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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910601
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-06
- Tag 1891-06-01
-
Monat
1891-06
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1891
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, Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Nkdarlion und Lrpkdition Johannesgasse 8. APrrchlinndrn -rr Urdarlion Bormitlags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5— S Uhr. flvrSl» «Läß-dr e>»,,lancier M-nuIcrwte «ach! fl- di« Sted-llion inLl «crdnidi^-. Annahme her für hie nächftsolaende Nummer hestimmtci, Inserate an W«chenta,r» bis 8 Uhr Nachmitta,», an Lonn- und Festtagen früh bis ,9 Uhr. In dkn Filialen für Zns.-^niiahmr: Vtt« Klemm's Lortim. «Alfred Hahn)» Universiiütsstraß« 1, Lau,» Lüsche» kathartneustr. 14, parl. und König-Platz?, nur bi« ,8 Uhr. 152. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Montag, den 1. Juni 1891. Abonnementspreis vierteljährlich 4^i, Mk. in Blt-Leipzig, inc«. Brmgerlohn ü Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne PostbesörLerniig 60 Mk.» mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Letitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut mif. Peeisverzeichniß. Tabellarischer u.Zisscrnsatz »ach Höhen» Tarif. Krrlamrn unter dem Redactionsstrich dle4gespalt. ZeileS0Pf.,vorden Famil iennachrichtea die flgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuwerauäa oder durch Post» Nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lkklnmlmachillig. Die Echleuhe her Eisrnbahnftratze in Leipzig-volkmarS- h«rf, und zwar von der Jdaslraße östlich, soll umgebaut und di« damit verbundenen Arbeiten an einen Untcriiekmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau «Verwaltung, RaihhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingeschen oder gegen Entrichtung der Gebühren tm Betrage von 0,50 -6, welche event. in Briet- marken einzuscnden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift: „Lchleutzenbau in der Eisenbahn,»raste" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. Juni lsd. Jhs., Nach mittags 5 Uhr, einzureiche». Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 27. Mai 1891. Teü Rath» her Stadt Leipzig le. 2665. Strastenbau-Tepntatton. Ivohllungs-iltrilliethullg. In der 8. Etage des der Ltadtgemeinhe Leipzig gehörigen Hausgrundstück» NeichSstrahe Nr. 9 ist vom 1. Oktober V. I ab eine geräumige Wohnung gegen halbjährige kondtgung anderweit j» vermiethrn. Mtethgesuch« werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, rntgegengenommen. Leipzig, den 26. Mai 1891. Ter Nath der Stadt Leipzig. I». 1447. vr. Georgi. Krumbiegel. Gewölbe-Vermietlinng. Da« in dem der Sladtgemeinde gehörigen Hausgrundstück Ma- gaztngaffe Nr. 27 gelegene Vrrlaiissgeivvlbe ist sofort oder vom I. Juli dss. JrS. an gegen riiiüalbjährige Kündigung oder fest bis »um 31.Lccembcr 1894 anderweit zu vcrniicthc». Mielhgesuche werden aus dem Rarhhauje, 1. Obergeschob, 'Zim mer Nr. 8 entgegengenommen, wo über die Bermiethungsbedingungcn und auch sonst Auskunft ertbeiit wird. Leipzig, den 27. Mai 1891. I». 22K. