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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910827
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-27
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr lledartion und Expedition JohanueSgasse 8. Sprechstunden der Nrdaction vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 8— 6 Uhr. tzwbt» »i>a,i>dk «„»rtanttrr M-nujc>u>t« «acht sich k» t««»«r>«» mchl »crdn>dl>ch. Nnnahme der sür die nächstfolgende Nummer desttminten Inserate an Wochentagen bi» L Uhr Nachmittag», an Sonn- nnd Aesttage» srüh dis' ,S Uhr. Io den Filialen für 3us.-Annahme: vtt« Klemm» Sortim. tSUsrrd Hahn). UniversttätSflraße 1. Lauis Lösche, pothariueastr. 14, pan. und Kömgsplatz 7, nur bi« ' ,2 Uhr. 239. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GcMstsvcrkchr. Donnerstag den 27. August 1891. NborinementspreiS vierteljährlich 4>', Ms. ln Alt-Lcivsig, iuel. Bringeriodn Mk„ durch die Pojl bezogen 6 Mk. Einzelne -Nru. 20 Pf. Beteg^emplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Taqeblatt-Formal gesalzt) ohne Postbefürderung 60 Nck., wU Poftbesorderung 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pr. Äroflerc Schriften laut uns. PreiSverzeichnisu Tabellarischer u-Ziflernjatz nach hoher« Lärm Nrclamrn unter dem RedactionSstrich die 4gespalt Zeile 50 Ps., vor den Famil iciinachrtchtea di« Kgespaitene Zeile 40 Pf. Jnierale find stets an die (kypeSttion za sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuun» r.rnüo ober durch Post aachnahm«. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lkkanlitmachung. auS Kiew zur Präger Ausstellung im Ausstellungsraum auf der Orgel die russische Hr>mne gespielt batte und dafür von den Czechen jubelnd uuibcrgctragen worden war. Das sind Dinge, die nian außerhalb Oesterreichs kaum ! begreift, die aber in Böhmen sehr wohl verstanden und als ! die folgen einer Politik erkannt werden, die zuerst unter Da« 28. Stück des diesjährige» NrichSgcsrtzblatte» ist bei uns I dem Ministerium Hohenwart im Jahre l87t zur Geltung eingegangen und wird bis zum IS. September l»S. Is. aus I gelangen suchte und später unter dem Grasen Taassc ihre dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Auferstehung gefeiert hak. Den Ezechen feblt, tvic a>lü dem . . - ... ^ I Milgctbeillen ersichtlich, jedes Berständuiß sür ihre Stellung Belgien zum Schutz, verkuppelter weiblicher Per- halb deS österreichischen S aalSwescnS thnen ist der Per,onen Vom 4. Septe.nber 1890. Kaiser von ^csterrcich nur der König von Böhmen, Welchem Nr. 1974. Handelsvertrag zwischen dem Deutsch«» Reich und die Pflicht obliegt, die czeckische» Interessen gegenüber den Marokko. Vom 1. Juni 1890. I deutschen Interessen wabrzunebmen, der cS sich zur Leipzig, de» 24. August 1891. I Ebre rechnen muß, die Wenzelölrone zu tragen, damit Der Math brr Stadt Leipzig. I aber zugleich auf Einbeziebung BöbmeuS in die öfter- vr. Georgs. Krumbiegel. I reickische Gesammtpvlilit Berzickt leistet. Es ist kaum Lröffaung de« Sprechverktlir- Wische» AK. »7 «L LtlpZlF Ullv LtkövkN. I breit machen. Die Czechen schließen über die östcrreichisch- Leipzig-DreSden ist fertig. I ungarische Regierung hinweg Bündnisse mit Rußland