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1». Jahrgang Dienstag, äen 20. Jebruar tS2Z Mer Tageblatt MM Mzeiger für das Erzgebirge MW Liegramme, Lag,»iatt Enchalt»a--i« amtliche« Sekanntmochongea -es Nates -ee Sta-t aa- -es Nmtsgerlcht» fine, p,Messen,», Nm« »'«»»>» a». 1"« Nr. 43 Die starke äeutsche Ruhr. Die beginnend« sechste Woche de» Kampfes an der Ruhr zeigt die Gegensätze in gesteuerter Schärfe und den Truck auf» neue vermehrt. Die Periode des bru talen Terrors, der dritte Abschnitt des französischen Streben» nach Erfolg, scheint den Zwiugherrn auf deut schem Boden besonders zuzusagen, und sie scheinen kein Gefühl dafür zu haben, daß der Lorbeer, mit dem sie ihre siegreichen Stirnen kränzen, ein übelduftendes Un kraut ist. das sie vor aller Welt kennzeichnet und brand markt. Straßenraub, Vergewaltigung, Mißhandlung und Mord sind die neuerdings beliebten Kampfmittel ge gen die wehrlose Zivilbevölkerung, und die Behörden und Beamtenschaft erledigt man durch Ausweisungen im großem Kein Wunder, daß mit der maßlos gesteigerten Erbitterung auch die deutsche Abwehr irr ihren Metho den zu immer größerer Schärfe gezwungen wird, und man sieht mit sorgenvoller Vorahnung die Stunde na hen. in der die Explosion unvermeidlich wird. Selbst die gemäßigsten Kreise auch !M sozialistischen Lager ge ben dieser Sorge ofsen Ausdruck und stellen vor aller Welt die volle Verantwortung Frankreichs für alles das fest was sich aus den Schandtaten des französischen Militarismus zu entwickeln droht. Ter Versuch, durch Ausplünderung der Geschäfte, der Banken und der Straßenpassanten in den Ruhr städten die Kontributionssumme zusammen zu rauben, die man von den Verwaltungen nicht zu erpressen ver mochte, ist in dem Verhalten der Franzosen gegenüber der Bevölkerung ein besonderes kennzeichnendes Kapitel. In dem Kampf gegen die Behörden stellt die Auswei sung des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Gr litz- ner die neueste Leistung dar. Auch ihre Wirkung schlägt in das direkte Gegenteil dessen um, was die Franzosen erstreben. Ter Sozialdemokrat Grützner ist während der ganzen Taner der Okkupation getragen gewesen von dem stärksten Vertrauen sämtlicher politischen Parteien und sämtlicher Organisationen, und er hat sich um den ihm unterstellten Bezirk unter vollster Einsetzung seiner Per sönlichkeit außerordentliche Verdienste erworben Ebenso wie der Oberpräsident der Rhetnprovinz Fuchs hat er pflichtgetreu die Anordnungen der Reichs- und der preu ßischen Regierung zur Durchführung gebracht und die Protestnote, in der die Reichsregterung die Ausweisung des Oderpräsidenten mit deutlichen Worten als den Versuch einer Erpressung und als eine totale Rechtsbeu gung kennzeichnet, gilt in gleichem Maße auch für die Verhaftung und Abschiebung des Regierungspräsidenten. Wie wenig die Maßnahmen des französischen Mili- stiroiktators geeignet sind, die Verantwortlichen Männer 'u der Erfüllung ihrer Pflichten zu beirren, das zeigt Reise des ReichSverkehrSministerS Gröner und des preußischen Innenministers Severing ins Ruhrgebiet, wo die beiden Minister tn direkter Fühlungnahme mit den tn Frage kommenden Kreisen für die Organisierung mrd Festigung des Widerstandes Nützliches geleistet ha- den. Tie Androhung einer Brandschatzung der Städte, die in ihren Mauern deutsche Minister dulden, fügt zwar ein neues Blatt tn den Kranz der Schandtaten und Er pressungen Frankreich», wird aber weder die Gemeinden an der