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Nr LL« LS. Jahrg. Sonnabend den 20. Mai 1916 4.« X. >»»«»b« 0 Dresden In srei Hau» DI» Einjel-Nummer IS KSivNch» «olk«j»Ituna erlchetnt an allen Wochenlagen nachmittag». OkefchLfiSfteLe ««L N«Latti»«r Dresden-A. 18, Hotbetnstrahe IM Fernsprecher 21 »66 Postscheckk-nt» Leipzig Nr. 1176V Anzeigen: Anna! »SN hmc v»n GeschiiltSanieigen bi» Faniitnnianzeigen bi» 1 1 Uhr I0U»r vorm Drei« «iu dje Petit-Lpaitzeile »H tm Re«», meieii «« ^. «ür imdeutlicb geschriebene, sowie durch Fem- ivrecher a»>gegebe»e Anzeige» td>u>en wn di« Lcrannvortlichkeit sür die Richtigkeit de» regte» lücht übernehme». Eprechftnnde der Redaktion: 11—18 Uhr vorm. Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. PorrsIIsn :: Steingut, Kristall Qsbraucrffs- u. Äsrgsgsnstäncis KAl.!-i0fI.Z^iHk8uLSr,l<öoiA-r1obami8i>'. Seickenksus luliu8 ^sobueltk x^l. süotls. Hoüisksrsat hei.: 8mt- will ÜLidreikIile^t LkNtiMMl- il. ieiikülgzil in iritiM llfssäon, r. il. IreiMolie r i. (sebr^oklauf Dnsst-jes'-A ailinsnlll s uüä pnaasi» SGpchvw Sch Im ersten Anhieb (Von unserem Wiener Mitarbeiter) In der nächsten Woche jährt sich der Tag, an dein unser einstiger Bundesgenosse den im geheimen schon lange vor bereiteten Verrat durch die Meucheltat des kriegerischen Ueberfallcs der ihm durch 30 Jahre hindurch engver bündeten Monarchie krönte. Der Dolch, der gegen unseren Rücken gezückt ward, erwies sich jedoch als stumpfe Waffe und allem Anscheine nach dürfte sich noch im Laufe dieses Weltkrieges der Schlag, der uns zugedacht war, gegen den Verräter selbst kehren. Nahezu ein Jahr hindurch hat sich nun bisher Cadorna bemüht, im Ringen gegen unsere Grenzverteidigung den Sieg zu erringen und wenigstens jenes Gebiet, das Italien in den Verhandlungen vor Kriegsausbruch unsererseits in Aussicht gestellt worden war, mit Waffengewalt an sich zu reißen. Vergebens! Immer wieder scheiterten die Anstürme der von ihm vorgetriebenen Truppenmassen an dem heldenmütigen Widerstande unserer Soldaten und von Woche zu Woche, von Monat zu Monat sahen sich die kriegslustigen Schreier Italiens ans den nächsten Angriff vertröstet, der den so heiß ersehnten Er folg totsicher herbeizwingen sollte. Nun ist ein Jahr uw nnd die Enttäuschung iin Lande ist eine ungeheuere ge worden. Fünf große, mit nahezu allen zur Verfügung stehenden Kampfmitteln und Truppenmassen geführte Offensiven am Jsonzo sind zusammengebrochen, die Be mühungen an der Kärntner Grenze bei Schluderbach am Eol di Lana, im Tal Sugana, an der Hochfläche von Viel- gerenth und Lafrann, im Gebiete des Gardasees und Lcdro- tales sowie in den Judikarien, wiederholt durchzustoßen und den Raum nnd die Festungen von Riva nnd Triest z» gewinnen bezw. in das Drautal einznbrechen, sind stets hoffnungslos gescheitert. Nach verhältnismäßig langandauernder Ruhe brach in den Tagen des 13. bis 15. März die letzte Jsonzo-Offensive der italienischen Armee in sich zusammen, der unmittelbar daraus einige nicht unwesentliche örtliche Erfolge unserer- seits im Raume von Tolmein und Flitsch, am Nombon und Mrzli Vrh folgten. Auch am Görzer Brückenkopf, bei Pcvma und an der Podgorahöhe wurden feindliche Stel lungen und Gräben erobert. Diese