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Nummer 18V — 3v. Iayrgan» Lrtckietiil «mal WSchtt. mit tNnstr. GrallsretlnA,,, ,H„„ml und »««' und der ttlnderbcttaqk ,gNr märe Ilctmn Lkule". sowie de» rexlbcliaaen ,SI. Benno-Blatt'. .Unlerdalliuift nnd Wissend Die praMtche dauSlran', .«ergltcher Nalgeber'. .Do» oute Puch» Monatlicher Bezugspreis SM) einichl. BesteNgetd. rinjelnummer 1» Sonnabend, n. Eoimiaommnner i»U 4. Hanpilchrlllleiter: Lr. V. DeSezh», Dresden. Donnerskaq, den K. AuauN 1931 VerlagSorti Dresden tilnzelgenpretle: Die Igelealtene pettljelle 80 ^.gamilieck« anzeigen u-Slellengeiuche 20 S- Dte petttrekamezette. 82 mm breit. I X. gttr irnzetgen aulierhatb de« BerbrciiungSgebtelet chO S. die pettlretlomezetle I.tiO^e. Brielgeb.Onz. Im galt« höherer Gcivall eriilcht iede Verpflichtung aus Ltefenmg iowi» Slfüllung v. itnjelgen. iluitrSgen u. Leistung v. Schadenersatz» «eschüsllicher Dell: gfrao» Bnngartz, Dresden. LachlWe volkssettung wetchaseSstelle, Druck u.'Äerlag, »ermuna el.->S. chr Verlag und Druckerei. Filiale vreSden, Dresden-«, l. Polterllrahe l?. lZernnn tlvir. Voltlchecklo ilo Dresden /toi Vaiilsoulo S'adebnn' DeeNdeu Nl oilli Für christliche Politik und Kultur !Ueouttion der LnidiUNren ^olk-zeitunp DreSd^u-Mtstad' 1 volierslraftc 17. .^«rnr„ >i,»d Der Eindruck der LranzLerrede Vertrauen z« Brüning (Von unserer Berliner SchriftleitungZ Neichskanzler Dr. Brüning hat v v r s e i n e r Ne i j e nach Nom, die er Mittwochabend gemeinsam mit dem Aussenminister Dr. Curtius antritt, in einer Rund funkrede dem deutschen Bolle Ncchenschast über die Massnahmen der leisten schweren Wochen gegeben. Das Ziel dieser Rede war nicht, mit tönenden Worten ein Programm dessen anzukündigen, was noch geschehen soll, sondern eine llebersicht zn geben über das, was geschehen ist nnd im Volke das Vertrauen zu stärken, dass an der Spitze des Reiches heute Männer stehen, die wissen, was sie wollen, und die sich auch den kommenden Ausgaben gewachsen zeigen werden. Wir glauben, das, der ruhige, unbestechlich sachliche Ton dieser Rede und der eindring liche Appell, den der Kanzler au das Ehrgefühl und die Vaterlandsliebe des deutschen Volkes richtete, ihre Wir kung nicht verfehlen werden. Folgt das deutsche Volk der Aufforderung des Kanzlers, in dieser schwersten Zeit alle Kräfte zusammcnzufassen, dann wird es in der Lage sein, trotz seiner wirtschaftlichen Nöte bei der Neuordnung der Dinge in Europa, die in den nächsten Jahren vor sich gehen mutz, ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Es ist sicher keine Uebertreibung, wenn inan sagt, datz wir in der europäischen Entwicklung einen Punkt der poli tischen und wirtschaftlichen Desorganisation erreicht haben, der wohl schwerlich noch übersteigert werden kann, eine Desorganisation und Depression, die der Krieg eingeleitet, seine jahrelange Dauer verschärft und das Versailler Dik tat mit den vielen finanziellen Nebenvertrügen vollendet hat. Die ganze alte Welt ist aufgewühlt, und es gibt für diese Tatsache keinen besseren Beweis als den, datz Kon ferenzen in wenigen Tagen zustande gekommen sind, für die man sonst Monate gebraucht hätte, um sic einzuleiten. Der mit so grotzer Plötzlichkeit aufgescheuchte Schwarm der Staatsmänner zeigt an, wie weit die europäische Krank heit bereits fortgeschritten ist. Leider scheint es bei den politischen Aerzten nicht viel anders zu gehen als bei manchem Konsilium der Chirurgen. Der eine will die Operation, der andere nicht — und indessen wächst die Gefahr, datz der Kranke auch noch sein« letzte Kraft ver braucht. " Unser Standpunkt ist ganz klar und eindeutig. Wir find der Meinung, es müssen alle, aber