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Dresdner Journal : 08.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186910083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-10
- Tag 1869-10-08
-
Monat
1869-10
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 08.10.1869
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U 234 su,mnu»r«,»rrtst: l» »srää. ^LbrUeb i S^tilr. — Hzr zjjLkrUekr 1 „ lS „ >1ov»tlicd:— „ lb „ Lu>r»lQ«kiu«uo«ro: 1 „ I» kr»»«» tritt jRkrUvü S H»Ir. 8t»wv«Ir«l>tidr, »UA»erb»Iö ä» Sevrää. Snväe» ?o,t vock 3t«wp«I»»»eül»^ diora. rntcratenpretfe: kAr ä«o «»am einer ee»p»iteneo Leiler 1 K^r. v»t«r „Lioxe»»nät" äi« LeU«: i Lrschrnml: Dt<u«b, mit Xa»ll«tun« äer 8om> nnä t>i«rt«L», srdsLlt» Nir äeo tolxenäen r»I. Freitag, deu 8. October. Dlks-NtlAmnE. LerautwoEcher Redaeteur: I. G. Hartmanu. 1869. puserattnannahme auswärts: l,»ix»i^! I'». ü>HK»»r«rri», Oommiiilooär — äe» Lresäner äonro-I»; «deoä»».: H. kiKoi ie», kirxie.i l'o»r; «Lilldar^-NirU» Vi«n-I.«ixii8-v»»eI-kr»vItturt »H. L Voai-L», LsrUii. Olloeicü üelx' liucüb., liirimrr«', Nur«»», tivool-pa slos»:; Liemen: k!. 8cnn<»rr»l Lr«»I»ll: I.. kim-tLx'» ^»uooeeu^ureLU, 8it^ si i'itki,»!,kriulk/urt ». H.: .txLcit a'eoile «uebii.; Lol»: ^i>. LLvr^i:«. k^ri». N-v-g, l,-rricp, Vvl.1.1«» LLo., (8, VI»c» tiv l» Vonris); kr»x l » Lonnie»', vueüü., Vien Oi-rrvi«. rjermwgedcr: LLoixt. Lipeäitiou <le» vresäo«? </oora»1», Oreiäeo, LI»riso»tr»„» Lio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 4 Octobcr. Se. Majestät der König baden allergnädigst geniht, dem Waldaufseher Gottlieb Schäfer zu Wilthen die silberne Medaille vom Albrecht orden zu verleihen. Bekanntmachung. Nachdem auf diesseitigen Antrag die norddeut schen Po st an st alten die Anweisung erhalten haben, alle Geldbeiträge, welche zum Besten der in Zscho pau und Frauenstein Abgebrannten an eine Sammclstelle zur Post geliefert werden, bis zum 31. Dezember dieses Jahres einschließlich portofrei zu befördern, sofern die Sendungen als „Collectengeldrr für Zschopau", rcsp. als „Collectengcldcr für Frauen stein" rubricirt oder mit einer, dieser Rubrik entspre chenden Bezeichnung versehen sind, und demnächst das Finanzministerium die frachtfreie Beförderung der für die genannten Ealamitosen bestimmten Unter- stühungcn an die Local-Hülfscomites zu Zschopau und Frauenstein aufden Staatseisenbahncn angeordnct hat, so wird solches andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 6. October 1869. Ministerium des Innern, Für den Minister: Körner. - Fmwerg. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Berlin: Landtagseröffnung. Hof- nachlichten. Civilproceßordnung. Von der Straf- rechtscommission. Organtsationsplan für die Vertre tung der landwirthschaftlichen Interessen. Endschast der Cartelconvention mit Rußland. Gewerbebetrieb der Schauspielunternehmcr. Befreiung der Reser visten von der Klasscnsteuer. Neue Gewehrfabrik in Insterburg. Eröffnung des Protestantentages. — Breslau: Provinztallandtag geschloffen. — Frankfurt a. M.: Abgeordnetenwahl. Stadtver ordnetensitzung. Zu den polizeilichen Ausweisungen. — Wien: Die Wahlrcformfragc auf deu Landtagen. Entziehung des Postdebits. Strike der Rothgel bcr- gescllen. — Prag: Gras Beust. Bürgermcistcr- wahl. Zum Telcgrammdicbstahle und zum Echneidcr- jtrike. — Triest: Ocsterrcichisch - asiatische Handels gesellschaft. — Paris: Ankunft des Fürsten von Rumänien. Arbciterwirrcn. — Bern: Bundesver sammlung einberufcn. Von der Gotthardconferenz. — Florenz: Circular dcsJustizministcrs bezüglich des Eoncils. Politische Proccsse. — Madrid: Jnsur- rectionsnachrichten. — Kopenhagen: Vertagung des Reichstags. Comite nordschleswigschcr Frauen. — Konstantinopel: Dschemtl Pascha. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Ginge sandtes. Beilage. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 7. October, Nachmitt. (W. T B.) Im Herrenhause beantragte heute Graf zur Lippe folgende Resolution: Das Bundeöober Handelsgericht und das Bundesgesetz, betreffend die gegenseitige Rechtshilfe, sind unzulässig ohne die Zustimmung des preußischen Landtags, welche künftig rinzuholen ist. Zn der heutigen Sitzung des Abgeordneten- bauscs erfolgte drr Wahl des Präsidiums. Zum Präsidenten wurde v. Forckenbcck wirdergewählt, und zwar mit 204 von 214 Stimmen, zum ersten Lieepräsidenten v. Koller mit 184 von 210 Stimmen Feuilleton. Reiserinnerungen aus dem Norden. I. Lund (d. h. Hain) in Schweden war früher das Rom des Nordens und hat eine lange Reihe von ge schichtlichen Erfahrungen machen müssen, ehe cs die freundliche Universitätsstadt wurde, als welche cs heute erscheint. Zu der Zeit, als die dänischen Könige den größten Theil Skandinaviens beherrschten, wurde von Hamburg aus der KatholiciSmus in Skandinavien auf ziemlich gewaltsame Weise importirt und das Erzbis- thum Lund in der fruchtbarsten Gegend des jetzigen Schweden- gegründet. Da die Erzbischöfe in Lund, wie überall, nach Macht und Gewalt strebten, dauerte es gar nicht lange, bis sie unter Benutzung günstiger Umstände die Könige Dänemarks zu ihren Vasallen machten und nach Be lieben ein- und absetzten. Diese- Mißverhältniß auf zuheben kam den Dänenkönigen die Reformation in spätern Jahrhunderten sehr gelegen, und wie früher die Skandinavier durch Feuer und Schwert waren Ka tholiken geworden, so wurden sie jetzt par Ordre du Mufti Protestanten. Bet dieser Gelegenheit griff Jeder zu, wie es immer beim Ausräumen geschieht; die Geist lichkeit aber suchte für sich zu retten, wa- möglich war, erschien jedoch zuletzt in der Situation von Nachbarn eines brennenden Hauses, welche vor lauter Rettung-- eifer nicht wissen, wa- sie zuerst ergreifen sollen, und zuletzt mit einem zerbrochenen Spiegel, oder einer an dern Kleinigkeit erscheinen. Da die Könige früher der Geistlichkeit Alle- hatten geben müssen, so wollten sie im Reformation-eifer nun Alle- nehmen, was die Geist, lichen besaßen, und diese mußten froh sein, daß sie einen Theil ihre» Meßgewandes, und in den Spitzen der Seift- and zum zweiten Lieepräsidenten v. Bennigsen mit 161 Stimmen. Der vierte deutsche Protestantentag nahm in seiner heutigen Sitzung die nachstehende Resolution des Professors v. Holtzendorff bezüglich der TodeS- strafe an: Die von einem Tbcile der Geistlichkeit unternom menen Versuche, die Todesstrafe als einen, das Ge wissen bindcnden Glaubenssatz und als ein, der Obrig keit durch die göttliche Ordnung auferlegtcs Gesetz auf- zustellcn, erscheinen unberechtigt. Wien, Donnerstag, 7. October. (W. T. B I Der Kronprinz von Preußen ist gestern Abend '410 Uhr hier eingetroffen und wurde vom Kaiser sowie von den Spitzen drr Militär- und Civilbc- Hörden empfangen. Der Kaiser und der Kronprinz begrüßten sich aufs Herzlichste. Die Militärmusik intonirte die preußische VolkShymne. Der Kaiser trug die preußische Oberstenuniform, der Kronprinz die Uniform seines österreichischen Regiments. Hof. wagen führten den