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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrcchtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger 1.20 vierteljährlich Frei inS HauS durch die Post Mk 1 30 vierteljährlich. Mit eir-er vierfeiti-e» Fkuftrierten To»«ta-SbeUaOS »erlag «nd Druck: »ü«z L Eule, Nauahof. Redaktion: »«berl Güs-, RamchOß. Ankündisnn-e«: Für Inserenten der AmtShauptmann« schast Grimma 12 Psg- die fünsge- spaltcne Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg- Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienSiag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TagcS. Schluß der Anzeigenannahme: Vivminagtz 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Nr. 138. Mittwoch den 20. November 1912. , 23. Jahrgang. Mitteilungen a«S der KircheuvorstaudS-Sitzuug vom 13. November 1912. 1. Verfügung der Kirchen Inspektion, Tolenbettmeister bett.: Die bereits früher genehmigte Dienstanweisung soll beibehalten werden. Dem Stadtgemeindertt ist davon Mitteilung zu machen. 2. Dem Gesuche des Herrn Baumeister Oehmichen um Rückgabe der Kaution, von der Herstellung der Kirchen Esten herrührend, soll entsprochen werden. 3. Die Rechnung über Herstellung des alten Gottesackers wurde zur Auszahlung angewiesen. 4. Es wird Kenntnis genommen von a) der Verfügung der Kirchen-Inspektion, Uebernahme der Alterszulage des Pfarrers auf die Staatskasse belr. b) die Genehmigung des OrtSgesetzeS für Naunhof, die Kostenerstattung für amiliche Reisen an Geistliche und Kirchen-Vorsteher betr. o) die Genehmigung der Nachweisung für das Orga- nistenlehn. 5. Der Fragebogen bcS Gemeinde-Versicherungs-Verbandes zu Leipzig soll in der ausgefü^ten Weise eingegeben werden. Pfarrer Herbrig Vorsitzender. Rutz- und Brennholzauttion auf PmßtN-KtlMlMtt Kwin. Es sollen unter den üblichen Bedingungen ver steigert werden: I. Donnerstag, d. 21. Nov. er., Voit Vorm. Vr lv Uhr ab im Gasthofe zu Pomßen (Fr. Wetzold). 7 Eichen Stämme 16/29 cm, 7 Ei. Stämme 30/48 cm, 551 Fichten Stämme 10/15 cm, 206 Fi. Stämme 16/29 cm, 64 Kiefern Stämme 10/15 cm, 14S Ki. Stämme 16/22 cm, 56 Ki. Stämme 23/36 cm Mittenstärke, 2 Linden Klötzer 23/29 cm, 17 Ei. Klötzer 8/15 cm, 8 Ei. Kl. 16/33 cm, 1208 Fichten Klötzer 8/12 cm, 28 Fi. Kl. 13/22 cm, 35 Kiefer Klötzer 23/36 cm Oberstärke. 2920 Fichten Stangen 6/9 cm Unterstärke, ausbereitet im Aevierteil Karth, Lindhardt, Eichaer Wald, Curtswald. 92 Rm. Na. Scheite, 24 Nm. Na. Rollen, 97 Rm. Na. Aeste aufbereitet in den Abteilungen 25, 27, 28, 29, 40 (Harth und Fuchslöcher). II. Freitag, d 32. Nov. er., von Vorm. 1) Uhr ab im Gasthofe zu Großsteinberg (Bahnhof) 2 Rm. L., 27 Na. Scheite, 2 Rm. L„ los Rm. Na. Rollen, 13 Rm. L., 370 Rm. Na. Aeste, aufbereitet in den Abteilungen 50, 52, 53 (Curtswald). HI. Montag, d. 25. Nov. er., von Vorm 9 Uhr ab in der Mühle Lindhardt. 