Rühr noch die Regierungen irgendwie schrecken. Bon außen Her hat die Lage an der Ruhr inzwischen leider durch den Umfall Englands, der an dieser Stelle bereit» vor Tagen angokündigt worden ist, eine gewisse Erschwerung erfahren. Mit einer wenig erfreu lichen Sophistik hat sich die englische Politik eine Lö sung -urecht gelegt, durch di« sie glaubt, ihr feierlich gesprochenes Wort von der Neutralität in der Ruhrfrage mit ihren Bündnispflichten gegenüber Frankreich auS. gleichen zu können. Sie läßt zwar den Franzosen keine Zugverbindung durch die britisch besetzte Zone, verkürzt aber diese Zone so, daß die gewünschte Eisenbahnlinie tn da- den Franzosen überlassene Besehungsgebtet fällt. Tiefe Lösung läßt zwar die französischen Forderungen einstweilen zur Hauptfach« unerfüllt, beweist aber ein« englisch« Bereitschaft zur Nachgiebigkeit, die für die weiter« Entwicklung Zu ernsthaften Besorg, ntsfen zwingt und der Hoffnung nur bescheidenen Raum läßt da- di« englische Regierung dem verlang«» nach Freigabe auch der übrigen Linien durch die Kölner Zone auf die Tauer Widerstand leisten wird Für die deutsch« Abwehr sind di« Folgerungen au» diestm Ergebnis des Londoner Handel» »wischen Le Troequrr und der englischen Regierung klar vorgezeichnet. Tie deutschen Eisenbahner haben bereit» angekündigt, daß sie bereit sind, in der englischen Besatzungszone ihre Pflicht bi» zum äußersten zu tun, daß Ne aber den Dienst sofort etnstellen werden, wo die Franzosen da» Regiment tn die Hand bekommen sollten. Angesicht» der Mißerfolge, di. trotz schärfsten Truck«» die Besatzung». üeHbrden bis-« auf den beschlagnahmten und milttä- visierten Linien de» Ruhr- und Rheinneh«» erlebt ha. ben, läßt sich Voraussagen, da- sie auch au» der eng lischen Konzession keinen Gewinn ziehen werden. E» ist gerade in der Periode des Terror» merkwürdig still geworden von französischen Berichten über die Lurch, führung von Kohlentransporten nach dem Westen. T«r Kamps aus allen Abschnitten der Ruhr, und Rheinfront tobt also mit unverminderter Schärfe Tie französischen Vorbereitungen lassen darauf, schließen, daß von der feindlichen Seite ein außerordentlich verstärktes Aufgebot in da» vergewaltigte deutsche Land geworfen und mit Einsatz dieser Mittel und fraglos von der Stei gerung der bereits jetzt erlebten schamlosen Brutalität versuch! werden soll, das Ende zu erzwingen. Tie Erkenntnis der Notwendigkeit äußersten Widerstandes wächst mit dieser gesteigerten Gefahr, der Wille zu äußerstem Einsatz zieht aus ledern neuen Gewaltakt nur frische Nahrung, und die Erbitterung stellt die Geduld auf Pie ernsteste Probe. Trotzdem gilt es^ immer wieder zu mahnen, daß keine unüberlegte Tat dem Feind Will kommenen Anlaß gibt, zu der vollkommen ungehemmten Methode der Vernichtung überzugehen, deren er sich so gern bedienen möchte. Noch immer scheint passive Ab wehr das gegebene Mttel der Verteidizuna und der Be kundung Les deutschen Rechtes vor der Welt. Nus ttem besetzten Gebiet. Blindwütig«« Gewehrfeuer auf ein« Zrchenbelegschast. Auf der zur Teutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-A.