örtlichen Erfolge unserer Truppen vermehrten die Unsicherheit, welche nach Zu sammenbruch der letzten Jsonzo-Offensive ganz offenbar die italienische Kriegführung zu beherrschen begann. Es scheint als ob Cadorna eine Offensive unserer Armee in den letzten Wochen befürchtete und sich im Umklaren darüber war, von welchem Punkte der langgestreckten Front dieser Offensiv vorstoß ausgehen werde. Aus diesem Grunde Wohl auch das unruhige Hin- nnd Hertasten, das Hin- nnd Herschieben der Truppenmassen von der Jsonzofront an die Tiroler Front und von dieser wieder an die Jsonzofront, die ner vösen Angrisfsversuche bald am Plateau von Doberdo, vor allem gegen den Südwestrand dieses Plateaus und östlich Selz in der zweiten Hälfte des Aprilmonats nnd der zweiten Maiwoche, die Durchbruchsversuche bei Fuchen- stein, am Eol di Lana, im Ledrotale nnd im Adamello- gebiet. Die Angriffe gegen den Col di Lana hatten insofern einen Erfolg, als die Spitze des Berges nach Sprengung derselben nach mehr als dreiviertelstiindigeni Ringen in Heu Besitz des Feindes kam. Ein weiteres Vorwärts- Lringen wurde ihm aber bereits am Gratspitzpunkt des selben Berges gegen den Monte Sief zu energisch verwehrt. Im benachbarten Gebiete des Val Sugana, woselbst der Feind Mitte April gleichfalls vorzudringen versucht hatte, wurden im Gegenangriff seine Vorstellungen genommen .und er schließlich gezwungen, ans seine Stellungen zwischen Photo und Roncegno zu räumen. Im Ledrotale, woselbst in den Tagen vom 5. bis 13. April lebhaft gekämpft wurde, gelang es dem Feinde, nur einige Gräben an der Pönale- straße südlich Sperone und am Südhang der Nochetta zu besetzen, während im Adamellogebiet seine Angriffe ebenso vollständig abgewiesen wnrden wie bei Buchenstem. Und während der Gegner in dieser Weise unsere Front abzntasten und eine schwache Stelle derselben aufzusinden versuchte, sind unsere Truppen nicht müßig geblieben. Neben der Abwehr der feindlichen Angriffe, die fast überall <uifs glänzendste dnrchgeführt wnrde, sind sic in den letzten Lagen zu örtlichen Gegenstößen übergegangen, die von nicht zu unterschätzenden Erfolgen begleitet waren. Am 1. Mai Wurde beispielsweise der Feind nach stärkerer Artillerie vorbereitung am Nombon ans seinen Stellungen vcr- Das Neueste vom Tage Ikl WtW ÜkMk ZWMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 20. Mai 1916. Westlicher Kriegsschauplatz In den Argonneu drangen deutsche Patrouillen nach einigen Sprengungen bis in die zweite feindliche Linie vor. Sie stellten beim Feinde starke Verluste an Toten fest und kehrten mit einigen Gefangenen zurück. Gegen unsere neugewonnenen Stellungen beiderseits der Straße Haucourt-Esnes wiederholt gerichtete Angriffe wurden wiederum glatt abgewiesen. Fünf feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen, und zwar eines durch Jnfanteriefeuer südöstlich von Vailly, die anderen vier im Luftkampfe bei Aubreville, am Südrande des Heesenwaldes, bei Avocourt und dicht östlich von Verdun. Unsere Flieger griffen feindliche Schiffe an der fland rischen Küste, Unterkunftsorte, Flughäfen und Bahnhöfe bei Dünkirchen. St. Pol, Dixmuide, Peperinghe, Amiens, Chalon und Suipes mit Erfolg an. Oestlicher Kriegsschauplatz