und Die . . , . - gestellt und wird am 26. August 7 Uhr Morgens in Betrieb > »vrankreich, sie kümmern sich nicht um Taö, waS in Wien und genommen werden. Die Anlage dient zunächst nur zum Sprech. I Pest als maßgebend erachtet wird, sie lassen ihrem Haß verkehr zwischen Theilnehmern an den Stadt-Fernsprecheinrichtungen gegen da« Dculschlhum die -Zügel schießen und vergessen dabei in Leipzig und Dresden nebst Vor-und Nachbarorten. Die Gebühr vollständig, daß die Habsburger die Lprößlinge eines allen bEt e-usach. Gespräch b.S zur Dauer von 3 Minuten I 'Grasei.I'auseS sind. Die Czechen sprechen imn.er Krzeichnifle der Theilnehmer an der Stadt-Fernsprecheinnchtung v°m böhmischen StaatSrecht und berufen sich dabei auf eine in Dresden sind bei dem Kaiserlichen Stadt-Fernsprechamt hterjeldst I Zeit, Weiche langlt vergangen ist und ine wieder beraui käuflich zu haben. 1 beschworen werden kann. War der dreißigsährige Krieg, Leipzig, 24. August 1891. Der kaiserliche Vber-Poftptrertor. Walter. Lekanntmachuug. Von dem Unterzeichneten Armenanit« sollen Aretta«, Sen 28. August 18vl, vormittag» »o« S Uhr ab im Stadthaus« allhicr verschiedene Gegenständc, als: Möbel, Betten, Wäsche, SleidungS- stücke, HauS- und Küchengeräthe u. A. m., össeattich versteigert werLen. Leipzig, am 26. August 1891. Das Anuenamt. Heutschel. Artu«. Gewölbc-Vermiethnng. in welchem Böhmen eine so verhängnißschwere Rolle ge spielt hat, vielleicht ein Krieg zwischen Slawen und Deutschen ? ! Läßt sich überhaupt ans der ganzen Geschichte BöbmenS seil einer Reihe von Jahrhunderten der Beruf der Czechen bcr leiten, die Führung de« SlawentbninS in Oesterreich zu über nehmen? Wie vollständig den Czechen jede« Unheil über I geschichtliche Entwickelung mangelt, das haben sic ^dadurch bewiesen, daß sie die Polen Oesterreichs sür ihre Sache zu interessiren suchten. Die Polen sind froh, den Schutz Oester reichs gegen Rußland zu genießen, und die Czechen wollen ibre überaus günstige Lage, deren sie sich unter öster reichischer Herrschaft erfreuen, gegen die russische Despotie vertauschen. Das sind Räthsei, sür Weiche nur der sprüchwörtliche Eigensinn der Czechen die Lösung dar- bielet. Wenn man in Oesterreich einen absolut un brauchbaren Menschen bezeichnen will, so fügt man zu den Im hiesige» Nathhause ist das vützneoorwölbe Rr. s am Markt vom 1. Lcloder di». Ir», ab gcgeu etahaldjahrtge der höchste Grad der Verachtung auSgedrückt. Und diese mer Nr. 8, Lotpztg, am 1 genommen, lugust 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. ^erxtlieker LexilkZverein V«rM»ur»»Iu»k !stlv»t»zx, SI. L8VI, ^dencks <» Vbi- im 8uuiv cker I. vllrgersekule. D»g«»»ränung: Vervüi^enuslegvakeiteo. LkLnde.Mivk«». Böhmen — soll heißen Ezcckcn — beanspruchen heute eine Art von politischer und nationaler Fübrcrrolle in Oesterreich! Warum? Weil man ihnen viel zu weit cntgcgcngelvmmcn, j weil man ihnen nicht blos den kleinen Finger, sondern sogar die ganze Hand gereicht bat. Gras Taaffe wird eü heute bitter empfinden, daß er diese Anmaßungen groß gezogen hat, ^ und würde wahrscheinlich viel darum geben, wenn er cS un geschehen machen tönnte. Trotz alledem bleibt Böhmen ein wichtiges Glied der österreichisch ungarischen Gesainnil-Monarchie