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Lokalblatt für Aue, Auerhaaaaer, Zelle-KlSfterlein, Rieder- u. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau, Bern-bach, »eyerfeld, Eachsenfelb und di« umliegenden Ortschaften. Erscheint Mitttv-G», Kreita«» u «onnta«». «donnem-ntSprei- incl. der 3 werlbvollen Beilagen vierteljährlich mit vringerlohn 1 Mk. LV Pf. durch die Poft 1 Vt. Ai Pf. Mit S issustrirten AeiStättern: Aentsches AamiNenbtatt, Hute Heister, Jettfpteget. Berantwortllcher Redakteur: «Ml H«-«»elfter in Lu « (Erzgedirge). Redaktion u. Expedition: Ni»«, Marktstraß«. Inserat« die einspaltig« Sorpuezeil« IV Ps., di« volle Seit« 30, '/, S. 20, >/« «t.< Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalien und Landbriestrliger nehmen Bestellungen an. No. 39. Freitag, den 31. März 1893. 6. Jahrgang. Bekanntmachung. ' Nachdem durch Beschluß der städtischen Lollegien dir ZK IS und 20 der Fruerlösch-Ordnun, sür Aue adgeändert worden sind, bringen wir dies« Bestimmungen tn ihrer jetzigen Fassung nachstehend» zur öffentlichen Kenntniß. Aue, am 27. März 18SS. Der WcrLH der Stadt. vr. Krrtzschmar. E. K IS. Bekanntmachungen für die Feuerwehr erfolgen im AmtSblattr. Dieselben gelten «it Ihre» Erscheine« al« eröffnet. § 20. Etwaige Behinderungen sind bezüglich de« Dienste- bei den Ü bungen vorher, bezügliche«« Dienste« bei Bränden hingegen spätesten« am Tage noch Ausdruck de« Brande« dem unmittelbaren Vorgesetzten anzu-eigen. Begründete Entschuldigungen sind nur Krankheit, Abwesenheit vom Buerthale, I deren Dringlichkeit bei Entschuldigungen von Hebungen zn bescheinigen ist, eigene Ge- fihrdung durch da» Feuer. Unenlschuldigte, sowie ungerechtfertigt« Versäumnisse sind unverzüglich dem Branddirektor bez. dessen Stellvertreter unv durch Letztere dem Bürgermeister anzuzcizen und ziehen die in K 23 dieser Feuerlöschordnung vorgesehene Strafe nach sich. Bekanntmachung. Am 31. März bez. 1. April b. I». werden die ersten Termine dec Laudren- te» und der Landesbrandkasse (nach Höhe von l'/, Pfg. für die Einheit) fällig, welche innerhalb der gesetzlichen Zahlungsfristen und zwar, die ersteren Abgaben bis zum 1. April 1893 di. letzteren bis spätestens den 10. April 1893 bei Vermeidung zwang«weiser Beitreibung an die hies. Stadtsteuer-Einnahme abzu ühren sind. Aue, am 24. März I8V3. Der Neltb der Stadt. vr. Krrtzschmar. Krch. Bestellungen auf di« WM-Auertyat'-Aeitung "WW (No. SSü der ZeiNmgoprettlistch für das 2 Quartal 18SS werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbriefträgrrn jederzeit gern angenommen. Krpeditisn der „ AuertHat-Aeiturrg," WlimU Politische Nachrichten. Deutschlaud. ' Berlin, den 28. März. Der Reichsinvalidenfonds ist der Eckstein, an den Ahlwardt den Hebel ansetzt, um da» „Gebäude der Korruption" zu stürzen, da« nach sei-, ner Ansicht auch in Deutschland besteht. E« ist darum angebracht, einen Rückblick auf die Entstehung diese» Fond« zu werfen. Au» der französischen Kriegsentschädigung wurden am 23. Mai 1873 livl Millionen entnommen zur Grün« duna eine» JnvaUdenftud«. Dies« Lu»« war nach der Wahrscheinlichkeit»rechnung von dem Reichstage und der Regierung absichtlich so bemessen worden, daß sich da» Kapital mit dem Absterben der versorgung-berechtigten Per« sonen aufzehrte. Die Summe von SSI Mill. Mark war aber tiotzoem zu