29 Rm. Na. Scheite, 61 Nm. Na. Rollen, 155 Rm. Na. Aeste aufbereitet in den Abteilungen 5, 11, 14, 15 (Ltndhardt), 23 (Herfenholz), 59, 60 (Eichaer Wald). IV. Dienstag, d. 26. Nov. er., von Vorm 9 Uhr ab im Gasthofe zu Belgershain (G. Dinger), os Rm. Na. Schritt, l Rm. L„ 2SS Rm. Na. Rollen, 9 Rm. L., 170 Rm. Na. Aeste, aufbereitet in den Ab teilungen 43, 44, 45, 46, 47 (Oberbirken). Fürstliche Mmmliims PeWn-Kel-mhan. Zum 2. Bußtag. Aus der Geschichte unserer Bußtage. Buße tut zu allen Zeiten not. Auch Tage, an denen einzelne Menschen oder ganze Städte und Völker mit dem Bekenntnis ihrer Sünden und mit der Bitte um Vergebung und um Abwendung drohen der Gerichte vor Gott traten, hat es zu allen Zeiten gegeben. Aber für bestimmte Ländergebiete angeordnete, jährlich wteder- krhrende Bußtage bestehen in Deutschland erst seit dem dreißig- jährigen Krieg, und seit den Türkeneinfällen. 1633 hatte Kurfürst Johann Georg I. wegen der Nöte des dreißigjährigen MegeS erstmalig für Sachsen verordnet, daß im ganzen Lande Buß- und Bettage gehalten werden sollten, und diese Verordnung wurde dann alljährlich wiederholt. Und 1664, als die Türkengefahr immer näher rückte, bestimmte sein Nachfolger Johann Georg II., daß auch zur Abwendung dieser Gefahr ein Bußtag begangen werden solle. Schon lange zitterte ja auch Deutschland vor den „Türken". Bereits Luther hatte der Jugend „ein gewiß, kurz und ernst Gebet wider den Papst und Türken" geben wollen. Es trug die Ueberschrift: „Ein Kinderlieb, zu singen wider die zween Erzfeinde Christi und seiner heiligen Kirche, den Papst und Türken" und lautet in seinem 1. Vers: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort Und steure des Papsts und Türken Mord, Die Jesum Christum, deinen Sohn, Wollten stürzen von deinem Thron." Seitdem hatten die Türken ihre Herrschaft immer weiter in Europa ausgedehnt und unerhörte Grausamkeiten gegen die Christen verübt. Da erfocht zunächst in dem erwähnten Jahre 1664 am 1. August Kaiser Leopold I., unterstützt von einem sächsischen Hilfskorps bet St. Gotthard a. d. Raab einen glänzenden Sieg über sie. Aber erst die zweite Entsetzung Wiens im September 1683, an der wiederum die Sachsen beteiligt waren, die Er stürmung Ofens, September 1686 und die Siege Prinz Eugen» bei Peterwardein und Belgrad und 1716 und 1717 haben die Macht der Türken in Europa für alle Zeiten gebrochen, während wir jetzt wohl das Ende der Türkenherrschaft in Europa erleben dürfen. So zeigt die Geschichte der Türkenkriege und der mit ihnen zusammenhängenden Bußtage im evangelischen Deutsch land, baß es durch Buße, d. i. durch demütige Beugung vor Gott und durch gläubiges Beten zum Siege geht. Die Buß- und Bettage in Preußen 1813 und 1866, der Buß- und Bet tag zu Beginn des großen Krieges bestätigen dies. Merken wir es uns auch für die Zukunft unsres Volkes: Nur durch Buße, durch Aenderung der Denkweise und LebenS- anschauung, nur durch Rückkehr zu dem lebendigen Gott und seiner Gnade gehl der Weg zum Siege. Wenn auch jetzt die Türkenherrschaft gebrochen ist, an Feinden fehltS unserm evan gelischen deuischen Volk nicht, weder an Feinden von außen noch an Feinden von innen. Wollen wir den Sieg erlangen in den Kämpfen, die unser warten, dann müssen wir wieder Demut lernen, von uns tun, was ungöttlich und unchristlich ist, und in herzlicher Buße Gottes Gnade suchen und fest auf sie trauep. U. OUrkitcOe Siege. Die Tschataldscha-Linie