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scheint «»glich mit Ausnahme der Tage auch Gönn- und Festtagen. muchme von Inseraten für die nächster- ! Mnende Nummer bis mittags 12 Uhr. er Nbmmementspreis beträgt vierteljähr ig S Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. ö Ps. -.terme pro Zeile 10 Pi., Einges. 20 Pi. roedition: Waldenburg, Obergaste 291 li. »nd , WOendurPi Amazer. Mialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Ot,'' Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Zanaschek; in Langenchur» dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bu Herrn Kaufmann Max Härtig, Leipziger r 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Z--^; in Wolkenburg bei Herrn Ernst A^che; n Ziegelheim bei Herrn Ednurd Kirsts- LlmLsbl-att für -sn StadLrath zu Maldenburg. , . . , 8i...rL<r«ÄeM.Call«--rs und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: ArükagWi^, DchwttOLU, .Aoifeuo.trZ Uttt- ZiegLlyclt,.. mmtag. den 8 September r» 210. 1805. Witterungsbericht, ausgenommen am 7. September, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 764 mm. reduciri aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -f- 29" 0. (Morgens 8 Uhr -4 19,s".) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 24"/o. Thaupnnkt -4 9 Grad. Windrichtung: West. .. Daher Witterungsanssichte» für den 8. September: Wechselnde Bewölkung bis halbheiter. Stockholz-Auction im Waldenburger Ltadtwalde. Auf dem Kahlschlagc in Abth. 8 des hiesigen Stadtwaldes sollen künftigen Montag, den 9. September 18S5, von nachmittags 4 Uhr an 13 Parzellen im Boden anstehender Stöcke meistbietend versteigert werden. Versammlungsort: Bahnwärterhaus am Wasseruhlsdorfer Wege. Waldenburg, den 6. September 1895. Der städtische Forst ausschuß. Ed. Klemm. "Waldenburg, 7. September 1895. Die von uns bereits erwähnte Veröffentlichung eines Stöcker'schen Briefes im „Vorwärts" wirbelt in den Zeitungen vielen Staub auf. An der Echtheit jenes Briefes wird nirgends gezweifelt. Da er ein bezeichnendes Licht auf das Jntriguenspiel, dem Fürst Bismarck leider zum Opfer gefallen ist, wirft, wird der Wortlaut allgemeines Interesse erwecken. Der Brief lautet: T (Name eines conscrvativen Abgeordneten) sagte mir, daß Sie einige Artikel, welche das schnöde Spiel von Bis marck und Genossen mit dem Kaiser aufdecken, für zeitge mäß hielten. Darf ich Ihnen dagegen meine Anschauungen über das, was ich für richtig halte, darlegen? Ich glaube, daß in: Augenblick Fürst B. den Kaiser voll kommen eingenommen hat, ganz besonders in Bezug auf das Kartell, das nun einmal Bismarck für die Grundlage seiner Politik und für ein ungemein großes Ereigniß ansieht. Will man dagegen die B.schen Jntriguen seit der Waldersee-Ver- sammlung ausspiclen, und zwar mit mehr oder weniger Gegenüberstellung v. B. nnd dem Kaiser, so verliert man das Spiel und reizt den letzteren. Ich hörte noch gestern, daß er ganz für die Cartellpolitik gewonnen ist. Was man nun meines Erachtens thun kann und muß, ist Folgendes: Principiell wichtige Fragen, wie Judenfragc, Mutinenm, Harnack, Reichstags-Wahl im sechsten Wahlkreise, die gewiß mit einem Fiasco der antisocialdemokratischen Elemente schließt, muß man, ohne B. zu nennen, in der allerschärfsten Weise benutzen, um dem Kaiser den Eindruck zu machen, daß er in dieser Angelegenheit nicht gut bcrathen ist, und ihm den Schluß uuf Ä. überlassen. Man mus; also rings um das politische Centrum resp. das Cartell Scheiterhaufen anzünden und sie hell auflodern lassen, den herrschenden Opportunis mus in die Flammen werfen und dadurch die Lage beleuch ten. — Merkt der Kaiser, daß man zwischen ihm und B. Zwietracht säen will, so stößt man ihn zurück. Nährt man in Dingen, wo er instinctiv auf unserer Seite steht, seine Un zufriedenheit, so