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Wcheritz-Mung 66. Iahrgairg. Donnerstag, den 12. April 1900. Nr. 42. Di« .,W«ib«rltz - Zeitung" -erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljilhrlich 1M. 2b Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Äiunnnern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie vdie Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Aedacieur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde. - Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monats-Beilage. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsklatt für die Königliche Amtshmptmamlschaft, das Königlich- Amtsgericht und den Aadlralh zu Dippoldiswalde. Inserat«, welch« bei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirA same Verbreitung finden^ werden mit lü Psg. dir Spaltenzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactione«» Theile, die Spaltenzeibr 20 Psg. Voil der Königlichen Amtshauptmannschaft wird die Abhaltung von Amtstagen an nachstehend bezeichneten Orten und zu den dabei angegebenen Zeiten beabstchtlgt: am 17. d. Mts, Nachmittags ' 24 Uhr, in Frauenstein, Gasthof zum Löwen, am 24. d. Mts., Nachmittags '/-I Uhr, in Geising, Bahnhotel, am 27. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr, in Kreischa, Gasthof zum Erbgericht, am 3V. d. Mts., Nachmittags 3'/r Uhr, in Dippoldiswalde, Rathhaus-Saalstube. Die Herren Bürgermeister, Gemeindevorstände und Gutsvorsteher werden hierzu andurch eingeladen. Dippoldiswalde, am 7. April 1900. Königliche Amtshauptmannschaft. 242 Lossow. Hk. Bekanntmachung. Auf Anordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden wird hiermit in Erinnerung gebracht, das; alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen der Fäulnis; wahr nehmbar sind, nicht über den 4. Tag (4 mal 24 Stunden) voll der Stunde des ein getretenen Todes an in den Sterbehäusern belassen werden dürfen, sondern aus den letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist entfernt werden müssen, um entweder beerdigt oder der Todtenhalle übergeben zu werden. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark, im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft bestraft. Dippoldiswalde, den 10. April >000. Der Stadtralh. Voigt. Holzversteigerung auf dem Frauensteiner Staaksforstreviere. Franke'scher Gasthof in Frauenstein Donnerstag, den 19. April d. Js., Vormittags y Uhr: 522 w. Stämme, 72 h. Klötzer (Ahorn, Esche, Linde 45 Stück) u. 7968 w. Klötzer^ 280 w. Stangenklötzer, >0 w. Reisstangen, 51/2 rm lindene u. 32 rin w. Nutzschettr, 19 rm w. Nutzknüppel; Nachmittags 2 Uhr: 87 rm w. Brennscheite, b>/2 rm h. u. 52 rm w. Brennknüppel, 16 rm h. Zacken, 2>/r rm h. u. 6V2 rm w. Aeste, 400 rm w. ungeschn. Reisig, 30,00 Wllhdrt. w. dergb, 210 rm w. Stöcke. Kahlschläge in Abth. 15, 27, Durchforstungen in 21, 26, 27, Räumung auf >it. in u. u (Floßteichwiese). Kgl. Forstrevierverwattung und Kgl. Forstrentamt Frauenstein, am 10. April 1900. Rein. Krause. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei dem hies. Standesamte sind im ersten Vierteljahre 1900 insgesammt 26 Geburten zur Anmeldung gelangt, und zwar: von Dippoldiswalde 17 (6 Knaben und 11 Mädchen, darunter 1 todtgeborenes), von Berreuth und Oberhäslich je 2 Knaben, von Rein holdshain 3 Mädchen und von Ulberndorf 2 Mädchen, darunter I todtgeborenes; aufgeboten wurden 11 Paare, während 10 Paare die Ehe geschlossen haben; verstorben sind in der erwähnten Zeit 26, und zwar: in Dippoldis walde 23 (17 Erwachsene, darunter I von auswärts und 1 Selbstmörder, sowie 6 Kinder), in Elend 1 Erwachsener und I Kind, in Reinholdshain I Erwachsener. — In der Hoffnung, daß cs doch endlich Frühling werden muh, und mit ihm nach und nach Gäste aus der Ferne in unser neuerstandenes Sommerheim an der Dippoldstraße einziehen werden, schreitet man an der Fertigstellung und Ausstattung der Neubauten, wie z. V. im Erholungshause „Dippoldishöhe", rüstig