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Ausgabe k ßlii» vknisAivk« k'oliiik u. Aullun R«»,IUo«! Dresden-A., Polterst«. 1k, Fern». M711 u. Lwir G«lchi>1t°st<ll«, D«»ck «nd V«rla,: Germania Buchdruck»«» «. Verlag Th. rr. G. Attnkel, Pollerstr. t7, Fernr. LUUr, Postlcheck: Sir. 1VW, Bank: Eladtbank Dresden Nr. »17S7 Im Falle von höherer Gewalt, Verbot, Sirelk «de« B-Irleb-störung-n Hal der Bezieher oder Znlerent k-tn« Ansprüche, salls dl« Z-ttung in beschiänltem Umfang«, verspälet oder nicht erichein,. — ErjiUIungsort Dresden Sonnabend» 27. Oktober l«34 Berlagsort Dresden Nnzelgenprelse: die lspaltlge W mm breit« Zell« 6 Psg., — fUr Famlllenanzeigen und Ctellengesuche 5 PfA- — Sklr Platzvorfchrlfte» könne» wir kein« Gewahr leiste» Nummer 23V — 33. Jahrgang Erscheint «al wöchentlich »It Illustrierten Gratis» b-ilag« „D«r mehreren Monatlich« W Ausg. Feuerrelier M. 7,7» IW Ausg. B. ohne St. Bennoblall u. mit Feu-rr-It-r M. 7,r<I Einzelnummer Sonnabend» 70 Psg. volfssettung Sensationelle Vuchvsrösientlichnng Heftige Angriffe Lloyd Georges Gegen den früheren Oberbefehlshaber der englischen Truppen Lord Saig London, 26. Olit. Die am Freitag erfolgte Veröffentlichung des vierten Ban des der Kriegserinnerungen Lloyd Georges er regt in der ganzen Presse das allergrößte Aussehen, und zwar hauptsächlich wegen der ungemein scharfen Verurteilung des vor maligen Oberbefehlshabers der englischen Truppen, Lord Haig, den der ehemalige britische Premierminister persönlich für das zwecklose Hinschlachlcn der englischen Divisionen im Sommer 1917 bei Passchengaele verantwortlich macht. Alle Blätter ver öffentlichen lange 'Auszüge und Inhaltsangaben des betreffen den Kapitels des Buches. In einer der Besprechungen hecht es, nach Passchcndaele habe die mächtigste britische Armee der Ge ¬ schichte nicht mehr im wahren Sinne des Wortes geliämpst, denn ihr Geist sei getötet, ihr Glaube vernichtet und ihre Hoff nungen zerstört ivordcn. Das Argument, mit dem Lloyd George es rcchtsertigt, dich er nicht für die Ersetzung des damaligen Sir Douglas Haig durch einen andere» gesorgt hat. lautet, es habe niemanden gegeben, den er an dessen Stelle hätle setzen können. Churchill sagt in einer Besprechung des Lloyd Georgcschen Buches: Haig war überzeugt von sich, und sein Stabschef Robert son war eigensinnig. Sie beherrschten den militärischen Apparat und hatten die Presse siir sich. Gemeinsam trieben sie beinahe fünf Monate lang die Truppen durch den Schlamin von Passchcndaele vorwärts, verloren 199 909 Man» und brachen beinahe das Herz der britischen Armee. Diplomatische Hochsaison Am vergangenen Mittwoch ist die europäische Di« plomotie, die sich mit ihren laufenden Geschäften während der letzten vierzehn Tage wegen der grossen Trauersälle geschäftlich einige Zurückhaltung hatte auferlegen müssen, zu neuer Aktivität ickergegangen. Es haben an diesem Tage drei wichtige Unterredungen slaltgesunden, deren Inhalt nicht bekannt ist, die aber allein schon als T.'.isache beträchtliches Aufsehen in allen politisch inter« essierten Kreisen erregt haben. In Berlin ist der sran« zö fische Botschafter Francois Poncet nach einer längeren Pause vom Reichskanzler und Führer empfan gen ivorden: in Paris hat der neue Außenminister La« val den B esuch ües italienis ch e n B o tscha f- tcrs empfangen, und in Rom hat der Ttaatschef Mus«, solini mit dem deutschen Botschafter, von Hassel, der§ neulich zu seiner Information einige Zeit in Berlin ge wesen mar, eine längere Aussprache gehabt. Da das Verhältnis Deutschlands zu Frankreich als schwierigstes und immer noch unge«, löstes Problem im Mittelpunkte der europäischen Politik steht, findet naturgemäß das Berliner Ereignis die größte Aufmerksamkeit. Die Pariser Preße verzeichnet es unter Formen, die zeigen, daß man darin eine bedeutsame Wiederaufnahme direkter 'Aussprachen sieht, die seit langem als unfruchtbar und aussichtslos hatten aufgegeben werden müssen. Aus dem Wort, laut der deutschen amtlichen Veröffentlichung und aus der Tatsache, daß der Neichsaußenminister von Reurath der Unterredung zwischen dem Botschafter und dem Reichskanzler und Führer beigewohnt hat, ist zu schlie ßen, daß der Gegenstand der Unterhaltung nicht aus schließlich