und Kaiser Leriebt Uber äov ckievjübr. äoutoobon Xerrtotsg., ^ ... . . (lcs Lerirltsverem» iredr. I sich nur ickwer und nnt ^?ldev dev odli^Lkoriseden Leitriu Er ^errl« ru I streben dazu, die Decken ihre Tborbeit und Hartlvpsigkelt ' entgelten zu lassen. Kaiser Franz Josef gehört zu den wohlwollendsten und liebenswürdigsten Vertretern großer StaatSwescn, er hat es sehr gut gemeint mit den Ezccken, er wollte ihnen Alle» gewähren, was man Untcr- thanen gewähren kann, welche diese« Wohlwollen durch entsprechende Handlungen zu verdienen und auSzugleichen ckeo trrtl. lierüeleovvreinen. kortootruvg äer m vorig«» Vemmmnloog bo-! gouoeneo vebottmr. vr. lleartel. Lekanulmachuug. Vom 1. August 189l an sind die bisher üblich gewesenen I bestrebt waren. Aber er hat sich darin schwer getäuscht, Mahnungen der freiwilligen Mitglieder, welche mit Steuern im I denn die Ezcchcn wollen nicht Mitglieder eines große» Ganzen Rückstände sind, in Wegsall gekommen. . ! sein, welche« sich geschichtlich entwickelt bat, sonder» sic pccbcn Wir machen daraus ausmerlsam daß nach §. 7 Abs1 LeS Statut« ihre Nationalität und wollen schrankenlose Freiheit in dl«»,, «M,>» I« «E»», Sl,»,» -u a°--l -m E1-W-»,,,» «°r. ihrer Mitgliedschaft fällig gewordenen Beiträge verpflichtet. Leipzig am 24. August 1891. Die vrlskrankeocafie sür Leipzig ««» Umgegend. Ehmig, stell». Vorsitzender. Gasanstalt II Leipzig-Lonnewitz. zur Fehlbodenaogsüllung und Wegeherftellung wird billigst abgegeben. die germanischen Böller unterdrückt und vernichtet, sic glauben, daß die Zeit gekommen ist, welche alles den Slawen von den Germanen angeblich zngcsügte Unrecht wieder gut machen soll. Es ist der Geist der Rache, von welchem sic beherrscht werden, sie fragen nichts nach staatsbürgerlichen Rechten, nichts nach wirtbschaftlichcr Bcrvollkommnung, die Errungenschaften von Kunst und Wissenschaft haben sür sic nur so weit Werth, als Slawen dabei bctbcilial sind, sic kennen keine allgemeine Wissenschaft und Kunst, sondern nur eine slawische. Daher daS Streben, überall slawische Uni versitäten, Schulen und Theater zu gründen und zugleich deutsche Stätten sür die Pflege von Kunst und Wissenschaft zu unterdrücken. Kaiser Franz Joses batte die Absicht, die Ezechen mit den bestehenden staatlichen und völkerrechtlichen Verhältnissen Kaiser Franz Josef und die Prager Ausstellung. ES ist bekannt, daß Kaiser Franz Josef durch die deutsch feindlichen Kundgebnnqen der C--ck-n in Prag sehr versinmnt I ^^söh^n. "chnen^die M^glichk^t'^u"a7wäbttn7 daß "sic worden und demgemäß entschlossen war, Prag wahrend ^ch national innerhalb zulässig«- Grenzen entwickeln der Ausstellung n.cht zu besuchen Hierin scheint s«t dem Diese Absicht ist mißverstanden worden, die Gebur.S-age deS »a,,erS eme Aenderung emgetreten zu s-m, ^ ^ verstanden sie so. daß ibnen Gelegenheit ae- da sich be. d.esemAnlaß d.eAnbangl.chke.lderEzechnan ^^., werden sollte nicht nur ein Sonderstaatswesen ^n Kaiser aufs Neue m erfreut,chster We.se Lcsterreich auszurichtcn , sondern auch panslaw.stis Diese Anbangl.Lke.l ,st aber rem personl'ch und sie erstreck pab.,brechend und rücksichtslos ihre Kraft sich mcht so weck, um den Czecheu d.e Nothw-nd.gke.t Böhmen war ans