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»«. »s für UnterhMW M Geschäftsverkchr. Mitredacteurr Lheo-or Lrobtsch. (V Freilaa, den 1. April 1864. U»ret^e« t. Mrs. Blatt», »a« jetzt.»1v,Ol)v < veivt. finden »in» Dresden, den 1. April. — Se. König!. Maj. hat den praktisLen Arzt vr. moä. Bernhardt Hirsche! allhier gestattet, da- von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schaumburg-Lippe ihm verliehene Prädikat als Sanitätsrath in hiesigen Landen zu führen, ebenso dem Bice-Consul Wilhelm Groß zu Rio Janeiro die Erlaubviß er- theilt, das ihm von Sr. Kaiserlich Brasilianischen Majestät verliehene Ritterkreuz des Ordens der Rose annehmen und tragen zu dürfen. — Die Erste Kammer hat gestern Sitzung gehalten und ln derselben das Ausgabrbudget für das Departement der Fi nanzen erledigt. Sämmtliche Postulate sind bi- auf einen Ab strich von 100 Thlr. nach der Regierungsvorlage bewillig worden. — j- Prozeß Schindler und der Diebstahl im -i statischen Museum. Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 31. März. Eine große Menschenmenge strömte heute duröj die Landhausstraße nach dem GerichtSsaal; jener Diebstahl sollte abgeurtelt werden, der so lange das Publikum interessirte. Der bqgl war Kopf an Kopf gefüllt und namentlich war wiederum die Damenwelt, wie immer bei solchen Gelegenheiten, stark ver treten. Nach 9 Uhr trat der Angeklagte ein, eine jugendliche Gestalt von 25 Lebensjahren. Friedrich Wilhelm Schindler ist -u Lommatzsch geboren, Sohn eines verstorbenen Müllers da- .bst und selbst von Profession Müller. Er diente als Gesell, oiS er in da- Militär eintrat und dar geschah 1859. Seit einiger Zeit befand er sich in der II. Disciplinarklasfe. Er stand heim 3. Jnfanteriebataillon. Jetzt hat er seinen Abschieds Außer seinen Militairstrafen wegen geringfügiger Vergehen liegen keine Civilflrafen hinter ihm, namentlich nicht wegen EigenthumSver- gehen. Schindler tritt im Civilanzuge in den Saal. Glattge- schorneS, dunkles Haar marqüirt das ebenfalls marquirte, an genehme, etwas gelbliche Antlitz, in welchem ein schwarzer, mi litärischer Schnurrbart sitzt. Sein Anzug geht über seinen Gesellenstand hinaus, er ist nobel. Das starke, schwarze, stechende Auge ruht fest auf dem Gerichtshöfe, es wendet sich Nie in'S Publikum, nur manchmal schweift eS flüchtig über den Kopf deS VertheidigerS. Das Historische des Diebstahls ist bekannt aus früheren Referaten, ich gebe daher kurz aber wörtlich das kurze Verhör, das der Präsident mit ihm . angestellt, wieder. Pr.: Sind Sie geständig, am 5. November vorigen Jahres, Donnerstag Abends den im hiesigen historischen Museum im Zwinger begangenen Diebstahl verübt zu habet». S: Ja! Pr.: Haben ,Sie ihn allein verübt, oder war noch Jemand dabei? S: Ls war Niemand amt mir. Pr.: Um welche Stunde war «»? S : Etwa zwischen 7 bis 8 Uhr Abends. Pr: Wo tvakyr Sie denn zuletzt, ehe Sie nach dem Zwinger gingen? S.: In der Kaserne. Pr.: Sie sollen vorher in einer Wirihschaft auf dem Neumarkt gewesen sein? S.: Ja, Nachmittags, aber kurz Vor 7 Uhr nicht. Pr.: Hatten