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„Weißeritz. Jeitung" erschemt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-ZkitW. Amtsblatt Inserate, welche d« d« bedeutenden Auflage v« Blattes eine sehr wirb sinne Verbreitung finden, werden init 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder seren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate nut entsprechen» dem Ausschlag. — Eing«« sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile MPfg. für die Königliche AmtshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Mllfirirten tlntrihältungsblstt". 4: Mit humoristischer Mochenbeiloze „Seifenblssen". » Äit lauil- und hoiuwirthschastlicher Mouitobeilogr. Nr. 96. Donnerstag, den 17. August 1893. 59. Jahrgang. Die Reform der Reichsfinanzen nach der Finanzminister-Konferenz. Nach nur dreitägigen Berathungen hat die Kon ferenz der deutschen Finanzminister in Frankfurt a. M. ihr, wie von allen Seiten versichert wird, befriedigen des Ziel erreicht, und wir erfahren nun offiziös, daß die im NeichShaushalt fehlenden hundert Millionen neuer Einnahmen durch die Börsensteuer, Tabakfabrikat steuer und Weinsteuer in erster Linie, und wenn es nothwendig ist, in zweiter Linie auch noch durch eine Quitlungssteuer und eine Jnseratensteuer aufgebracht werden sollen. Da die Beschlüsse oder Verständigungen der deutschen Finanzminister keine gesetzliche Kraft be sitzen, sondern solche erst durch die Abstimmungen des Bundesrathes und des Reichstages in der Frage er langen können, so darf man wohl mit Recht darauf aufmerksam machen, daß alle Ergebnisse der Finanz minister-Konferenz gewissermaßen nur eine einheitliche Anregung der Reichsfinanzresorm bedeuten, und es deshalb ganz überflüssig ist, schon jetzt den Versuch zu machen, diese Finanz- und Steuerreform genauer an geben zu wollen. Aber eine wichtige Untersuchung ist möglich, nämlich die, ob die Richtung der eingeschlagenen Finanzresorm mit dem während den Kämpfen um die Militärvorlage gegebenen Versprechen, durch die neuen Steuern keine Mehrbelastung der unteren Volksklassen eintreten zu lasten, und mit den allgemeinen wirth- schaftlichen Interessen in Einklang zu bringen ist. Man darf nun da wohl sagen, daß die geistigen Ur heber der Ergebnisse der Finanzminister-Konferenz, als welche man den Staatssekretär des Neichsschatzamtes von Maltzahn, ferner den preußischen Finanzminister Miquel und den bayerischen Finanzminister v. Riedel nennt, in mehreren Hauptpunkten das steuerpolitisch Richtige getroffen haben. So wird zweifellos die Er höhung der Börsensteuer die unbemittelten Volksklasten nicht treffen. Zweifelhaft könnte dies allerdings bei der Tabakfabrikatsteuer und auch bei der Weinsteuer sein, denn Tabak raucht auch der arme Mann, und in Süddeutschland trinken in den Wein bauenden Ge genden auch die unteren Volksklasten Wein. Man darf aber wohl erwarten, daß sowohl die Tabaks fabrikatsteuer, als auch die Weinsteuer eine solche Fassung erhalten werden, daß sie die weniger bemittel ten Volksklasten so gut wie nicht treffen. Auch kommt dabei in Betracht, daß Tabak und Wein schließlich doch in ganz anderer Weise als luxuriöse Genußmittel aufgefaßt werden müssen, wie etwa Bier und Brannt wein. Ziemlich verfehlt halten wir dagegen die Reichs- steuerprojekte wegen Einführung einer Quittungs- und Jnseratensteuer, denn solche Steuern greifen doch tief in das gesummte geschäftliche Leben hinein und werden nicht nur als Abgabe, sondern auch als geschäftliches Hinderniß empfunden. Auch müßte eine Quittungs steuer und dann auch eine Jnseratensteuer erst recht nur von hohen Beträgen erhoben werden, wenn sie nicht den unbemittelten Mann treffen soll. Di« Quit tungs- und Jnseratensteuer wird deshalb, falls sie wirklich vor den Reichstag kommen und nicht bereits im Bundesrathe beanstandet werden sollte, wohl den wenigsten Beifall im