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Verordnungsblatt der Kreishauptmannschaft Bautzen zugleich als KonfistorialbehSrde der Oberlaufitz. Amtsblatt der AmtShauptmannschaftcn Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Osiris des Hauptstcueramts Bautzen, ungleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels- und Gewerdekaruruer zu Zittau. Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und von 3 bis 4 Uhr). — Fernsprechanschluß Nr. 51. «». Bautzener Nachrichten erscheinen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglich abends. Preis des vierteljährlichen Abonnements 3 «L JnsertionSgebühr für den Nau» einer Petib- EvaNzeUk gewöhnlichen Satzes 12'/, 4. in geeigneten Fallen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. NachweiSgtbühr für jede Anzeige Justman 20 Pfg, für briefliche Auskunftserteilung 10 Pfg (und Porto). Bis früh 9 Uhr eingehende Inserate finden in de« abends erscheinenden Blatte Ausnahme. Inserate nehme« di» Expedition und die Annoncenbureaus an, desgleichen die Herren Walde in LSbau, Clauß in Weißenberg, Sippitsch in Schirgiswalde, Gustav Lröling in Bernstadt, Buhr in Königshain bet Oftritzg Reußner in Ober-CunnerSdorf und von Lindenau in Pulsnitz. «r. 197 Touuabeud, de« 25. August, abends. 1894. Wekannlmachung. Morgen, Sonntag, den 26. Augnst, wird die Stadt Bautzen die hohe Ehre haben, Ihre Königlichen Hoheiten de« Prinzen und die Prinzessin Johann Georg in ihren Manern vegrützen zu töuneu. Ihre Königlichen Hoheiten werden, von Kloster Marienstern kommend, Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr verschiedene Gebäude der Stadt besichtigen und hierauf das vo« de« Militärvereinen im Bravhavßgarteu veranstaltete Concert mit Ihrem Besuche beehre«. Die Bewohnerschaft unserer Stadt setzen wir hiervon mit dem Ersuchen in Kenntnitz, ihrer Freude über den hohen Be such durch Schmückung der Häuser Ausdruck zu geben. Bantzen, den 25. Augnst 1894. Der Stadtrath. 0e. Kaeubler, Bürgermeister. Bekanntmachung. Rach §41« der Revtdtrten Städteordnung vom 24 April 1873 find bei den Wahlen der Stadt verordneten von der Stlmmberechtlgung dtesrntgen Bürger ausgeschlossen, welche die Abentrichtung von StaatS- oder Gemetndeabgaben, einschließlich der Abgaben zu Schul- und Armenkassen, länger als zwei Jahre ganz oder thetlwetse in Rückstand gelassen haben. Unter Bezugnahme auf diese Vorschrift wird an derartige Restanten von StaatS- oder Ge meindeabgaben die Aufforderung gerichtet, diese Reste sofort und längstens btS Ende August diese» Jahres an hiesige Stadthauptkasse abzuführen, mit der Verwarnung, daß Diejenigen, welche nach Ablauf dieser Frist noch zwei- oder mehrjährige Reste der gedachten Art schulden, i« di» Wahlliste zu deu in diesem Jahre stattfindenden Stadtverordneten»ErgänzungSwahlen nicht werde« auf- genommeo werde«. Bautzen, am 14. August 18S4- Der Stadtrath. Heerklotz, z. Z Vorfitzender. Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Bautzen. DaS Wintersemester beginnt am Montag, den 22. Oktober 1894. Zur Entgegennahme der Anmeldung von Schülern wie zur Erteilung näherer Auskunft über die Anstalt ist bereit der Direktor I. v. Brugger. Eine Predigt wider zwei Tyrannen. Bekannt ist eine Anekdote, die vor etwa 100 Jahren sich zugetragen hat, und deren Held der unvergeßliche christ liche Menschenfreund, der evangelische Pfarrer Oberlin in dem elsässischen Dorfe Steinthai ist. Als er, der übrigens nach seiner Ueberzeugung Republikaner, wiewohl kein fa natischer Königshaffer war, in der Schreckenszeit der fran- zöfischen Revolution von der Behörde aufgefordert wurde, den christlichen Kultus einzustellen, und damit Raum zu schaffen für einen politischen Kultus im Sinne der jetzigen Machthaber, so wußte er bei scheinbarem Aufgeben der Form die Sache zu retten. Unter fortwährender Ironie brachte er es bei seinen ihm ganz ergebenen Bauern dahin, daß die politischen Versammlungen, die allein geduldet, ja geboten waren, in die Kirche und auf den Sonntag verlegt wurden, ließ sich von ihnen dann zum „BruderRedner" wählen, und brachte den Gemeindebeschluß zu stände, daß allermeist die inneren Tyrannen der Menschen, d. h. die verschiedenen Formen der Sünde zu bekämpfen