Sie denn schon früher den Ent. Muß zu dem Diebstahl gefaßt? S.: Nein, ich hatte es mir überlegt, ob dar leicht sei, aber den ich noch nicht. Pr.: Sie überlegten also im Allgemeinen vorher, ob sie leicht oder schwer in das Museum gelangen und dm Diebstahl begehen könnten? S.: Das habe ich früher einmal geäußert, diesen Abend aber fiel es mir bloS ein und ich kam auf die Idee, ob's nicht ginge. Pr.: Sie wollten sich asto an diesem Abend vorerst die Gelegenheit ansehen, ob sie zur Aul« führung Paste? S.: Ja! Pr.: Nun, geben Sie doch einmal ge nau an, wie Sie hineingekommen fiüd und wie Eie überhaucht den Diebstahl ausgeführt haben? S.: Ich ging auf die innere Seite des Zwingers — Pr.: (ihn unterbrechend) Ach, von der innern Seite? S. : Ja, von der inner« Seite an die Stelld, wo sich unter einem Fenster ein Springbrunnen befindet. A« diesem stieg ich hinauf, erreichte das Fenster, versuchte mit deal Finger das Fensterblei loSzumachen, es ging gut loS und da bei ging die Scheibe kaput. Nun war mir einmal die Gelegen heit geboten. Ich langte durch die Oeffnung und wirbelte dm Flügel auf. Pr.: Nun stiegen Sie «ln? Sch.: Ja! Pr.: Ast« weiter! S-: Ich hielt mich an, trat zufällig auf ein Querholz und stieg inwendig herunter. Pr.: Früher sagten Eie, daß die Querlage heruntergebrochen sei? S.: Ja, das Holz rutscht« ab. Pr : Der Abend des 5. November war ein sehr finsterer und stürmischer? S: Ja! Pr. : Hatten Sie sticht mit? V. r Nu ja, die Güsläterne leuchtete mir hell gmug. Pr.r Sie hatten aber Streichhölzchen? S.: Ja, die hatte ich. Pr.: Halten Sie die zu diesem Zweck mit? S.: Rein! Pr.: Warm Sie in den Lokalen bekannt? S.: Ja, ich war als Zuschauer einige Male darin. Pr: Hatten Sie schon da mals, als Sie sich darin herumführen ließen, die Absicht, dort einmal zü stehlen? S.: Nein. Kein! Pr.: Commandirt wartzfi Sie nicht da? S.: Nein. Pr.: Das historische Museum hat mehrere unverschlossene Zimmer? S: Ja! Pr: Hatten Sie darüber eigentlich einen Entschluß gefaßt, was Hie nehmen wollten? S.: Nein! Pr.: Aber doch wie Eie hineinstiegm? S.: Na ja, ich wollte Etwas nehmen, was werthvoll war, Pr.: Dachten Sie, daß Sie das leicht verkaufen könnten? S.: ' Nein. Pr.: An wen und wie wollten Sie eS verkaufet»? Wußten Sie das? S.: Nein! Pr: Die Gegenstände, di« Sie entwendet, liegen hier. Kennen Sie diesen silbernen Becher? S: Ja! Pr.: Wo stand der? S: Im ersten Saal! Pr.: Haben Sie diesm Dolch entwendet? S.: Ja! Pr : Wo war »er? S. (nach einigem Ueberlegen): Im dritten Saal. Pr: Auch diese Tabakspfeife? S.: Ja! Pr.: Da fehlt die Spitze! S: Ja. aber sie war ganz. Pr.: Von zwei Pferdegestellen habm Sie mit dem Dolch, wie Eie früher angaben, das Leder» eug mit dem Schmuck heruntergeschnitten. Ist das richtig Sch: Ja! Pr.: GS sind doch mehrere solche Reitzeug« ' warum nahmen Sie gerade diese zwei? S.r Ich hatte k besonderen Grund dazu. Pr.: Da» Metall und E »oben Sie abgemacht, das Lederzeug zerschnitten? V.r kr.: Wohin thaten Sie da» Leder? S.: Ich warf e» 1». Pr.: In die Elbe? S.: Jak Pr.r Weiter nicht»? S.j M»t Pr,; Wie km« «lie nm