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Frrnsprechstkllc Nr. 22. Die „Sächsische Elbze'tung" erscheint vtenStag, Donners tag und Sonohend. Die «»«gäbe des Bla'te» erfolgt Lag« vorher Nachm. 4 Uhr. Nbonnementü-PreiS viertel jährlich 1 Mk. KO Psg., ,wrt- mona ltch l Mk„ «innonat- lich KO Ps. Ainttlne Nummern 10 Pf. Ille kaiserl. Postanfialte«, Postboten, sowie die Zeitung-träger nehmen stet« Bestellungen auf dir „Sächsische Elb>eitung" an. MO IKW. AmtsbiLtt sSr ks WiMk AmiAmG, dis KmMc ßWW«t und dc« Sisdirai zu WM, Wc sür dcn StMxmmdmt zu WM Mit „Illustriert. SonutagSblatt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit „Landwirtschaft!. Beilage". Tel.-Adr.: Elbzettung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit two chSund Freitags bisspSt«strnS vormittags SUHr aufjugeben. Preis sür die gespaltene TorpuSzeil« oder deren Raum 12 Pf. (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Eingesandt" unterm Strich SO Pf. dir ZrUr, Sri wiedrrholungrn nit- sprrchmdrr Rabatt. Insrratrn-Annahmksttllkn: In Schandau: Expedition Zaukenstraßr 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - Bureaus von Haasenstein L Vogler, Jnvaiidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Schandau, Donnerstag, den 14. Juni 1906. Wr. «7 5Ü. Ighlgang. Politische Rundschau. DeiltschcS Reich. Der Kaiser traf am Montag vormittag mittels Automobils, vom Neuen Palais bei Potsdam kommend, in Berlin ein. Daselbst empfing er im Rcsidcnzschlosse den Professor Breuer und hörte hierauf Vorträge des Ministers des Inneren v. Bethmann-Hollweg und des Staatssekretärs des Acußcren v. Tschirschky. Nach der Frühstückstasel, an welcher der aus Spanien zurückgckchrte Prinz Friedrich Heinrich von Preußen teilnahm, besuchte der Monarch die große Kunstausstellung; im Laufe des Nachmittags fuhr er im Automobil nach Potsdam zurück. Abends 7 Uhr nahm der Kaiser an einem Diner in der Offizicrsspeiseanstalt des Regiments Äardc-du-Korps im Kreise der Offiziere dieses und des Leib-Garde-Ncgimcnts teil. Kaiser Wilhelm hat dem österreichischen General- stabschcf Fcldzcugmeistcr Frciherrn von Beck eine be sondere Auszeichnung zuteil werden lasten, indem er ihn zum Chef des 2. poscnschcn Jnfanteric-NcgimcntS „von Courbidre" Nr. 19 ernannte. Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen ist am Montag abend in Dresden eingetrosfcn und im Ncsidcnzschlvsse abgcstiegcn. Der Erbprinz weilt in seiner Eigenschaft als General-Inspekteur der zweiten Armee- Inspektion, zu welcher auch die beiden sächsischen Armee korps gehören, in der Hauptstadt Sachsens. In Deutsch-Ostafrika dauert die Unterwerfung von Ncbellenführcrn fort. Auf portugiesisches Gebiet haben sich die rebellischen Wangoni geflüchtet, die südlich von Nowuma wohnen. Andererseits sind neue Unruhen in der Landschaft Jraku, im Kilimandjaro-Gebict aus- gcbrochcn. Oesterreich-Ungarn. Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowski, hat am Montag in der ungarischen Delegation das übliche politische Exposö gegeben. In demselben charakterisiert er die festen und unerschütter lichen Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Deutschland als den Angelpunkt eines seit länger als einem Vicrtel- jahrhundert bewährten politischen Systems zur Erhaltung des europäischen Friedens. Weiter bezeichnet er das Verhältnis der habsburgischen Monarchie - zu ihrem italienischen Verbündeten als befriedigend und betont das fortdauernde Einverständnis Oesterreich-Ungarns mit Rußland betreffs der Balkanfragcn. Er berührte dann die mazedonischen Schwierigkeiten und die zollpolitischcn Differenzen zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien und verbreitete