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M 64 Weißerih-Zeitung Verantwortlicher Rcdactenr: Carl Ith ne in Dippoldiswalde. Schutzherrlichkeit über jene Länder, um von diesen, ersten Schritte später leicht einen zweiten, die Besitzergreifung derselben, zu thun und von hier aus einen festen Punkt zur später» Eroberung der Türket zu haben. Gemeinsames Protektorat über alle Richt muselmänner der Türkei. Wenn es Rußland um wirklichen Schutz der griechischen Christen der Türkei zu thun wäre, so müßte eS diesen Vorschlag mit Freude annehmen, denn ü Mächte können bekanntlich mehr schü tzen. als eine; allein Rußland will das ausschließliche Schutzrecht über beinahe 6 Millionen türkischer Untertha- nen nur darum, um jederzeit nach Belieben sich in die souverainen Angelegenheiten der Türkei mengen zu können. Die freie Schifffahrt auf dem schwarzen Meere und der Donau muß Oesterreich im Interesse seines und des deutschen Handels unbedingt fordern. Rußland, welches absichtlich seit Jahren die Sulina, die Hauptmündung der Donau, versanden ließ, gedachte, Zoll schranken an der Donau zu errichten. Dieser Punkt wird Rußland ebenfalls wenig genehm kommen. Der freie Kriegshafen im schwarzen Meere ist für Rußland der gefährlichste Punkt. Seither durfte laut Verträgen mit der Türkei kein fremdes Kriegsschiff durch die Dardanellen; die Pforte war also der Hüter Rußlands, und das schwarze Meer ein Binnenmeer Ruß lands. Durch einen freien Kriegshafen können die Eng- länder und Franzosen fortwährend die russische Seeflotte bei Sewastopol im Schach halten und diejenige Macht ist Herr des schwarzen Meeres, die dort die meisten Kriegs schiffe aufstellen kann. Ein Angriff Rußlands auf die Türkei zur See wird daun unmöglich. Hierein wird Ruß land bestimmt nicht willigen. Bezahlung der Kriegskosten, die sich auf viele Millionen belaufen, wird Rußland auch nicht schmecken. Unsers Erachtens find diese FriedenSbedingungen, wobei Rußland kein Land verliert, billig, und eS liegt keine Spur von Härte gegen Rußland darin; allein da Rußland, wenn eS auch mehre Schlachten verloren hat und der Ruhm seiner Unüberwindlich^ Schaden gelitten bat, nicht besiegt ist; da Rußland den Krieg noch mehrere Jahre hinziehen kann, ohne daß eS in seinem Innern be siegt wird, da die Festungen Kronstadt und Sewa stopol fast uneinnehmbar find, so wird Rußland die mei sten jener Bedingungen verwerfen und sein Glück weiter versuchen, ehe eS auf Punkte eingeht, welche «S von sei nen lange gehegten Plänen weit abbringt. Im gegenwärtigen Jahre, dessen Tage immer kürzer werden, wird in der Kriegführung sich nicht mehr viel thun lassen. Den Winter wird die russische Diplomatie klug benutzen, um Freunde unter den Westmächten zu fin den, oder Uneinigkeit zu säen. Gelingt Beides nicht, so wird der nächste Sommer ernstere Kämpfe sehen. X. /reitag Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pru Quart lvNgr. Frie-ensbedingnngen. Die Russen haben die Wallachei geräumt, denn ihre Stellung ist durch die Siege der Türken und durch die Position der Hülsstruppen unhaltbar geworden. Rußland wird nicht verfehlen, diesen nöthig gewordenen Rückzug als ein Nachgeben gegen die Forderungen der Westmächte darzustcllen; aber man wird ihm dies nicht glauben. Weder Oesterreich, noch den Westmächten, konnte eS zweifelhaft sein, daß die Russen sich in den Donau-Für- stenthümern nicht halten können, sobald die österreichisch« Rüstung vollendet war. Die Frage ist: was nun weiter geschehen soll. Es verlautet, Oesterreich solle als nächster und mächtiger Staat, durch sein Landesherr diese beiden Provinzen besetzen und dauernd ein Schutzrecht darüber üben. Wir zweifeln gar nicht, daß England, welche« sehr wenig Landheer hat, sich erbieten wird, an Oesterreich KriegShilfsgelder für den Fall zu bezahlen, daß dieser Staat Rußland ernstlich be- kämpft, da es ja volle 20 Jahre einen nachdrücklichen Krieg gegen Napoleon 1. hauptsächlich durch Hilfsgelder geführt hat. Von Frankreich kann dagegen Oesterreich er warten, daß dieser Staat ihm seinen Besitzstand in Ita lien garantirt. Seitdem nun Rußland sieht, daß das Abendland ei niger ist, als man in Petersburg geglaubt, mag es wohl Lust zu Friedensunterhandlungen haben. Es geht durch die Zeitungen die Nachricht, Rußland sei bereit, die Dinge in der Türkei und den Donaufürstenthümern auf den Zu stand vor dem Kriege herzustellen. Allein damit sind und können die Westmächte uicht zufrieden sein, wenn der ganze Kriegsaufwand nicht umsonst gemacht, wenn Ruß land nicht die Möglichkeit gegeben werden soll, in eini gen Jahren den Krieg gegen die Türkei zu erneuern. Wie Zeitungen versichern, sollen die Westmächte fol gende FriedenSbedingungen gestellt haben: .Sofortige Räumung der Donaufürstenlhümer; ge meinsames Protektorat über sämmtliche Nichtmuselmänner der Türkei; freie Schifffahrt auf der Donau und dein schwarzen Meere nebst einem freien Kriegshafen auf dem schwarzen Meere; Ersatz der Kriegskosten. ' Wir sehen hier sechs Punkte als Friedensbedingung aufgeführt, die allerdings nicht unbillig sind, die aber trotzdem Rußland nicht zusagen werden. Die Räumung der Donaufürstenlhümer würde Rüßland am ehesten genehmigen, und auch Oester- reich, Preußen und sogar der deutsche Bund find damit einverstanden. > Das „gemeinsame Protektorat über die Donaufürstenlhümer betreffend" so wird wohl Oesterreich, dem die Execution zufällt, wohl aber nicht Rußland damit einverstanden sein; denn letzteres will die 18. AuM 1854. Inserate werden mit 8 Pf., für die Zeile berechnet ch u. in allen Ex peditionen an genommen. 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