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Wchttitz -MW Jnjerak«, welch« d«l d« bedeutenden Auflage de» BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenteile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theil«, die Spaltenzeil« LV Pfg. L>ie „Welßerltz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 1V Pfg- — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 95. Dienstag, dm 13. August 1889. 55. Jahrgang. Zm Kiisttdegegmug m KM. Am heutigen Montag wird der Kaiser Franz Josef von Oesterreich in Berlin eintreffen und in freund schaftlicher Weise den Besuch erwidern, welchen der deutsche Kaiser im vorigen Jahre in Wien gemacht hat. Der tiesbeklagenswerthe Trauerfall, der zu Anfang dieses Jahres das österreichische Kaiserhaus traf und der noch immer das Herz des Kaisers Franz Josef mit schmerzlicher Trauer erfüllt, hat es leider verhin dert, den verehrten Herrscher Oesterreich-Ungarns in Berlin in der glänzenden Weise zu empfangen, wie man in der Reichshauptstadt einen so erlauchten Fürsten und treuen Bundesgenoffen Deutschlands gegenüber es zu thun gedachte, aber der Mangel an äußerem Glanze und Gepränge wird die Herzlichkeit und Freude, mit welcher man den Kaiser Franz Josef in Berlin empfangen wird, sicher keinen Abbruch thun. Es ist schon soviel über die Wichtigkeit und Nützlichkeit des deutsch-österreichischen Bündnisses und die hohe Be deutung der herzlichen Freundschaft, welche zwischen dem deutschen und österreichischen Kaiserhause besteht, geschrieben worden, daß es fast scheint, als könnte man in dieser Hinsicht nichts Neues mehr hinzufügen. Aber es ist sicher einer der schönsten Beweise für die gesunde Grundlage des deutsch-österreichischen Bündnisses, daß uns dasselbe jedes weitere Jahr noch in schönerem Lichte und in festerer Gestalt als früher erscheint, man fühlt bei diesem Bewußtsein ganz deutlich heraus, daß die Staatslenker Deutschlands und Oesterreich-Ungarns auf dem rechten Wege waren und noch sind, als sie das Bündniß schlossen und immer weiter kräftigten und ausbauten. Zehn Jahre sind es nun her, daß der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck zur großen Ueberraschung der politischen Welt in Wien erschien und dem Kaiser Franz Josef den Vortrag hielt, dem der Abschluß des deutsch - österreichischen Bündnisses folgte und der Friede, dessen sich Europa in dem ver flossenen Jahrzehnte erfreut hat und sich hoffentlich noch länger erfreuen wird, ist vornehmlich diesem Friedensbunde zu verdanken. Fürst Bismarck hatte während des Berliner Kongresses 1878, wo es galt, Rußlands Ansprüche im Orient mit den Interessen Europas zu begleichen und wo Deutschland, um einen Weltkrieg zu verhindern, das undankbare Geschäft eines ehrlichen, uneigennützigen Vermittlers übernommen hatte, erkannt, von welcher Seite dem Frieden und der Würde Deutschlands und Oesterreichs eine Gefahr drohen könnte, seine Ausführungen fanden den Beifall des Kaisers Franz Josef und seiner Diplomaten und das deutsch-österreichische Bündniß kam zu Stande. Man darf nun wohl mit Fug und Recht sagen, daß dieses Bündniß nicht bloß politisch-militärischer Natur ist, sondern daß es ein neuer segensvoller Bund an Stelle des alten unseligen ist, der nun Deutschland und Oesterreich verbindet, denn gemeinsame Geschichte, stammverwandte Beziehungen und gleiche wirthschast- liche Interessen bilden neben der politischen Noth- wendigkeit die glückliche Grundlage dieses neuen Bundes, der weder Oesterreich noch Deutschland eine Fessel auserlegt und beide Großmächte frei und ebenbürtig ihre Interessen verfolgen läßt. Wissefl wir doch auch aus Kaiser Franz Josefs erlauchtem Munde selbst, daß er sich als deutscher Fürst fühlt und daß die Deutsch- Oesterreicher, welche die kompakte Masse von circa 10 Millionen Seelen bilden, das stärkste Kulturelement in Oesterreich sind und gegenüber der slavischen Ueber- fluthung immer noch einen mächtigen Damm bilden und, wenn nicht alle Anzeigen trügen, demnächst auch wieder zu größerem politischen Einflüsse in Oesterreich gelangen werden. Wir können deshalb auch nur wünschen, daß es Oesterreich auch ferner gelingen möge, die vermittelnde Stellung zwischen Deutschthum und Slaoenthum friedlich zu behaupten und daß dazu auch die bevorstehende Kaiserbegegnung in Berlin das ihrige dazu beitragen möge! