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Wchklitz-ZitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang. Dienstag, den 12. Januar 1886. Nr. 3. - , Mt „Weißeritz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. A> Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Umtshaupimannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Jiauenstem Anserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeile LOPfg. Berathungsgegenstand bildenden 1886er Bezirkshaus haltplan und wurde sodann auch zu letzterem in seiner Gesammtheit nach Erläuterung einzelner veränderter Positionen Genehmigung ertheilt. Ebenso erklärte sich die Versammlung mit dem den Beschlüssen des Bezirks-Ausschusses gemäß aufgestellten Regulativ über Festsetzung der Pensionsverhältnisse des Bezirksanstalts-Inspektors Trachbrodt (3. Punkt der Tagesordnung), ingleichen mit der ins Auge gefaßten Errichtung einer Pensionskasse und der Ueberweisung von 1000 Mark an diese Kasse aus den verfügbaren Beständen der Bezirksanstalt, sowie ferner auch mit dem, die gedachte Ueberweisungssumme mit enthalten den Haushaltplan der Bezirksanstalt aufs Jahr 1886 (4. Gegenstand) einverstanden und vollzog man schließ lich in Erledigung des letzten Gegenstandes der Tages ordnung die Wahl von Vertrauenspersonen für die Ausschüsse der kgl. Amtsgerichte zur Mahl der Schöffen und Geschworenen. Bezirkstag am 2S. Dezember 1883. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war der Vorschlag des Bezirks-Ausschusses, die Angelegenheit, betr. die Einrichtung der Naturalverpflegung für arme Reisende, als eine Bezirksangelegenheit im Sinne von 8 21 des Gesetzes vom 21. April 1873 zu behandeln. Diese Angelegenheit hatte die Bezirksversammlung be reits auf den vorhergehenden beiden Bezirkstagen be schäftigt. Eine allgemeine Berathung hierüber fand daher heute nicht weiter statt; es wurde vielmehr nach einigen, die Verhandlung einleitenden Bemerkungen des Herrn Vorsitzenden Amtshauptmann von Keßinger sofort in die Spezialberathung des hierüber ausge stellten Regulativs eingetreten, zu dem Ende aber dem Vorschläge des Bezirks-Ausschusses gemäß die versuchs weise Einführung der Naturalverpflegung für Bedürf tige vom 15. Januar d. I. an von Bezirkswegen nach Maßgabe des gedachten Regulativs beschlossen. Zu folge dieses Beschlusses genehmigte man weiter die Einstellung von 6000 Mark für Einrichtung und Unterhaltung der Verpflegstationen in den den zweiten Marschner in Geising beabsichtigte Stauanlage in der Müglitz, gegen welche mehrfache Einwendungen erhoben worden waren. Auf Grund dieser Verhandlung wurde vom Bezirks-Ausschuß Konzessions-Ertheilung an Marschner unter mehrfachen Bedingungen beschlossen. Durch die Letzteren erledigten sich theilweise die ge dachten Einwendungen. Im Uebrigen wurden die selben, insoweit sie nicht als auf Privatrechtstiteln be ruhend, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen waren, als unbeachtlich verworfen. Der nächste Berathungsgegenstand waren 13 Ge suche von Gemeinden um Unterstützung aus dem fis kalischen Wegebauunterstützungsfond und wurden für sämmtliche naäisuchende Gemeinden nach Erörterung der einschlagenden Verhältnisse größere oder geringere Unterstützungssummen in die hohen Orts einzureichende Vorschlagstabelle aufs Jahr 1886 ausgenommen. Die Entschließung über das Anlagen-Regulativ der Gemeinde Hennersdorf setzte der Bezirks-Ausschuß zu folge eines hiergegen eingegangenen Protestes einer größeren Anzahl Gemeindemitglieder zunächst noch aus. Bestätigung dagegen fanden die Beschlüsse der Ge meinden Kreischa und Börlas, Festsetzung der Gehalte für Gemeindebeamten betr., und das an den Schilling scheu Entwurf sich anlehnende Regulativ der Gemeinde Börnersdorf für die daselbst zu errichtende Dienst botenkrankenkasse. Genehmigt wurde sodann die Seiten der Gemeinde Obercarsdorf