Kaiser und den Kronprinzen nebst dessen Suite in die Hofburg. Die hoben Herrschaften wurden von dem zahlreichen Publi» ' cum lebhaft begrüßt. Paris, Mittwoch, 6. October, Abends. (W. T B) Die „Patrie" erklärt, daß daS Datum der Rückkehr der Kaiserin in keiner Beziehung mit dem Termin für die Einberufung des gesetzgeben den Körpers stehe. Auch sei rS vollständig unrich tig, erklärt dasselbe Blatt, daß die Kaiserin irgend welchen Einfluß auf die laufenden StaatSgrschäfte auSübe. Die Deputirten der Linken kommen heute Abend bei JuleS Favre zusammen. Der „Constitutionnel" erklärt daS Gerücht von Modifikationen deS Ministeriums für unbegründet. Madrid, Mittwoch, 6. October, Nachmittags. (W. T. B.) Die EorteS haben in heutiger Sitzung daS Gesetz , betreffend die SuSpendirung der ver fassungsmäßigen Freiheiten in den aufständischen Orten, mit Einstimmigkeit angenommen. Die re publikanischen Deputirten verließen vor der Ab- stimmung den Sitzungssaal. AuS Saragossa wird gemeldet, daß drei bei Pedrola, Borgs und Luna erschienene Banden von den Rrgirrungötruppen angegriffen und geschlagen worden sind. Die Insurgenten verloren 80 Todt«, 300 Verwundete und viele Gefangene. London, Mittwoch, 6. October, Mittags. (W. T B.) „Eastcru Budget" will wissen, daß am 1. November eine Commission von Bevollmäch tigten der europäischen Mächte in Kairo zusammen- tritt, um die infolge der Eröffnung deS Suez- canalö in Betracht kommenden politischen und kommerziellen Fragen in Erwägung zu ziehen. Tagesgeschichte. * Berlin, 6. Octobcr. Der hcute Nachmittag 1 Uhr erfolgten feierlichen Eröffnung beider Hänser des Landtags durch Sc. Majestät denKönig, Allerhöchst- welchcr heute früh von Baden-Baden hierher zurückge kehrt war, ging Gottesdienst in der Kapelle des könig lichen Schlosses für die evangelischen, in der St. Hed- wigskirche sür die katholischen Mitglieder des Landtags vorher. Nach dem Schlüsse dcs Gottesdienstes in der Schloßkapclle begaben Sich Se. Majestät der König und Ihre königlichen Hoheiten die Prinze« ncbst Gefolge nach der rothcn Sammctkammcr, die Staatsminister nach dcm grünen Salon. Im weißen Saale versam meltcn sich während dessen die Mitglieder beider Häu ser und die zu der Feier Eingeladencn. Die Mitglie der des diplomatischen Corps (man bemerkte u. A. die Vertreter Englands, Rußlands, Amerikas, Frankreichs, Italiens, der Türkei, Bayerns, WüUtcmbergs, Badens u. s. w.) hatten sich in der sür sie bcrcitgcstclltcn Loge auf der nach dcr Cchlvßkap'llc zu belegenen Tribüne zahlreich eingcfundcu. Sobald die Aufstellung im wei ße» Saale vollendet war, erschienen die Mit.,lieber deS Staatsministeriums unter Vvrantrüt des stellvertreten den Vorsitzenden des Staatsministerimrs, Staats und Finanzministcrs Freiherr« v. d. Heydt, welcher die Thron rede in dcr Hand hielt. Nachdem Alles sür die Eröff nung vorbereitet war, erschien «Le. Majestät der König bcyld darauf in Begleitung Ihrer königlichen Hoheiten der Prinzen ncbst allerhöchstem und höchstem Gefolge im weißen Saale und nahmen, mit dreimaligem leb haften, von dem wirkt. Geh. Nath Grafen Eberhard -u Stolberg-Wernigerode ausgcbrachtcn Hoch von dcr Versammlung empfangen, auf dem Throne Piatz, wäh rend Ihre königlichen Hoheiten die Prinzen des könig lichen HameS zur Rechten desselben Sich umstellten. Se. Majestät gcrnhten danach aus dcr Hand des slcll- vertrelcndcnVorsitzcndcndcsStaatsl«rnisteriums,Staats- und Fmanzminislcrs Freiherr« v. d. Heydt, die Thrcn- redc entgegen zu