Volltext Seite (XML)
WopMer» Tageblatt Dos „Zschopau«! Tageblatt und Anzeiger" erscheint werktäglich. Monatlich. Bezugspreis 1.70 NM. Zustellgebühr 20 Pf. Bestellungen werden in unserer Geschöftsst.,von den Boten, sowie von allen Postanstalten angenommen. und Anzeiger Anzeigenpreise: Die 4S mm breite Millimeterzeile 7 Pf.; die YZ mm breite Millimeterzeile Im Text teil 25 Pf.; Nachlabstaffel L; Ziffer- und Nachweisgebühr 25 Pf. zuzüglich Porto. Dos „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger' ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrats zu Flöha und der Bürgermeister« zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Lrzgebirgische Handelsbank «. S. m. b. H. Zschopau, Semeindegirokonto Zschopau Nr. 24», Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42SS4 — Fernsprecher: Nr. 7IS Zeitung für die Orte: Börnichen, Dittersdorf, Dittmannsdorf, Gornau, Hohndorf, Krumhermersdorf, Lcharfenstein, Schlößchen Porschendorf, Waldkirchen, Weißbach, Wilischthal, Witzschdorf n». 87 §r»!ilaA, 1888 187. Unverfrorene Bevormundung Chamberlain als Beschützer, den niemand braucht Chamberlain» Unterhäu»-Rede, bl« eine Sensation bringen sollte, kann nur al» ein ganz großer Bluff, und zwar von der Art bezeichnet werden, wie wir ihn in den Erklärungen des englischen Ministerpräsidenten in den letzten Monaten stets erlebt haben. Man kann behaupten, so schreibt der „Deutsche Dienst", datz sie weder seine Freunde zufriedenaestellt und die Opposition beruhigt hat, noch bei den Achsenmächten irgendeinen Eindruck gemacht hat. Es ist auch diesmal die übliche Me» thode, die Chamberlain stets angewendet hat. Nachdem die englische Presse auf höhere Weisung um Italiens notwendigen und wohlerwogenen Schritt in Albanien Alarm geschlagen und ein hysterisches Kriegsgeschrei über „Anarisse" und „Vergewal tigung des Schwächeren'" erhoben hat, stellt sich heute Cham- berlarn hin und gibt sich als Friedensengel aus. Seine Erklä rung ist ein einziger Tränenerauß darüber, daß die Weltge schichte fortschreitei, ohne daß England für die Entwicklung bestimmend ist, und dah auch diesmal England nicht in der Lage war, die Entscheidungen im Mittelmeer zu beeinflussen. Die ganze jüngste Entwicklung, in der England eine so traurig-berühmte Rolle spielte und die einen kläglichen Abschluß durch die Unterhausrede des Ministerpräsidenten gefunden hat, beweist erneut, daß England Panlk und Knegsstimmung braucht, um schließlich in der Rolle als Friedensstifter aufzu treten, in Wirklichkeit aber als Leichenfledderer eine Beute einzuheimsen, die ihm in ruhigen Zeiten völlig unerreichbar wäre. Wie anders kann man das üble und gewissenlose Zusam menspiel zwischen der englischen Presse und der englischen Politik verstehen, ba^ darauf hinäusläuft, den kleinen Staaten schwere Gefahren an den^ Horizont zu malen und sich ihnen als Retter und Beschützer anzubieten? Es in gelinde gesagt, «in» Unverfrorenheit, wenn England sich erdreistet, seinen zweiselhasten Schlitz der griechischen Regie rung anzubitten, die soeben durch ihren herzlich gehaltenen Notenaustausch »lt der italienischen Regierung bewiesen hat, daß sie sich nicht bedroht fühl. Da» gleich« gilt für das «nalische Anerbi«t«n in R n « S n i« n, das mit dem Deutsch «nR«ich soeben di« wtittstg«h«nden auf glrkchberechtigt«r Partnerschaft beruhenden wirtschaftlichen Abmachungen getroffen hat. Auch die Türkei und Jugoslawien, die in freund schaftlichen Beziehungen zu den Achsenmächten stehen, haben nicht den leisesten Wunsch geäußert, Garantien von England zu erhalten. Fürwahr, diese englischen Gepflogenheiten sind in Wirklichkeit ein« Bevormundung der kleinen Staaten! Es ist nicht anzunehmen, daß die selbstbewußten und in ihrem Natio nalgefühl so stolzen Völker des Balkans von diesen englischen Methoden erbaut und sich geschmeichelt fühlen! Besieht man sich Chamberlains Rede bei Licht, so bringt sie nichts Neue», sie zeigt lediglich, daß England nichts dazu gelernt hat. Wir »erden uns wie diesmal also