seien, wes- halb es auch zweckmäßig sei, die Bibel zu lesen und ein geistliches Lied zu fingen. Man kann in der Jetztzeit wohl manchmal die Frage sich vorlegen, ob nicht auch für uns in Deutschland einmal — vorübergehend! eine Zeit kommen werde, wo die Seelenhirten des Volkes sich zu einer ähnlichen frommen Kriegslist veranlaßt sehen könnten? Um dieser immerhin schrecklichen Möglichkeit vorzubeugen, ist es vielleicht ganz gut, wenn nicht nur die Pastoren, sondem auch die Zeit ungsschreiber schon jetzt anfangen —in ähnlichem Sinne wie Oberlin — gegen die Tyrannen zu predigen. So möge sich denn der Kreis unserer Leser heute eine solche Predigt gefallen lassen. Vorderhand haben wir es nur mit zwei Tyrannen zu thun, die anscheinend in feindlichem Gegensatz zu einander stehen, aber einander doch oft in die Hände arbeiten. Sie heißen: „Herr Ich"') und »Herr Omnes". — Der erstere bedarf kaum, dem Leserkreise erst förmlich vorgestellt zu werden. Sein Name bezeichnet se n Wesen. Er ist so alt, als die sündige Menschheit; eder trägt ihn als schlimmen Feind in seiner Brust. — Es ist der Egois mus, die rücksichtslose Geltendmachung des Jchs und feiner Interessen in der Familie und Gesellschaft, sowie im Staate. Herr „Omnes" — zu deutsch: .Alle" — ist ebenfalls schon recht alt. Bereits vr. Luther hat, wenn wir nicht irren, ihn mit diesem seinem Namen genannt und nach seinem Wesen gekennzeichnet. Nach den verschiedenen Seiten seiner Bethätigung können wir ihn näher charakteri- fieren, als die Macht der sogenannten öffentlichen Mein- ung oder auchalS die ungeordnete chaotische Volksmasse, für welche man die Souveränität, die schrankenlose Herr- schäft und Geltendmachung ihres Willens in Anspruch nimmt. Im gesellschaftlichenLeben ist es oft so, daß *) Dir Bezeichnung ist dem Titel einer Broschüre entlehnt: „Herr Ich" von Salvator Farina, frei nach dem Italienischen bearbeitet von Lederer (ReclamS Univ.-Bibl. 3063). Sie bietet eine Familien geschichte, die — trotz mancher poetischen Schwächen — doch ganz unterhaltend geschrieben ist und Männern Stoff zu einer mora lischen Selbstkritik geben kann. „Herr Ich", der im Grunde ein sehr kleinlich denkendes Wesen ist, sich vor „Herrn OmneS" sklavisch beugt, in der Meinung, gerade auf diese Weise am besten seine eigenen Geschäfte besorgen zu können: „Alle denken — oder machen es so — also mache ich mit, und komme so am besten vorwärts in der Welt." Vielleicht glückt es äußerlich; aber der persönliche Charakter, von dem „Herr Ich" nur ein lästiger Seitenverwandter ist, wird ruiniert. „Herr Omnes" aber erweist sich meist als betrügerisches Phantom; er repräsentiert keineswegs wirklich — alle. Gerade die edelsten und besten Menschen, von denen ein segensreicher Einfluß auf kleinere oder größere Volkskreise auSgeht, bei denen auch der einzelne Mensch die beste Förderung seines wahren Wohles finden kann, sind nicht mit einbegriffen. — Den umgekehrten Fall, nämlich daß „Herr Ich" in einem Gesellschaftskreise als „Löwe des Tages" auftritt und denselben beherrscht, brauchen wir nicht weiter zu erörtern. Er ist erfahrungsmäßig hinläng, lich bekannt. Im politische «Leben spielt — besonders in revolutio närer Zeit, Herr OmneS die Rolle des Tyrannen — als souveränes Volk oder auch als das „eigentliche Volk'. Im Grunde ist es nur eine wilde Pöbelmaffe, die eine Schreckensherrschaft über die oft nur allzu ruhigen Bürger ausübt. So war es während des Revolutionsjahres 184L in den Großstädten. Auch in unserer Zeit ist die Tyrannei des Herrn Omnes recht fühlbar, am meisten im Gebiet der Socialdemokratie. Der ParteiterroriSmuS unterdrückt ja hier vollkommen die persönliche Freiheit des Einzelnen. Bei Gelegenheit von Ausständen ist selbst der nichtsocialdemo- kratische Arbeiter gezwungen — ganz gegen seine Ueber zeugung und sein wohlverstandenes Interesse — mitzumachen. Wie oft dabei das Glück einer redlichen Arbeiterfamilie völlig zerstört worden ist, entzieht sich der allgemeinen Kenntnis. Aber Berichte von Stadtmisfionaren gewähren manchmal einen Einblick in diese traurigen Wirkungen einer brutalen Tyrannei! — Schließlich aber ist doch hier nicht Herr OmneS — sondern sein Rivale „Herr Ich" der eigentliche Tyrann — wenn er