dem besten Wege, von Zugeständnissen auf nalimtalem und polituchem Ge-1 österreichischen StaalSverbande auszuscheiden und sich b.et« zur Pfl.cht zu machcm D.e Czechen haben sich daran ^ selbstständiger Staat auszutbun. Da wurde cS aber der M ^ ! österreichischen Regierung klar, daß solche Ansprüche nicht ied.gl.ch von thren nationalen Ne,gungcn best.mmen und de- Duldet werden sonnten, daß eS sogar geboten sei, ihnen Kerrschen zu lamm 4,ie Hauptlnebfeder aller ihrer Hand-1 daS deutsche Wesen wieder zu Ebrcn zu bringen, lunaen °>F pol.t.schem Geb.ete ,st der Haß gegen d.c Ten schen. ^oses bat stet« da« Streben gehabt, mit allen Oesterreich gilt ibnca ai« slawischer Staat, und die Slawen I Kölker» in Frieden zu leben, die Ezechen machen ihm können eS nach ihrer Auffassung nur nnt den Russen und den I '. ^ ^ " Franzosen halten, da« BLndn.ß mit Deutschland erscheint °b» daS Leben gar zu schwer. ihnen als eine Verirrung, für die ibnen jedes Verständniß fehlt. Ein höchst merkwürdiger Borgang am Geburtstage de« Kaiser-, welcher sich aus dem AnSstellungSplade ereignete, dient zur Beleuchtung dieses eigcntdümlichen Verhältnisses:! Nachdem die Huldigungen für den Kaiser vorüber waren,! begannen die nationalen Kundgebungen. Es wurden czechiscke I von Soden, .rcgicrungSmüde- sei. Soweit au« vorliegen Lieder gesungen, und unter diesen fand da« 8lov»ns" I den privaten Berichten zu entnehmen ist, scheint auch die den meisten Anklang, weil ihm eia neuer Text untergelegt I Thätigkeit de« Gouverneur« eine erfolgreiche und durchaus wurde, der etwa besagt: Wären auch die Deutschen so zahl-1 befriedigende zu sein. reich wie die Teufel in der Hölle, auf unserer Seite kämpft I * Die neuerdings laut gewordenen Bcrmuthungen, daß Rußland. Wer gegen »»« ist, den wird der Franzose cm-! die Heeresverwaltung im Winter mit irgend erheblichen psangen. Und bei dieser Ausschreitung war GeneralJgnatiew I MebrsorderungenzumZwcckeeinerDcrstärkuagder Artillerii zugegen, der sich darüber gewiß höchlich gefreut hat. Kurz I an den Reichstag herantrrten werde, dürsten sich nicht de vorher hatte der Seandal stattzefuuden, daß ein russischer l stätiaen Auch über die veränderte Organisation der Fuß StaatSrath Petr «l< Thritoehmer «mer Fahrt v«r Raffe» I »rtiüeru, bezw. deren Emjügung ia dra EorpSverbaud, die Leipziff, 27. Auizust. * In unterrichteten Kreisen ist nicht daS Mindeste davon bekannt, daß der Gouverneur von Dentschostafrika, Freiherr mit nainhasten Kosten nicht verbunden Ware, sollen endgiltige Beschlüsse »och nicht gefaßt sein. * Der Gesetzentwurf, betreffend die Bekämpfung deS Mißbrauchs geistiger Getränke, dürste dem Bnndcöratke deninächst zngehen und denselben alsbald nach dessen Wiederznsammeniritt beschäftigen. DaS sächsische Landes Medicinal-Eolleginiu hat sich über die durch diesen Gesetzentwurf zu regelnde Materie gutachtlich dabin geäußert, daß eine Person für den im Zustande der Bewußtlosigkeit oder krankbasler Störung der Gcistesthäligkcit zugcsügtcn Schaden dann verantwortlich gcmacnt werden sollte, wenn dieser Zustand durch selbstverschuldete Trunkenheit bcrbeigcsnbrk worden ist. DaS Collegium befürwortet, im bürgerlichen Gesetz buch die Entmündigung Trunlsüchligcr unter