-G. gehörenden Zeche Prtnzregent er schienen Sonnabend vormittag fünf Franzosen, um sich Holz anzueignen. Sie beluden einen Wagen, der aber von der Belegschaft nicht herauSgelassen wurde. Tie Bergleute verhinderten die Ausfahrt, indem sie daS Tor des Zechenplatzes schlossen. Täe Franzosen entfernten sich, kehrten aber bald mit Verstärkung zurück und schos sen blindlings durch das geschlossene Tor. Dabei wurde (wie wir schon Meldeten) ein löjährtger Bergarbeiter namens Sieghart so schwer verletzt, daß er nach seiner Einlieferung in das Krankenhau» gestorben ist. Der Ar beiter Schulz erhielt einen Streifschuß am Hal». Ter Markenkontrolleur Berghäuser, der Len Schlüssel zum Zechentor nicht herauSgeben konnte, weil er ihn nicht besaß, wurde festgenommen. Ein alter Mann wurde mit Kolbenstoßen au» der Markenkontrolle herausgeholt, wo bei man ihn auch mit dem Bajonett bedrohte. M« Ta feln tn der Markenkontrolle wurden von den Franzosen mit Pistolenschüssen zerstört. /lbermals ein Mord. Erft jetzt wird bekannt, daß am 16. Februar gegen 10V- Uhr abends auf dem Ghmnicher Weg in Aachen der in Aachen stationierte Schaffner Filles erschossen wor- den ist. ' l ! > > l Richt ander» -« erwarten. Der Generaldirektor der Deutschen Nickslwerke, G?- heimrat Fletthmann, unternahm am Freitag eine Reise im Kraftwagen bi» nach Dortmund, um sich hier einer Operation zu unterziehen. Kurz vor Tvrt- mund wurde das Auto von französischen Posten zum Halten gebracht. Ter schwerkranke Generaldirektor wur de HerauSgeholt und auf offener Landstraße ausgesetzt, der Kraftwagen beschlagnahmt und htnwegtzeführt. Ge heimrat Fletthmann ist an den Folgen dieser Behandlung gestorben. . i . . , ' - ! ! Au» Castrop wird gemeldet, daß dort der verhaftete Bahnhofsinspektor Frtggert vom Bahnhos Scharnhorst und einige andere Gefangene ins Spritzenhaus, da» sehr baufällig und ohne Heizung ist. etngesperrl worden sind. Trotz der Kälte erhielten sie nicht einmal Essen. Polizei-eamt« in Sss«n entwaffnet. — Zeitnngeverbot. Gestern früh wurde da» Polizeipräsidium in Sege- rolh einem Arbeiterviertel Essens in der Nähe der Kruppwerke, von den Franzosen besetzt und di« dort an. wesenden Beamt«» entwaffnet. Tie Deutschen hatten für diesen Fall schon Vorsorge getroffen, jo daß di« Fran, zosen nicht« mehr vorgefunden haben, im Gegensatz zum Polizeipräsidium in Essen, wo sie Waffen, Kleider und Lebensmittel der Schupo wegnehmen konnten Tie Be völkerung unterstützt Vie opfermutig« Arb«tt der Schupo, wo sie kann. > I > . i ' l I > gern«» wurde auch bi, „Essener Volkszeitung", da» dritte der sechs Essen«» Blätter,, von den Franzosen auf vierzehn Tage verbot««. Tie Druckereiräume wurden durch die Franzosen besetzt. Ti« „Essener volttzettung" ist vornehmlich da» Blatt de» christlichen Gewerkschaften. Sie hat in der -»il der Besetzung großen Mut -«wiesen. Au» Wetter an der Rah» wird gemeldet r Tie Telephunleitungen. die die Fran» rosen «ingerichtet täte;«, wurden tn der Rächt vom Sonnabend zum Sonntag zerstört., Darauf zerstöptan die Franzosen da» gesamt* Telephongmt der Stadt. Rotwehr. Nm Sonntag ist tn Essen ein französischer Offizier von einem Schupobeamten, der von dem Franzosen tät lich angegriffen worden war. tn der Notwehr erschossen worden. E» gelang dem Schupobeamten- sich der Fest, nahm« zu entziehen, < Vas große Mausen. Essen. Au» dem Hauptpostamt wurden nacht- von den Franzosen 25 Fahrräder gestohlen. Au» einzelnen Lä den nehmen sich die Franzosen die War« ohne Bezah lung. Gestern vormittag durchzog ein kleiner Trupp der BesatzungStruppen im Stadtteil Holsterhausen die Stra ßen. Ta die Geschäft« infolge des Proteststreike» ge schlossen hatten, öffneten di- Soldaten gewaltsam Vie Geschäftsräume und entnahmen aus ihnen Lebensrnittel, die sie tn milgeführte Säcke steckten. l Gelsenkirchen. Ta» Postamt