nehmen und dieselbe sodann, daS Haupt mit dcm Helme bedeckt, zu verlesen. Die Thron rede (welche wir bereits in voriger Nummer ihrem wesentlichen Inhalte nach telegraphisch mitgetheilt haben) lautet wörtlich wie folgt: „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beide» Häusern des Landtages I In der devorstebcnden Session werden Sie zur Bethei- lißuug an wichtigen Aufgaben für die Wohlfahrt der Monar chie und für die Entwickelung der Gesetzgebung berufen sein. Obwohl die Zuversicht aus Erhaltung deS Friedens, sowie der im Allgemeinen xciegneie Ausfall dcr Ernte begründete Aufsicht aus die Wiederkehr des früderhin staNgcsnndencn na turgemäßen Wachsens der Einnahmen gewähren, hat sich die Finanzlage des StaateS doch zunächst noch nicht wesentlich günstiger gestaltet. AuS dem Ihnen vorzulegenden vollständigen Fiuanznach- weisc über das Jahr ld«8 werden Sie ersehen, daß infolge unabwendbarer Verhältnisse einerseits die Einnahmen hinter dem Voranschläge zurückgeblieben, andererseits die etatmäßigen Ausgaben überschritten worden sind und letztere mit den vor handenen Mitteln nicht vollständig haben gedeckt werden kö„- neu. Angesichts dieser Ergebnisse und der Lage des diesjäh rigen StaaiehaushaltsetatS waren die Bemühungen Meiner Regierung dahin gerichtet, dmch eine Vermehrung dcr eigenen Einnahmen des Norddeutschen Bundes eine Erleichterung Preu ßens in seinen bundesmäßigen Leistungen herbeizusübren. Diese Bemühungen haben den gehofften Erfolg nicht gehabt. Es ist daher unmöglich gewesen, in dem StaalshaushaUSetat für daS nächste Jahr, welcher Ihnen baldigst vorgelcgt werden wird, das Gleichgewicht zwischeu den Einnahmen und Ausgaben h r- znstellen, obgleich die lctzlern so weit beschränkt worben sind, als eS ohne Beeinträchtigung wichtiger Interessen Les Landes thunlick ist. Meine Regierung sieht sich somit in der Noth- wcndigkeit, behusS vollständiger Deckung ber etatmäßigen Aus gaben einen Steuerzuschlag in Anspruch zu nehmen. Die Herstellung und Erhaltung dcr Ordnung in den Fi nanzen ist zur gedeihlichen Entwickelung aller StaatSeivrich- lungen uubediugt noihwendig. Mil Herbeiführung derselben darr nicht gezögert, die Opfer, welche sie erheischt, dürfen nicht gescheut werden. Je später sie gebracht würben, desto schwerer würde das Land sie empfinden. In der Ueberzeugung, daß Sie d esc Auffassung theilen, rechne Ich mit Zuversicht daraus, daß Sie deu Vorschlägen Meiner Regierung Ihre Zustimmung nicht versagen werden. Es wird Ihnen eine Vorlage zugehcn, welche eine Abän derung der gesetzlichen Vorschriften über die Veranlagung der classificirtenEinkommensteuer bezweckt.um die gleichmäßige Ausführung dieses Gesetzes mehr als bisher zu sichern. Ju dem Entwurse einer neuen KrerSordnung, zunächst für die sechs östlichen Provinzen, wird Ihnen eine Vorlage von umfassender Bedeutung sür die gesummte Siaatsrerwaliung gemacht werden. Dieselbe beschränkt sich nicht aus eine Abän derung derjenigen Bestimmungen der jetzt bestehenden Kreisord nungen, welche vielfach als wrbtsserungSbedüril g bezeichnet und von Meiner Regierung als solche anerkannt worden sind. Mit der Umgestaltung der bisherigen Kreisvcrsammlungen schlägt sie Ihnen zugleich die Bildung von O-ganen LerKreiS- conimunalnenvaltnug vor, welche nicht nur goignet sein wer den, die Theilnahme ber Kreisangehörigen an dieser Verwaltung zu beleben und zu sichern, sondern auch berusen werden sollen, einen Theil solcher Geschäste der allgemeinen