der von Francois Poncet zum Ausdruck ge brachte Dank der französischen Regierung für die deutsche Teilnahme anläßlich des Todes des französischen Außen ministers Varthou gewesen ist, sondern daß diese erwie sene Höflichkeit zum Anlaß einer Aussprache über poli tische Angelegenheiten unserer benachbarten, aber leider noch immer nicht sehr nachbarlichen Länder genommen wurde. Es ist in Deutschland, seitdem eine nationale Diszi plin der Presse und össcntlichen Meinung die früheren Störungen wichtiger und diskreter diplomatischer Vor« gänge beseitigt hat, nicht mehr üblich, mit angeblichen Informationen die Vertraulichkeit solcher Verhandlungen zu begleiten, was in den meisten Fällen gerade dazu geführt hat, den Unruhestiftern und Störenfrieden Gelegenheit zur Ausübung ihres Hand werks zu geben. Erfreulicherweise hat auch die sranzö, fische Presse bisher nicht den Versuch gemacht, die Gegen stände und den Zweck des Gesprächs zu erforschen oder zu kritisieren, sondern sich darauf beschränkt, die an sich schon erfreuliche Tatsache festzustellen. daß die politische Atmosphäre zwischen Deutschland und Frankreich eine persönliche Aussprache höchster verantwortlicher Stellen wieder gestattet. Seit säst einem Jahre sind solche persönlichen deutsch französischen Aussprachen, abgesehen von einigen ganz konkreten Anlässen, wie es zum Beispiel die Einigung über die Vorbereitungen der Saarabstimmung war, nicht mehr gewesen. Vielmehr entsprach es dem Willen und Plan der Barthouschen Politik, nach dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund das Reich sozusagen als europäischen Außenseiter zu behandeln und sein großes Snstem einer europäischen Vertragspoli tik so anzulegcn, daß Deutschland nur die Wahl zwischen nachträglicher Zustimmung und Beteiligung oder völliger Isolierung gelassen wurde. Man erinnert sich, daß zum Beispiel der Barth ousche Plan des Ostpaktes mit allen in Frage kommenden europäischen Kabinetten ver handelt und vorliercitet wurde, ohne das; man Deutsch- land, das doch einer der Hauptinleressenlcn an diesem Plane war, anders daran beteiligte, als daß die englische Regierung cs seinerzeit übernahm, den Paktentwurf in Berlin zur empfehlenden Kenntnis zu bringen. Auch in den Fragen der Abrüstung und deutschen Gleichberechti- Oie Tätigkeit der oesterreichifchen Marxisten Eine amtliche Mitteilung Wien, 26. Okt. Ueber die außerordentliche Verstärkung der mar xistischen illegalen Propaganda in der letzten Zeit wird eine amtliche Mitteilung ausgegeben, in der unter andxrem mitgeteilt wird, daß am Herstellungsart der illegalen Arbeiterzeitung in Wien im Laufe des September und Oktober sechs Nummern der Arbeiterzeitung in einer Auslage von 29 000 Exemplaren, ferner eine Nummer der Druckschrift „Die Revolution" in einer Auslage von 10 000 Exemplaren und ein anderes sozialdemokratisches Flugblatt in einer Auslage von 20000 Exemplaren gedruckt worden seien. Die eben aus Brünn eingetrosfenen Druck platten, die für die Herstellung der nächste» Nummer be stimmt waren, wurden beschlagnahmt. In der Wohnung eines 'Maurergehilfen im 12. Wiener Gemeindebezirk wurden meh rere zehntausend Exemplare illegaler sozialdemokratischer Flug schriften beschlagnahmt. Es konnte sestgeslellt werden, daß die Wohnung des Maurergehilfen als zentrale Niederlage und Ver triebsstelle illegaler sozialdemokratischer Literatur für das ge samte Bundesgebiet diente. Hauptorganisatoren dieses illegalen Druckschristenvertriebes waren der Bauarbeiter Erwin Bilmeier und der Bundesbahnbeamte Franz Rauscher, denen noch weitere sechs Personen unterstanden. Die acht Personen wurden alle verhaftet, wobei man bei Bilmeier einen falschen tschechoslowa kischen Reisepaß sand, den dieser wiederholt bei Ausübung seiner verbotswidrigen Tätigkeit zu Reisen in die tschechoslo wakische Republik benutzte. Sine SrMnng des RegenWaffsratcs von Slidslavien Belgrad, 26. Okt. Der Regentschastsrat von Slidslavien veröffentlicht eine Erklärung, in der es u. a. heißt: An das sudslavische Volk! Durch den Willen des verblichenen Königs Alexander I., des Einigers, wurden wir zu Regenten für seinen erhabenen Sohn und Thronfolger bestellt. Wir übernehmen diese schwere Pflicht, indem wir vorher den verfassungsmäßigen