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der gestrige Sonntagmorgen war ein zu Ausflügen sehr günstiger und war auch der Frühzug von Dresden fast überfüllt, leider aber stellte sich im Laufe des Nachmittags ein heftiger Regen ein, der manchem Wanderer einen Strich durch die Rechnung gemacht haben wird. Heute zum Jahrmarkt ist das Wetter bei Windwehen leidlich, ob aber der Besuch des Marktes ein guter wird, läßt sich nicht Vorhersagen. Den wenigen aufgebauten Buden nach zu urtheilen, verspricht man sich kein gutes Geschäft. Viele der Marktfieranten dürften allerdings vorgezogen haben, lieber die Copitzer Vogelwiese mit ihren Maaren zu besuchen. — Mit dem I. Oktober d. I. tritt dos neue Ge nossenschafts - Gesetz in Kraft. Nach den Be stimmungen dieses Gesetzes sind diejenigen Genossen schaften, Deren Mitglieder für die Schulden des Vereins solidarisch und mit ihrem ganzen Vermögen haften, künftighin gezwungen, ihren Geschäftsverkehr vom I. Oktober ab lediglich auf die Mitglieder zu beschränken. Vorschüsse und Kredite an Nichtmitglieder sind künftig hin unzulässig oder doch nur insoweit statthaft, als dieselben zum Zwecke der Kapitalanlage erfolgen. Zu widerhandlungen hiergegen werden mit Geldstrafen bis zu tzOO Mark geahndet. Um nun den Vorschußver einen die Möglichkeit zu verschaffen, in der bisherigen gewinnbringenden Weise weiterzuarbeiten und gleich zeitig die Mitglieder von dec mit jedem Tage drücken der werdenden und nach Befinden so folgenschweren Solidarhast zu entlasten, beabsichtigt ein großer Theil dieser Vereine, sich in Aktiengesellschaften umzuwandeln. -f Schmiedeberg. Der in voriger Woche aufge fundene Leichnam ist, weil auf Schmiedeberger Flur gelegen, am Sonnabend Abend 6 Uhr auf hiesigem Gottesacker beerdigt worden. Herr Oberförster Klette aus Bärenfels, sowie zwei mit dem Entseelten bekannt gewordene Sommergäste aus Kipsdorf gaben ihm das letzte Geleit und legten einen Kranz aus Haideblumen auf sein Grab. Der verstorbene, in den zwanziger Jahren stehende junge Mann heißt Johst Schuler, ist Graveur und stammt aus Philadelphia. Er war eines schlimmen Magenleidens wegen in die Natur heilanstalt des vr. Klees in Dresden eingetreten und von diesem zur Fortsetzung der Kur auf einige Wochen nach Kipsdorf gewiesen worden. — Von der verw. Frau Lina Aehnelt, welche sich Mitte Juli von hier entfernt und ihre vier un erzogenen Kinder verlassen hat, ist bis jetzt noch keine Spur zu entdecken gewesen. Eines der Kinder hat eine Familie hier vorläufig in ihre Behausung aus genommen, während die drei kleinsten von der un bemittelten Großmutter gepflegt werden. Mitleidige Herzen haben ihre Hände aufgethan und es sind zur Unter stützung der armen verlassenen Kinder, für deren Unter kunft man z. Z. Sorge trägt, 66 Mark eingegangen, wofür den freundlichen Gebern auch hierdurch herzlichst gedankt sei. Dorf Bärenstein. Sonntag, den 11. dss. Mts., des Nachts gegen 12 Uhr, ist die Scheune des hie sigen Gutsbesitzers Friedrich Hermann Liebeheim total niedergebrannt. Die Ernte- und Futtervorräthe des Kalamitosen sind hierbei sämmtlich mit vernichtet worden und gelang es nur mit größter Anstrengung, das Liebeheim'sche Wohnhaus, sowie die Nachbargebäude zu erhalten. Ohne Zweifel ist der Brand durch ruch lose Hand angelegt worden. Außer der hiesigen Orts spritze sind noch die Spritzen von Stadt Bärenstein, dem Rittergut Bärenstein, der Feuerwehr von Lauen stein und der Gemeinde