Landesverwaltang zu übkruehmcu, welche bisher von staatlichen B-Hörden versehen wurden. Gelangt zunächst in den Kreisen der östlichen Pro- vinzen, als den Mittelpunkten des dortigen kommunalen Le bens, der Gedanke dcr Sclbstverwaltnug in durchgreisender Weise zur Verwirklichung, so wird sich eine Ausdehnung der selben auf die übrigen Landee-Ihcile und ihre weitere Entwicke lung nach oben hin naturgemäß anschließ n. Meine Regierung wird Ihnen, entsprechend den bci frühem Berathungcn geäußerten Wünschen, den Entwurf eines voll ständigen, alle Siusen dcs Unterrichts umfassenden Gesetzes über das UntcrrichtSwesen vorlegen. lichenjdcn Titel „Bischof* behielten. Die Kirchen beraubte man weniger, und daher hat die alte große Domkirche in Lund noch ein Vermögen behalten , welches ictzt jährlich etwa scchszigtausend Rigsdalcr Zinsen abwlrst. Mit dicscm Neichthume dcr großen Domkirchc, so wie mit den vielen Prachtbauten und schönen Anlagen um den Lundner Dom steht folgende- Volksbild im grellsten Contrast: man mag in Lund gehen, wohin man will, so hat man halberwachsene Jungen in mehr oder weniger defectcr Kleidung bettelnd zur Seite. Dieses Betteln wird oft durch Angebot von Diensten cingc- leitet; meist aber geschieht cs in ekelhaftester Weise. Unter vielen Beispielen nur eins. Als ich bci meiner letzten Anwesenheit in Lund eines Tages mit der Fa milie des Herrn Privatdoccnten Waibull zu Tische ging, erschien an der Hausthür ein etwa neunzehn jähriger, starker und kräftiger Mensch, welcher weder Schuhe noch Strümpfe, weder Hose noch Hemde, weder Weste noch Mütze, sondern nur einen in Stücken hän genden ehemaligen kurzen Rock hatte. Auf meine Frage: was die- für ein Unglücklicher sei, entgegnete Herr Waibull achselzuckend: ein Opfer der Branntweinpest. In Schweden wird nämlich in allen Ständen sehr viel und sehr starker Branntwein getrunken und kann eS daher nicht fehlen, daß e- in allen Ständen Indi viduen giebt, welche aus Trinkern zu Säufern werden, wie das traurige Beispiel dc- hochbegabten Bischofs Tegnsr, des beliebten Dichter Bellmann u. A. gezeigt. Die Regierung hat schon seit längerer Zeit auf legislatorischem Wege der Verbreitung drr Brannt- weinprst entgegen zu wirken gesucht. Leider vergeben-; denn es repettren in Schweden dieselben Branntwein- Verhältnisse, wir str vor 1847 in Oberschlrsien bestanden, und Subjecte, wie da- vorbeschriebene, find daher keine Seltenheiten tu Schweden. Da dieses Jahr dcr Ncisczug narb Schwcdcn ein sehr starker war, und nach vielfachen öffentlichen Acuße- rungen zu urthcilen, im nächsten Jahre noch stärker sein wird, so glaube ich, daß den vielen Deutschen, welche die Route über Berlin und Stralsund sür ihre schwedische Reise wählen, Folgendes von Interesse sein dürfe. Wie bekannt, hat Generalpostdirector Philipsborn in vielen Zeitungen (auch in Dresden) angczeigt, daß die Reisenden, welche über Berlin und Stralsund nach Malmö gehen, schon in Berlin für die Schiffstour Stralsund-Malmö zu ihrer Bequemlichkeit Billets zur ersten Kajüte erhalten könnten. Die gute Absicht dcs Herrn GeneralpostdirectorS ist dankbar anzuerkcnnen; aber wie so oft gute Absichten nicht zur Verwirklichung kommen, so scheint cs auch hier dcr Fall zu sei«. In der Meinung, daß von Berlin aus nach Stral sund telcgraphirt werde, wie viele Gäste von Berlin kommen würden, und daß sür diese Gäste Plätze in dcr ersten Kajüte des Uebcrfahrtsschiffcs rrscrvirt wären, kauften ich und etwa noch ein Dutzend Mitreisende