vorwärts. Erfreulicher Weise sind mancherlei Arbeiten und Lieferungen hierzu auch an hiesige Handwerker und Geschäftsleute übergeben worden, und es liegt nun an diesen, durch pünktliche Einhaltung der eingegangenen Lieferfrist, sowie durch musterhafte, tadellose Ausführung der Aufträge ihren guten Ruf zu bewahren. Da man wohl auf regen Zuzug von Fremden rechnen kann, ist bei empfehlcns- werthen Leistungen den Handwerkern die Möglichkeit ge- oten, ihren Kundenkreis zu erweitern, während gegen heilig auch die hiesigen veranlaßt wurden, ihre Be- dürknisse theilweise von auswärts zu decken. Wir wollen darum nicht versäumen, an alle betheiligten Geschäfts leute und Handwerker die wohlgemeinte Mahnung zu richten, sich diese Gelegenheit zur Empfehlung nicht un benutzt vorübergehen zu lassen. Hierbei sei gern die Thatsache notirt, daß seit 2 Jahren, hauptsächlich Dank der Gründung des Verkehrsausschusses in Dippoldiswalder Flur 16 Neubauten, theils schon fertig gestellt, theils zur Zeit angefangen worden sind. Dabei ist das Merkwürdige, daß die Wohnungen sofort bezogen worden sind, ja daß sogar noch Mangel an solchen herrscht. Durch diese rege Bauthätigkeit wird nicht nur der Verdienst der Bau handwerker erhöht, sondern durch Zuzug von Fremden erstreckt sich dann derselbe auch auf die Lieferanten der Kleidungsstücke, der Nahrungsmittel und anderer Bedarfs artikel, darum ist zu wünschen, daß aus der Thätigkeit des Verkehrsausschusses ein weiterer Segen für unsere Stadt ruhen niöge. Lauenstein. Die im 73. Lebensjahre stehende Wittwe Frau Christ. Bormann geb. Bretschneider hier, welche auf wohlgemeinten Rath rechtzeitig ihre Ansprüche geltend gemacht hatte, hat nicht nur die Altersrente von jährlich 118 Mk. zugesprochen, sondern auch 245 Mk. Nachzahlung (aus ca. 2 Jahre) erhalten. Die Rente macht der braven Alten den Lebensabend sorgenfrei. Leider haben eine Anzahl hiesiger Einwohner, denen ebenfalls die Wege zum rechtzeitigen Anspruch auf die Rente ge ebnet worden waren, in blinder Verkennung dieser großen Wohlthat für 8as Alter versäumt, ihre Rechte weiter zu verfolgen und damit alle ihre Ansprüche verwirkt, denn nur bis 1. Januar 1900 war die Erhebung der be treffenden Ansprüche möglich. Hässlich. Von dem am Montag Vormittag >(28 Uhr von Geising hier eintreffenden Personenzug war der Schaffner Grundig zwischen Niederschlottwitz und hier ab- gestürzt, glücklicherweise ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Beinr Umsteigen von einer Plattform zur andern hatte Grundig den Halt verloren und war da durch zum Fallen gekommen. Dresden. Die feierliche Eröffnung der Großen Deutschen Gartenbau-Ausstellung findet am 27. April, Vormittags 10 Uhr, in Gegenwart des Königs statt. — Infolge des andauernden Rcgenwetters der letzten Zeit in Sachsen und namentlich auch in Böhmen ist auf der Elbe Hochwasser eingetreten. Für Mittwoch wurde der Höchststand in Dresden mit 4,75 Meter über Null erwartet. — In Böhmen geht das Hochwasser bereits zurück. — Für das 13. deutsche Bundesschießen in Dresden hat außer dem Kaiser und dem König Albert jetzt auch Prinzregent Luitpold von Bayern einen Ehren preis gestiftet. Er besteht aus einem großen silbernen Humpen, auf dessen Deckel ein Schütze steht, der einen Eichenkranz hält. Von den Damen der Dresdner Scheibenschützengesellschaft sind rund 1800 Mk. zu einer Ehrengabe aufgebracht worden. Der österreichische Schützen bund spendet eine Ehrengabe von 5000 Kronen. Der Garantiefonds hat bis jetzt die Höhe von 323 600 Mark erreicht. Sebnitz. Der Polizei in Wenigenjena ist es ge lungen, den Gerichtsdiener Schädlich von hier zu er greifen, der Unterschlagungen verübt hatte und dann flüchtig geworden war. In Jena hatte er sich in einem Gasthofe als Studirender des Polytechnikums in Dresden einlogirt. Tagesgeschichte. Berlin. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich hat seinen Besuch am hiesigen Hofe für den 5. Mai angesagt, um der am 6. Mai stattfindenden Feier der Großjährig keit des deutschen Kronprinzen beizuwohnen. In einigen Wochen wird Kaiser Wilhelm dem Fürsten Mar Egon zu Fürstenberg in Donaueschingen einen mehrtägigen Besuch abstatten, um auf Einladung des Fürsten in dessen Waldungen an Auerhahnjagdcn theilzunchmen. Gelegentlich dieses Besuches wird der Kaiser eine Besichtigung der bei Donaueschingen liegenden Trümmer der früheren Burg Fürstenberg vornehmen, sowie die 60 000 Bände umfassende fürstliche Bibliothek mit der Abtheilung für Handschriften besichtigen. — Die Berliner Stadtverordneten wählten deshalb den Königsberger Bürgermeister Brinkmann als Bürger meister, weil er ein strammer Fortschrittsmann nach der Schablone „voll und ganz" und „unentwegt". Sein Gegenkandidat war der Berliner Stadtsyndikus Meubrink. Er unterlag, denn er gehörte nicht zum partei-freisinnigen Ringe. Er steht politisch mehr nach rechts, etwa ans dem rechten nationalliberalen Flügel und ist „oben", bei der pr. Regierung, ja, noch weiter oben, beim Kaiser, giL angeschrieben. Um ihn fernzuhalten, begnügten sich die Sozialdemokraten nicht bloß mit weißen Zetteln, sondern stimmten alle 22 stramm für Brinkmann. — Ein Zusammentreffen zwischen Amerikamüden und- Auswandenden, aus ein und derselben Gegend Oesterreichs stammend, gab es am Sonnabend auf dem Schlesischen Bahnhofe. Die nach Europa Heimkehrenden, etwa hundert an der Zahl, hatten im vorigen Herbst ihre Heimath ver lassen. Sie erzählten, daß es ihnen „drüben" herzlich schlecht gegangen sei. In den Städten hätten sie gar keine und auf dem Lande nur sehr schlecht bezahlte Arbeit gefunden. Die Behandlung und Verpflegung sei schlimmer noch als auf den galizischen Gütern gewesen. Der Bei hilfe begüterter Landsleute haben es die enttäuschten Aus wanderer zu verdanken, daß sie wieder nach Europa kommen konnten. Die Leute beschworen nun die auf der Auswanderung Begriffenen, von ihrem Vorhaben abzu stehen und lieber die bereits gelösten Fahrkarten verfallen zu lassen, als dem sicheren Elend entgegenzugehen. Gegen 20 Personen (Männer und Frauen) gaben infolgedessen wirklich die Reise auf, während fast die doppelte Zahl bei dem Vorhaben blieb und mit Leiterwagen nach dem Lehrter Bahnhof fuhr. Worms, 9. April: Das am 4. dss. Mts. eröffnete Waarenhaus der Gebrüder Alsberg ist gestern Abend vollständig abgebrannt. Das Feuer entstand durch das Herabfallen eines Lämpchens von einer Schaufenster dekoration. Der Feuerwehr gelang es, die benachbarten Gebäude zu retten. Menschen sind nicht verunglück. Bayern. Das Kultusministerium sandte dem Land tage eine Denkschrift zur Frage der Revision der gesetz lichen Bestimmungen über die Gehälter und Pensionen der Volksschullehrer. Demnach sollen die wirklichen Volks schullehrer 1200 Mk. Anfangsgehalt, ferner freie Dienst wohnung und Wohnungsentschädigung erhalten. Den Lehrern, die den Kirchendienst besorgen, soll ein Betrag bis 200 Mk. aus den Erträgnissen dieses Dienstes in den Anfangsgehalt mit eingerechnet werden. Für die Schul verweser und die weltlichen Lehrerinnen werden 1000 Mark, für die Schulgehilfen, Hilfslehrer und für die Schulverweserinncn 700 Mk. als Anfangsgchalt in Vor schlag gebracht werden. Weiterhin bezeichnet die Denk schrift für die finanzielle Durchführung dieser Reformen eine jährliche Mehrausgabe von 3 054 529 Mk. als er forderlich. Davon soll die Staatskasse 1 >/2 Millionen übernehmen; den Rest sollen die betreffenden Gemeinden tragen. Eine Verstaatlichung der Volksschule wird neuer dings abgelehnt. Eine sofortige Aufhebung der Schul gelder empfiehlt die Denkschrift im Interesse der Ge meindekassen nicht, dagegen eine wohlwollende Regelung derselben. Oesterreich-Ungarn. Der österreichische Berg- arbeiterausstand ist nunmehr cndgiltig beendet. Am Montag haben auch die Arbeiter in Kladno die Arbeit wieder ausgenommen. Die Nothlage zwang sie dazu. So ist ein Ausstand zu Ende, der beiden Theilcn schwere Wunden geschlagen hat.