beabsichtigte Aufnahme eines zu dem neuerlichen Gutskauf nöthigen Darlehns und der von derselben Gemeinde beabsichtigte Verkauf eines Ge meindegrundstückes, im letzteren Falle unter der Be dingung der Hinzuschlagung des erzielten Kaufpreises zum Gemeindestammvermögen. Weiter ertheilte der Bezirks-Ausschuß zu einer Ab trennung beim Hubrechl'schen Folium von Reichstädt die erbetene Dispensation und entschied eine Ver waltungsstreitigkeit zwischen Hausdorf und Reinhardts grimma, Erstattung von Erziehungskosten betr., zu Gunsten des klagenden Armenverbands Hausdorf. Die Gesuche Friedrich Jeremias und der Frau verehel. Fischer in Lungmitz um Erlaubniß zum Brannt weinkleinhandel (im ersteren Falle blose Ueberlragung) wurden, da der Bezirks-Ausschuß ein bezügliches Be- dürfniß nicht anzuerkennen vermochte, abgetehnt. Die zufolge einer Verordnung des kgl. Ministeriums des Innern zur Erwägung gestellte Frage wegen Er lasses besonderer Vorschriften für den Karouffelbetcieb verneinte der Bezirks-Ausschuß; er erklärte sich aber mit einer allgemeinen Anweisung ver Ortsbehörden zu strenger Uebermachung dieses Betriebes einverstanden und erledigte derselbe schließlich mehrfache Bezirksver mögensangelegenheiten. Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das hiesige Stadtverordneten- Kollegium hat in seiner Sitzung am 7. Januar be schlossen, am Sitzungstage in unserem Blatte die Tagesordnungen der Sitzungen zu veröffentlichen. — Auch das vierte Verzeichniß der bei der Be schwerde- und Petitions-Deputation der 2. Kammer eingegangenen Beschwerden, bez. Petitionen, enthält wiederum mehrere aus unserem Bezirke, nicht minder auch solche, die für denselben mehr oder weniger In teresse haben: Der landwirthschaftlichc Verein von Hermsdorf i. E. bittet um Abkürzung der jetzt be stehenden gesetzlichen Schonzeit für Hochwild, event. Absperrung der Staatswaldungen von den angrenzen den Feldern durch Zaun (wie erinnerlich sein wird, ist diese Petition bereits von der Kammer erledigt worden); das Direktorium des Eisenbahnkomitös zu Sayda übergiebt eins Petition um Herstellung einer schmalspurigen Sekundärbahn von Bienenmühle über Sayda Neuhausen nach Olbernhau und von Olbernhau nach Rübcnau-Kallich. Weiter enthält das Verzeichniß: Petition um Erhöhung der Etalsumme zur Unter stützung der mit Wegeunterhaltungsaufwand besonders stark belasteten Gemeinden vom Direktorium des land- wirthschaftlichen Kreisvereins zu Dresden; Petition um Unterstützung des Verbandsorgans „Gewerbeschau" und Ermächtigung und Unterstützung der Lehrer an technischen Lehranstalten, der Gewerbe-Inspektoren rc. zur Vorlraghaltung in Gewerbevereiuen vom Gewerbe verein zu Zittau, als Verbandsvorort der sächsischen Gewerbe- und Handwerker-Vereine; 20 Petitionen ver schiedener Landgemeinden um Fortführung der Be- zirksstraße Kreischa-Lockwitz resp. Ausbau der noch unvollendeten Strecken, überreicht vom Landtagsabge ordneten Steyer-Neinholdshain; Petition gegen die in der Petition der sächsischen Gemeindebeamten erbetene Ausdehnung der Bestimmungen in § 86 der revidirten Städteordnung auf alle Gemeinden vom Gemeinde vorstand Sommerschuh in Hermsdorf i. E. und Gen.; Anschlußerklärung an die Petition des Bürgermeisters Neppchen in Dohna um Erbauung einer Müglitzthal- bahn von 48 Ortschaften; Anschlußerklärung an die Petition der städtischen Kollegien in Hainichen um Er richtung einer Eisenbahn von Freiberg über Hainichen nach Mittweida vom Stadtrath in Freiberg. Pretzschendorf. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Mon. Dezember 280 Einzahlungen im Betrage von 41,704 M. 57 Pf. gemacht; dagegen erfolgten 20 Rückzahlungen im Betrage von 4231 M. 11 Pf. Schönfeld. Eine große Millionenerbschaft (man spricht von 7 Millionen!), erregt hier allgemein die Gemüther auf heftigste und hat man schon große Festlichkeiten in Aussicht; man sieht Villen erbauen, große Geschäfte entstehen rc. Vor vielen Jahren soll ein Pfarrerssohn aus hiesiger Gegend nach England Die Fortsetzung der Ketchstagsses-on. Am vergangenen Freitag nahm der Reichstag seine durch die Weihnachispause unterbrochenen Arbeiten wieder auf und zwar zunächst mit der Weiterberathung des Etats, dessen Erledigung im ersten Sessionsab schnitte nicht gelungen ist. Neberhaupt stellen sich die vier Wochen, welche unser erstes Parlament vor Weih nachten zusammen gewesen ist, eigentlich nur als ein parlamentarisches Geplänkel, als die Einleitung zu der Hauptarbeit des Reichstages dar, welche erst jetzt ihren Anfang nimmt. Denn in dem nun begonnenen zweiten , Abschnitte der neuen Session kommen endlich deren Hauptvorlagen, wie die Gesetzentwürfe über die Er bauung des Nordostsee-Kanals, über die Zuckersteuer reform und über die Branntweinbesteuerung, resp. Monopolisirung der Branntweinfabrikation, zur Be rathung. Daneben gelangen die verschiedenen Ini tiativanträge und diejenigen Gesetzesvortagen, welche schon die erste Lesung passirt haben, wieder an das Plenum zurück; außerdem sind bereits verschiedene neue Anträge und Interpellationen auf dem „Tische des Hauses" niedergelegt worden. Ferner dürsten den Reichstag auch noch Vorlagen kolonialpolitischen In halts, wie z. B. der Karolinenvertrag zwischen Deutsch land und Spanien, in Anspruch nehmen und ganz zuletzt werden ihn wahrscheinlich noch die wichtigen Negierungs-Anträge bezüglich der Erneuerung des Militärseptennats und Verlängerung des Sozialistenge setzes beschäftigen. Schon aus dieser flüchtigen Auf zählung erhellt, ein wie reichhaltiges Arbeitsmaterial der Reichstag in der ziveiten Hälfte seiner Session zu bewältigen hat, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird es diesmal in der parlamentarischen Arena heißer zu gehen, als vor Weihnachten. Denn in dem genannten Arbeitsmaterial liegt der Stoff zu heftigen Kämpfen vor und vielleicht werden schon die nächsten Wochen hiervon Beweise bringen. Schon die von der deutsch freisinnigen und von der polnischen Fraktion einge brachten Anträge bezüglich der Ausweisungen der Polen bilden ein Thema, das nur zu geeignet zu scharfen Auseinandersetzungen ist, wie man ja aus der Zeit vor Weihnachten weiß. Dann aber werden die ver schiedenen Fragen finanz- und sozialpolitischer Natur, wie sie in den oben angeführten Vorlagen enthalten find, sicherlich ebenfalls zu heftigen Debatten führen und schließlich lehrt auch die parlamentarische Er fahrung, daß es selbst bei Fragen von ganz unterge ordneter Natur nur eines äußeren Anlasses bedarf, um einen leidenschaftlichen Wortkampf zu entfesseln. Wenn indessen auch das politische Barometer im Reichs tage aus Sturm steht, so darf man dennoch nicht gleich von vornherein an bedeutsamen Leistungen des neuen Sessionsabschnittes verzweifeln. Gerade die wichtigsten und segensvollsten Reichsgesetze find in unserem obersten Parlamente erst nach heißen Kämpfen und stürmischen Erörterungen zu Stande gekommen, und so wollen mir denn auch von der Fortsetzung der Reichstagssession hoffen, daß sie uns gute Früchte bringen werde, sollten dieselben gleich auch erst nach schweren Stürmen ge zeitigt werden. — Wenige Tage nach der Wieder eröffnung des Reichstages tritt auch der neue preu ßische Landtag zusammen, am 14. Januar, doch werden dessen Verhandlungen ohne Zweifel weit ruhiger und friedfertiger verlaufen, als im Reichstage. Wenigstens berechtigt nichts zur Annahme des Gegentheils und der voraussichtlich glatte Verlauf der Berathungen des preußischen Landtags dürfte somit wiederum zeigen, in wie hohem Maße der Schwerpunkt des politischen Lebens in das Reich verlegt worden ist. 8. Sitzung des Bezirks-Ausschusses am 29. Dezember 1885. Die Sitzung begann mit öffentlich-mündlicher Ver handlung in Sachen, betr. die vom Mühlenbesitzer