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wagner. Ivitsen-verpachtung. Folgende, der Stadtgemeinde Leipzig bez. dem hiesigen JohanniS- hospiiai gehörige, in der Ltadtfinr gelegene Wiese», 1) 2 Pekt. 87,60 Ar --- 5 Ack. 59 lI>U Nasse Wiese am Nonnenweg, 8) 2 Hekt. 63.98 Ar - 4 Ack. 231 ÜU Abthetlung 28 der Ranstädtrr Viehweide, S) 92,61 Ar - I Ack. 202 CjL «bthetlun, 28» der Ran- ftädter Viehweide, 4) 95,89 Nr — 1 Ack. 220 HR Parthrnwiese, Pareellk Nr. 2769 de- Flurbuchs, b) 1 Hekt. 99.40 Ar - 3 Ack. 181 lü» Parthcnwiese, ParcrUe Nr. 2788 de- Flurbuchs, sollen vom Jahre 1892 an und zwar die unter 1—4 auf- geführten aus zehn, und die unter 5 genannte aus sech» Jahre zur MraS-, Heu- und Grnuimetnutzungl «tti Ausschlust jeder anderen Ve»»tz»i»gswcise Donnerstag, de» 11. Juni ds. IS.» Vormittags 11 Uhr, im Saale der Alten Waage, «athartncustratze Nr. 1» 2. Etage, an die Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Die Versteigerungsbedingungen und die betr. Situaiionspläne liegen in der Expedition unserer Lekonomie-Jnspection Johannis- platz Nr. 10 zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 27. Mai 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 535 625. vr. Georgi. Krumbiegel. Lekaniltmalliilllg. Auf Antrag der Besitzer bez. der Erben soll das anthellig zum Nachlasse des Herrn Kaufmann Earl Feodor Wirdeniann »en. gehörige hiesige Grundstück, Antonstrastc Nr. 1, Nr. 804» und 804b de» Flurbuch- für Neu- und Antonsladt-Tresden, Nr. 50 des Brand- kaiasterS Abtheilung (1, Foiium 15 des Grund- und Hypothekcn- buch« X für Anlonstadt-DreSden, im Wege der freiwilligen Ver- steigerung veräußert werden. Kauflustige, weiche da- Grundstück zn erwerben beabsichtigen, veedeu htermft geladen Donnerstag, den 18. Juni 1891, vormittags Punkt 1 l Uhr, an Unterzeichneter Gerichtsstelle — Wiesenthorstraße 5, I. — in Person oder durch iegitimirte Vertreter zu erscheinen, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszuwcisen und ihre Gebote zu eröffnen. Die Verkaussbcdingungen, sowie die Grundslücksbeschreibung und Belastung hängen im Gcrichtshause au». Dresden, am 27. Mai 1891. »öniglicheS Amtsgericht. Abth. IV». vr. Toepelmann. Schmidt. Kirschen-verpachtungT^ Die der hiesigen Commune gehörigen Kirjchplantagen an der Straße nach Golzen, Balgstedl und Kirchscheidungen sollen Donnerstag, den 4. Juni er., vormittags 1« Uhr in unserem Geschäftszimmer aus dem Nachhause öffentlich und meistbietend verpachtet werden. Ter Anhang ist gesund und sehr reichlich. Laucha a. L, den 30. Mai 1891. Der Magistrat. Thiel. Leipzig, 1. Juni. * Der BundeSrath hielt am Sonnabend eine Plenar sitzung, in welcher u. A. die Beschlußfassung über Abänderung de- tz. 15? des Invalidität«- und AllerSversichcrimgSgesetzes und de- Branntweinsteuer-Gesetze« in der vom Reichstag an genommenen Fassung erfolgen sollte. Wie übrigen« die „Berliner Börsen-Zeitung" hört, wurde in der Sitzung Herr von Boctticher bezüglich ver in der Presse verbreiteten Nach richten über Suspension der Getreidezölle und Ein berufung de- Reichstage« interpellirt. Herr von Boctticher bestritt, daß diese Nachrichten zuträfen, und betonte, daß die Angelegenheit nicht so weit gediehen sei, um jetzt schon an eine Einberufung de« Reichstage« zu denken. Die Erhebungen seien keineswegs beendet, ebensowenig die Erwägungen der Reichsregierung, ob die Nothlage wirklich eine Suspension der Getreidezölle erheische. Im klebrigen wiederholte Herr v. Boetticher seine