Eid vor der Volksvertretung ablegtcn und uns damit verpflichteten, Seiner Majestät König Peter II. treu zu dienen, die Einheit des Vol kes und die Unabhängigkeit des Staates und die Unversehrt heit des Staatsgebietes überall zu wahren. In Ausübung der königlichen Gewalt werden wir stets einzig und allein die In teressen der Krone und das Wohl Südslaviens vor Augen haben. Bei unserer erhabenen Ausgabe, für den Fortschritt Siid- slamens zu sorgen, sind wir stets davon überzeugt, daß das ganze Volk hinter uns steht, weil wir in diesen schweren und schiaisalsrcichen Tagen Gelegenheit hatten, zu sehe», wie groß die Liebe und Ergebenheit der gesamten Bevölkerung gegenüber dem verblichenen König und wie hoch die Achtung für delsen großes Werk ist, das er, sich selbst aufopfernd, schuf. Einig in der Trauer und im Schmerz um unseren großen toten König, zusammengeschlossen durch die Liebe und Ergeben heit gegenüber unserem Lande und dem Hause Karageorae- witsch, werden die Siidslaven der Welt noch einmal zeige», daß sie kein Schlcksalsschlag zu erschüttern vermag und daß sie im stande sind, ihr Land in eine bessere Zukunft zu führen. festgeschlossen, gesichert und geachtet nach außen, militärisch gut gerüstet, sind wir imstande, froh tn die Zu kunft zu blicken. Auf diese Weise wird auch das große Werk des ritterlichen Alexander I., des Einigers eines starken und Auch die Kommunisten betrieben in de» letzten Wochen wieder eine lebhafte Flugblatlpropaganda. Bei den zur Unterbindung dieser Propaganda von der Bundespolizei direktion durchgefiihrten Erhebungen konnten in Wien drei Büros der sogenannten österreichischen „Roten Hilfe", einer illegalen Hilfsorganisation der kommunistischen Partei clufge- deckt werden. Dies führte zu der Verhaftung einer größeren Anzahl von Personen, die als 'Melde- bziv. Uebernahmestellen für kommunistisches Propagandamaterial oder als Kuriere fungierten. Es wurden im ganzen 20 Sozialdemokraten und bO Kommunisten im Zuge dieser Erhebungen zu Verwaltungs strafen bis zu sechs Monäten Arrest verurteilt. Nach der Ver büßung dieser Strafe ist ihre Ueversührung in das Konzentra tionslager Wöllersdors in Aussicht genommen. Große Hungersnot in China Schanghai, 26. Okt. Jin Zusammenhang mit der Tagun gdes Weltkongresses des Roten Kreuzes veröffentlicht die chinesische Presse verschie dene Berichte über die Hungersnot, die zur Zeit in China herrscht. Infolge ungünstigen Wetters, Naturkatastrophen, be sonders auch infolge des Bürgerkrieges, werden 14 Provinzen Chinas mit einer Bevölkerung von über 100 Millionen Men schen von einer furchtbaren Hungersnot l)eimgesucht. Nach chi nesischen 'Meldungen sind zwei Millionen Bauern im letzten Vierteljahr Hungers gestorben. Die chinesische Presse verlangt sofortige Hilfsmaßnahmen für die hungernde Bevölkerung. fortschrittlichen Südslaviens am sichersten weiter gefestigt und zum allgemeinen Wohl des Volkes weiter entwickelt. Der Aufruf ist von den drei Minister» des Regentschafts rates und sämtlichen Ministern unterzeichnet. Todessturz eines Veuroner Venediktinermönches Ein trnuriger Unglücksfnll Hut die Klostergemeindc Beurons betroffen. Wie von dort gemeldet wird, ist ein Pater der Erzabtei von den schroffen Kalüselsen des Donautales zwischen Mühlheim und Friedingen abge stürzt und konnte nur als Leiche geborgen werden. Mitarbeit der deutschen Polizei an der Aufklärung des Marseiller Mordes Belgrad, 26. Okt. Der Bcrlner Berichterstatter der „Politika" erklärt, ihm sei an zuständiger Stelle in Berlin versichert worden, daß die deutsche Polizei mit größter Aufmerksamkeit und Sorgfalt be müht sein iverde, an der Aufklärung des Marseiller Attentats milzuarbeiten, und daß sie auch weiterhin jede Spur unÄ jede Angabe auf das Sorgfältigste überprüfen wolle, die in mittel barem oder auch nur losem Zusammenhang mit der Tätigkeit der südslavischen Terroristen steht. Außenminister Kanya nach Vudapest zurütkaereist Wien, 26. Okt. Der ungarische Außenminister Kanya, der vor zwei Tagen von Rom kommend seine Fahrt in Wi-n zu einem Besuch bei Bundeskanzler Dr. Schusch nigg und Außenminister B e r g e r - W a l d e n e g g un terbrochen hat, ist am Jreitagvormitlag mit dem Schnellzug nach Budapest abgereist.