auch wirklich alle Kräfte mobil gemacht werden, soweit wir in der Lage sind, uns wirklich selbst zu helfen, und wir gehören zu denen, die, wie bisher, so auch jetzt nicht davor zurückschrecken, dem Volke in aller Offenheit zu sagen, was für grotze An strengungen, nötig sind, wenn wir diese Zeit bestehen wollen. Wie wir also ganz entschieden dafür eintreten, datz die Negierung nichts unterlätzt. um ihr eigenes Nettungswerk mit gesteigerter Energie fortznsetzcn, ebenso kann nicht bestritten werden, datz diese Selbsthilfe auch eine Grenze hat. Es gibt für die deutsche Wirtschaft keine hermetische Abschlictzung von der Welt, in der wir leben und mit der wir verflochten sind. Das hat der Kanzler in seiner Rede mit grötztcr Klarheit dargelegt. — Wir haben in Dr. Brüning einen Führer an der Spitze, der ost genug bewiesen hat, datz er, der glühende Patriot, dessen tiefe Liebe zum Volk das Geheimnis seiner unerschöpflichen Arbeitskraft und seiner aufopfernden Pflichterfüllung ist, eine Politik vorzieht, die jede Art von Experimenten von sich weist. Wenn der deutsche Reichskanzler jetzt seinen Besuch in Italien macht, und wenn er nach diesem Besuch die französischen Staatsmänner nach Deutschland gebeten hat, so möchten wir darin den Beweis dafür erblicken, datz die Führung der deutschen Politik immer unter Zugrunde legung der deutschen Interessen festhält an dem einzig möglichen Ziel, datz die europäische Wirtschaft und Kultur nur erhalten und gerettet werden kann durch eine ver- !ta n o n i s v o > > e Zusammenarbeit der Völker in Europa. Wir sagen aller Völker, und wir haben deshalb niemals der Parole zugestimmt, die als Alter- iative die Forderung aufstellt: Frankreich oder England. Mir sagen: Frankreich und England. Denn wenn Europa wirklich befriedet werden soll, gibt cs nur den einen Weg, >ie Allianzen nach der alten Ordnung zu zerstören, um .'ine neue Solidarität heranfzufiihren Wir haben in Europa viel, vielleicht zu viel von Verständigung ge- prochen. Wir haben aber auch diesmal wieder sestgestellt, )atz selbst unter dem Zwange höchster allgemeiner wirt- ichastlicher Not die Verständigung ein Ding ist, das jede seihe anders liebt. Und wie mir dem Reichskanzler dafür gedankt haben, datz er jenes mutige Wort an Vie 'Adresse Frankreichs gefunden und gesprochen l>at. so sind wir mit ihm darin einig, datz es das VerhültnisDeutsch- l a n d — F r a n k r e i ch nickt bessern heitzt, wenn wir mit der einen Hand eine Milliarden- anleihe in unsere Tasche stccken und mit der anderen Hand politische Geschenke machen, in die eine Nation, nicht aus Prestigegründen, wohl aber aus Gründen der Moral und der Gerechtigkeit, einfach nicht willigen kann. Man mutz es immer wieder sagen: Nur die volle Gleichberechtigung, nur die vollkommene Achtung der gegenseitigen Lebensbedürfnisse w rd die bei den Völker zusammenbringen können, die unter der Ge- ichichtsklitterung der sogenannten Erbseindjchast schon so uniäalick viel aelitten haben Verständigung? Wir meinen, die Staatsmänner sollten zunächst eines tun. sie sollten sich ohne politische Formeln in ihren Gesprächen darüber immer klarer werden, datz in Europa eines allerdings unbe dingt vonnöten ist: Zusammenarbeit-Zu- i a in m e n a r b c i 1 aus allen Gebieten, die wir in den Wirrnissen und Irrniüen der heutigen Ze t als die Grundlage Europas sicksern. schützen und bewahren müssen: Auf dem Gebiet der Wirtschaft, der Geistes« Wissenschaften nnd nicht zuletzt der K u l t u r. Von dieser Zusammenarbeit werden bei gutem Willen und bei der Ertenntnis von der Notwendigkeit der gegenseitigen Erhaltung die Wege schliesslich zu der Verständigung obren können, die »ns