Erklärungen im Reichstage und Landtage. * Wie der MeichS-Änzeiger" meldet, hat der Kaiser am Sonnabend Nachmittag im Berliner Schlosse den neuen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister des Freistaates Chile Don Ioaquin Godoy in Audienz empfangen und au« dessen Händen da« Schreiben de« iPräsidenten des genannten Freistaates entgegcngcnoinmen, durck, welches Do» Gvdoy in der gedachten Eigenschaft be glaubigt wird. Gleichzeitig hat der Genannte dem Kaiser Las AdberufunzSschreiden seines Vorgängers überreicht. * Dem BundeSratb ist ein Antrag zugegangen, welcher die Ausprägung der Silber münzen betrifft. Im Zu- ammcnhange mit dem Anwachsen der Bevölkerung ist im Verkehr eine Zunahme des Betons an Reichssildermünzcn hervorgctrctcn. Angesichts dieser Sachlage empfiehlt eS sich, mit der Herstellung von zunächst etwa 20 Millionen Mark in ReichSsilbermünzen vorzugckc». Das Prägematerial wird auS dem im Besitze der ReichSdauk desindlickcn Vorrathe von Thalern deutschen Gcprägcö zu entnehmen sein. * Die Verhandlungen über die preußische Land- gemeindeordnung haben nach den „Berliner Politischen Nachrichten" insofern nicht zu einer vollen Verständigung geführt, als die Conscrvaliven an den Beschlüssen des Ab geordnetenhauses in Bezug auf tz. >8 — Stimmrecht in der Gemeindeversammlung — sestzuhalten entschlossen sind, während Centn»», Freiconservalive und Nationallibcrale den Abänderungsvorschlag des Herrenhauses mit einer den beiden anderen Factoren der Gesetzgebung sicher nickt unan nehmbaren Aendcrung acccptiren wollen. Diese letztere Acndcrung — Streichung der Mitwirkung des Oberpräsi- dentcn — halten auch die Conservativen für eine Verbesserung und werden daher nach Ablehnung ihres Principalantragcs gleichfalls für den bezüglichen 'Antrag stimmen. Unentschieden ist es geblieben, ob die Conservativen dem VermittelungS- vorschlag bezüglich der Lcssentlichkeit der Sitzungen bci- trelen. Derselbe will nicht dloS allen Stimmberech tigten, sondern allen großjährigen Gemcindeglicdern, welche Gemcindcslcuer entrichten, den Zutritt zu den Sitzungen der Gemeindeversammlung bezw. Vertretung gestatten. Doch läßt sich hoffe», daß in diesem Puncle die Conservativen sich den anderen Parteien noch anschlicßen werden. Wenn, wie anzunebmen ist, sowohl die vereinbarten Anträge, unter denen von größerer Bedeutung nur der BermittlungSvorschlag be züglich der Wablzcit der Gemeindevorsteher ist, wie die von den Mittelparteicn geplanten Anträge angenommen werden, so wird das Herrenhaus in allen denjenigen Fällen, in welchen daS Abgeordnetenhaus von seinen Beschlüssen abweicht, nicht in die Lage versetzt, Len ursprünglichen Beschlüssen des Ab geordnetenhauses znzuslimmen, in allen Fällen werden ihm vielmcbr Beschlüsse unterbreitet, welche, wenn auch in etwas von seinen eigenen Wünschen abweichend, doch ein weitgehendes Entgegenkommen gegen dieselben bekunden. Es darf daher gehofft werden, daß nunmehr übereinstimmende Beschlüsse beider Häuser des Landtages gesichert sind. * Die Polizei und die städtischen Behörden zu Berlin beschweren sich über die große Notb, die ihnen Auswanderer russischer Staatsangehörigkeit bereiten, welche sich über die russisch-preußische Grenze geschlichen habe» und in dem Glauben, von dem Norddeutschen Lloyd umsonst nach Brasilien befördert zu