Reichstage finden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. August. Heute vor 25 Jahren fand in unserer Parochie die erste Kirch en - Vorstands wähl statt. Von den Männern, die da mals in den Kirchenvorstand gewählt worden sind, gehört heute noch einer demselben an, Herr Prioatus Friedrich Moritz Lommatzsch hier, der, weil immer wieder durch das Vertrauen der Kirchengemeinde ge wählt, heute sein 25jähriges Jubiläum als Mitglied unseres Kirchenvorstandes feiert. Ihm die aufrichtig sten Segenswünsche dec Kirchengemeinde dankbaren Herzens darzubringen, begab sich heute Vormittag eine aus den Herren Superintendent Meier, Bürgermeister Voigt und Vorwerksbesitzer Zimmer-Elend bestehende Deputation in die Wohnung des Jubilars und über reichte demselben Habei das ihm vom evangelisch lutherischen Landeskonsistorium gewidmete Erinnerungs blatt. Dippoldiswalde. Alte Erinnerungen. Nach der prächtigen Linde, die unsre Aue schmückt und die wohl schon einige Jahrhundert hat kommen und gehen sehen, sind die großen Pappeln daselbst im Alter die näch sten. Ein nun auch schon verstorbener alter Bürger hörte in seinen jungen Jahren ost von seinem Vater erzählen, daß letzterer, da er als Kürassier in Dippol diswalde stand, mit anderen Mannschaften zum Be gießen der frisch angepflanzten Pappeln an der Reit bahn (Aue) kommandirt wurde. Da derselbe aber im Jahre 1800 als Soldat eintrat, so dürften diese Bäume jetzt ziemlich genau 100 Jahre alt sein. Von Zeit zu Zeit werden sie eines Stückes ihre Höhe durch Einstutzen beraubt. — Sowohl beim dritten als ersten Bataillon des Schützenregiments, welche Montag und Dienstag hier durchmarschirten, waren mehrere Unteroffiziere und Schützen mit Zweirädern ausgerüstet und fuhren die selben mit vollem Gepäck theils vor, theils hinter dem Groß her. — Ueber die des Weiteren noch zu erwartenden Einquartierungen geht uns folgende Mittheilung zu: Es werden erhalten am 22. bis 23. August Dip poldiswalde 507 Offiziere und Mannschaften, sowie 17 Pferde vom 2. Jägerbataillon Nr. 13 und 1 Arzt, 1 Unteroffizier, 2 Mann und 4 Pferde vom 2. Zug der Kranken-Transport-Kolonne der 3. Division Nr. 32 und am 24. bis 25. August Dippoldiswalde 194 Offiziere und Mannschaften, sowie 145 Pferde vom 2. Feldartillerie-Regiment Nr. 28, von welchem Re giment in derselben Zeit auch 85 Offiziere und Mann schaften, sowie 66 Pferde nach Reinholdshain zu liegen kommen. Ferner erhält vom 23. bis 25. August Nassau 270 Offiziere und Mannschaften, sowie 11 Pferde vom 2. Jägerbataiilon Nr. 13 und 1 Arzt und 3 Mann, sowie 4 Pferde vom 2. Zug der Kranken - Transport- Kolonne der 3. Division Nr. 32; vom 24. bis 25. August Reinholdshain (außer der obcngedachten Ein quartierung) 87 Offiziere und Mannschaften, sowie 57 Pferde vom 2. Feldartillerie Regiment Nr. 28; Rein hardtsgrimma (Rittergut) 22 Offiziere und Mann schaften, sowie 11 Pferde von demselben Regiment; Reinhardtsgrimma (Ort) 182 Offiziere und Mann schaften, sowie 136 Pferde von demselben Regiment; Hausdorf 92 Offiziere und Mannschaften, sowie 67 Pferde von demselben Regiment; Hirschbach 89 Offi ziere und Mannschaften, sowie 60 Pferde von dem selben Regiment; Oberhäslich 82 Offiziere und Mann schaften, sowie 47 Pferde von demselben Regiment und vom 25. bis 26. August Frauenstein 222 Ossisiere und Mannschaften, sowie 160 Pferde von demselben Regiment; Kleinbobritzsch 92 Offiziere und Mann schaften, sowie 67 Pferde von demselben Regiment und Burkersdorf 241 Offiziere und Mannschaften, sowie 151 Pferde von demselben Regiment. Beerwalde. Am Sonnabend, den 12 d. Mts., fand hier die Hebefeier des im Rohbau fertiggestellten neuen Schulgebäudes statt. Der Neubau ist von dem Baumeister Herrn Klotz in Dippoldiswalde in so lidester Weise zur Ausführung gebracht morden. S Glashütte. Seit etwa 14 Tagen sind auch hier in den Wäldern die Stein- und Birkenpilze