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Adorker Wochenblatt. Mittheil ungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. ?rei« für den Jahrgang bei «cstelluag von der Post: « Thaler, bei Bestellung b«ö Blatte« durch »otengelegeuheit: 2v Reugroschen. ' Mittwoch, 5. Dezember 18^^ L^udwich .stofsutk'S Absclned von Ungarn. (besprochen zu Orsora den IS. August 1849.) „Gelt mir di-, theures Vaterland! Gort mit dir, Land der Magyaren! Gott mit dir, Land der Qua len! Nicht niebr werde ick die Gipfel deiner Berge spanen, nicht mehr werde ich mein Vaterland den Boden nennen können, wo ich an meiner Muircr Brust die Milch der Gerechtigkeit und der Freiheit eingeiogen habe. Wirst du mir verzeihen, rheurcs Vaterland? Wu>> du dem verzechen, der nnn fern von dir unstät berumirren muß, w<il er für drin Gluck gekämpft Hal? Wirst tri mir verzeihen tonnen, der ich von deinem Biden nur den kleinen Fleck noch frei nennen kann, auf dem ich jetzt niedeikniee mit meiner Familie und »ul einigen treuen lohnen des großen beucgten Un garn? — Mein Blick fallt auf dick', v armcS Vater land! Ich sehe dich gebeugt von Leiden; ich wende ibn der Zukunft zu; die Zukunft ist in schweres Dun kel gehüllt. Leine Evenen find bedeckt von rolhem Blute. Lie unerbittliche Verwesung wird es bald schwarz machen, gleichsam zur Trauer ob der zahllo sen Siege, die deine Sohne errungen über die fluch würdigen Feinde deines geheiligten Bodens. Wie viel Gebeie dankbarer Herzen flüsterten nicht umS Ohr des Allmächtigen! wie viel Thrancn strömten nicht hinab in deine Tiefen, um selbst das Erbarmen der Vcr- kammniß anzurusen! wie viel vergossenes Blut hat dir nicht bewiesen, daß der Ungar sein Vaterland liebe und baß er für dasselbe zu sterben wisse. Und doch, o theures Vaterland, bist du zum Sklaven geworden. Aus den Eingeweiden deines eigenen Bodens wird das Eisen heraufkvmmen, zu knechten alles, was hei lig, und zu fördern, alles, was fluchwürdig ist. — O Goll! Wenn Du Dein Volk liebst, dem Du nach so vielen Kämpfen unter unserem heldenmüthigen Äh ren Arpad rn sieacn gestaltetest, ich flehe zu Dir, lasse ihm keine Demüthigung widerfahren! Sichst du theu- r-s Vaterland! in meiner Verzweiflung und auf dem letzten Fleckchen deines Bodens spreche ich noch so zu dir, verzeihe mir, denn Tausende keiner Söhne haben ihr Blut vergossen meinetwegen für dich. War ich doch dein Anwalt, als man auf dein Loos das Wort ,,Verloren" schrieb. Nahm ich hoch daS Wort für dick, als man dir zurief: „Sei ein Sklave!" Habe ich mich doch mit meinem Schwerte umgurtet, als man dir zu sagen wagte: „Du bist keine Nation mehr auf dem Boden der Magyaren!" — Die Zeil ist mit ra schen Schrillen vorüber gegangen; das Schicksal hat auf die Blätter deiner Geschichte mit schwarzgelben Leitern den Tod verzeichnet. Und das Siegel darauf zu drucken, rief es den Koloß des Nordens herbei; doch das heiß« Eisen des Ostens wirb dieses Siegel bald schmelzen machen. Siehst du, mein Vaterland, für dich, das so viel edles Blut vergossen, gibt cS nicht einmal Milleiben; denn auf den Hügeln, gebildet von den Gebeinen deiner gefallenen Söhne, schneiden Ty rannei und Despotismus ihr Brok. Siehst du, thcy- res Vaterland! ,der Undankbare, den du vom Fette bei- nes UeberfiusseS genährt, ist gegen dich gezogen, gegen dich der ValcrlandS-Vcrrather, um dein Dach der Erde gleich zu machen. Du aber edle Nation! du hast dies alles ertragen, du hast dein Geschick nicht verflucht, denn in deinem Busen hat über alle Leiden die Hoff nung ihr Nest gebaut.— Ungarn! wendet Euren Blick nicht von mir; denn in diesem Augenblicke noch flie ßen meine Thränen für euch und das Fleckchen, auf dem meine schwankenden Füße stehen, tragt noch Eu ren Ramen. Du bist erlegen, weil du selbst deinen Fall herbeigcfübrt hast. Nicht das Schwert des Fremd lings hat dein Grab gegiaben, nicht die Kanonen der vierzehn Nationalitäten, die gegen dich gezogen, haben deine Vaterlandsliebe zum Wanken gebracht; nicht die fünfzehnte Nation, welche die Karpathen herüberbraH, hat dich gezwungen, die Waffen zu strecken. Nein, du bist verralhen, verkauft worden, theures Vaterland! Dein Todesurtheil, edle Nation, wurde geschrieben durch Den, dessen, Vaterlandsliebe ich ui« zu ver- dächligen gewagt hätte — im Fluge der verwegensten Gedanken hatte ich eher an GolteS Dasein gezweifelt, als daß ich je geglaubt hätte, Er werde sein Vater land verrathin können — du bist verrathcn worden durch ihn, in dessen Hand ich noch vor wenigen Ta, gen die Regierung unseres großen Vaterlandes nieder^ legte, das his auf seinen letzten Blutstropfen zü ver, theidigen, er geschworen halte. Und er ist zum Vater. landS-Verräther geworden, weil die Farbe deS Goldts