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WöHrnllich erscheinen drei Nummern. Pränumerntions-Preis 22^ Silbergr. (j Tdlr.) pjerteüShrliiv, Z Lhlr. für dn» qaiijc Iadr, ohne Erhöhung, i» «Nen i! heilen der Preußischen Monorchie. Magazin für die Prinumerntionen iverden von feder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Comp., Jägerstraße Nr. 28), so wie von allen König!. Post-Aemtern, angenommen. Eiterntur des Auslandes. 9Z Berlin, Sonnabend den 9. August 184S. Frankreich. Ueber die Sklaverei in den Kolonieen. °) Nach einer Abhandlung dcS französischen Depumten Carnor. Allgemeine Betrachtungen. Ma» kann die Sklaverei in ihrem Ursprünge als einen ersten Schritt zur Milderung der Sitten der Völkerschaften oder Stämme betrachten. Der Sieger hört auf, den Besiegten zu tödten; er läßt ihm das Leben unter der Bedingung, daß dieses Lebe» zu seinem Dienste angcwendet werde. Der Sklave ist ein geschonter Kriegsgefangener. Die Sklaverei stellt sich ferner dar als ein erster Vertrag zwischen Männern verschiedener Stämme, die bis dahin einander ausgerottet und auf- gezchrt hatte». Sie kann ferner als eine erste Organisation der Arbeit aufgesaßt werden, welche durch Zwang geschehen mußte, denn die Arbeit hat für alle wilde Völker etwas Widerstrebendes. Die Sklaverei befreite endlich das weibliche Geschlecht von den schweren und groben Arbeiten, zu denen es im Zustande häuslicher Dienstbarkeit, wel cher allen übrigen voranging, verurtheilt gewesen war, und durch Viesen Fort schritt wurde das Familienleben veredelt. Diese Einrichtung, welche gegenwärtig diejenigen bürgerlichen Gesell schaften, von denen sie aufrecht erhalte» wird, verdirbt und entehrt, war also in ihrem Anfänge ein Sieg der Humanität über die Barbarei. 3» diesem Sinne könnte man fast dem Paradoxon eines Abgeordneten der Kolonieen bei stimmen: „Die Sklaverei ist ein Mittel zur gesellschaftlichen Vervollkommnung und befördert den Genuß der Wohlthatcn der Civilisation." Die Sklaverei bei den Alten. Aus dem Rechte, Kriegsgefangene zu tödten oder zum eigenen Nutzen zu verwenden, entsprang natürlich das Recht, sie zu verkaufen, und eS sprechen auch die ältesten Bücher, das erste Buch Mose eben so gut als Homer, von dem Sklavenhandel wie von einem seit undenklichen Zelten bestehenden Ge brauche. Cppern und Acgppten waren frühzeitig durch diesen Handel berühmt, die Bewohner der Insel ChioS beschäftigten sehr vielt Sklaven in ihren Berg werke», da diese Arbeit für die härteste und erniedrigendste galt, und auch der Negersklavenhandel fand seinen ersten Vorwand in der Ausbeutung der Minen von Amerika. In alter wie in neuer Zeit biente die Seeräuberei als Mittel, um eine hinlängliche Anzahl von Sklaven zu erhalten. Eine zweite Quelle der Skla verei aber war in den alten Zeiten vornehmlich der Krieg, durch welchen nicht nur einzelne Personen, sondern selbst ganze Stämme und Völkerschaften zur Knechtschaft gebracht wurden. Dadurch wuchs die Zahl der Sklaven ins Un glaubliche, so daß sie z. V. zur Zeit des Demetrius Phalereus (Z09 Jahre vor Christi Geburt) in Attika allein 400,000 betrug, während die Zahl der Bürger sich nur auf 20,000 belief. I» den durch die Sklaven-Aufstände ver ursachten Kriegen zur Zeit des MariuS kamen mehr als eine Million dieser Unglücklichen um. Krieg und Seeraub waren zwar die fruchtbarsten, aber nicht die einzigen Quellen der Sklaverei; im Orient führte das Hirtenleben zum Patriarchen thum, der Vater regierte als Herr über seine Kinder. Einzelne Familien er- langten ein Uebergewicht über andere, ihre Häupter wurden Stammhäupter, eS bildete sich unter den Gehorchenden eine Hierarchie, eS entstanden Kasten, deren unterste Stufen sich oft i» einer noch schlimmeren Lage befanden, als die eigentlichen Sklaven selbst. So gilt z. B. die Kaste der NiadiS auf der Küste von Malabar nach dem Berichte des Reisenden Buchanan für so unrein, daß selbst ein Sklave sich durch die Berührung eines NiadiS für verun reinigt hält. Bei den heidnischen Völkern des Abendlandes unterlag das Kastenwesen der frischen Entwickelung des politischen Lebens bald; da aber das im Menschen lebende Göttliche verkannt blieb und der Mensch nur als Glied des Staates einen Werth hatte, so wurde Jeder, der die Rechte eines Bürgers nicht be faß, als ein Barbar, als ein Feind und mithin als befähigt zur Sklaverei angesehen. Auch der Bürger selbst konnte durch verschiedene Handlungen seiner Rechte verlustig werden und auf die Stufe des Sklaven hinabsinken. ') Durch diese MittheUung iösen wir das Versprechen, welches wir unseren Lesern del Gelegenheit