auS Dänemark, Schweden und Norwegen Ueberfahrtskartcn mit dcm Anrechte zur ersteu Kajüte und fuhren ruhigen Herzens von Berlin ab. Der Eisenbahnzug kam, wie bekannt, nach Mitternacht in Stralsund an und die Post fuhr schnell mit unS an das Uebcrfahrtsschiff. Dort empfing man uns schon auf der Landebrücke mit dem Zuruf: ist Alle- besetzt, kein Platz mehr! Unsre Entgegnung: daß wir ja schon in Berlin unsre Plätze bezahlt hätten, konnte nicht berücksichtigt werden. Re- stgntrt Neideten sich einige winterlich und vrrspazierten die kalte Nacht auf Deck; Andere bockten auf Koffern, oder saßen auf Bänken; die Glücklichsten streckten sich auf die schmalen Sitze im Speisesaale. — Da sonach die Reisenden auf drr angegebenen Route nicht den Die in dcrvoriaen Session begonnenen wichtigen Berathnngen zur Reform der Gesetzgebung über daS GrnnSeigcnlhum uns die dinglichen Rechle werd n w edcr auftenommcn werden. Meine Regierung ist fort un> fort darauf bedacht, im Jn- tcrcfs.- des allgemeinen Verleb'- Kunsistraße» und Eisen badnen nach Maßgabe Ler finanziellen Mittel zu vermehren; zu ihrem Bedauern bat sic sich jedoch durch die Unzulänglichkeit der Staatseinnahmen genöthigt gesehen, auch aus diesem Gebiete Einschränkungen eintrelen zu lassen. Auf die Förderung der Lanüwirthschaft ist die Sorge Meiner Regierung unausgesetzt gerichtet. Die wirthschafiliche Zusammenlegung dcr Grundstücke macht auch ui denjenigen LandeStheilen. in welchen sie erst neuerdings gesylch ermög licht oder erleichtert worden ist, erfreuliche Fortschritte. Die sorgsamen Bestrcbmgen Meiner Regierung, den Frie den zu erhalten und zu befestigen, sowie die Beuehung/n zu den ausivärtgc» Mächten vor jeder Trübung zu bewahren, sind mit GotteS H lfe ersolareich gewesen. Ich hege die Zu versicht, daß auch sür die Folge die von Mir in dems.lden Sinne geleitete auswärtige Politik zu denselben erfreulichen Ergebnissen führen weide: Förderung siiedlich-r uns freund schaftlicher Beziehungen zu allen auswärtigen Staaten, Eat- wickcluug deS Verkehrs, Wahrung des Ansehens und der Un abhanglgkcit Deutschlands. Meine Herren! In jüngster Zeit war cS Mir vergönnt, in mehren, Provinzen Meiner Monarchie Kundgebungen der Treue und des Vertrauens cntgcgcnzunehmcil, welche Mich hoch erfreut haben. In dem Geiste, aus dem dieselben hcr- vorgegangen sind, darf Ich eine neue Bürgschaft für die stetig koffnungSvolle Entwickelung Les Vaterlandes finden. Diese Entwickelung in allen Richtungen »ach bestem Wissen zu för dern, darauf ist Mein unablässiges Bestreben gerichtet. DaS G.lingen hängt zum gr-ben Theile von Ihrem bereitwilligen Zusammenwirken mit Meiner Regierung ab, und gern spreche Ich die Zuversicht anS, Laß eS an diesem Zusammenwirken znm Segen des Landes auch in dieser Session nicht fehlen werde." Se. Majestät der Könist Hobe« in dem Abschnitte, welcher „die Herstellung und Erhaltung der Ordnung in den Finanzen" betrifft, durch besondere Betonung hervor, daß dieselbe zur gedeihlichen Entwickelung aller Staalscinrichtungcn unbedingt nothwcndig sei, und daß Er mit Zuversicht darauf rechne, daß dcr Landtag den Vorschlägen der Regiernng seine Zustimmung nicht ver sagen werde. T ie Versammlung verharrte während der Verlesung in tiefem Schweigen Nach Verlesung der Thronrede erklärte Minister Freiherr v. d. Heydt „auf Befehl Sr. Majestät des Königs die Sitzungen des Landtags ocr Monarchie sür eröffnet", worauf Sc. Ma jestät wiederum die Versammlung begrüßten und in