sich auch meist in einer Mehrzahl von Personen darstellt. Man denke an das Triumvirat Bebel-Liebknecht-Stnger! — Dasselbe Wechselspiel können wir auch bei manchen wenig erfreulichen Erscheinungen des bürgerlichen Partei lebens und Parteitreibens beobachten. Wie im gesellschaft lichen Leben, so übt auch im politischen Leben die sogenannte „öffentliche Meinung" eine ungeheure Macht aus. Man versteht darunter das Urteil des gebildeten, urteils fähigen Herrn Omnes. Bei genauer Betrachtung aber schrumpft dieser Herr oft sehr zusammen, oder erweist sich geradezu als Maske des Herrn Ich. Am meisten machen doch Geschäfte in der öffentlichen Meinung gewisse liberale oder freisinnige Preßorgane. Diese stehen aber mehr oder weniger im Dienst jüdischer Großkapitalisten. Wenn einmal ein recht gewaltiger Lärm mit der öffent- lichcn Meinung gemacht wird, so kann man mit einiger Sicherheit vermuten, daß die Geschäfte der Herren Börsianer besorgt werden sollen. Ohne Maske tritt Herr Ich aber auf in der unruhigen Parteibewegung unserer Tage. Die Zerbröckelung der Parteien hat nicht nur ihren Grund in dem deutschen Individualismus und in dem Auftauchen neuer Fragen, sondern in dem Ehrgeiz einzelner politischer Männer, die gar zu gern die Rolle eines Parteiführers spielen möchten. Der berühmte Gerber Kleon im alten Athen hat noch immer seine Bewunderer und Nachahmer. Sie verstehen es einer Volksversammlung einzureden, sie sei Herr Omnes, aber benutzen in der That dieselbe nur als Trittbrett, um sich von demselben zu einer be deutenden politischen Stellung aufzuschwingcn. — Dem deutschen Volke kann erst geholfen werden, wenn das Phantom des Herrn Omnes und der sehr wirkliche Herr Ich von der Bildfläche verschwinden. Was wir brauchen, sind 1) Männer, in denen der echte Volksgeist gleichsam persönlich verkörpert ist, und die darum -7- ganz im Gegen- satz zu Herrn Ich — ihre Lebensaufgabe darein setzen, dem Volkswohl zu dienen; und 2) eine wirkliche, den Verhält nissen entsprechende Organisation des Volkslebens, vor der das Nebelbild des Herrn Omnes verschwinden muß. 6. L. Neueste Telegraphische Korrespondenz. ver», 24. August. Der Bundesrat genehmigte das Projekt derJura-Simplon-Eisenbahn, betreffend die Durchbohrung des Simplon, im Prinzip und übermittelte dasselbe der italienischen Regierung. Paris, 24. August, abends. Die Besserung in dem Befinden des Ministerpräsidenten Dupuy schreitet rasch fort; derselbe machte heute ohne Anstrengung einen halb stündigen Spaziergang. — Der „Temps" bezeichnet die Nachricht von dem Vordringen einer französischen Kolonne nach Kumassi als unverständlich, da Frankreich nicht daran denke, dorthin zu gehen. * Lo«-a«, 25. August. (Tel. der Bautzener Nachr.) Eine Meldung des Reuterschen Bureaus aus Shanghai von heule besagt: „Aus Cheffoo in Chemulpo einge troffene Nachrichten bestätigen die Niederlage der Japaner am 18. d., welche sich unter großen Verlusten an das Ufer zurückzogen; Kanonenboote verhinderten die weitere Ver- folgung der Japaner. Die Verluste der Japaner belaufen sich auf mehr als 1300 Mann. — Aus Tientsin wird gemeldet: Die chinesische Armee zu Chungho ist auf 34000 Mann verstärkt worden. Der Kriegsrat beschloß, die Ja paner gegen den 22. d. anzugreifen. Die chinefische Ka vallerie durchstreift das Land, fie enthauptete 100 Nach- zügler. Rew-Aork, 23. Aug., abds. (Echluß-Kurse.) Anfangs est und lebhaft, Schluß recht fest. «Ad für Regterungsbond« und andere Sicherheiten, Prozentsatz l. Wechsel aus London (60 Tage) 4,SS'/« Cable Transfers 4,87. Wechsel auf Paris (SO Lage) b,I8'/«. Wechsel auf Berlin (60 Tage) SS'/,, «tchison Topeka » Santa FS-Aktieu 6°/,. Canadian Pacific Aktien 67'/«. Central Pacific-Aktien 13'/,. Chicago, Milwaukee und St. Paul-Aktten 6L'/,. Denver und Rio Grande Preferred 3l'/,. Illinois Central-Aktien 92'/,. Lake Chore Share- 138. Loui-oille und Nashville-Aktien S4'«. New-Kork Lake Eri« ShareS 15°/, New-AorkCentralbahu 101'/,. Northern Pacific Preferred 17«/,. Norfolk and Western Preferred 24'/,. Philadelphia and Reading 5»/, I. Inc BdS. —. Union Pacific-Aktien 13'/«. Silver Commerc. BarS 64V,. Tendenz für Geld: Leicht. — Waren bericht. Baumwolle,New-Vork6"/„, do. New-OrleanS 6'/,. Petroleu»