ist für die Bulgaren eine allzu harte Nuß und kann ihnen leicht zum Verderben werden. Jedenfalls ist ihr mit so furchtbarer Gewalt unternommener Vorstoß zuin Stehen gekommen. Die Hoffnung des bulgarischen Generalstabes, dk Türken glatt über den Haufen rennen und bis Konstantinopel glatt durchlaufen zu können, hat sich als trügerisch erwiesen. Sie haben oon vornherein den letzten Mann ins Feuer gebracht, verfügen über keine Reserven mehr und sind durch Ge- fechtSoerluste, Ruhr, Typhus und Cholera stark dezimiert. Demgegenüber ist es den Türken gelungen, frische asiatische Kerntruppen mit gefestigter Disziplin heranzuziehen, die Verpflegung und den Munitionsnachschub sicherzustellen. Gewiß wird das alle- den Untergang der europäischen Türkei nicht völlig hirttanhalten können, indessen sind die Türken dem Sieger auch nicht mehr auf Gnade oder Un gnade in die Hand gegeben. Bulgarischer Rückzug. Seit Mitte der vorigen Woche wird bereits in der Tschataldscha-Linie gekämpft, ohne daß allerdings von den Vulgaren größere Mafien zum Gefecht angesetzt worden lind. Da- ist nun endlich am Sonntag der Fall ge wesen und hat für die Bulgaren ungünstig geendet: K»«sta«ttnopel, 18. Nov. (Amtlich.) Gestern rückte b«l,«rische Infanterie ge-e« Sa» Zentrum «nd Sen rechten titrkifche« Flügel »ar. Der Kamps zog sich den ganzen Tag hin. Die bulgarische Infanterie wurde geworfen. 8600 vulgare« wnrde« gefangen genommen und 40 Ge schütze erbeutet. Der amtliche Telegraph auS Sofia schweigt sich ans. Dagegen findet die türkische Siegesmeldung eine Be stätigung in den Telsgrarymen zuverlässiger englischer Korrespondenten. Danach hat auch die türkische Flotte erfolgreich an dem Kampf teilgenommen, der im übriger: unzweifelhaft der gewaltigste Artilleriekampf seit dem Russisch-Japanischen Kriege gewesen sein soll. Die Berichte schildern die Lage der Türken als sehr günstig. Die türkische Artillerie hätte vorzüglich geschossen und die Mannschaften hätten sich tapfer geschlagen. Die bulgarische Artillerie sei dagegen nicht auf der Höhe gewesen. Auch die Engländer bestätigen, daß die bulgarische Infanterie geworfen worden sei. Die Siegesnachrichten haben natürlich in Konstantinopel große Begeisterung hervor- gerufen. Der Großwesir beglückwünschte den Ober kommandierenden Nasim Pascha * Türkische Erfolge im Westen. Während man auf dem westlichen Kriegsschauplätze überhaupt keine größeren türkischen Streitkräfte, die noch ernstlichen Widerstand zu leisten imstande wären, ver mutete, taucht jetzt plötzlich bei Monastir eine türkische Armee aus, die man auf annähernd 50 000 Mann schätzt. Sie stellt sich dort den anrückenden Serben entgegen. Monastir, 18. Nov. Der türkische Kommandant der Westarmee meldet, daß er einige wichtige Pofittone« der Serben genommen habe und eine Entscheidungsschlacht unmittelbar bevorstSnde. Kleinere griechische Detachements bei Monastir sollen bereits geschlagen worden sein. Die Griechen sollen dabei 16 Geschütze und 5 Maschinengewehre verloren haben. Der Kommandant oon Skutari meldet ebenfalls Sieg. Er telegraphiert: „Das Gefecht von Muslimköi dauerte zwei Tage und endete mit einer