stärkt man ihn principiell, ohne persönlich zu reizen. Er hat kürzlich gesagt: sechs Monate will ich den alten — B. verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst. B. selbst meint, daß er den Kaiser nicht in der Hand behält. Wir müssen also, ohne uns etwas zu vergeben, doch behut sam. sein .... Herzlichste Grüße Ihr getreuer Stöcker. Herr Stöcker ist seit Jahren, so bemerken dazu die „L. N. N-", nach Außen hin ein politisch todter Mann; welch ungeheuren Einfluß er jedoch heute noch in der konservativen Partei und mit Hilfe gewisser Leute auch bei Hofe besitzt, läßt sich schwer ermessen. Daß er aber sich keineswegs daraus beschränkt, in Ruhe die Pension zu verzehren, die ihm sein erzwungener Rücktritt im Herbste des Jahres 1890 brachte, ist wohl nirgends ein Geheimniß. Um so interessanter ist es, aus seiner eigenen Feder ein Charakterbild zu erhalten, das mit dem Bilde, wie man es sich sonst von einem „muthigen Vorkämpfer des Deutschthums und Christenthums" macht, allerdings wenig odn gar keine Ähnlichkeit besitzt. Denn tDr Jesuit im Talar des protestantischen Geistlichen ist wohl eine der widerwärtigsten Erscheinungen, die man sich vorstellen kann. Echter Jesuitismus aber ist es, wenn Herr Stöcker, statt sich als einen offenen Gegner des Fürsten Bismarck zu bekennen — trotz seiner begeisterten Dresdner und sonstigen Lobreden auf den „Altreichs- kanzler' war er stets ein erbitterter Feind desselben — allerlei mtriguante Schleichwege wandert und anempfiehlt, um zu dem ersehnten Ziele, der Entlastung des eisernen Kanzlers, zu gelangen, des Mannes, der wie ein roester ä« bvoneö den Fluthen des Höflingsthums und der Kabale widerstand. Nicht daß Herr Stöcker den Fürsten Bismarck bekämpfte, ist ihm zum Vorwurf zu machen — das ist sein gutes Recht — aber wie er gegen ihn zu Felde zog, wie er durch Ohrenbläserei bei dem Monarchen „den Eindruck machen" wollte, daß er nicht gut berathen sei, wie er davon abräth, offenes Spiel zu treiben, und wie er die Heimtücke als Waffe benutzt, wie er auf Stimmungen und Schwächen speculirt, das reiht ihn unter jene Leute, die Racine in seiner „Phaedra" mit dem Worte im Sinne hat: „Verworf'ne Schmeichler, die der Himmel uns in seinem Zorn zu Freunden hat ge geben." Wenn immer vom Fürsten Bismarck die Behauptung ausgestellt wurde, daß im letzten Grunde ganz niedrige Jntriguen ihn um das Vertrauen seines kaiserlichen Herrn gebracht und die Katastrophe des Jahres 1890 herbei geführt haben, dann konnte die ihm feindliche Presse nicht laut genug über sein Mißtrauen schreien und über „die fixe Idee", die sich des „Erbitterten" bemächtigt habe. Stöckers Brief liefert den documentarischen Beleg dafür, daß Fürst Bismarck Recht hatte, wenn auch der frühere Hosprediger, der übrigens im März 1890 noch in seinem Amte war, vielleicht nur Einer von den Vielen ist, die an dem hassenswürdigen Werke sich betheiligten. Herr Stöcker ist gerichtet. Aber der Brief, der ihm zum Henkerbeil geworden, hat einen Adressaten gehabt, er ist freundlich ausgenommen worden, man hat seine Rathschläge befolgt: Mit Herrn Stöcker zugleich erscheint auch die Camarilla auf der Anklagebank der Oeffentlich- keit, jene „kleine, aber einflußreiche Partei", deren In spirator und Werkzeug zugleich Herr Stöcker war. Vor fünf oder sechs Jahren besprach einmal die „Nat.