und die innere Stadt sind immer noch besetzt. Tie Franzosen haben im Postamt all« Behälter, Schränke und Türen, die nicht geöffnet waren, geknrltl- sam erbrochen. Die Straßenbahn durste nu? LiS SSO Meier vor der Stadtgrenze verkehren, damit die Fa-r- gäste zu Fuß durch die zahlreichen Straßensperren rauh ten, wo französische Schnapohähne mit aufgspflanzkm Bajonett Männer, Frauen und Mädchen tn befchlag. nahmte Läden trieben, um dort die Passanten regelrecht auszuplündern. Der im Augenblick der Besetzung auf gegebene Eisenbahnverkehr wurde au» denselben Grün den mittag» wieder gestattet, d. H., man ließ die Zügtz auf -em Gelsenkirchener Bahnhose halten und lieh di* Reisenden in die Stadt hinein, aber nicht wieder heraus, Al» die Gelsenkirchener Arbeiter nachmittag» mtt detz Bahn heiMkehrten, mußten sie innerhalb de» Bahn. hoftgebäu-es nicht weniger als sechs Revisionen Wer sich ergehen lassen, verschnürte Pakete und Aktentaschen Wurden eingehend nach Geld geprüft, bessergekletdei» Bürger mA entsprechender Bewegung des Bajonett» zur Untersuchung ihrer Brieftaschen ausgesori-ert. Wer Be träge über 60 000 Mark bet sich, trug, wurde um den überschätzenden Betrag beraubt. Irgendwelche Beschei nigungen wurden nicht ausgestellt. Tin Kolbenstoß war die Quittung. Zn der Post ließ man die Tor« offen, damit unvorsichtige Geldeinzahler in die Fall« gestuft werden konmen. Zahlreiche Frauen, die aus Postanwei sungen Geld einzahlen wölben, wurden von den fran zösischen Posten am Schalter beraubt. Dadurch, daß gestern bis in die fünfte Nach Mittagsstunde ständig neu« Truppenkommando» in die Stadt zogen, erneuest« sich auch ständig der Geldbedarf der Franzosen. Zn vielen Fällen begnügten sich die Franzosen nicht einmal mit dem Gelds, sondern „beschlagnahmten" auch Halsketten und Gchmucksachen mit dem Bemer ken, daß e» sich ja „doch nur um Geschenke" handle. Englische Reutralitäteauffassnng. Seit gestern räumen die Engländer die Eisenbahn linie Neuß—Grevenbroich-Türen. Aus den anderen drei Linien, die von Neuß, Düsseldorf und Düren noch Köln führen, scheinen die Franzosen da» Zugeständnis erhalten zu haben, daß sie dieselbe Anzahl von Zügen, die ihnen schon vor der Ruhrbesetzung aus diesen Linien gestaltet war (d. h. täglich ein LebenSnntwlzug und «in« gewisse Anzahl von einzelnen Waggon» mit Trupp«»), auch weiterhin verkehren lassen dürf«n. j Nähere» hierüber kst im Leitartikel zu finden. — TU» .ist das wahre Gesicht England». Lassen wir uns nicht täuschen, wenn nun die vier Mitglieder der eng lischen Arbeiterpartei in Essen eingetroffen sind, um sich über die Lage zu orientieren l Lassen wir «n» nicht täuschen, wenn Lloyd Georg« den Versailler Ver.stea- etn Werk des Satan» nennt! Lassen wir nn» nicht täu- , schen. wenn ein Engländer, der lange genug in Deutsch land billig gelebt hat, ein Pfand für die Ruhrspenkw gibt, von einer Orientierung-reise, von politischen Vis» reden und mitleidigen Almosen auf da» Herz »ine« gan zen Nation zu schließe« ist »,« gefährlich* Musion. Senefch «ist ««ch Perw , .-Echo de Part»" zufolge wird am vuat VDRatz ß» stätigt, daß der tsch«htsch» Ministerpräsident vemsch am Mittwoch -lach Patt« kommen wird, um sich mit Polnear, übe» di, sttanMsch-delgisch« AktionstnRuhtze gebiet auSzufprechen. ramm Un ¬ dank -ß, a-lchakan-lWA. Der ReichBkamietz hm an den v-e»pr«Nd«riRn »tz!» nvch-ki tn Hst - - - - - - Deutschland ... a-e, die unmenschliche und «aufW» - »eanuen der Mitzd»«-»- «Mer