sich ausführlich über die Marokkofrage, noch mals die Vorgänge auf der Konferenz von Algesiras be leuchtend, hierbei die erfolgreiche Tätigkeit der österreichisch- ungarischen Delegierten zwischen den deutschen und den französischen Ansprüchen hcrvorhebcnd. Der Minister schloß mit der Versicherung, daß der Friedensgedanke auch künftig der Leitstern der Auswärtigen Politik Oester reich-Ungarns sein werde. Die übel angebrachte Demonstration der Christ lich - S o z i a l e n i n W i c n gegen die ungarische Delegation hat in Budapest die Mißstimmung gegen Oesterreich wieder verschärft. Trotz der von der österreichischen Ne gierung sofort vorgcbrachten Entschuldigungen wegen dieses Vorfalles ergehen sich die gesamten Budapester Blätter in wütenden Ausfällen gegen Oesterreich anläßlich der stattgesundenen Demonstration. — Der Kaiser Franz Josef sprach dem ungarischen Ministerpräsidenten Dr. Wckerle seine Entrüstung über die Demonstration aus. — Der österreichische Gcncralstabschef Freiherr v. Beck ist anläßlich seines 25jährigen Dienstjubiläums vom Kaiser in den Grafenstand erhoben worden. Die Automobilfahrt um den HerkomerprciS von Frankfurt a. M. nach Innsbruck ist am Montag zu Ende gegangen. Nachmittags 3 Uhr 2 Minuten trafen die Wagen Nr. 19 und 20 als die ersten an der Kon- trollstation in Innsbruck ein. Rußland. Die Zu stände in Rußland sind noch immer höchst kritischer Art. Die revolutionären Organisationen in Petersburg treten wieder osiener hervor und halten in der Umgebung der Stadt Versammlungen ab, in denen angeblich Soldaten das Wort ergreifen. Dieser Tage findet in Finnland eine Generalversammlung der russischen Revolutionäre statt. Die Negierung hat am Sonnabend gegen 150 Geheimagenten nach Finnland kommandiert. Aus Polen werden eine ganze Reihe neuer blutiger Mordtaten, die sich als grobe Attentate charakteri sieren, gemeldet. Schweden. König Oskar von Schweden ist an einer leichten Bronchitis erkrankt und hat deshalb ein Stockholmer Inhalatorium aufgesucht. Norwegen. König Haakon von Norwegen beauftragte den Staatsrat mit der Führung der Negicrungsgcschäfte während der Abwesenheit des Königs aus Christiani« anläßlich seiner Krönung in Drontheim. Spanien. Das Kabinett Moret in Spanien ist nun mehr umgeb ildet worden. Neu sind in die Regier ung cingetrcten Sanmartin als Unterrichtsminister, Ballesteros als Minister des Inneren und Ccllorualo als Justizminister. Die weitergcführte Untersuchung wegen des Mad rider Bombenanschlages belastet die republikanische Partei Spaniens immer mehr; zwischen dem Attentäter Moral und dem republikanischen Chefredakteur Nakens in Madrid, sowie dem republikanischen Schuldirektor Ferrco in Barcelona haben offenbar Beziehungen bestanden. England. In England sind gegenwärtig große Flotten manöver im Gange, an denen die gesamte englische Flotte tcilnimmt. Die Manöver sind völlig kriegsmäßig gehalten. Tiirkci. Der türkische General-Inspekteur für Mazedonien Hilmi Pascha, geht jetzt energisch gegen die unruhigen fremden Elemente in dieser Provinz vor. Er ordnete an, daß alle verurteilt gewesenen politischen Verbrecher serbischer, griechischer und bulgarischer Nationalität aus Mazedonien auszuwciscn seien. Asien. Im fernen Osten macht sich die beginnende wirt schaftliche Konkurrenz der Japaner gegenüber den Deutschen immer fühlbarer. Die japanische Dampfschisf- gesellschaft Nippon Jusen Kalsha hat zur Konkurrenz mit der ostasiatischen Küstcnschisfahrtslinie des Norddeutschen Lloyd eine Dampferlinie zwischen Bangkok und Hongkong ins Leben gerufen. Die Gerüchte von einer ernstlichen Erkrankung des Kaisers von China treten immer bestimmter auf; auch die Kaiscrin-Wittwe soll erkrankt sein. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio unter dem 11. Juni: Die Lage in Südkorea ist wenig befriedigend. Die Aufständischen haben Tamjang genommen und ver suchen, Nnydschu zu besetzen. Aus Chyandschu, das weiter nördlich liegt, wird gleichfalls die Ansammlung einer starken Jusurgentcnschar gemeldet. Koangschu ist bedroht. Die aufständische Bewegung richtet sich durch weg gegen die Japaner. Lokales und Sächsisches. Schandau. Vom 3. bis 9. Juni d. I. passierten das Königliche Hauptzollamt Schandau, Zollabfertigungs stelle für den Schiffsverkehr 158 mit Braunkohlen, Sand- und Basaltsteinen, sowie 114 mit Stückgütern beladene Fahrzeuge. Vom 1. Januar bis mit 9. Juni d. I. sind insgesamt 4160 beladene Fahrzeuge bei der genannten Zollabfertigungsstelle zur Abfertigung gelangt. — Am Donnerstag, den 14. Juni treffen 20 Offiziere, 1 Unteroffizier, 15 Offiziersburschen und 25 Pferde der Militär-Neitanstalt Dresden hier ein und werden in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag hier Quartier beziehen. — Auf das heute Mittwoch abcud im Gasthof Nathmannsdorf stattfindeude Militär-Konzert des Kgl. Sächs. 2. Feldartillcric-Negiments machen mir unsere vcrehrlichen Leser nochmals aufmerksam. — Conzert Alfred Pellegrini. Am Dienstag den 10. Jnli dieses Jahres beabsichtigt der jugendliche Violinvirtuose in Schandau ein Conzert, unter Mit wirkung des vorzügl. Bukarester Pianisten Herrn E. Mauoach, zu geben und verspricht das Auftreten des genialen Künstlers einen seltenen Kunstgenuß. Das Conzert findet im Kurhaussaale statt und wird der Vor verkauf beim Portier stattfinden. Pellegrini spielte in allen großen Städten mit durchschlagenden Erfolgen und wird auch bei uns die Zuhörer entzücken. Derzeit kon zertiert Pellegrini in Rußland und wird demnächst seine hiesige Sommertourncö antrcten. — Wie uns das Patent- und Technische Bureau O. Krueger u. Co., Dresden, Schloßstr, 2, mittcilt, wurde der Firma Hille u. Müller in Porschdorf ein Patent auf eine hohle Schleifwalze mit Wasserkühlung erteilt. — Welche Begeisterung und Gewalt die Liebe zum Gesänge ausübt, das konnte man wieder einmal deutlich an der am vorigen Sonntage stattgesundenen zwanglosen Sängervcrcinigung deutlich erkennen. Da zogen denn trotz strömenden, anhaltenden Regens die einzelnen Brudervcretne aus der näheren und weiteren Umgebung Mann an Mann nach Leupoldshain. Sauer erschien anfangs der Weg, trostlos der Tag, aber man ließ sich nicht irre machen, sondern zog heiteren Mutes fort. Ein Lied war gut Geleit! Und das wußten auch die wackeren Sänger; die Stimmung wurde bald lustig, jeder machte seinen Ulk so gut es ging, und jeder heizte täpfer ein, uin einer „Erkältung" ernstlich vorzubcugen. Aus den harmonischen Gaben sah inan, daß auch auf den ein fachen Gcbirgsdörfcrn fleißig studiert wird, das deutsche Lied zu pflegen. Die Massenchöre wurden teils vom Herrn Dirigenten des Lcupoldshaincr Gesangvereins und von den Herren Musikus Fuchs-Königstein, Lehrer Hofmann-Thürmsdorf und Lehrer Fuchs-Gohrisch geleitet. Mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit sangen die am weitesten entfernt wohnenden Vereine Neinhardtsdorf, Schöna und Gohrisch ihre Lieder an erster Stelle. — Die nächste Sängervereinigung findet in Cunnersdorf bei Königstein statt. Hoffentlich zeigt da der Himmel ein freundlicheres Gesicht! — Gegen die Schisiahrtsabgaben hat sich jetzt auch der Verein zur Förderung Dresdens und des Fremden verkehrs in einer Eingabe an die Kgl. Sächsischen Ministerien des Innern und der Finanzen gewendet. Der Verein hat dabei von seinem Standpunkte aus an die beiden Ministerien die dringende