auch in Zukunft darauf gefaßt machrn müssen, von London her gouvernanten hafte Weisheit zu vernehmen und schulmeisterliche Reden zu hören. Daß des französischen Ministerpräsidenten Daladier Er klärung der Chamberlains aufs Haar gleicht und dieselben ver- ständnislosen Auffassungen vertritt, wird niemand in der Welt verwundern. Die jungen Bölker des Kontinents werden sich dadurch in Ihrer Entwicklung nicht stören lassen. Eie halten sich an Reali täten und damit ist bei ihnen die Zukunft^ mag England ruhig Politik im luftleeren Raum machen und Ideologien und Phan tasien nachjagen, ihm gehörte ja die Vergangenheit! Das mag ein Trost sein! Eine oerstSadaklose Erklärung In der Rede Chamberlains mit ihrer Verständnislosigkeit eines alternden übersättigten Landes für das Aufstreben der jungen Völker war selbstverständlich die bei englischen Staats männern übliche Bemerkung zu findem daß die öffentliche Mei nung der Welt durch „eine neuerliche Schaustellung der Ge waltanwendung chockiert" worden sei. Im übrigen ist dem Pre mier ganz entgangen, daß sich Albanien eindeutig für die Schick- salsgemeinschast mit Italien ausgesprochen hat. Chamberlain meinte nämlich, daß die britische Regierung immer noch cuif eine Mitteilung ihres Gesandten in Durazzo über die letzten Ereig nisse in Albanien warte. Chamberlain wandte sich sodann der Frag« zu, ob das italienische Vorgehen in Albanien in Uebereinstimmuna mit dein englisch-italienischen Abkommen vom April letzten Jahres zu bringen sei, und scheute sich nicht, pharisäerhaft 'zu erklären, daß Italiens Vorgehen „Besorgnisse verursache und die internationale Spannung verstärke". Die britische Regierung sei'zu der Schlußfolgerung gekom men, daß, falls eine Aktion ergriffen wird, die die Unabhän gigkeit Griechenlands oder Rumäniens bedroht und die von der griechischen oder rumänischen Regierung für so lebenswich tig gehalten wird, daß sie mit ihren Streitkräften Widerstand leisten, sich die britische Negierung verpflichtet fühle, der grie chischen oder rumänischen Regierung mit aller ihr zur Verfü gung stehenden Macht zu Hilfe zu eilen, i^amberlain teilte zu dieser nach dem Muster der Garantie für Polen gehaltenen Er klärung mit, daß er sie den betreffenden Regierungen sowie auch anderen Regierungen, insbesondere der türkischen, die enge Be ziehungen zu der griechischen Negierung unterhalte, übermittle. Nach dieser neuen einseitigen Garantieerklärung an Länder, die sich nach den Erklärungen ihrer verantwortlichen Staats männer in keiner Weise bedroht fühlen, erklärte Chamberlain, er sei nicht der Ansicht, datz Großbritannien nunmehr erklären solle, datz das englisch-italienische Abkommen beendet sei. Als der Premier dann Vie Frage der italienischen Freiwilligen in Spanien streifte, wurde er durch Rufe der Oppostion unterbro chen: „Wie steht es mit Sowjctrutzland?" und „Behandeln Sie Sowjetrutzland !" Auf diese Forderung der Opposition bereitwillig «ingehend, erklärte Chamberlain, wenn rr Sowirtrußland nicht erwähnt habe, so bedeute da» nicht, dah Großbritannien nicht In enger IvUblnna mit dem Vertreter diele» Landes ltebe. iit Im" Schlußtril seiner Rede kam Chamberläln nochmals auf das englisch-italienische Abkommen zurück und verlangte dabei in anmaßender Weis« von der italienischen Regierung „praktische Beweise" für den Wunsch auf Erfüllung des Abkom mens. Deutlich trat bann die Mißstimmung Englands über die ohne seinen „Segen" erfolgte Neuordnung an der Adria zutage, als Chamberlain über den . unerträglichen Zustand der Dinge" iammerte, wenn die Welt ständig eine Reihe wiederkehrenoer Alarme durchleben müsse. (Ausschließlich England ist es, das sich in seiner angemaßten Rolle als „Weltpolizist" immer wieder „alarmiert" fühlt.) Der britische Premierminister gab schließ lich zu verstehen, daß England entschlossen sei, seine „Nolle" keines Weltpolizrsten) weiter zu spielen, indem es sich an die Seite derjenigen stelle, die von einer „Aggression" bedroht seien. Bemerkenswerter Eingeständnis