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77. Jahrganx Nr. 113 Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Earl Jehne iich die 3 Mark ersparte. das im Zeitalter der Das Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung des im Grundbuche für Nieder frauendorf Blatt 93 auf den Namen Hedwig Antonie verehel. Becher geb. Wagner in Dresden eingetragenen Grundstücks wird aufgehoben. Der auf den 26. September 1911 anberaumte Termin fällt weg. . Dippoldiswalde, den 24. September l9ll. Königliches Amtsgericht. > Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Durch die dankenswerte Mithilfe vieler Menschenfreunde und insonderheit der Herren Aerzte sächsische Dorfgemeinde, die denn auch bisher eine monat liche Erziehungsbeihilfe von 8 Mark — acht Mark — gewährte. Jetzt ist das Kind etwa 10 oder I I Jahre alt geworden, und was geschieht? Die Unterslützungs- gemeinde schreibt eines Tages, sie wolle das Pflegekind dort unterbringen, da sich ein Unterkommen gegen monat lich 5 Mark gefunden habe. Das Kind könne jetzt etwas arbeiten. Die alte Frau lebt in sehr kärglichen Verhält nissen, weshalb sich das Armenamt ihres Wohnsitzes für sie bei der Unterstützungsgemeinde verwandle unter dem Hinweis, daß die arme Frau das Kind von dessen erstem Atemzuge an bisher doch für eine sehr geringe Beihilfe ordentlich erzogen habe, trotzdem sie selbst unterstügungs- bedürstig sei, und daß es rücksichtslos erscheinen müsse, ihr das Enkelkind jetzt, wo dieses etwas herangewachsen sei. zu entleihen. A' dererseits könne sie aber auch die 3 Mark monatlich nicht missen. Als Antwort hierauf traf nun eine Postkarte ein, die nichts als Tag und Stunde der Abholung des Pslegekindes durch die Unlerstützungs gemeinde enthielt. Die Folge war, bah die arme Groß mutter unter Tränen bat, ihr das Mädchen bei monatlich 5 Mark Beihilfe auch weiter zu belassen, was ihr schließ lich gnädigst zugebilligt wurde. Also um sener Dorf gemeinde auf einige Jahre monatlich 3 Mark zu er sparen, wollte man die Großmutter von dem Enkelkind, das ihr ans Herz gewachsen ist, und für das sie gedarbt hat, trennen. Ob das wohl für das Kind, wäre es soweit gekommen, gut gewesen wäre? Ob es bei ihm den Familiensinn, dessen Schwinden im deutschen Volke von Einsichtigen bitter beklagt wird, hätte erstarken lassen? Und ob der alten Großmutter, die an sich nicht gesund ist, der Harm die letzten Lebenslage verbittert hätte! Alles das war belanglos, wenn nur jene Armenpflege monat ¬ ist es der Königlichen Amtshauptmannschaft bekanntlich möglich gewesen, ein Netz von Auskunfts- und Für sorgestellen für Tuberkulöse über den Bezirk der Königlichen Amtshauptmannschast Dippoldiswalde auszu breiten. Solche Auskunstsstellen wurden bislang er dichtet in Dippoldiswalde, Glashütte und Posscndorf (im Anschluß an die Sprechstunden des Albertzweigvereins), sowie in Altenberg, Frauenstein, Geising, Kreischa, Lauen stein und Rechenberg. In Dippoldiswalde stehen die Herren Königlicher Bezirksarzt vr. meck. Endler, vr. meck. Giebler und vr. meck Voigt, in Altenberg Herr Saniläts- rat vr. mecl. Haase, in Frauenstein Herr vr. meci. Ullrich, in Geising Herr praktischer Arzt v. Dieskau, in Glashütte die Herren vr. meci. Hellner und praktischer Arzt Nagel, in Kreischa Herr vr. meck. Pohl, in Lauenstein Herr vr. meck. Hausmann, in Possendorf Herr vr. meck. Lau und in Rechenberg-Bienenmühle Herr vr. meck. Schneider den Bewohnern des Bezirks zur unentgeltlichen Auskunft in Fragen der Tuberkulose zur Verfügung. Diese Be ratung findet in Dippoldiswalde, Glashütte und Possen dorf jeden Mittwoch in der ärztlichen Sprechstunde des Albertzweigvereins, in Altenberg, Frauenstein, Geising, Kreischa und Lauenstein jeden I. Mittwoch im Monat und in Rechenberg-Bienenmühle jeden l. Montag im Monat bei den genannten Herren Aerztcn statt und zwar nachmittags von 2—3 Uhr, ausgenommen Glashütte, hier von lO —ll Uhr. Die Herren Aerzte haben sich aber freundlicher Weise für dringendere Fälle auch an jedem anderen Tage während ihrer regelmäßigen Sprech stunden zur unentgeltlichen Beratung bereit erklärt. In denjenigen Orten, in denen Auskunfsstellen errichtet sind, sind s. Z. zugleich Ortsausschüsse gebildet worden, die die notwendig werdenden Fürsorgemaßnahmen in die Wege leiten. Dippoldiswalde. Herr v. Tümpling, charakteris. Major z D. und Bezirksofsizier beim Landwehrbezirk Pirna, Meldeamt Dippoldiswalde, wurde mit der Er- laubnis zum Tragen der Uniform des l. Jägerbataillons Nr. 12 zum Kommandeur der Erziehungsanstalt in Klein- Struppen ernannt, während Herr Hauptmann z. D. v. Schulz beim Landwehrbezirk Schneeberg zum Land wehrbezirk Pirna, Meldeamt Dippoldiswalde, versetzt wurde. — Mit dem früheren Eintritt der Dunkelheit mehren sich die Fälle, in denen man abends auf den Straßen und Chausseen Radfahrer trifft, die ihre Maschine ohne Be leuchtung fahren. Sie bringen dadurch sich und andere in Gefahr und machen sich strafbar. Wer von den Sicherheitsorganen bei der Dunkelheit auf unbeleuchtetem Rade angetrosfen wird, hat ein Straf,nandat zu erwarten. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder I auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 2. Dekade Sept. 1911; Vereinigte Weißeritz: beob. 22, norm. 16, Abwchg. -s-6; Wilde Weißeritz: beob. 22, norm. 19, Abwchg. -f-3; Rote Weißeritz: beob. 22, norm. 19, Abwchg. -f-3; Muglitz: beob. 20, norm. 19, Abwchg. -f-1. — Auch in den Michaelisferien wird der Freiberger Erzgebirgsverein eine Schülerwanderung veranstalten, die auf drei Tage berechnet ist. Unter Führung der Herren Lehrer Weichhold und Böhme soll die Wanderung am 2. Oktober, früh 6 Uhr, von der Jakobikirche aus be ginnend, über Veerwalder Mühle nach Dippoldiswalde führen. Das Ziel des folgenden Tages ist Altenberg, das über Glashütte, Bärenstein, Lauenstein erreicht wird. Am dritten Tage wird die Wanderung über Schellerhau, Hermsdorf nach Nassau fortgesetzt, von wo die Heimfahrt mit der Bahn erfolgt. — „Und das im Zeitalter der Humanität?" möchte man kopfschüttelnd fragen bei Betrachtung des folgenden Zalles, der sicher nicht einmal vereinzelt dasteht. Lebt )a in einer sächsischen Stadt eine bejahrte, unbemittelte Witwe zusammen mit einem Enkelkind, einem Mädchen, das sie seit seiner ersten Lebensstunde in Pflege hat. Die Mutter des Kindes, ihre Tochter, ist tot. Das Kind, un- ehelich geboren, hat armenrechtliche Ansprüche an eine Geheime Gewalten in Rußland. Nach der jüngsten Greueltat der Ermordung des Ministerpräsidenten Stolypin durch den Lockspitzel der russischen Geheimpolizei Bagrow stellt sich sowohl die russische Regierung als auch das russische Volk die ernste Frage, was nun geschehen soll, denn in ganz Rußland besteht das Verlangen, aus überlebten und rückständigen Zuständen heraus zu einer Reform des ganzen öffentlichen Lebens zu gelangen. Verkehrt würde es daher sein, die furchtbare Tat Bagrows nur als das wahnsinnige Ver brechen eines verkappten Anarchisten anzuiehen, zumal der Mörder Bagrow ein gebildeter Mann ist und das Ver trauen seiner Auftraggeber besaß. Es muß daher in einer genauen Beurteilung der russischen Zustände angenommen werden, daß ein wichtiger und gebildeter Teil des_russischen Volkes in den Maßnahmen der Regierung und in der Behandlung der Duma seitens der Minister keinen Fort schritt, sondern nur eine Reaktion gegenüber der im Volke vorhandenen Reformbewegung erblickt, und daß die Un zufriedenen geheime Gewalten organisiert haben, die mit dm Mitteln des Schreckens die Regierung zu zeitgemäßen Reformen zwingen wollen. Die radikalen russischen Oppo sitionsparteien, mochten sie nun ihre Anhänger in den höchsten Kreisen oder im Volke haben, bedienten sich stets der Organisation geheimer Gewalten. Dies kann aus der russischen Geschichte haarscharf bewiesen werden. Und die Organisation dieser geheimen Gewalten fand deshalb in Rußland statt, weil jeder russische Politiker und Vorkämpfer für Reformen, wenn er offen für seine Bestrebungen ein trat, stets riskierte, sofort verhaftet und nach Sibirien ver bannt zu werden. Dies wird in Rußland noch immer auf dem Verwaltungswege im angeblichen Interesse der Ruhe und Ordnung besorgt, und eine ordentliche lichter- liche Entscheidung gibt es in solchen Fällen nicht Die herrschenden Männer in Rußland fühlen auch ganz deutlich heraus, daß die unzufriedenen Parteien die geheimen Ge walten im Lande wieder organisiert haben, denn sowohl der reaktionäre Verband echt russischer Leute als auch die gemäßigt konservative Partei der Okiobristen haben in großen Aufrufen soeben alle Männer der Ordnung in Rußland aufgefordert, sich zu vereinigen, um die Parteien der Linken, welche den Staat bedrohen, bis auf das Messer zu bekämpfen. Man sieht aus solchen Kundgebungen, daß die Bildung einer wirklich liberalen Partei in Ruß land noch so gut wie gesetzlich verboten ist, denn wenn dieselbe offen und deutlich mit ihren Führern heroortritt, so besteht für sie die Gefahr, daß sie entweder nach Sibirien verbannt oder von den fanatischen Anhängern des Ver bandes echt russischer Leute totgeschlagen