so massenhaft zu finden, wie schon seit vielen Jahren nicht. Tagtäglich werden diese Pilze sack- und trag korbweise eingeheimst und am Sonntag lrat eine Art Völkerwanderung ein. Jeder wollte sich eine Gericht Pilze holen, und dabei sind die Steinpilze nur wenig von Maden durchsetzt, auch findet sich nur ganz aus nahmsweise ein bitterer Pilz, während in den letzten Jahren die Steinpilze meist madig und bitter waren. Hoffentlich hält die Ernte dieses billigen und ge sunden Nahrungsmittel noch recht lange an. Die Gehlchen und Eierpilze fangen auch an, sich zu zeigen. -j- Frauenstein, 15. August. Sonntag, den 27. August wird den Bewohnern von Bienenmühle und Umgegend ein seltener Genuß geboten werden. ES werden nämlich an diesem Tage die Männergesang vereine aus Sayda, Kämmmerswalde und Frauen stein, welche die Gruppe Frauenstein im Elbgau-Sänger- bunde bilden, in Gemeinschaft mit dem Männergesang verein zu Bienenmühle ein Concert veranstalten. Dasselbe wird in Einzel- und Massengesängen der genannten Vereine bestehen. Auch wird ein gemischter Chor aus Sayda durch verschiedene Vorträge eine an genehme Abwechslung in das Programm bringen. Nach dem Concert findet Ball statt für die Concert- besucher. Sicherlich wird dieses interessante Concert eine recht zahlreiche Zuhörerschaar herbeilocken. ES kann im Voraus versichert werden, daß der Besuch desselben Niemand gereuen wird. Dresden. Das amtliche „Dresdner Journal" schreibt: „Wir sind zu der Mittheilung ermächtigt, daß am 12. d. M. die Verlobung Er. König!. Hoheit des Prinzen Johänn Georg, Herzogs zu Sachsen, mit Ihrer Königl. Hoheit der Herzogin Maria Isabella, Tochter Sr. Königl. Hoheit des Herzogs Philipp von Württemberg, stattgefunden hat. Dieses frohe Ereigntß wird im ganzen Lande der lebhaftesten und freudigsten Theilnahme begegnen." — Noch bis zum Herbst wird der vor dem Palais am Taschenberge zu Dresden gelegene Platz freigelegt und der Nest des Gebäudes vom ehemaligen Haupt staatsarchiv abgetragen. Die dortselbst geplanten Gartenanlagen, welche den Mittelpunkt des ganzen Schloßumbaues bilden, versprechen einen herrlichen Anblick. — Einige Zahlen aus der sächsischen Armenstatistik scheinen ein Zurückgehen der Trunksucht anzuzeigen. Im Jahre 1885 wurden in Sachsen 4128 Personen ermittelt, welche infolge von Trunksucht oder Trunk sucht des Ernährers die Hilfe der öffentlichen Armen pflege anrufen mußten, im Jahre 1890 dagegen nur noch 2726 Personen. Obwohl die Bevölkerung des Königreichs Sachsen in dem genannten Zeiträume um etwa 10°/» zunahm, hat sich die Zahl der infolge von Trunksucht Unterstützten um etwa 34 °/o verringert. Während 1885 auf 10000 Einwohner noch 13°/» solcher Unterstützter entfielen, erniedrigte sich diese Zahl 1890 auf nur 7,» °/o. Zittau. Von einer Kreuzotter gebissen wurde am 10. ds. Ms. ein Holzabfuhrarbeiter aus Jägern- dörfel, der auf der böhmischen Seite der Lausche mit Reisigsammeln beschäftigt war. Die Otter befand sich in dem Reisig, welches der Arbeiter unter dem Arm trug. Plötzlich schlängelte sie sich aus den Zweigen hervor und biß den Mann in die Hand. Derselbe - zerdrückte das Thier sofort mit den Fingern, die Hand aber schwoll sehr bald gefährlich an. Er unterband die ganze Hand mit einem Strick und begab sich nach Hause. Leider ivird die Ablösung der Hand unver meidlich sein. Oederan. Beim Mähen eines Kornfeldes auf Marbacher Flur bei Roßwein wurde am 27. Juli der Leichnam des seit dem 19. Juni vermißten Guts besitzers Girtler aus Breitenau ausgesunden. Nach einer jetzt von der Freiberger Staatsanwaltschaft ver öffentlichten Bekanntmachung soll Girtler u. A. einige Tausend Mark bei sich geführt haben, welche aber bei der Leiche nicht vorgefunden worden find. Zwickau. Wie kürzlich gemeldet wurde, ist hier ein I4jähriger Bursche angehalten worden. Die an gestellten Erörterungen haben ergeben, daß derselbe