Saliiar' Im Oberhaus gab Lord Halifax eine Erklärung ab, in der er sich die kurzsichtigen und einander widersprechenden Argu mente Chamberlains zu eigen macht. Lord Halifax berichtet in diesem Zusammenhang über Unterredungen mit dem italienischen Geschäftsträger in London, Crolla, in deren Verlauf Crolla mit unmißverständlicher Deut- lichte» zu verstehen gab, daß Korfu ein vitaler strategischer Punkt für Italien sei und die italienische Regierung keinem anderen als Griechenland die Besetzung der Jns«l gestatten könne. Bei aller Einseitigkeit der politischen Auffassung beauemte Lord Halifax sich in seiner Erklärung doch zu einem Einge ständnis, mit dem »r dor englischen Regierung im Grund« ge nommen jede Berechtigung zu einer Kritik an den Vorgängen in Albanien abstritt. Er erklärt« nämlich, daß es keinerlei Streit über die Son derinteress«« und die Sonderstellung geb«, die Italien in Alba nien gehabt hab« und daß diese Ding, bereits vor vielen Jahren vom Botschafterrat anerkannt worbe« seien. Frankreich im Schlepptau Englands Die Erklärung des Ministerpräsidenten Daladier deckt sich im wesentlichen mit den Ausführungen des britischen Premier ministers. Daladier lieferte damit erneut den Beweis, daß Paris völlig im Schlepptau der englischen Kriegspolitik handelt und der von London dirigierten Hetze erlegen ist. Es berührt eigenartig, wenn Daladier in seiner Erklärung eingangs davon spricht, baß diese „neue Politik" der englisch- französischen Bünbnisgenossen „weder von Reden noch von Dro hungen begleitet" zu sein brauche. Dabei hört doch die Welt feit Wochen von den Wortführern dieser Politik täglich nichts als Reden und Drohungen. So sprach der französische Minister- Präsident ausführlich über die militärischen Maßnahmen, die Frankreich an allen seinen Grenzen getroffen habe. Selbstver ständlich behauptete er, datz diese Maßnahmen ebenso wie die parallel laufenden diplomatischen Verhandlungen nur zur Auf rechterhaltung des Friedens unternommen wurden. Diese eigenartigen Bemühungen um den angeblich bedrohten Frieden werden Vann in einer Verlautbarung naher gerenik» zeichnet, die Daladier abgab. Er betonte dabei, daß diese in Uebereinstimmuna zwischen der französischen und der englischen Regierung festgelegt worden sei. Im Nahmen dieser Erklärung spricht Daladier nach englischem Muster eine besondere Ga rantien für Rumänien und Griechenland aus. Im Gegensatz zu dem französisch-polnischen Militärbündnis, auf das Daladier hinwies, mutzte er zugeben, daß diese beiden Valkanstaaten sich in keiner Weise gegenüber Frankreich «der England gebunden haben. Bo» einer Bitte um Hilfeleistung konnte er naturgemäß kein Wort sagen. Bezeichnend ist es, datz der französische Ministerpräsident am Schluß seiner Erklärung aussührte, daß Frankreich auf der „Suche nach allen geeigneten Bündnissen'^ in der „einzigen Sorge um ben Frieden'^ sei. Dies ist nichts anderes als oi» alte Parole des sowjetischen Außenkommissars Litwinow-Finkel- stein vom „unteilbaren Frieden", die nach dem Willen der weltrevolutionären Sowjets die diplomatischen Möglichkeit für den unteilbaren Krieg geben soll. Die vppositloN schreit nach den Sowjets Die Ausführungen Chamberlains genügten der kriegs lüsternen englischen Opposition noch immer nicht. Ihre Redner griffen in der Aussprache Chamberlain an, als ob er zugunsten des Friedens und nicht zugunsten einer gefährlichen Entwick lung in Europa gesprochen hätte. Attlee erklärte unter stürmischem Beifall seiner Anhän ger, daß er von der Rede des Ministerpräsidenten „enttäuscht" sei. Er begrüßte di» Zusagen, die Polen. Griechenland und Rumänien gegeben wurden. Es sei aber notwendig, außerdem noch zur Politik der „kollektiven Sicherheit" zurückzukehren. Daher müsse man Einig keit zwischen England, Frankreich und der Sowjetunion schaf fen. Wenn aber die Regierung nicht für dl» n»u« Grundlage der Politik zu haben sei, dann soll st» «iner anlxren Regierung Platz machen. (Stürmischer Beifall bei der Opposition.) Der