vernichtenden Niederlage deS Feindes. Wir haben drei Fahnen, reichliche Munition und Flinten erbrutett. Der Feind hat 1000 Tote und noch mehr Verwundete. Wir haben 385 Tote und Ver wundete." * Truppenlandimgen in Konstantinopel. In der türkischen Hauptstadt fürchtet man nach wie vor für die Sicherheit der Europäer. Am Sonntag fanden kurz hintereinander zwei Botschafterkonferenzen statt, die den Beschluß zeitigten, größere Truppenkontingente oon den Kriegsschiffen zu landen. Das ist nunmehr erfolgt: Konstanttuopel, 18. Nov. Heule früh haben die Kriegs schiffe der Großmächte SQ0« Soldaten mit Waffen und Fahnen gelandet. Sie besetzten die Botschaften, Hospitäler, Schulen und andere öffentliche Anstalten. Maschinengewehre und kleine Geschütze wurden bereits am Tage vorher gelandet. Das deutsche StationSschiff -Loreley" ist nach Haidar Pascha beordert worden, um den Bahnhof zu schützen. Im übrigen werden die 2000 Mann, die im Falle der Not noch bedeutend verstärkt werden können, über das ganze von Europäern bewohnte Viertel verteilt werden. Die Stadt ist vorderhand noch vollständig ruhig. ! * Österreich und Serbien. Die diplomatische Situation zwischen Österreich und Serbien spitzt sich schnell zu und fängt an, unbehaglich zu werden. Die Vermittlungsaktion des bulgarischen Sobranje» Präsidenten Danew scheint an der serbischen Hartnäckigkeit gescheitert zu sein. Pariser regierungsoffiziöse Quellen wissen darüber zu melden: Paris, 18. Nov. Die serbische Negierung hat, wie man heute morgen in hiesige« RegterungSkretsen versichert, all- Vermittluugsvorschläge abgelehnt. Sie will sich auch nicht mehr mit einem Hafe« am Adriatischen Meer be gnügen, sonder« gemeinsam mit Montenegro über die Häfen Sa« Giovanni di Medna, Alessio und Durazzo verfügen. Die beiden Staaten wollen sich bloß verpflichten, die Häfen in den nächsten beiden Jahren nicht zu befestigen. Von einem Fürstentum Albanien und der Internationali sierung der Eisenbahnen wollen sie ebenfalls nichts wissen. Als weiteres Erschwernis kommt dazu die Behandlung des österreichischen Konsuls in Prizrend, oon dem Öster reich nichts Hörl und sieht und den die Serben offenbar haben verschwinden lassen. DaS Wiener Auswärtige Amt richtete an die serbische Regierung daö Ansuchen, sie möchte einem österreichischen Beamten, der nach Prizrend entsendet weiten soll, um die Affäre an Ort und Stelle zu untersuchen, freie Passage gewähren. Die serbische Regierung hat dieses Ansuchen zurückgewiesen und angeblich mit mili tärischen Rücksichten motiviert. Damit gibt sich Österreich natürlich nicht zufrieden und es hat bereits «ne weitere sehr energische Note nach Belgrad gerichtet. Inzwischen geht auch die allmähliche Mobilmachung deS österreichische» HeereS unentwegt vorwärts. Unaufhörlich rollen die Militärzüge nach Galizien und Sübungarn. In Budapest, wo der Kaiser Franz Josef noch weilt, sind der Minister des Äußern, Graf Berchtold, der ReichSkriegSminister o. Auffenberg, der gemeinsame Finanzminister Ritter o. BilinSki, der Finanzminister Ritter v. Zaleski und der Landesverteidigungsminister v. Georgi zu erneuten wichtigen Beratungen zusammengetreten.