werden, ihren Weg nach Bremen über Berlin nehme». Da die brasilianische Regierung gegen die fernere Zulassung dieser Auswanderer Stellung genommen hat, hat der Norddeutsche Lloyd ihre unentgeltliche Beförde rung eingestellt und die Bremer Behörden fahren fort, die unglücklichen, vollkommen mittellosen Leute, die gar keine LegilimalionSpapiere besitzen, nach Berlin zurückrusendcn, statt für ihre Beförderung nach ihrer Heimalh Sorge zu tragen. Die Bremer Behörden gehen dabei von dem Stand- puncte auS, daß die Leute nach Berlin zurückzuscbicken sind, weil ihre Fahrkarten nach Bremen in Berlin gelöst worden sind. Tie durch diese Auffassung entstandene Rechtsfrage ist der höchsten Instanz, dem Bundesamt für Heimalhswcsen, zur Entscheidung unterbreitet worden. Jetzt befinde» sich wieder in den städtischen Asylen für Obdachlose 150 paßlose, mittel lose russische Auswanderer, darunter viele Frauen und Kinder, die sich weigern, nach Rußland zurückzukehrcn. Die Behörden haben sich zu der Entschließung genötbigt gesehen, die Leute nöthigcnfallS mit Anwendung von Gewalt nach Rußland zu befördern, wenn die dortigen Behörden sich zu der Ueber- nahme der paßloscn Auswanderer verstehen. Verhandlungen zu diesem Zwecke sind von der preußischen Negierung mit den russischen Behörden cingeleitet worden. * Die preußische Regierung ist, wie im Landtage am Mittwoch vom Ministcrtische mitgctbcilt wurde, noch immer nicht mit der Aufnahme der in Deutschland vorhan denen Getreidevorräthe zu Ende gekommen. Sie thut aber Alles, einen Ueberblick zu gewinnen. Auf allen Zoll lägern hat eine Ermittelung der Getreidcbestände stattgefunten. * Dem im Kreise Pinnebcrg gegründeten Ersten schleöwig- holsteinischen Bauernverein sind in wenigen Wochen über 2000 Mitglieder bcigctrcten, die ein Vercmsverlnöge» von 10 000 .6 besitzen. ES wird nicht lange mcbr dauern, bis auch die anderen schlcSwig-holstcinischen Landkreise nach dem Pinneberger Muster ihre Bauernvereine besitzen. Die poli tische Spitze des Pinneberger Vereins richtet sich gegen die Socialbemokratie; der Verein ist nach dieser Richtung als rin Verband bäuerlicher Arbeitgeber anizufassen, welche nicht ge willt sind, die nach dem platten Lande importirte Social demokratie sich über den Kops wachsen zu lassen. « * * Zu dem am Sonnabend stattgefundenen Festmahl beim Kaiser von Oesterreich in der Hofburg waren sämmtliche Mitglieder de- WeltpostcongrefseS erschienen. Außerdem nahmen daran die Minister Graf Kalnoky, Gra Taaffe, von Szögycnyi und Marquis Bacquehem Theil. * Unter der Ueberschrift „Der europäische Zoll krieg" veröffentlicht die „Contemporary Review" einen Artikel, der in glänzender Weise die Dreibundpolitik Italien« rechtfertigt und zugleich einem früheren Aufsatze desselben BlatteS, „Die Dynastie Savoyen, der Papst und die Republik", eine scharfe Replik entgcgenstellt. Der Artikel ist „Ein italienischer Staatsmann" unterzeichnet und beansprucht schon darum ein besondere« Interesse, weil man auS einigen Stellen wie „vier Jahre, während deren ich eine Macht auS- übte" oder „drei Monate, seitdem ich daS Ministerium de- Aeußern verlassen habe" mit Sicherheit Crispi selbst als den Autor zu erkennen glaubt. Der Verfasser, der die lateinische Union nur unter der Bedingung für möglich erklärt, daß Frankreich Italien und Spanien als