Oppositionsliberale Sinclair äußerte sich ähnlich, zum Teil noch schärfer. Er verlangte die sofortige Schaffung eines Munitionsministeriums und Regierungsumbildung. Auch Churchill stimmte in den Ruf nach der Sowjetunion ein, Im übrigen versuche er, sich Chamberlain zu nähern, von dem er betonte, daß die Motive seiner Politik „gerade und gut" seien. Im Mittelmeer müsse man jedoch ständig Wache halten. Jetzt handle es sich darum, auch den Balkan im Kielwasser der englischen Politik unter einen Hut zu bringen. Er wies noch aus die Einführung der allgemeinen Wehr pflicht hin. „Diese Maßnahme schuldet die Regierung der Na« tion". Er erntete den Beifall eines großen Teiles des Hauses« Der frühere Außenminister Eden erklärte, es sei bedauere lich, daß in der Aussprache heute weniger Einigkeit zu verzeich- nen gewesen sei als öei der letzten Aussprache über die Außen« Politik. Er bestritt in stinen weiteren Ausführungen mit schein heiligen Phrasen die gefährlichen Ziel« der Einkreisunasvolitik. die er bis zum Ende durchgeführt wissen wollte. Mllendemonslraüon vor Korf«? Griechische Seriichle über Schlfssansammlungen der weslmächle Gerüchte aus Athen wollen wissen, daß starke britische FlottenstrcitlrSfte zwischen Malta und den Jonischen Inseln manöverieren. Man spricht von 185 Kriegsschiffen. Auch von der französischen Mittelmeerflotte nimmt man an, datz sie sich in der Nähe von Korfu aufhält. Die Folge dieser bisher unbestätigten Gerüchte ist eine wachsende Nervosität in Griechenland. In zu ständigen Athener Kreisen jedoch wird erklärt, daß Griechenland auch durch derartige Demonstrationen der Wsstmächte nicht daran gehindert werden könnte, freund schaftliche Beziehungen zu Italien zu unterhalten. Mit abge-len-eien Lichtern Weitere Sowjetkricgsschiffe im Mittelmeer In den letzten Tagen brachten französische und eng lische Blätter die Nachricht, daß mehrere sowjetrussische Kreuzer den Bosporus passiert hätten, um sich ins Mittel meer zu begeben. Wie jetzt in Istanbul verlautet, haben neuerdings acht sowjetrnssische Flotteneinheiten den Bosporus in der gleichen Richtung — mit abgeblendeten Lichlern — durchfahren. Bisher haben 12 sowjetrussische Kriegsschiffe, kleine Kreuzer und Zerstörer, ohne daß deren Namen festgestellt werden konnten, die Marinebasis am Schwarzen Meer verlassen. Rekrutenmangel ter britischen Feldarmee .Daily Telegraph" über die Aussichtslosigkeit des Rekru- tierungsscldzugcs Die Einheiten der b r i t i s ch e n F e l d a r m e e haben dem „Daily Telegraph" zufolge immer «och einen Nc- kruteu mangel von 2 3 5 0 0 0 Mann auszu« weisen. Von der erforderlichen Stärke von 310 000 Mann haben sich, wie das Blatt ausführt, bisher 105 000 Mann für den Heeresdienst zur Verfügung gestellt. Etwa 40 Ein heiten von etwa 400 Mann hätten jetzt Kriegsstärke er reicht, während sich die anderen Einheiten der Kriegsstärke näherten. Am 1. März hätten die 13 Felddivistonen de« Territorialarmee eine Friedensstärke von rund 101 000 Mann gehabt, wobei die fünf Flugabwehrdivistonen, die das erste Flugabwehrkorps darstellten, nicht einbegriffen seien. Am 1. März seien noch 50 OOS Rekruten erforderlich gewesen, um die bestehenden 13 Divisionen auf Kriegs stärke zu bringen. Im Leitartikel schreibt das Blatt, es würde, an dem gegenwärtigen Erfolg gemessen, Jahre dauern, bis die erforderliche Stärke der Armee erreicht sei. Für die Aussichtslosigkeit des Nckrutierungsfeldzuges macht das Blatt die Verordnung über die Reservierung der Arbeits« kräfte für die Industrie verantwortlich. Auswirkungen -er panikmache Englands Gold fließt nach Amerika Die Goldverschiffungen von England nach Amerika nahmen wieder einen größeren Um fang an. In der vergangenen Woche sind rund 18 Mil lionen Pfund Gold verschifft worden. Auch in den kehlen Tagen wurden größere Goldsendungen nach den Bereinigten Staaten vorgcnommen; so wurde z. B. am Donnerstag in Plymonth für 3 Millionen Pfund Gold an Bord des nach NSA. fahrenden französischen Damp fers "Ile de France" gebracht.