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Adorker Wochenblatt. Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. 47 2S. U-». 1842 Erscheint Jede Mittwoche Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post Sl Neugroschen, bei Beziehung de» Blattet durch Botengelegenhcit iS Neugroschen. Nachrichten vom Landtage. I. Der Landtag hat begonnen, d. h. die Mitglieder beider Kammern sind in der Residenz eingetroffen und die Lezteren haben sich konstituirt. Diese erste Arbeit besteht darin, dass die Präsidenten und Sekretäre er nannt, sämmtliche Mitglieder beeidigt und die Pläze bestimmt werden, auf welchen Jene während des Land tags sizen sollen. Jede der beiden Kammern hat einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten, sowie zwei Sekretäre. Dies» vier Personen bilden in jeder Kammer das Di rektorium. Die Sekretäre wählt jede Kammer selbst ständig, hinsichtlich der Ernennung der Präsidenten aber besteht folgende Einrichtung. Der Präsident der I. Kammer wird vom König allein ernannt. Zu des sen Stellvertreter schlägt die Kammer drei ihres Mit tels , welche durch absolute Stimmenmehrheit gewählt werden muffen, vor, der König aber bestimmt einen davon zum Vizepräsidenten. Der Präsident muff aus der Mitte der Hcrrschafts- oder Rittergutsbesizer ge wählt werden. Für die H. Kammer werden zwar auch sowol der Präsident, als der Vizepräsident vom Könige ernannt, jedoch schlägt die Kammer dazu vier ihrer Mitglieder vor, die wie in der I. Kammer durch absolute Stim menmehrheit einzelfl gewählt werden. Präsident dc^,t^,Kammer war die ersten drei kon- stituzioiiellen Landtage v.^Mersdorf (auf Grödiz, Kreisdirektor zu Budissin^ er ist auch diesmal wie der Präsident geworden, (und wird es wol immer wer- den, so lange er lebt und in der Kammer sizt). Vi zepräsident war früher der Leipziger Bürgermeister, vr. Deutrich. Derselbe starb jedoch am vorigen Landtage und es ward nun zum Vizepräsidenten der IRegierungsrath von Karlowiz auf Naundorf (Sohn des vorigen Kultministers und als geistreicher Oppo nent der I. Kammer im hocharistokratischen Sinne be- kannt), gewählt, obwol man sich damals mit der Hoff nung trug, Dcutrichs Stelle werde der Bürgermeister der Residenz einnehmen. Für den jezigen Landtag wurden als Kandidaten für den Vizepräsidentenstuhl aufgestellt: vor Allen v. Karlowiz (mit 38 St.), dann Amtshauptmann Freih. v. Welk auf Riesa (mit 23 St.) und der Bürgermeister von Leipzig, Geh. Justizrath vr. Gross (gleichfalls mit 23 St.) Die l. Kammer zählt 42 Mitglieder. Somit hatte v. Karlowiz beinahe alle Stimmen und konnte daher schon im Voraus als Vizepräsident bezeichnet werden. Er ist es wirklich geworden und wird es wahrschein lich nunmehr auch für alle Zukunft bleiben, da die Aristo kratie ihren Führer nie verlassen wird. Zu Sekreta rien wurden in der I. Kammer gleichfalls die vorigen wiedergewählt: Amtshauptm. Freih. v. Biedermann aus Forchheim, Deputirler des Kollegiatstifts Wurzen, und Bürgermeister Ritterstadt von Pirna. Die 1. Kammer hat demnach ihr ganzes voriges Direkto rium wieder, und da eine erste Kammer in der Regel stabil d. h. der Bewegung und Veränderung abhold ist, so wird das immer so sein. Einer der Bürger meister wird wenigstens sobald nicht wieder den Vize präsidentenstuhl besteigen zu können das Glük hgben. In der II. Kammer, die schon ihrer Natur näch mehr Leben und Bewegung haben m^ss, daher auch gewöhnlich in Bezug auf ihr Direktorium kleine Ver änderungen vornimmt, sind zwar der Präsident und der erste Sekretär die alten geblieben, als Vizepräsi dent und zweiter Sekretär aber treten neue Mitglie- der auf. Als Präsidentschasts« Kandidaten kamen in Vorschlag: Abg. vr. Haase (gewählt von 73 Stim-