werden. Man würde daher einen großen Fehler begehen, wenn man die an sich so beklagenswerte Ermordung des verdienst vollen Ministerpräsidenten Stolypin nur als eine rein anarchistische Untat ansehen wollte. Die wahre Ursache dieser Schreckenstat liegt vielmehr in den durchaus unver söhnlichen politischen Parteiverhältnissen Rußlands und in der rücksichtslosen Unterdrückung jeder großen Reform- bewegung, die aus den Kreisen des Volkes selbst kommt. Die entwickelten europäischen Kulturvölker geben sich ja auch gar keiner Täuschung über die Bedeutung der russischen Volksvertretung hin, denn diese russische Duma ist in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung weiter nichts als wie ein Werkzeug der immer noch allmächtigen Regierung. Wie kann aber auf solche Weise zwischen der Regierung und der Volksvertretung eine Verständigung über die not- wendigen Reformen im Lande erfolgen! Die geheimen Gewalten in Rußland werden daher so lange ihr Wesen treiben und die russischen Minister in Schrecken setzen, so lange es in Rußland nicht gestattet ist, ein offenes und freies Wort über die Schäden in der Verwaltung und über die Notwendigkeit von zeitgemäßen Reformen ^u sprechen. Humanität! — Denkt man da nicht unwillkürlich an „Onkel Toms Hütte" und ähnliche Erzählungen; an jene herzerschütternden Szenen auf den Stlavenmärkten, wo das Kind sogar von der Mutter getrennt wird von grau samen, gefühllosen „Christen" um schnöden Geldes willen. Schmiedeberg. Nunmehr geht die Bautätigkeit in der Villenkolonie des hiesigen gemeinnützigen Bauvereins zu Ende. In der kurzen Zeit von Mai bis September sind 20 Gruppenhäuser mit ca. 80 schönen Wohnungen unter Dach gebracht worden. Ein Teil der Wohnungen ist bereits bezogen worden oder ist bezugsfertig, nur noch in einigen Häusern ist der innere Ausbau zu vollenden, was in kurzer Zeit ausgesührt fein wird. Die Gärten werden cingezäunt, in einigen ist schon gearbeitet und sind die ersten Anpflanzungen vorgenommen worden. Die ganze Anlage sieht recht schmuck aus, alles ist zweckmäßig eingeteilt, die Wohnungen sind schön und geräumig und die Ausführung ist in jeder Weise solid. Einer alten Sitte entsprechend wurde am Sonnabend, den 23. d. M, allen am Baue beschäftigten Handwerkern und Arbeitern vom Bauverein ein Fest bereitet, das Richtfest. Nach Feier abend um 4 Uhr versammelten sich alle in der geräumigen Baukantine Die meisten Unternehmer waren zugegen oder wurden durch einen ihrer Angestellten vertreten. Vom Bauverein waren einige Herren vom Vorstande er schienen. Es wurden vorerst, wie bei solchen oder ähnlichen Anlässen üblich, einige Reden gehalten, worauf sich alle den dargebotenen Genüssen Hingaben. Der Wirt der Kantine, Herr Lindner, hat sich der Aufgabe gewachsen gezeigt, alles Dargebotene war vortrefflich. Dem gespendeten Freibier wurde kräftig zugesprochen. Einige Teilnehmer erheiterten das Zusammensein durch Vorträge. Jedem Beteiligten wurden Zigarren verabreicht, außerdem je ein buntes Taschentuch. In der einen Ecke desselben war ein Geldstück eingebunden. Nach mehrstündigem fröhlichen Beisammensein wanderten olle ihrer Heimat zu und nahmen eine angenehme Erinnerung an froh verlebte Stunden im Kreise aller Betriedskollegen mit, hoffend, nächstes Jahr ein gleiches Fest feiern zu können. Zinnwald. Wie erst jetzt bekannt wird, sind bei dem am 25. Juli durch Blitzschlag entstandenen Schadenfeuer weffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Donnerstag, den 28. September 1911, vormittags l/212 Ahr, in der Schule zu Glashütte. Die Tagesordnung hängt im amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäude aus. 376. Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 21. September 1911. Inserate werden mit 11 Pfg., solche aus unserei Amtshauptmannschast mit 17 Pfg. die Spaltzetl« oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Sette (nm von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. M Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserat» mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, bl redaktionellen Teile, dl Spaltenzeile 30 Pfg. Mit achtseltigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswkrtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. .welberitz-ZeltunL"' «scheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denNbenden ausgeaeben. Preis vierteljährlich 1M. M Pfg-, zweimonatlich 34 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummcm LO Pfg. - Alle Postan- statten, Postboten, sowie ÄnjsreAusträger nehmen Bestellungen an.