hoch gegriffen. Denn trotz Rückgang de« Zinsfüße« «ar der Ertrag de» Fond- größer al« die Summe der an ihn gestellten Ansprüche. Al» sich diese Thatsache herau-stelltr, wurden dem Fond« noch andere Ausgaben überwiesen und zwar die Znvalidenpensionen re. infolge der Kriege von 1864 und 1866, die Pensio nen und Unterstützungen an frühere Angehörige der ver mal« schleswig-holsteinischen und der dänischen Armee, so wie an Witwen und Waisen solcher Angehörigen die Ehrenzulage für die Inhaber de» Eisernen Kreuze«, die Pensionen für ehemalige französische Militärpersonen und deren Angehörige, die au« dem Dispositionsfonds de« Kai ser« bewilligten Unterstützungen und ErziehungSbeihilfen für Witwen und Kinder von Invaliden bi« zu Höhe von 350 000 Mark jährlich, die Kosten der Jnvalideninstitute die Kosten der Verwaltung de« Jnvatidenfond» und der Bearbeitung der Znvalidcnsachen. Der Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben hat sich trotzdem noch vermehrt, so daß die ReichSregierung jetzt beabsichtigt, dem Fond- 67 Millionen zu entnehmen und der ReichSkasse zur Verstärkung des Betriebsfonds zu überweisen. Zn dem Gesetz vom 23. Mai 1873 ist in K 3 aus drücklich bestimmt, daß für die Zeit bis zum 1. Juli 1876 Gelder des Jnvalidenfond» in Prioritätsobligationen deut scher Eisenbahngesellschaftcn angelegt werden könnten. Diese Bestimmung »ar sehr zweckmäßig, denn in jener Zeit »ar e» schwer, größere Summen zinstragend anzu« legen. Deshalb entschloß man sich, 300 Millionen Mark in Eisenbahn-Prioritäten anzulegen, die mit S, 4'/, und 4 Prozent verzinst wurden. Die Prioritäten waren zu einem sehr günstigen Kur» gekauft und stiegen auch noch bis zum Jahre 1875, wo ein Rückgang um einige Pro zent erfolgte. Damit nun da» Reich, das diese Papiere bi» zum Juli 1876 hätte verkaufen müssen, keinen Ver. lust erleide, verlängerte man die VerkaufSsrist um vier Jahre. Bald darauf stiegen die Papiere wieder so, daß (Nachdruck verboten). ZleuMeton. Aus stürmischen Tagen. Roman von E..H. Siegfrieds. (Fortsetzung.) E« folgten dann Berichte au» verschiedenen Bergwerk«- gebieten, belehrende Artikel und Nachrichten aller Art. Der Ton de» Blatte» war ruhig, leidenschaftSlo«; au» dem ganzen Inhalte leuchtete da» Bestreben der Redak tion hervor, ernste, sachliche Fragen ruhig und würdig zu behandeln. Al» Redakteur de» Blatte« zeichnete Robert »Rothenberg. Dit Herren Franke und Zapp erfuhren schon am frü hen Morgen, daß die Stadt mit Probenummern de« neuen Blatte» geradezu überschwemmt worden sei; in ganz Reck- lingen sei kein erwachsener Mensch zu finden, der nicht bereit« Gelegenheit gehabt habe, die neue Zeitung zu prü fen. Und im Lauf« de» Tage» liefen ähnliche Berichte au« allen Orten der Umgegend eint überall hatte „der Bergknappe" eine massenhafte Verbreitung gefunden und sein Erscheinen bildete da» allgemeine Tagesgespräch. „Da haben Sie'» nun," sagt« Herr Zapp zu seinem Redakteur. „Sie sind viel zu spät mit Ihrer Abwehr gekommen. Schon vor acht Tagen hätten Sie gegen die se» Schandblatt Vorgehen müssen, da» sich erdreiste», in frevelhafter Weise unseren altangestammtrn Abonnenten auf den Leib zu rücken und ihnen sein Sirenenlied zu , Rehmen Sie sich heute zusammen, Frank«, und schreiben Tie, wa» da» Zeug hält. Versetzen Sie sich einmal gründlich in Wuth, und wenn ich Ihnen zu