als letites Z cl vor Anaen ickmebt. Der Kanzler gibt Rechenschaft Der Wortlaut -er Rede In seiner Rnndsnnlr Rede am Dienstagabend führte Reichskanzler Dr. Brüning folgendes aus: „Heute vo, sechs Wochen habe ich mich schon einmal von dieser Stelle aus an das deutsch« Volk gewandt. Damals standen wir unter dem Eindruck des historischen Schrilles des Herrn Präsidenten Hoover, durch den Deutschland auf ein Jahr von der Zahlung der RefnrrationsverpsUclstnngen befreit werden sollte. Gleich damals habe ich oor der Illusion gewarnt, das; wir bei Annahme dieses hochherzigen Planes über die Gesamtheit der uns bedrängenden 'Röte hinweg seien Dieser Sorge hat die Entwicklung der Zwischenzeit recht gegeben. Dos deutsche Voll, bat die über alle Schichte,, herein gebrochene schwere Prüfung mit vorbildlicher Ruhe über sich ergehen lassen und seinen natürlichem Sinn für Ruhe und Ordnung bewährt, der die verdiente Anerkennung der Welt gesunden hat. Die deutsche Oefscnllichkeit hat ein Recht darauf, von der Rcichsrcgierung über die Geschehnisse der letzten Wochen unter, richtet zn werden, zumal die berusene Volksvertretung, der Deutsche Reichstag, in staatsmännischer Einsicht dem Wunsch der Rcichsregicrung gefolgt ist und von einer Sommcrtagung in diesen Krisen,Monaten Abstand genommen hat. Der Hoover-Plan ist in seinem wesentlichsten Inhal! Wirklichkeit geworden, wenn auch seine mehrwöchenNiche Verzögerung schwere Rückwirkungen aus die deutsche Wirtschasl ausgeübt hat. Die in diesen Wochen ersolgte Entziehung k u r z s r i st ige r ausländischer Kredite in Milliar denhöhe ans den deutschen Banken bedeutet jür unsere Volks wirtschast eine» plötzlichen und gefahrvollen Blutverlust. Starke Störungen des Zahlungsverkehrs und Erschütterungen des ge samten Wirlschaslslebcns waren die nalurgemätzc Folge. Ein bedeutsamer Fortschritt ist aber als Ergebnis diese, Krisis unverkennbar. Heute ist sich die gesamte Welt dar ibei einig, dah die Geschielte der Völker miteinande> aus das engste verflochten lind, datz Störungen im Organismus eines to gre.tzcn Wirtschastsliörpers wie Deutsch land nicht ohne ernste Folgewirknngen auch im Ausland bleiben können. Kein Politiker kann mehr die Richtigkeit des Satze- beziveiscln, datz die Rot eines Volkes nicht der Vorteil de> anderen sein kann. Die Ergebnisse der outzenpolilischen Besprechungen sind notnrgemätz nur erste Schritte aus einem Wege, an dessen Ende noch unserer Hoffnung eine douerhnste internationale Kooperation stehen soll. Zwischen den Erstlings-Ergebnissen solcher Zusammenkiinslc und den durch die dringende 'Rot erregten Hoffnungen wird immer eine schmerzliche Distanz bestehen. So sehr ich dieses Gefühl verstehe und würdige, so bedauerlich wäre cs doch, wenn solche Anfangs Enttäuschungen imstande wären, den entschlaf jenen Willen Deutschlands zu hemmen, auf dem beschrittenen und ans die Tauer allein aussichtsreichen Wege weiterzugehen Was das bisher auf der Londoner Kon serenz erzielte Ergebnis anlangt, so wiederhole ick Bekanntes, wenn ich sage, datz zunächst der an die Reichsbank bewilligte UM Millio nen-Kredit für drei Monate erneuert worden ist. datz durch gemeinsamen Beschlutz der beteiligten Regierungen nnd durch Einwirkung auf die heimischen Banken weiterer Abzug von Kre ditcn aus Deutschland verhindert worden ist und dah schlietz- lich ein Komitee erster Bank Sachverständiger in den nächsten Tagen beraten soll, um die Frage irxüterer deutscher Kredit bcdiirsnisse zu prüfen und geeignete Vorschläge zu machen. Eine durchgreifende Finanzhilfe grotzen Stils ist — ich trage keine Bedenken dies sestzustellen — da- mit einstweilen nicht erreicht. In der deutschen Oeifcnk