-Ztg." die Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals v. Gerlach, des Gencraladjutanten König Friedrich Wilhelms IV- und schloß mit den Worten: „Das sind alte Ge schichten. Aber der mit fast überraschender Ungenirtheit eröffnete Einblick in eine Regierungsmethode, bei welcher die Minister häufig nur halbeingeweihte Werkzeuge sind, während die maßgebenden Nathschläge hinter den Coulissen von Personen ohne Verantwortlichkeit ertheilt oder von solchen Personen die den Ministern unerwünschten Ab sichten des Königs durchgeführt werden — dieser Auf schluß über die Vergangenheit hat eine Bedeutung auch für andere Zeiten." Diese Worte haben ihren ernsten Sinn. Auch Kaiser und Könige sind Menschen, sie haben das Bedürfniß, auch außerhalb der amtlichen Beengung einmal menschlich und vertrauend sich zu geben. Daher der Einfluß des Hofes, der auch bei dem selbständigsten Monarchen nicht ganz verschwindet. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser, welcher sich am Donnerstag Abend mittels Sonderzuges nach Swinemünde begeben, ist dort am Zreitag früh eingetroffen. Der Kriegerverein und die zahlreich versammelte Bevölkerung begrüßte den Kaiser mit brausendem Jubel. Der Monarch begab sich als bald im Gig des Kriegsschiffes „Grille" nach dem Ost fort, wo zahlreiche höhere Offiziere, mit dem Kriegs minister Bronsart v. Schellendorff an der Spitze, den allerhöchsten Kriegsherrn erwarteten. Der Hafen sowohl wie das Bollwerk zeigten reichen Flaggenschmuck. Sofort nach der Ankunft des Kaisers im Ostfort begann ein längeres Scharfschießen des Fußartillerieregiments von Hintersin Nr. 2. Es wurde vom West- und Ostfort nach Scheiben und nach zwei als Kriegsschiffe aufgetakel ten Wracks geschossen, die in eine Entfernung von 4000 bis 6000 Meter geschleppt waren. Nach der Schieß übung nahm der Kaiser ein vom Ofsiziercorps des Regi ments gespendetes Mahl ein, an welchem u. A. auch der Kriegsminister theilnahm. Nunmehr trat Se. Majestät an Bord des Aviso „Grille" die Weiterfahrt nach Stettin an. Die Truppen und die Kriegervereine bildeten Spalier unter präsentirtem Gewehr, während eine zahlreiche Menschenmenge begeisterte Hurrah- und Hochrufe aus brachte. Stettin hat sich festlich geschmückt. Alle öffent lichen Gebäude und die meisten Privathäuser tragen Guir- landen- und Flaggenschmuck; ganz besonders schön ist das Rathhaus decorirt. In den Straßen wogt eine große Menschenmenge, die Landbevölkerung ist zahlreich nach der Stadt geströmt, um das Kaiserpaar zu sehen und demselben ihre Huldigung darzubringen. Die Ankunft der Kaiserin in Stettin erfolgte gegen 4 Uhr und fast zu derselben Zeit traf auch der Kaiser ein. Beide Maje stäten bestiegen alsbald die Equipage und hielten nun ihren Einzug in die Stadt unter dem nicht endenwollen den Jubel der tausendköpfigen Menschenmenge. Aus dem Rathhause kamen in feierlichem Zuge die Väter der Stadt und Oberbürgermeister Haken begrüßte das Herrscherpaar im Namen der getreuen Stadt Stettin, worauf der Kaiser erwiderte. In das Hurrah der Menge mischte sich das Geläute der Glocken und der Donnet der Kanonen. Dem Kaiser sollen, einem Berliner Lokalblatte zufolge, in letzter Zeit auf ausdrücklichen Befehl fortgesetzt Aus schnitte aus dem „Vorwärts" vorgelegt worden sein, das genannte socialdemokratische Organ registrirt diese Thatsache und spricht den dreisten Wunsch aus, der Kaiser möchte doch den ganzen „Vorwärts" lesen. Zu der durch den „Vorwärts" bekannt gewordenen Inschrift in der Kaiser-Wilhelm-Ged ächtnißkirche, welche die Berliner Stadtverordneten ihrer Verweigerung eines Zuschusses zum Baufonds der Kirche wegen ver spottet und welche von dem Baurath Schmechten bereits als ein Architektenscherz, wie er auch anderswo vorkäme, bezeichnet worden ist, wird jetzt bekannt, daß der Ver fertiger dieser Inschrift ein Italiener ist, der nicht Deutsch versteht und die Inschrift nach einer Zeichnung gemei- ßelt hat. Für die Einführung des stenographischen Unter richts in die Schulen hat sich kürzlich der preußische Finanzminister Miquel ausgesprochen. Mehrere steno graphische Vereinigungen hatten nämlich jüngst vom Brocken aus den Herrn Minister antelegraphirt. Dieser war so liebenswürdig, umgehend zu antworten und dabei auch