ebenbürtig anerkennt, bestreitet die Ansicht, daß Napoleon lll. der Freund Italien« gewesen sei, und behauptet, daß der von Mancini im Jahre 1882 bewerkstelligt« Zutritt Italiens rum Dreibunde gegenüber seiner früheren Isolirnng und der feindseligen Haltung Frankreichs Bedürfniß gewesen ei. Der Dreibund sei ausschließlich defensiv und ein FrictcnS- nittcl, daS feindselige Vorgehen Frankreichs gegen Italien Nftcmatisch gewesen. Vor zwei Iabrcn bade die französische Regierung versucht, de» Papst auS Nom bcrauszulockcn, da ihm dort angeblich Gefahr drohe. Dieser Plan sei im Verein niit hochgestellten Männern de« VaticanS auügeheckt worden. Hätte der Papst damals der Versuchung nicht widerstanden, so wäre ein französisch-italienischer Krieg entstanden, ohne daß für Italien der casus toecieris vorhanden gewesen wäre. Zum Schluß appcllirt der Verfasser an die gutgesinnten Franzosen und fordert sie auf, die Ausfälle gegen Italien emzustellen. * In Paris tritt daS Gerücht von der Demission Frcycinel'S mit größerer Bcstimmlhcit auf; cs wurde noch verstärkt, als eö bekannt wurde, daß Frcycinel eine lange Unterredung mit dem Präsidenten Carnol gehabt habe, welche sich auf die Temission bezogen baden soll. — Der Minister dcS Innern, ConsianS, ubersandle den Präsecten besondere Instructionen, welche sich auf die orlcanistischc Agitation zur Wiederherstellung der royaliftischen ComitöS beziehen. * Die für daS nächste Coiisistorium in Aussicht gewesene Präconisirung teS Erzbischofs von Mohilew ist infolge neueste»« entstandener Schwierigkeiten bis zum Herbst ver schoben worden. * Der „Standard", welcher in letzter Zeit sich rin wenig sehr aus Sensationsiiachrichte» gelegt hat, will erfahren haben, Laß der wirkliche VeriagungSgrund für die Reise des Zaren nach Moskau die Entdeckung war, daß vier Dynamit- kisten in daS AuSstcllungSterrain eingeschmuggelt waren, vcrmuthlich von Nihilisten. Die Entdeckung soll erst drei Tage vor dem geplanten Kaiserbcsuch slattgesuiidcn haben. Unmittelbar daraus untersuchten die Behörde» die Umgebung der Kaisertridüne, um herauszufiiidcn, ob Erdausgradungen stattgefundcn hätten. Die Behörden streuen, um die Empfind lichkeit der Franzosen zu schonen, daS Gerücht aus, daß besagte Kisten seil der VorauSstellung im Jahre 1882 liegen geblieben seien. Außerdem soll die Polizei eine Dynamilmine auf der Eisenbahn nahe bei Tw er entdeckt haben. Die Polizei habe un gewöhnliche Vorsichtsmaßregeln getroffen j aus allen zwischen Petersburg und Moskau liegenden Bahnstationen wurde fogar die ködere OrtSpolizci ohne besondere Prüfung nicht durchgelasscn. Die Polizei in Moskau Zwang die Einwobner, den oberen Theil der Ehrenpforte wcgzunehme». Tie Bahnlinie PeterS- burg-Moskau ist schon seit mehreren Wochen militairisch be setzt. Solche Vorkommnisse freilich dürften, wenn sie aus Wahrheit beruhen — und etwas ist immer daran — eine Verwirklichung dcS Gedankens, die Residenz des Zaren von Petersburg nach Moskau zu verlegen, noch in weile Ferne rücken. * Der englische Ministerrath trat am Sonnabend unerwartet zusammen. Wie verlautet, handelt eS sich bei der Bcrathung um die VolkSfrcischulen, über welche innerhalb deS Cabinels große Meinungsverschiedenheiten herrschen sollen. * Aus Buchara wird gemeldet, daß der Emir zum An denken an die Errettung der kaiserlichen