Liebenau am Brandplatz an wesend und bis auf letztgenannte mit Erfolg thätig gewesen. Dresden. Anläßlich des Besuches des Kaisers Wilhelm und des im nächsten Monat stattfindenden Manövers des kgl. sächs. Armeekorps treffen in Dres den eine Reihe fremder Fürstlichkeiten ein, die zum Theil beim Wettiner Jubelfest bereits in Dresden anwesend waren. — Das für den Zapfenstreich, welcher aus An laß der bevorstehenden Anwesenheit des Kaisers Wil helm von sämmtlichen sächsischen Musikchören und Tambourzügen auf dem Theaterplatz stattfinden wird, aufgestellte Programm ist folgendes: Kaisermarsch von Wagner, Jubel - Ouvertüre von C. M. v. Weber, Scenen aus Lohengrin, Torgauer Marsch, großer Wirbel der Tambours, sächsischer Zapfenstreich, Tam bour zum Gebet, preußischer Zapfenstreich und zum Abmarsch Jork-Marsch. — Der bereits mehrerwähnte Abbruch des alten Staatsarchiv-Gebäudes am Taschenberg in Dres den schreitet flott vorwärts. Man dürfte daher auch bald auf die nach einer Mittheilung des Herrn Archiv raths vr. Theodor Distel in der „Zeitschrift für Museologie" im Grundstein des Hauses liegenden zwei Flaschen (eine rothe und eine weiße) Meißner Land weins 1663er Ernte kommen. Das Vorhandensein eines solchen „guten alten Tropfens" in den Tiefen des bisherigen Archivhauses ist gewiß nur Wenigen bekannt. — Dem nächsten sächsischen Landtage sollen, wie es heißt, eine große Anzahl neuer Bahnlinien in einer Gesammtlänge von 125 Kilometern zur Geneh migung vorgelegt werden. Die zur Verfügung stehen den Geldmittel sind so reichlich, daß die zum Ausdruck gekommenen Wünsche betreffs des Baues neuer Bahn strecken noch mehr Berücksichtigung finden würden, wenn nicht der Mangel an Arbeitskräften auch auf diesem Gebiete eine gewisse Beschränkung auferlegte. — Die kürzlich durch die Blätter gegangene Mit theilung, daß die Straß en meist er der kgl. Straßen bauämter auf Kosten des Staats mit Dreirädern ausgerüstet werden sollen, ist ungenau. Es werden zwar Räder für diese Beamten angefertigt, doch ist es ihr freier Wille, ob die Straßenmeister Gebrauch da von machen wollen. Der Staat giebt zu dem Ankauf nur 62 Mark, das Uebrige muß der Beamte selbst bezahlen, bez. wird es ihm ratenweise von seinem Ge halte abgezogen. Von ungefähr 70 Straßenmeistern Sachsens haben bis jetzt nur 19 Gebrauch von dieser Gelegenheit gemacht. — Einer Verordnung des königl. Ministeriums des Innern zufolge hat dasselbe beschlossen, die unifor- mirten Bureaudiener bei den kgl. Amtshaupt mannschaften mit Helmen von der Form des Jn- fanteriehelmes auszustatten, und das Gendarmerie- wirthschaftsdepot beauftragt, das zur Ausführung dieses Beschlusses Nöthige zu besorgen. Dieser Helm ist zu tragen, wenn die Bureaudiener in festlicher Kleidung zu erscheinen haben. — Musikdirektor Trenkler ist durch kriegsgericht liches Urtheil nicht zu 2 Monaten Arrest, sondern zu 3 Monaten Festungshaft verurtheilt worden, welche Strafe er auf der Festung Königstein bereits angetreten hat. — Vor dem kgl. Landgericht erschienen am 9. August der Bankfleischer Hugo Woldemar Müller aus Börlas und der Botenfuhrmann Ernst Rudolf Böhme aus Höckendorf, um sich wegen Urkunden fälschung, bez. Schlachtsteuerhinterziehung zu verant worten. Am 24. Januar d. I. ließ sich Müller von der Schlachtsteuereinnahme zu Börlas einen Transport schein über 30 Kilo zur Einfuhr für nach Dresden bestimmtes Schweinefleisch ausstellen. Müller fälschte auf jenem Scheine die „30" in „40" und sandte durch den Mitangeklagten Böhme auf Grund dieser Beschei nigung 39 Kilo Schweinefleisch und eine Rindszunge nach der Stadt. Der Angeklagte Müller verwirkte wegen dieser Fälschung 1 Woche Gefängniß und wegen wissentlicher Zuwiderhandlung gegen das obenerwähnte Gesetz 5 Mark Geldstrafe, dahingegen wurde Böhme nur wegen fahrlässiger Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe nach Höhe von 3 Mark belegt.