lichkeil wurde da und dort von einer umfassenden Auslands« anleihe gesprochen uns der kcnii hcn Reichsregiernng oer Bor» ivurs gemacht, datz sie aus mitzverstandenen Prestige Gründe» den Anleihegedanken nicht ernst genug verwlgt Hölle Dieser Auffassung ist die Reichsregieruug bereits mit Rachenuck ent« gegcngetreteu. Ich stelle erneut fest, datz eine grotze Auslands« anlcihe augenblicklich und für geraume Zeit autzerhalb der real« politischen Möglichkeit lieg,. Hiersür gibt es verschiedene Gniude. Ein Hindernis liegt insbesondere ü- der Tatsache, datz zu einer solchen Anleihe die Garantie mehrer grotzer Länder verlangt wird, seren Zusage zu erreichen, teils ans staatsrechtlichen. teils aus sinanzlechnischen Gründ:« zur Zeit ausgeschlolseu ist Darum ist erneut Dentschiaud und seine Wirtschast au? Selbsthilfe nnd auf das 'Vertrauen in seine eigene Kralt angewiesen. Nie mand möge hierbei die Besorgnis haben oatz diele Stellung nahme de, Rcüchsregiernng der Ansflntz eines überspitzten Ra. tioiialisn'ns sei. Keiner Kann von der internationalen Inicr- essen-Berflochtcnhcil aller Länder iiberzengier sein als die Rcichsregiernng. Es ist ausgeschlossen, datz wir Deutschland mit einer chine fische,, Mauer umgebe,, könnten, innerhalb der das deutsche Volk, uuler Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse, aus- schlictzlich eigenem Handel und Wandel nachgehe,, könnte. Deutschlands Wirtschast ist und bleibt auf enge handelspolitische Zusammenarbeit mit dem Ausland angewiesen Ohne Zaudern ist die Renchsregiernng schon vor nnd während der Pariser und Londoner Verhandlungen daran ge gangen. die Folgerungen ans dieser Sachlage zu ziehen Ew.cn gewissen Abschlutz haben die erforderlichen ersten, mehr lech- Nischen Sanierungsmatznahiiicn am vergangenen Sonnabend gefunden'. Ich erwähnte vorhin die Schwierigkeiten. in die ein Teil der deutschen Grotzbanken durch die.plötzliche Abwehung notzer Posten kurzfristiger Kredite gekommen war. Sie kennen die Matznagmen. die vor wenigen Wochen hinsichtlich der Darm- üäd er und NaNonalbank und in de i letzten Tagen hinsichtlich der Dresdener Bank ergriffen worden sind Auch in personeller Hinsicht werden geeignete Schrille erfolgen. Tie Einschiebung von B a n k ' e i e r ! a g e n gab det Keicbsregiernng nnd den beleiiigten W rticliallslireiien die Mag- chkeii. mit Sorgfalt uns im engen Zuiamme iw.rnen mit dec Reichslank und bernlcnen Sachverständigen des Inlandes und Auslandes alle die Matznahmen vvrznbereiten. die siir eine lanmätzige Wiederingangsetzung des Zahinngsve.kehrs erivr- 'erlich waren. Ein wesentliches Glied in der Kette solcher Matz na In nm war die Schaffung der A k z ept - u n d G a r anlie B a n k , die als inner KaranUetcager der ersten deutschen. Bankhänser erst die Voraussetzung schul', dte .Reichsbank durch Hergabe eitler weitcrcn Wcchselnnterschrisl zur Herausgabe der erforderlichen '.'loten inslandznsetzen. Durch hie letzten Eutschlietzunge,, vom vergangenen Sonn abend wurde erreicht, datz vom M-ltwoch an der Geldumlauf im Var- und lleberwcisnngsverliehr bei den Banken wieder in Gang gefetzt werden kann. In Veilnndnng damit waren einschwidende Bestimmungen g,i Verbindernng der Kapilalslncht nnd fnr den 'Verkehr mit aus. ländischen Devisen erforderlich. Aus der Schärle der Besinn, numgcn. dir bis zur Festsetzung von Zuchthausstrafen bei ehr. losem Verhalten und schweren Berstötzen gegen diese Borschvif. len gehen, möge man die Entschlossenheit der Reichsregiernng entnehmen, volksschädlichen Sonderwünschen auf dem Kapital markt in dieser allgemeinen 'Notzeit zu begegnen. — Mit "en dargelegien Matznahmen ist das zur Zeit Notwendige geschehen.