Familie am 29. October 1888 und an die Abwendung der Gefahr, welche dem Großsürsten-Thronfolgcr in Japan gedroht, die erste öffentliche russisch-bucharische Heilanstalt in Buchara gründet. Marine. * Berlin, 30. Mai. S. M. Fabrzcug „Loreley", Com- mandant Capitainlieutcnant Graf v. Moltkc I, ist am 29. Mai d. I. in Smyrna eingctroffen und beabsichtigt am 4. Juni d. I. nach Konstantinopel in See zu geben. S. M. Kreuzer „Möwe", Commandanl Corvettencapitain v. Halfern, ist am 29. Mai d. I. von den Seychelle» kommend in Zanzibar eingetrosfen. S. M. Kreuzer „Schwalbe", Commandant Corvettencapitain Rüdiger, tritt am l. Juni d. I. von Zanzibar tue Reise nach den Seychellen an. Militairisches. * Die gesellschaftliche Stellung der Osficiere in Böhmen. Ter unerhörte Scandal in der Prager Ausstellung lenkt mehr als letztere selbst die Augen der gebildeten Welt nach der Moldaustadt, der einstigen Residenz mehrerer deutschen Kaiser, die ihren Glanz zumeist nur de» Deutschen verdankt. Die gesell schaftlichen und politischen Verhältnisse daselbst im Allgemeinen sind bekannt genug und werden nun von berufenen Federn noch ein gehender geschildert werden. Weniger beachtet dagegen wird die wirklich peinliche Lage, in weicher sich das Lssiciercorps, gleichviel welcher Nationalität dessen Mitglieder angehörcn, in den meisten czechischen Städten befindet. Acltere Ofsiciere haben wiederholt versichert, daß sie sich in Ungarn und Italien, ja selbst im Feindes- lande in einer angenehmere» Lage als in diese» Städten befunden haben. Der Ungar und Pole, beide von gastsrcundlicher Gesinnung, können dem Fremden, so lange die Politik nicht Gesprächsstoff wird, liebenswürdig und zuvorkommend begegnen und auch der Italiener bewahrt den Anstand, was von den jungczeclsischen Fana tikern, die jetzt die Hauptrolle spielen, nicht gesagt werden kann. Der deutsche Lfficier kann ein von diesen Leuten besuchtes Local nicht betreten, weil er sich keiner Jnsuitirung aussetze» will, und mit richtigem Tacte meiden auch die kfficiere czectsischerNationalität solche Lrte, an denen ihre deutschen Kameraden nicht wohl erscheinen können, wie auch letztere ihren czechischen Kameraden zu Liebe nicht dahin geben, wo dies« nicht von Herzen willkommen erscheinen könnten. So kommt eS, daß selbst in größere» Orlen, z. B. Pilsen, die Osficiere nur wenige Locale finden, wo sie zusammen kommen können, wenn sie nicht etwa blos auf ihre Messe oder die Traiterie in der Caserne be schränkt sind. Mit dem Verkehr in den Familien sieht es ost noch Ubier. Orte, welche früher zu den rein deutschen zählten, wie z. B. Josesstadt, sind neu czechisirt. Uebrigens hat, wie jedes Hebel, auch dieses seine guten Folgen, es ist dadurch ein engerer Anschluß der Osficiere untereinander hergestellt worden, und eS wurde von ver trauenswürdiger Seite mitgetheilt, daß gleich nach Bekanntwerden des Ausslellungsscandals die meisten Osficiere in Prag stillschweigend übereingekommen sind, die Ausstellung gar nicht mehr oder nicht eher zu besuchen, bevor für die Beleidigung der Angehörigen einer mit Oesterreich eng verbündeten Macht eine vollständige gerichtliche und anderweitige Genugthuung geleistet werden würde. (Müit.