Begleitung der königlichen Prinzen den Saal verließen, wobei dcr bisherige Präsident des Abgeordnetenhauses, Herr u. Forckenbcck, cin Hoch auf Se. Majestät aus brachte, in das die Vcrs.mmlung dreimal einstimmte. Ihre königlichen Hoheiten die Kronprinzessin und die Prinzessin Karl wohnten der Eröffnting in dcr Hof loge bci. — Die crstc Sitzung dcs Herrenhauses eröffnete dcr Präsident Graf Eberhard zu Stolberg- Wernigerode um '43 Usir. Durch Namensaufruf wird die Anwesenheit von 102 Mitgliedern festgestellt. Das Haus ist demnach beschlußfähig und geht unter Vorsitz dcs cistcn V ccpräsisenten Herrn v. Franckenberg-Lud- wigsdorf zur Wahl dcs ersten Präsidenten über. Die selbe fällt auf den Grafen Eberhard zu Stolberg-Wer nigerode mit allen gegen 3 Stimmen. Zu Viceprä sidenten wurden gewählt dcr Fürst zn Putvus (mit 78) und dcr Graf v. Brühl (mit 79 Stimmen). — Gleich zeitig mit dcm Hcrrenhansc trat das Abgeordneten haus zur ersten Plenarsitzung znsammen. Präsirent v. Forckenbcck, welcher anzctgte, daß sich auf dem Bureau 202 Abgeordnete gemeldet haben, forderte das Haus auf, die Geschäfte mit dem Rufe: „ Es lebe Se. Ma jestät dcr König!" zu beginnen; das Haus stimmte leb haft dreimal in diesen Nns ein. Demnächst bericf der Präsident die vicr jüngsten Mitglieder als Schrift führer. Alsdann schritt man zur Bildung der Ab- theilungcn durch Vcrloosung. Sofort nach Constituirung dts Abgeordnetenhaus s werden demselven der Entwurf einer neuen Kreisordunng, welcher ncbst seinen Mo tiven im Drucke fertig ist, sowie die Budgetvorlage zugchen. — Dcn Landtagsarbeiten widmet die ministe rielle „Prov.-Corr." nacbstrhcndcn Artikel: „Der Landtag ist in diesem Jahre fiüber versammelt, als cs in dcr Verfassung vargesehen ut nnS als cs scithw für die alljährliche ordcnllichc Session hergeb: acht war. geringsten Nutzen von der Vorausbezahlung in Berlin haben; wohl aber fchr leicht das Uebcrfahrtsgeld über die See verlieren können, wenn sie durch einen Um stand an der Fortsetzung der Reise gehindert werden, so dürfte cs gerathcner scin, da? Schiffsbillct erst in Stralsund in dcr Schiffscxpedition zn kauft«. Diese Expedition ist ganz nahe dcm Ucberfahrtsschiffe, und zur Bcsorgnng dcs SchifssbilletS und dcr Koffer hat man einige Stunden Zeit. Zum Schluffe kann ich Denen, wclcbe viel Brod und Kartoffeln essen, die erfreuliche Mitthcilung machen, daß auch in Schweden die Ernte eine eben so reiche als glückliche war, mithin es an Brod und Kartoffeln nicht fehlen wird. vr. Mehwald. -f Die diesmalige Versammlung der Philolo gen und Schulmänner in Kiel hat an Zahl der Mit glieder die besuchtesten frühern Versammlungen erreicht. Im Ganzen haben 473 Theil genommen, von welchen allerdings 37 Kieler Nichtphilologcn abzuziehen sind. Aus Preußen waren anwesend 350; davon aus Schles wig-Holstein l4l, Provinz Brandenburg 77, Provinz Sachsen 37, Provinz Hannover 32, Provinz Pommern 20, aus den übrigen Provinzen zusammen 45. All dem Königreiche Sachsen stammten 35, aus Mecklen burg 19, Hamburg 16, aus Oldenburg mit Eutin 11, aus Lübeck 9, aus andern norddeutschen Staaten 11; ferner aus Oesterreich 3, Bayern 2, Baden 1, Würt temberg 4; aus dcr Schweiz, Schweden und Rußland je 1, auS Frankreich und Belgien je 2, aus England 3. f- Eins der berühmtestenGemäldeAlbrecht Dürer'-, „der Tod Marten'S", daS man für verloren hielt, soll kürzlich in einer kleinen Kirche Obrrösterrrichs gefunden worden sein.
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