In der Gegend von Smaorgon brachte ein deutscher Flieger nach Luftkampf ein russisches Flugzeug zum Ab- stürze. Balkan-Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. Zum heutigen 70. Geburtstag des Generalobersten v. Kluck schreibt die „Freist Ztg.": Der volle Lorbeerkranz des Sie ges, den er durch seinen fast märchenhaft raschen Vormarsch gegen Paris pflücken durfte, bestätigte nur den hohen Nus, den er bereits vorher als Stratege genoß. Besonders populär ist Klnck dadurch geworden, daß er als Erster die Kraft deutscher Schläge bei Maubeuge und St. Quentin verspüren ließ. In, „Lokalanzeiger" heißt es: Die Hobe Kühnheit im Angriff, das ungestüme Vordringen paarten sich mit ab- wägcnder Vorsicht, als eine große Uebermacht auf seine Truppen eindrang. Es gelang dem Feinde nicht, den Weg nach Belgien frciznbekommen, und Soissons wurde ein neuer Lorbeerzweig Klucks. Buchdrucker-Jubiläum Die Bilchdruckcrgehilfcn, die das „Bert. Tagcbl." die Bannerträger des Gewerkschaftsgedankens in Deutschland nennt, begehen heute das Jubiläum des 50jährigen Be stehens ihrer Berufsorganisation. — Dank der von jeher bewährten Opferbereitschaft der Buchdrucker vermochte jetzt der gewaltige Sturm des Weltkrieges, wie der „Vortwärts" sagt, das innere Gefüge dieser Berufsorganisation nicht zu erschüttern. Die Pcrsonalverändrrnnge» in der Reichsregicrung Wie die „Voss. Ztg." von maßgebender Stelle erfahren hat, sind die wichtigsten Entscheidungen über die Perso- nalverändcrnngcn innerhalb der Reichsregierung bereits am Donnerstag abend getroffen und dem preußischen Staatsministeriilin mitgetcilt worden. Die Veröffentlichung sei erst zu erwarten, wenn die Bewilligung des Abschieds- gesuches des Staatssekretärs Delbrück durch den Kaiser vorliegt. Die Ernennung der leitenden Persönlichkeit für die neuzuschaffende L c b e n s m i t t c l d i k t a t» r scheine sich noch weiterhin z» verzögern. Vor der Hand sei der Bundesrat, dessen Zustimmung zur gesetzlichen Festlegung der notwendigen Vollmachten cingcholt werden muß, noch nicht zur Beratung über die Frage berufen worden. trieben, am 7. Mai ain Nordhang des Monte Michele ein feindlicher Stützpunkt genommen und am 11. Mas „auch westlich San Martina vorgeschobene Gräben des Feindes erstürmt. Alle Gegenangriffe gegen die Eroberungen blie be» vergeblich. Und min meldet unser Generalstab neue Erfolge sowohl an der Jsonzofront, woselbst auf der Hoch- fläche von Doberdo östlich von Monfalcone eine Reihs^ feind licher Gräben erstürmt nnd^55 Gesogene,gemacht, sowie ein Maschinengewehr erbeutet w'nsthcn, ferner bei Plawa und Tolmein. Am bedeutsamsten Wohl ist jedoch hie Higch- ncht von dem Vorstoß unserer Truppen in Sndtiröst der nach überwältigender Artillerien»rkiing in' einem Mume von etwa 30 Kilometer Breite gegen die feindlichen Linsen' erfolgte und gleich im ersten Anstiirurzur Eroberunß der feindlichen Stellungen auf dem-AWwsttvruarjickÄI südlich des Val Sugana, auf der Hochfläck>o von Vielgereuth, nörd lich des Terragnolotales und südlich von Rovreit führte. Gegen 2600 Gefangene, 7 Geschütze und 11 Maschinen gewehre fielen als erste Beute unseren siegreichen Trup pen in die Hände, eine Beute, derer sich der Feind