diesem Zwecke selbst für fünfzig Pfennige Rum holen las sen müßte — e» soll mir nicht darauf ««kommen." „Ich werde wie ein Donnerwetter dreinfahren," sagte Franke, „und wa» Ihre Offerte mit dem Rum betrifft, so will ich sie nicht schroff von der Hand «eisen. Ich werde nach dem „Schwarzen Eber" schicken und mir sür Ihr« Rechnung vorläufig ein« Flasche Rothwein holen lassen. Herr Zopp ging und Franke machte sich an die Arbeit. Der Artikel, den er eine Stunde später in die Setzerei gab, hatte folgenden Wortlaut: „Der Wolf mag sich noch so sehr tn den Schaf-Pelz rinhüllen, da» geübte Auge erkennt ihn doch an seinen Federn, di« an allen Ecken und Enden hervorschauen. Mit Sirenenstimme mag er behaupten, daß er da» Lamm und nicht der Wolf sei — da» geübt« Ohr wird ihm kei nen Glauben schenken. Dur.h unsere au«gezeichnitrn Informationen waren wir schon gestern tn der Lage, vor dem Blatte zu war nen, dessen Erscheinen bereit« seit einiger Zeit erwartet wurde — vor dem Blatt«, da», wie bereit« bemerkt (Nr. 103, 2. Seite, I. Spalte, 10. Zeile von oben) den Eri«- apfel der Unzufriedenheit in unsere Bürgerschaft schleudert, gleich wie die Schlang« den Eri-apfel der unschuldig ver trauend«« E»a entgegenhielt und sie mit verführerischen Worten bethört«. Da« Blatt, welche« unter dem harm losen Titel „D«r Bergknappe" (dies« Titel ist ein wah re» Schaftkleid) heute erschienen ist, ist in Wahrheit ein reißender Wolf, für den di« Bezeichnung „Gchandblatt" noch viel zu gut ist. Wir glauben im Namen der ge- sammten anständigen und friedliebenden Bürgerschaft zu sprechen, wenn wir behaupten, baß bei un« noch kein Bergmann Hunger- gestorben ist, daß es deshalb auch nicht nothwendig ist, diesen Leuten einzureden, man müsse etwas für sie lhun. Aber wir erwarten von dem gesun den Ginne der Einwohnerschaft unsere« Kreise«, daß sie sich energisch auflehnl gegen ein Unternehmen, da« unsere größte Entrüstung hervorruft. Wir »erden morgen auf diese« Schandblatt und seine Hintermänner zurückkommen." Herr Frank löste in der That sein Versprechen ein und brachte nach einigen Tagen einen zweiten geharnisch ten Artikel über den „Bergknappen". ES hieß in dem selben : „Wir hatten versprochen, unseren Lesern etwa- Nähe re» über die Hintermänner mitzutheilen, welche da- Blatt „Der Bergknappe" in'« Leben gerufen haben und dasselbe mit dem Gifte durchtränken, welche« sich in ihren der friedlichen Ordnung abgewandten Seelen wie eine ver derbliche Lawine ansammelt, die wenn man ihr nicht recht zeitig straffe Zügel anlegt, in verheerender Explosion sich entladet und un» mit ihren Trümmern überschüttet. Wahrlich, wir übertreiben nicht, wenn wir hier ein etwa» kräftige» Bild gebrauchen. Läßt man «S zu, daß die Ver führer den Geist der Unzutriedenheit in die Kreis« unse rer Bergleute und Arbeiter tragen, so »erden wir alle« da» erleben, wa« wir hier in zwar düstern aber wahr« heit-getreuen Farben gesagt haben. Daß aber die Män ner de» „Bergknappen" Leute sind, von welchen da« Schlimmste zu erwarten ist, könnten wir jederzeit beweisen. „wer ist dieser Robert Rothenberg, der den „Bergknap pen" redtgirt? Unsere Leser werden in ein verneinende- Achselzucken au»brech«n und erklären, daß sie ihn nicht kennen. Nun wohl, wir kennen ihn aber und wollen ihn hier getreulich charaktrrifiren. Robert Rothenberg ist rin Mann