-Z.) Arbeiterbewegung. ' Aussig, 90. Mai. Der AuSstand im Karbttzer Kohlen revier erstreckt sich auf neun Schächte. Gestern haben di« Arbeiter auf den gräflich Tarnka'schen Werken In Rauding-Schünfeld ebensalls dt« Arbeit eingestellt. Dt« Gesammtzahl der Streikenden beträgt etwa Tausend. Tie Direktionen der Werke drohen bei der Nicht- wiederausnahme der Arbeit am Montag den Betrieb gänzlich cin- zustcllcn. Ein Privattelegramm aus Prag vom 31. Mai meldet »ns, daß der Streik im karbiyer Bezirke bcigclegt ist. Ter weitaus größte Theil der Streikenden sämmtticher Werke ist wieder bedingungslos aiigefahren. Neues Theater. Leipzig, 31. Mai. DaS Erstlingswerk von Roderich Dcncdix: „Das bemooste Haupt" oder „Der lange Israel", ging am gestrigen Abend neu cinstudirt, und mit einem in Leipzig immer gern gesehenen Gaste, Karl Son- t a g, in der Rolle des Alsdorf in Scene. DaS Stück ist alt, aber doch nickt veraltet. Es ist eine Verherrlichung der alten Vursckcnsckask, in welcher man in der Zeit politischer Schmach und Niedrigkeit einst „die Mvrgenrölhe der deutschen Zukunft" zu erblicken glaubte. DaS Studeiitenthum von damals und heute trägt eine sehr verschiedene Physiognomie. An die Stelle der biederen ungezwungenen Brüderlichkeit, welche damals die Musciisöhne zu einer großen Familie vereinte, ist die wohlanständige Förmlichkeit getreten, und der derbe Ziegen hainer bat längst dem modischen Promenadenslöckchen den Platz adlreten müssen. Ader waS Alsdorf vom Studenten und insbesondere vom deutsche» Studenten dem bemitlcibcnö- wcrthcn MarauiS offenbart, daö klingt auch heute noch als Echo in der Brust jedes wahren deutschen Studenten, und ist der Magnet, welcher dem Stücke eine unverwüstliche Zugkraft verleiht. Dem Studentenleben hat Bcnedix auch während seiner ganzen Thätigkeit als Bühnenschriftstellcr sein Herz bewahrt. DaS studentische Element in seinen Lustspielen verschafft ihnen ihren deutschnationalen Charakter. Noch eins seiner letzten Stücke, „Die relegirten Studenten", war der „alten Bnrschcnhcrrlichkeit" gewidmet. In keinem aber spricht sie so frisck und feurig, wie im „bemoosten Haupt", in wclckcm alle akademischen Leiden und Freuden in stimmungsvollen Bildern an uns vorübcrzichen. Die gestrige Ausführung zeichnete sich in den Studentenscenen durch ein flottes, schneidiges Ensemble an«, und der Comment wurde an der Knciptafel so exact in Ebren gehalten, daß auch das strengste „Biergcrickt" befriedigt sein konnte. Die große Kneipsccne im ersten Act war durch eingelegte Quartette und Sololicder noch besonders belebt worden, und wenn wir etwas an ihr auSzusctzcn hatten, so war eS höchstens das Notenbcft, auö welchem einer der akademischen Solosänger seine Lieder znm Besten gab. DaS sah denn bock etwas zu eoncertmäßig aus! UeberauS stimmungsvoll siel der Comitat im letzten Acte auS, dessen Sentimentalität niemals verfehlt, Thränen der Rührung hervorzulockcn. DaS Verdienst Karl Sontag'S ist eS, daß er durch den festen, markigen Grundzug, welchen er dem AlStorf verlieb, auch die Rübrsccnen des Stückes nicht allzu lamoryant ge staltete. Dieser Alödors war eine ideale Burschcngestalt, ein deutscher Bruder Studio von echtem Schrot und Korn. Eine Paraderolle ist eS für Karl Sontag nicht. Aber der reiche Beifall, welcher ihm gestern nach allen größeren Scencn ge spendet wurde, war ein Beweis dafür, daß er dem Publicum die Gestalt sympathisch gemacht batte. Neben ihm war der Wichsier Strobel