gewissen Bedin gungen für zulässig zu erklären. — Bon anderer Seile wird über de» Inhalt deö Gesetzentwurfes geschrieben: „Ter angcknndigle Gesetzentwurf, betreffend die Bekäinpsnng deS Mißbrauch« geistiger Getränke, wird sowobl Bestimmungen über die gegen den Trinker zu ergreifenden Maßregeln cntbaltcn, wie auch da« EoncessionSwcsen sür das Schankgewerbe einer Revision »ntcrziebcn. Was den letzte» Tbeil deS Entwurfes betrisst, so scheint cS in der Tbat unerläßlich, wenn nian die Trunk sucht bekämpfen will, auch den Verkauf von Spirituosen unter strengere Eoiilrolc a!S bisher zu stellen und die Verläufer, soweit sie eine Mitschuld an der straffälligen Trunkenheit Lurch übermäßige Verabreichung von Spirituosen trifft, eben falls mit zur Verantwortung zu ziehen." * Der Verband sämmtlicher kaufmännischer Vereine OberschlcsienS richtet eine Jmmcdiat-Eingabe an den Kaiser wegen der Brodlbcucruiig. Tie .Kölnische Zeitung" bemerkt zu dieser Mittheilnng mit Recht: „Die Unsitte, in politische» Fragen sich uliuiitictbar an den Kaiser zu wenden, wird iininer allgemeiner. Auch der Kaiser kann !cin Korn wachsen lassen. Eine Aushebung der Zölle würbe aber höchst wahrscheinlich den Gang der Gctreidcprclse völlig unberührt lassen." * Man schreibt aus Baden: Als die Parteileitung der badischen conservativen Partei in den letzten Juni- tagen officicll verkünden ließ, daß sic sich bei den bcvor- icbendcn LandtagSwahlcn gegen die nationalliberalc Partei wenden werde, gaben wir der Ucberzcugung Ausdruck, daß cS sich die Ankänger der conservativen Partei im Lande doch reiflich überlegen würden, bevor sie zu Gunsten von ultrani ontan - d e m o k r a lisch - socialdemokratischen Wünschen und ZukunflShossuungru auf die Geltend machung der staatSerhallenden Grundsätze verrichten. Biel rche Slimmungübcrichte, die uns vor jener Wablcrklärung der conservativen Parteileitung aus gutconservativeu Kreisen zugcgangcn waren, ließen keinen Zweifel darüber obwalte», dag weite Schichten conscrvativ gesinnter Wähler mit der seit Jahresfrist von der gegenwärtigen Parteileitung vertretenen Politik, dem System rücksichtsloser und ungcrechtsertigler An- jcindung der nationalliberalen Partei und der vvni conser- vativcn Parteiorgan zuin Schaden der conservativen Grund sätze den Rassen- und Elassenhaß schürenden KampscSart, nickt einverstanden sind, und als trotz alledem die conservative Parteileitung den Beschluß faßte, die Partei gegen den NatioiialliberaliSmuS auszuspiclcn und dadurch mittelbar zur Stärkung der schärfsten Gegner der conservativen Grundsätze bcizntrage», da machte sich bei allen ruhig denkenden Eonser- valivcn cui tiefgehender Unmukh bemerkbar. DaS erlösende Wort mußte gesprochen werden, und der eS endlich laut und treffend sprach, ist kein Geringerer als der frühere Führer der badischen conservativen Partei, Freiherr Ernst August von Gölcr, derselbe Manu, den das conservative Organ noch vor wenigen Tagen als „einen bewußt positiven und conservativen Mann" feierte und den es sich selbst als eine Stütze seiner Politik erkor. Als wir am 28. Juni daraus binwicscn, daß die gegenwärtige Parteileitung der badischen Conservativen, nachdem sie anS den Händen der national- liberalen Partei