auch zur Zeit seiner gewaltigsten Offensive an der Jsonzofront nicht zu berühmen vermochte. Der Erfolg, in Südtirol ist uu- zweifelhaft von einer solchen Größe, daß er bersits über eine örtliche Bedeutung hinausreicht und die Grundlage bilden könnte zu neuen größeren Erfolgen, die den Tag des 15. Mai zu einem Gcnckice der Siidwestfront zu er heben imstande wären. Die Frontbreite, an welcher der Er folg erzielt wurde »nd die Beute auf den ersten Anhieb, sowohl was Stellungsgewinn als auch Gefangonc und Kriegsmaterial betrifft, in die Hände unserer siegreichen Truppen fiel, lassen ja mit einem gewissen Rechte eine weitere Ausgestaltung dieses Erfolges in nächster Zukunft erhoffen. .v»jiMv»» Deutscher Reichstag Berlin, 19. Mai. Zur Beratung steht der E t« t des Innern. Die Anssprache wird fortgesetzt'. In zwischen sind wieder eine Reihe von Entschließungen ein gegangen. Ein Antrag der Fortschrittlichen Volkspckrtei er sucht den Reichskanzler, noch im gegenwärtigen Tagungs abschnitt den Entwurf eines Gesetzes vorzulegen, durch das die Handhabung der Zensur in nichtmilitärijchen Angelegenheiten, sowie die Aufsicht über das Vereins- »nd Versammlnngsrecht während der Dauer des Belagerungs zustandes den Zivilbehörden übertragen nnd die Verant wortung dafür vom Reichskanzler übernommen werde. Eine sozialdemokratische Entschließung verlangt die Beseiti gung der Ausnahmen von den Schntzbestimmungen für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen. Eine Entschließung der Sozialdemokratische» Arbeitsgemeinschaft fordert eine gesetzliche Regelung des Mutter- und Säuglingsschuhes, so wie der Geburtshilfe. Ein weiterer sozialdemokratischer Antrag bittet, den Sparzwang für jugendliche Arbeiter auf- zuheben. Abg. Giebel (Soz.) erklärt es für selbstverständlich, daß die Sozialpolitik fortgeführt werden müsse, sonst würde man ja alle Erfahrungen der Kriegszeit in den Wind schla gen. Seinen Freunden komme es hauptsächlich auf den Inhalt und das Tempo an, besonders sür die Zeit nach dem Kriege. Die Privatintercssen kapitalistischer Unterneh mungen stünden oft im offenen Widerspruch zu den allge meinen Interessen. Für den Arbeiter mache sich wiederum die nngehenere Teuerung sehr geltend. Die Arbeitgeber kämen den Angestellten leider in der GehaltSsrage wenig entgegen. Redner fordert dann in seiner mehr als zwei stündigen Rede Verbot der Nachtarbeit auch dauernd für das Bäckergewcrbe. Unterstaatssekretär Dr. Richter dankt den Rednern für ihre Anerkennung der Tätigkeit des Herrn Staats sekretärs und für die Wünsche z» dessen Wiederherstellung. Auch die Regierung richte ihr Augenmerk auf die Einschrän kung der weiblichen Arbeit und Erhaltung der Frauen in diesem männermordenden Kriege. ES ist zwar erforder- lich, die Arbeiterschntzbestinimiingen voll aufrecht zu erhal ten, aber anderseits müssen wir jetzt im .Kriege auch unsere Industrie möglichst dem Betriebe erhalten. Der Spar erlaß ist nicht vom Rcichsamt des Innern, sondern von den militärischen Behörden ansgegangen im Interesse der Jugendlichen. Seine Wirkung müssen wir zunächst ab- warten. Daß wir »ach dem Friedensschlnß mit einem großen Heer von Arbeitslosen zu rechnen haben werden, glaube ich nicht. . .