Bitte gerichtet, veranlassen zu wollen, daß die sächsischen Stimmen im Bundesräte für die Erhaltung der bestehenden, durch Neichsverfassung und Staatsvertrag gewährleisteten Abgabcnfreiheit des Elbstromes abgegeben werden. — Den Kollekteuren der Königlich sächsischen LandcS- lottcrie ist cs neuerdings erlaubt, ihre Lose auch schrift lich zum Kauf anzubiclcn. Dies geschieht in der vor nehmsten Form und diskretesten Weise, sowie ohne jede ausdringliche Reklame. Jeder Offerte liegt ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei, damit das Los bet Verzicht auf das Spiel umgehend zurückgesandt werden kann. Dem wird aber nicht immer Folge gegeben und so manches Los wandert in den Papicrkorb. Man bedenkt nicht, daß dadurch dem Kollekteur ein großer Nachteil zugefügt wird, denn einerseits wird ihm die Möglichkeit entzogen, die betreffenden Lose anderweit anzubicten oder überhaupt zu verkaufen, und andererseits muß der Kollek teur für jedes fehlende Los aufkommcn und den Ein lagebetrag an die Königliche Lottcriedirektion bezahlen. Es sei daher an dieser Stelle wiederholt darauf auf merksam gemacht, daß der betreffende Kollekteur nicht im Unklaren darüber zu lassen ist, ob die Lose behalten werden oder nicht. Man achte nur darauf, daß bei Sendung als Drucksache die Kuvcrte nicht zugcklcbt werden dürfen. — Sondcrzügc von Leipzig nach Hamburg werden im diesjährigen Sommer abgelassen am 7. Juli, 14. Juli, 21. Juli und 15. August. Die Abfahrt der Sonderzüge erfolgt an den genannten Tagen in Leipzig vom Magde burger Bahnhöfe 11 Uhr 26 Min. vorm., die Ankunft in Hamburg (Hannov. Bahnhof) 7 Uhr 27 Min. nachm. Aus den Stationen Dresden - Hauptbahnhof, Dresden- Neustadt werden Rückfahrkarten nach Leipzig in Ver bindung mit Sondcrzugskarten nach Hamburg, Hamburg- Altona, Helgoland, Amrum, Wyk a. Föhr, Westerland a. Sylt und Norderney auSgcgebcn. Ueber alles Nähere gibt eine Uebcrsicht Aufschluß, welche bei den Auskunfts stellen in Leipzig (Grimmaische Straße 2) und Dresden (Wicnerplatz 3) unentgeltlich bezogen werden kann. — Zur Vorsicht für Arbeitgeber, deren Leute der Krankenversicherungspflicht unterliegen, diene ein Fall, der in höchster Instanz den 1. Senat des Obervcrwalt- ungsgcrichts beschäftigte. Der Schuhmachermeister S. hatte im November 1904 im Arbeitsnachweise um Zu weisung eines Gehilfen gebeten. Darauf erschien am Mittag des 23. November ein solcher bei dem Meister; weil er aber etwas unsicher in seinem Auftreten war, be merkte der Meister, er wolle mit ihm einen Versuch machen, anderenfalls könne er ihn nicht behalten. Der Geselle hat auch zu arbeiten begonnen, ist jedoch bereits am anderen Tage entlassen worden, weil seine Leistungen nicht zufriedenstellend waren. Zwei Tage später wurde der Geselle wegen eines Nervenleidens in das Friedrich- städtcr Krankenhaus ausgenommen und hier bis zum 14. Dezember verpflegt. Die Kosten in Höhe von 32 Mk. 40 Pfg. erstattete die Ortskrankenkasse zunächst dem Stadt rat, verlangte dann aber von dem Meister Ersatz auf Grund der Bestimmungen in 88 49 und 50 des Kranken- versicherungügesctzeS, weil der Meister den Gesellen erst am 31. Januar 1905 auf ihre Veranlassung hin an Kasscnstelle an- und abgemeldet habe. Der Meister lehnte Zahlung ab, da sein früherer Geselle nur auf Probezeit und nur einen Tag, also vorübergehend von ihm be schäftigt worden sei. UebrigenS hätte er ihn auch um deswillen nicht länger behalten können, weil der Mann schon vor dem Arbeitsantritte krank gewesen sei, dies aber verschwiegen habe. Demnach sei der Arbeitsvertrag von Anfang an nichtig gewesen. Auch von einer Fahrlässig keit seinerseits ki-nne keine Rede sein. Die Kaffe stellt«