zwei NcichslagSmandate eingebcimst und cü somit nicht mehr »öthig halte, aus die nationalibcralc Partei Rücksicht zu nehmen, „die Maöke fallen ließ", da erhob das conservative Organ einen großen Lärm; soeben war es im Begriffe, dem früheren Führer der eigenen Partei eine Maske vorS Gesicht zu binden, aber Frhr. v. Gölcr riß die Ver »inmnrnng biuwcg, in welcher ihn die gegenwärtige konser vative Parteileitung zur Erreichung ihrer selbstsüchtigen Zwecke dem Volke verstellen wollte. Ocssentlich erklärt Herr von Gölcr, daß er mit der Politik der der zeitigen conservativen Parteileitung nicht ein verstanden sei; er belegt diese nicht erst seit gestern datirende ticsgcbcnde Meinungsverschiedenheit mit der Thatsachc, daß er seit fast zwei fahren keinen Artikel sür das ossicicllc Organ der konservativen Partei geschrieben, und verurtheilt in bestimmter Sprache und scharfer Form dir gegenwärtige Redaktion der „Landpost" wegen der künstlichen Schaffung von Gegensätzen. Lange genug bat daS conservative Parteiorgan eS versucht, die zwischen der Parteileitung und dein über wiegenden Tbcilc der conservativen Partei bcrrschcnoen Meinungsverschiedenheiten abzuleugnen; nun ist dieser Ber- tiischungspolitik, die eine völlige Entfremdung zwischen der nationalliberalen und der conservativen Partei bezweckte, ein Gegner erstanden, der nicht verunglimpft werden kann. An der Person deS früheren langjährigen Führer- der con scrvativcn Partei werden die Schimpfreden der „Land post" ebenso abgleiten, wie sie uns seither in der Ber tbcidigung unserer dem Staatswoblc nützlichen Grund sätze nicht wankend machen konnten. Auch beute noch, in dem Augenblicke, da von unverfälscht conservalivcr Seile die Richtigkeit der von uns gegen die gegenwärtige conservative Parteileitung rrbobencn Vorwürfe anerkannt wird, koinnit eS uns nicht in den Sinn, dem conservativen Parteiorgan in der Tonart zu entgegnen, die eS uns gegenüber seit JabreS frist angcschläacit hat. Wir kämpfen nicht mit verrosteten Waffen; der Sache gilt unser Streben, persönliche Gehässig keilen sind uns fremd. Der nationalliberalen Partei wird die Erklärung deS Frhrn. v. Gölcr keinen ziffernmäßigen Zuwachs bringen; Herr v. Gölcr und seine poiitischen Freunde bleiben Conscrvalive, wie wir nach wie vor Nationalliberale sind Dennoch begrüßt die „Badische nationalliberalc Correspondc»; die Erklärung deS früheren Führers der badischen conservativen Partei mit ausrichtiger Genugthuung, weil sie die gemäßigt denkende Mebrbeit der conservativen Partei von dein Alp deS Terrori-muS befreit, den die gegenwärtige Parteileitung zum Schaden wahrbast siaat-erhaltendcr Grundsätze anSzuüben versucht, und weil sie sich auf den Boden der Ehrlichkeit und l UeberzeuguagStreue stellt, von dem an« allem em erspr.eß- lichcö Zusammenwirken aller vaterländisch gesinnten Parteien möglich ist. In diesem Sinne begrüßen auch wir in der Erllärung deS Freiherr» v. Göler die Anzeichen einer Klärung. « * Die belgischen FranSquillonS, welche ihrer Franrosenschwärmerei auS Anlaß der russischen Triumphe de« Admirals Gervais noch keinen offenen, unverblümten Ansdruck zu gebe» sich getrauten, schweben angesichts der PortSinculbcr Festlichkeiten im siebenten Himmel. Der