es Königl. Nmtsgepicliks rin- -es Sta-lnatlies sru Pulsnitz imern, Ostern i-,, : zu miei^ d. CM' ° . Ss"'" vert Heists nD. ten io >ei 8 öv Politische Sommerfiiden. » Di« Zolltariflommission bat zur Stunde das Werk der ZI Lesung der Zolltarifvorlage nach vielmonatlicher Be- ^grdauer zum Abschluß gebracht, an die zweite Lesung Za sie schwerlich vor Mitte Ssp'ember Herangehen. Wenn von sozialdemokratischer Seite schoa jetzt wieder laut U Drohungen wirklich ernst nehmen wollte, so wäre ^°ei den ferneren KowmissionSerörterungen der Taris- mit ObstruktionSversuchen zu rechnen. Indessen KommisfionSmehrheit schließlich auch mit erneuten ^Meppungsmanöv-rn der radikalen Linken gewiß fertig lj,A dieL wäre also das Wenigste. Dagegen muß man ^.^lichkeit in der Tat in Betracht ziehen, daß in der !-i^si°n selbst bei der zweiten Lesung des Tarisentwurfs Hrständigung über di- Höhe der künftigen Getrcide- Die Vertreter der agrarischen Richtung sollen erklärt haben, sie müßten an den bekannten Kom- ^»trägen festhalten, während anderseits Staatssekretär Godowsky erst neulich noch in der Kommission mit aller Bestimmtheit betonte, die verbündeten ^Wnge„ verwöchten ihren Standpunkt in der Getreidc- iu ändern. Bei solcher Sachlage würde natür- M "Eariskommission mit leeren Händen vor daS Reichs- treten, und die Aussichten auf eine doch noch zu de Verständigung in der Zolltarifangelegenheit würden vur noch eine weitere Verminderung erfahren. andauernde Ungewißheit über das Schicksal der ^se beschäftigt natürlich rje Berliner Regierungs- ' wenig, obwohl man dort so tut, als nehme man ^i,r Sache äußerst kaltblütig, daß aber die Negierung z obwaltenden Verhältnissen daran denken sollte, ^ii ^"VStage in dessen herannahender Wintersession noch Flottenforderungen zu kommen, wie dies ii, behauptet wurde, das ist recht unwahrscheinlich. H K sich doch sagen, daß solche Forderungen im Moment W^dung über da» hochwichtige Werk der Zolltaris- ^stZwrckau« unangebracht wären und außerdem sü j-tz' fchwcrlich auf eine Mehrheit im Reichstage zu Da« bestimmte Dementi, welche« die „Nordd. ben Gerüchten über die angeblich zu gewärtigen» Marinesorderungen in hochosnziöscr Form bereits Schlei kann dah r immerhin als glaubwürdig werden. Ueberhaupt ist eben in Hinblick aui die parlamentarische Entscheidungsschlacht ."usirage kaum anzunehmen, daß der kommende Winter noch andere größere gesetzgeberis'e w der Reichs- oder in der preußischen Politik ' iumal ist an ein erneutes Wiederaustauchen „ Kanalvorlage nicht zu denken. WaS den » ^s wider seinen Willen pensionirten Prooin- i Böhning in Vosen anbelangt, so spukt die jZ sie »war noch immer in der Presse fort, auch preußischen Landtage, vielleicht auch OH» i» aul's Tapet gelangen, daß aber der ganze L, Endweiche größere politische Folgen zeitigen sollte, , geschloffen gelten, da müßte der allmäch- utiuS" in den Regierung«- und Bcamten- , ^gesetzt werden! i H Vie politische Sommerkrisis in Bayern äußerlichen Abschlusse gelangt, unmittel- r vorläufigen Beendigung der langen Session deS Poma»- »men uns , riostof u. kl' «--»r u. zksuen u- orrllglion okinnvn- vk Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: iMustr. Sonntags blatt und landm. Beilage. Abonnement: Monatl. so , vierteljährlich z.25, bei freier Zustellung ins Hans ss sowie durch die Post unter No. aas? ^!l z.-zo.