des Herrn Müller ein prächtiger aller ego seines Herrn und Gebieters. Tic komische Würde, mit welcher er die Apotheose deutschen StudcntcnthumS durch eine Tirade auf den „deutschen Wichsier" persiflirte, entbehrte selbst verständlich nickt der erheiternden Wirkung. Hannchcn Nehe wurde von Frl. Im misch anmuthig und liebens würdig gespielt. Irgend welche individuellen Züge weist ja die Rolle nicht auf. DaS gilt in noch höherem Maaßc von der Amalie, die von Frl. Käthe Witt lobcnswerth dar gestellt wurde. Wenig eignete sich Herr Borcherdl für den geckenhaften, hoblköpsigen Marquis Dixiömc. Dieser fran zösische Windbeutel hatte in der Wiedergabe durck Herrn Borchcrdt noch viel zu viel Männlichkeit, >a zuweilen einen biedcrmännisckcn Anstrick, der ihm nicht gehört. Tie Präsidentin Roth charakterisirle Frl. Trubn im Ganzen glaubwürdig. In der großen Scene mit AlSdors war jedoch ihr stummes Spiel unzureichend. Für den Hauptmann fand Herr Greiner leider auch nicht den rechten Ausdruck. Er batte zu wenig soldatische Allüren. Tie Rolle ist freilich auch nicht sonderlich vom Dichter bedackt. Ein drolliger, allerdings sebr „krasser Fuchs" war der Hempel des Frl. GöhrS. Ganz so naiv kommen sie nicht einmal von den Kloster schulen. Hermann Pilz. Mitlheilungen aus der Nathsplenarsihung vom 29. April 1891.*) Vorsitzender: Herr Oberbürgermeister vr. Georgi. 1) Die Herren Stadtverordneten haben zugcstimmt: и. dem RathSdeschlusie betreffend die Einhaltung von nur 4,50 w breiten Vorgärten an der Caroiastraße in Leipzig-Eutritzschs Es ist entsprechende Eröffnung zu machen. b. der Entschädigung des von dem Bernhardi'schen Grundstücke an der Constantinstraße in Lcipzig-Reudnitz zur Straße abzuircten- den Areals: o. der Abänderung des Gcmcindebezirks der Stadt Leipzig durch Aus- und Einflurung aus den und in die Fluren Leipzig, Leipzig- Gohlis und Lindcnau; ci. der nachlrüglichen Gewährung einer Subvention von 200 für daS Jahr 1890 an die allgemeine Leipziger Lchrcr-Wiltwcn- und Waiscncasse auS dem Erlöse der im Jahre 1890 verkauften Katechismen: e. der Einstellung eine- BcrechnungsgeldeS von 3930 .6 für das öffentliche Impfwesen in den Anfang 1890 angeschloffenen Stadttheilcn in Eonlo 10 „Wohlsahrtspolizei" des diesjährigen Haushaltplaner; к. dem Abkommen mit den Besitzern der an der Ulrichsgaffe zwischen der Seeburg- und Nürnberger Straße gelegenen Grund stücke wegen Entschädigung des von letzteren in Folge der fest- gestellten Fluchtlinien zur Straße abzulrctenden Areals. Tas Ab kommen ist nunmehr zu vollziehen und alsdann di« Umänderung des Straßennamens vorzunchmcn; L. der Proceßeingehung aus die Klag« der Frl. Kubier gegen die Stadtgemeinde wegen einer Schädensorderung; k. der Hinzuftigung eines 2. Absatzes an K. 7 des Regulativs die Gehalte der Gemcindebeamten der Stadt Leipzig betr.; ES ist überall das Erforderliche zur Ausführung zu bringen. . 2) Die Herren Stadtvcrordnclen haben die Beschlußfassung auS- gesetzt über die Nachvcrwilligung von 89 650 -6 für den Schul- neubau in Leipzig-Schleußig und sür Heizungsanlagen in der alten Schule zu Leipzig-Kleinzschocher » ovnlo Schulbauwnds und haben den Rath um Uebermittelung der Boracteu ersucht. ES ist dem Anträge zu entsprechen. *) Eiogegaugea bei der Redaktion am 26. Mat.
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