lreundschaftliche Einpfang des französischen Admirals auf englischem Boden übcrhebt sie der Besorgniß, deS (ffutcn etwa zu viel tbnn zu können, denn England ist ja der natürlichste Frennv und Beschützer der belgischen Neutralität, orun, wenn die öffentliche Meinung England« den französischen Floirengäste» Schmeicheleien sagt, können die belgischen Franzosenschwärincr ihrer Bercorung sür die beuachbarle Republik mit ihren „glorreichen" Ucberlieserungen auS dem Zeitalter der „großen" Revolution desto ungenirtcr freien Lauf lassen, tzuock lieet ckovi, licet dovi. So ist denn das Liebäugeln mit Frankreich seil Kurzem plötzlich die Lieblings beschäftigung der französisch geschriebenen und französisch denkenden Blätter Belgiens sammt ihre« ganzen zahlreichen und weit mehr noch einflußreichen Leserkreises geworden. * Die Nachricht, daß Cardinal Rampolla sein Amt als StaatSsccretair de« Papstes niedcrlcgen wird, scheint sich zu besiäligc». Selbstverständlich wird bereits viel über den even tuellen Nachfolger in dieser wichtigen Stellung gesprochen. Wie es heißt, kämen nur die kürzlich neuernannten Eardinale Rotelli und Vannutelli, ersicrcr früherer Nuntius in Paris, letzterer in Lissabon, in Betracht. Die Ernennung Rotelli'S werde lebhaft von der französischen Regierung gewünscht und sei auch der Papst demselben als Perugianer sebr geneigt. Vannutelli neigt mehr Oesterreich »nd den ^cntralmächtcn zu, so daß bei der augenblicklich im Vatikan herrschenden Stimmung wenig Aussicht sür seine Ernennung vorhanden sein dürfte. Auch Moiisignore Mocciiiii. Unterstaalüsccretair des Papstes, wird von Einigen als Nachfolger Rampolla'- genannt. Doch dürfte dieser gegen über seinen ibm bereits durch die Ernennung znm Cardinal bevorzugten Nebenbuhler kaum Glück haben. Rotelli und Vannutelli sind beide sowohl an Jahren, als auch in ihrer bischöflichen Würde und diplomatischen Laufbahn länger als Mcccnni; ihre Bekleidung mit dem Purpur hat diesen bereit« mit großem Mißbehagen erfüllt Wie eS damals hieß, als eS sich um die Creirung Rotelli'S handelte, sei Mocenni auf da« nächste Consistorium, welche« im Juli ftattfand, vertröstet; bekanntlich erfolgte auch dieses Mal seine Ernennung nicht. Der Grnnd möchte darin zu suchen sein, daß Monsignore Mocenni sehr deutschsrcunblrch gesinnt ist und der versöhn lichen Partei angehört. * Der Pariser Correspondcnt der „Times" will aus einer angeblich vertrauenswürdigen Ouclle erfahren baden, daß der Admiral Gervais nach Kronstadt ein die chine sischen Angelegenheiten betreffendes Dokument übcrbracht habe, nach welchem im Falle einer in Edina ciiilrelendeit Volks erhebung gegen die Ausländer Frankreich und Rußland iluc koblenvorrälhe thcilen und ihre östlichen Grenzen nnt Truppen besetzen sollten. Außerdem würde Frankreich der gricchisch- orlbvdoxen und Rußland der katholischen Propaganda keinen Widerstand entgegensetzen. Der Eorrespondent giebl zu, daß diese Mittbeilungcn einen überaus abenteuerlichen und an Tausend und Eine Nacht" erinnernden Charakter trügen; übrigens seien dieselben in einer ihm nicht völlig bekannten fremden Sprache nicdergeschricben worden. * Die französischen Blätter veröffentlichen eingehend« Berichte über die