deS M'DonoMchen Briefes tNr. 72) gegeben haben. Je nach diesem verschiedenen Ursprünge der Sklaverei aber war auch ihr Charakter verschieden, und wenn sie nicht Menschen eines fremden Stammes traf, trat sie gewöhnlich unter milderen Formen auf. Der Zustand der Sklaven im Allgemeinen war nicht überall derselbe. Während sie in Sparta und in Rom zur Kaiserzeit sehr hart behandelt wurden, erfuhren fie in Aegypten, bei den Juden und in Athen eine bei weitem sanftere Behandlung. Als das Christenthum, 200 Jahre »ach seinem Entstehen, seine Herrschaft auszubreiten begann, gab eö der antiken Sklaverei durch die Lehre vom Bruderverhältniß aller Menschen den Todesstoß, obgleich freilich eine so ein. gewurzelte Sache auf die bloße Verkündigung eines PrinzipeS nicht sogleich verschwinden konnte. Die Erziehung des Menschengeschlechtes ist es, welche die Sklaverei zer stört hat; es regt sich in der Menschheit ein fortwährender Widerspruch gegen alle Einrichtungen welche ihre Rechte verletzen, selbst dann, wenn diese Ein richtungen unerschütterlich scheinen. Gott hat diese wunderbare Verwahrung gegen ihre eigene Ungerechtigkeit in das Herz der Menschen gelegt. Jener Widerspruch bricht selbst im Alterthume durch- Seine Philosophie konnte freilich eine Gesellschaft ohne Sklaverei nicht begreifen, und selbst ganze Völker fügten sich trotz ihrem Muthe, trotz ihrer bisherigen Unabhängigkeit geduldig unter das Joch des Siegers, dessen Gott seinen Gott überwunden batte. Es war jedoch im ganzen Alterthume der Glaube an ein goldenes Zeitalter, was weder Herren noch Sklaven kannte, lebendig. In diesem Glauben lag das unbewußte Streben nach einer besseren Zukunft; die Völker nahmen ihre Hoffnungen als Erinnerungen. ES hat Jemand die Sklaverei einen Selbstmord der Menschheit genannt, und die Einrichtungen, gegen welche unser Herz sich auflehnt, find in der That fruchtbare Quellen schrecklicher Umwälzungen in der bürgerlichen Gesell- schäft. Sobald sich die Sklaverei von ihrem Ursprünge so weit entfernt hat, daß man fie nicht mehr mit einem früheren Zustande vergleichen kann, der noch schlimmer war als sic, dann besteht fie in der Gesellschaft nur noch aus Kosten der Moralität, des Glückes und der Ruhe dieser letzteren, denn fie verdirbt nicht nur den Dienenden, sondern auch den Herrschenden; die absolute Gewalt führt den Herrn jederzeit zu Wünschen und Gewohnheiten, welche sein Herz verhärten und ihn zugleich entnerven. ES beweisen dies unter tau- send und aber tausend Beispielen die Heloten-Jagden der Lacedämonier, die Gladiatorenkämpfe, die aus einer groben Eifersucht hervorgegangenen Ver- stümmelunge» bei den Orientalen, die Gräßlichkeiten des NegersklavenhandelS, die Verbreitung barbarischer und thierischer Wollust unter den Alten und bei den Orientalen, die Sittenverderbniß in den Kolonieen, welche Sklaven halten. Das find die Folgen der Sklaverei in Beziehung auf die Moral der Völker; ihre Gefahren für den Staat find nicht geringer. Durch den Krieg kamen unaufhörlich neue Sklavcnhecrdcn in das römische Italien. Sie er setzten die freien Arbeiter, und die Klaffe der kleinen Grundbesitzer verminderte sich so sehr, daß man zu Cicero'S Zeiten nicht mehr 2000 Bürger zählte, die ei» ererbtes Grmidstück besaßen. °) Der Staat wurde genöthigt, sein Gebiet durch fremde Söldner vertheidigen zu lassen. Die reichen Römer gaben sich einem sinnlichen, zügellosen und trägen Leben hin und belasteten ihre Sklaven mit allen Arbeiten. Der Ackerbau ging zu Grunde, und das fruchtbare Italien mußte Getraide aus Aegypten holen. Den Sklaven wurden selbst die Wissen schaften, die Künste und sogar die Erziehung der freien Kinder überlassen. Die größte Ausdehnung der Sklaverei und Noms Verfall find gleichzeitige Ereignisse. Wir sehen die in ihren Unternehmungen so thätigen, so kühnen Spanier und Portugiesen einschlafen, sobald die Sklavenarbeit für ihre Bedürfnisse zu sorgen verspricht. Sic verlieren alle Energie, und die Schätze der neuen Welt laufen nur durch ihre Hände, um fleißigere Völker zu bereichern. Wir sehen die Antillen mit den Armen ihrer Sklaven den Fortschritten der Landwirtbschast und deS Fabrikwesens fremd bleiben, wenig einträgliche Arbeiten fortführen und unter deni beklagenSwerthen Rcgimente hinschmachten, welches fie vernichten wird. Die Sklaverei im Oriente. Auch die Sklaverei des Orientes entsprang aus dem Rechte des Siegers über den Besiegten und erhielt ihren hauptsächlichsten Zufluß durch Krieg und Seeraub. Der Handel mit weißen Sklaven hatte seit undenklichen Zeiten seinen ') Hui rew (!ieero äs oküvtt» H. Ll.