russenfreundlichcn Demonstrationen, die auS Anlaß der bereits telegraphisch signalisirteu Ankunst des Generals Ob rutsche», inBergerac stattsanden. Ter Enthusiasmus schlug derartig Hobe Welle», daß man sich fragen kann, wie beim Einpsangc eine« russischen Großfürsten oder gar des Zaren selbst eine Steigerung möglich wäre. Civil- und Militairbebörden erwarteten den General auf dem Bahnbose und empfingen ihn mit dem Rufe: Vivo In IduLsie! Vivo Io 'I'sru-I Vivo In tnmillv impörinle! Der Ruf: Viva In l-S>»>t,Ii',uoI wurde »irgend« vernommen: nur der General Obrutschcw erachtete es sür seine Pflicht, Vivo I» bVeuic«! zu rufen. Der Oberst des 108.Infanterie-Regiments, der mit seinen Osficieren den russischen General empjing. lud ibn sogleich nach den, Casino ein, während junge Mädchen der Stadt ibm ein prachtvolles Bouquet überreichten. Der General mußte dann an der Spitze eines a»S alle» Elementen der städtischen Bevölkerung zusainnicngesetztcn Zuges sich »ach der Mairie begeben, wo selbst sich die Scenen vom Bahnhöfe in derselben Weise wiederholten. Hier wurde dem russischen General ein Edren- wein dargcdracht, und der Maire brachte ein Hoch auf dir Gesundheit des Zaren und des General« Obrutschcw aus, woraus General Lbrutsckew mit den Worten dankte: .^1e l>,>>8 ä wus Io, nolckui, frum-ai,. Vivo I» b'rnoo«!" Die Reihe der russenfreundlichcn Ovationen war damit nickt er schöpft, wobl aber der russische General, der, al- er denn auch noch in feierlichem Zuge nach dem Ourckiu public geführt werden sollte, um dort zu parabiren, am Eingänge des Gartens um die Erlaubniß bat, sich zurückziehen zu dürfen, worauf er sich endlich in sein Hotel begab. Der russische Jubel nimmt in Frankreich solche Dimensionen an, daß cS den Franzosen selbst anscheinend schwer fallt, znm Worte zu kommen. Der Pariser Eorrespondent der „Natioual-Zeitung" telegraphirt in dieser Hinsicht: Pari«, 25. August. Die telegravbisch signalisirte Erzählung der Journale über den Vorfall im Tuilerien^Aarte», welche seit gestern zu einer regelrechten Deutschenhetze Veranlassung gegeben bat, stellt sich al« vollständig erlogen berau«. diiemaud bat „Nieder mit Frankreich!" oder „Hoch Deutschland!" geschrieen, kein Deutscher war an dein Vorfälle betheiligt. Ein sranzüsischer Arl-eiter Namen« Lebet, bat vielmehr, als di« ZubSrer die Minik der russischen Hymne verlangten, dagegen vroteslirt und die Marseillaise reclamirt, sowie laut seine Ansicht auSgedrückt, die Frauzosen seien noch nicht Unterthanen de« Zaren, worauf er iniultirt, angegriffen, von der Menge verfolgt und schließlich durch die Polizei gerettet wurde. * AuS Petersburg, 29. August, wird geschrieben: Während daS Ausland bezweifelt, daß da- rassische RoggenauSfubrverbot durch die Nothlage im Innern deS Lande« bervoraerusen sei, mehren sich hier mit jedem Tage ungünstiae Meldungen auS den verschiedensten Theilcn LeS Reiches, lieber die Roggenvorrätbe Rußlands kann man immerbin verschiedener Meinung sei», doch die Größe des NolbstandeS der Bevölkerung bezweifeln, bieße die Augen vor Tbatsachen verschließen. Herr ist e« kein Gehermmß mehr, daß der Kwaazmünfter Wyschnegradgkr stch i, großer Sorg« b«-
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