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Nummer 62 Freitag, den 30. Mai WZ §2. Jahrgang Bekanntmachung SchweinezäßLung Zufolge einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern ist am Wegesperrung nicht geringe Rente zu, die ihm die baldige zahl schwere Einbrüche zur Last, die sie teils hier, teils in Hamburg ausgeführt haben dürften. Ottendorf-Moritzdorf, den 29. Mai 1913. Der Gemeindevorstand. vorzunehmen. Die Besitzer dec Schweine werden ersucht, den Herren Zählern ungehindert Zutritt zu den Gehöften zu gewähren und die erforderlichen Auskünfte bereitwilligst zu erteilen. Ottendorf-Moritzdorf, den 29. Mai 19t3. —— Der Gemeindevorstand. Wachau. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich vorgestern nachmittag gegen vier Uhr am sogen. Schafteich. Mehrere Kinder spielten am Rmde dieses Teiches, u. a. auch der 4 jähn,e Knabe Frömmel von hier. Der bedauernswerte Knabe stürzte ins Wasser und konnte von den umstehenden Kmdern nicht gerettet werden. Durch das Schreien der Kinder wurde ein junger Mann, der aus dem Fcloe in der Nähe arbeitete, aufmerksam und prang sofort in den Teich nach. Es gelang ihm jedoch nur den leblosen Körper des Kleinen an Land zu bringen. Die von dem soiort hinzugeruseneu Arzt angestellten Wieder- belebungkveriuche blieben leiaer erfolglos. Ter bedauernswerten Familie bringt man allseitiges Beileid entgegen. ^Radeberg. Als am Sonnabend abend ein in sehr schneller Fahrt von Pulsnitz kom- mender Krajtwagen an einem Milchgeschirr des Erblehngerichts Leppersdorf vorüberfuhr, scheute das Pterd. Der Milchwagen stürzte »m und wurde zertrümmert. Glücklicherweise wurde der Milchknlscher, der unter den Wagen zu liegen kam, nicht verletzt. Die drei Jn- mssen des Autos, die trotz Winkens des Kut schers ihre Fahrt nicht verlangsamt hatten, setzten ihre Fahrt in rasendem Tempo sor>. Dresden. Das Schwurgericht Dresden verurteilte den Arbeiter Richard Karl Lehmann aus Meißen wegen Raubes und versuchten Mordes zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechisverlust. Lehmann hat am 1. März in der Nähe von Meißen, wie wir damals ausführlich berichteten, den Vorarbeiter übe>fallen, durch Revolverschüsse und Messer- suhe verletzt und des für Lohnzahlungen be- stimmtenGeldes beraubt. Schön feld. Nachdem bereits seit Mo naten die Keppmühle vom Rockauer Netz mit elektrischem Strom versorgt wird, sollen jetzt außer unserem Ort noch acht benachbarte Ortschaften angeschlossen werden. In näch ster Zeit werden die Masten bis zum Meix und Borsberg stehen. Bautzen. Auf der Bahnlinie Bautzm— Königswartha ist gestern nachmittag */,4 Uhr in Naschwitz ein Arbeiter aus Bautzen über fahren worden. Dem Mann waren beide Beine abgefahren; außerdem hatte er schwere lopsverletzungen erlitten, so daß der Tod ürz nach dem Unglück eingetreten ist. Meißen. Einen eigenartigen Unfall er- itt gestern hier ein mit dem Teeren eines Fabrikdaches beschäftigter 26 jähriger Dach- deckergehilse namens Zieschang. Infolge Bruches einer Leitersprosse stürzte er aus etwa Z Meter Höhe ab, und zwar so unglücklich, )aß er mit dem Kopfe in das mit heißem Teer gefüllte Faß fiel, das unter der Wucht des Falles zerbarst. Der Verunglückte mußte nach dem Krankenhause geschafft werden. Großenhain. Eine elektrische Feuer- alarmanlage wird gegenwärtig vom städtischen Belriebsaml installiert, bei der 12 öffentliche Feuermelder und 34 Feuerwehrleute Anschluß erhalten. — Bei einer Ausschreibung sür Wegebau- arbeiten in einer Nachbargemeinde ist es zu folgender Submission gekommen t die gedachten Arbeiten sind auf 10 000 Mark veranschlagt, die Höchstforderung beträgt 22 792,56 Mark, die niedrigste Forderung 15 657,72 Mark. Die Arbeiten werden vergeben an die Firma mit dem drittniedrigsten Preiss, Langenberg. Im benachbarten Glaubitz wurde das einjährige Töchterchen des Müllers Voigt durch einen Hahn getötet. In einem unbewachten Augenblicke stürzte sich das wütende Tier auf das Kind und hackte ihm mehrere Male in den Kopf. Die Verletzungen waren so schwer, daß auch ärztliche Hilfe keine Rettung mehr bringen konnte. Leipzig. Einen guten Fang hat die Kriminalpolizei durch die Inhaftierung und Festnahme von drei gefährlichen Einbrechern gemacht, die erst vor etwa zehn Tagen von Hamburg mit zwei Frauenspersonen hier zu- gereist waren und in der Südvorstadt ge- meinschaftlich eine Wohnung bezogen hatten, wo sie sich unangemeldet aufhielten. Von hier aus führten sie ihre nächtlichen Streif züge aus. Die Festgenommenen, drei Leute un Alter von 20 — 22 Jahren, gebürtig aus Peine, Neustadt bei Koburg und Wien, sowie eine der Sittenkontrolle unterstellte 35 Jahre alte Frau aus Gcoß-Hartmannsdorf und eine stellenlose Kellnerin aus Hamburg, waren kaum hier eingetroffen, als sie auch schon ihr nächtliches Treiben begannen. Zu nächst waren es die in der Burgstraße ge stohlenen Pleureufen, die sie durch Einschlagen eines Schaufensters, welches sie vorher ange schnitten, erlangt hatten. Den größten Teil der Schmuckfedern hatte dann der Wiener nach Hamburg geschafft, wo er sie für einen Spottpreis an unbekannte Frauen verkauft haben will. Kurz nachdem er von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt war, erreichte ihn sein Geschick in einem Lokal in der Nähe des Hauptbahnhoss. Ferner hatten sie einen Ein bruch in ein Geschäftslokal in der Schiller- straße versucht, wobei sie aber gestört worden sind. Sie mußten hier mit leeren Händen abziehen. Nach Verübung eines Einbruchs in einem Schuhwarenladen in der Eutritzscher Straße, wobei sie etwa 30 Paar Schuhe er langt hatten, waren die anderen beiden Leute, die kriminell schon schwer vorbestraft sind, ermittelt und mit den Frauen, die Hilfe ge leistet hatten, festgenommen. Aller Wahr scheinlichkeit nach fallen dem Konsortium, Die Erbtante. Erzählung von Dr. C. Berger. Es klingelte. Erna eilte hinaus, sprach draußen einige Worte, führte jemanden in den Salon und kehrte gleich daraus wieder in das Wohnzimmer zu Dr. Artur Barnekow zurück. „Du, die Tante ist da", flüsterte sie. „Ich glaube, es ist besser, wenn sie Dich nicht sieht, sie wird wohl nicht lange bleiben. Ich muß ihr Gesellschaft leisten, da der Vater im Amt und die Mutter auf Einkäufe aus gegangen ist. Warte solange hier und unter« -alte Dich, so gut Du kannst". Gleich daraus verschwand sie wieder. Dr. Barnekow leistete der Weisung Folge. Er beschäftigte sich inzwischen mit einem Heft einer medizinischen Zeitschrift, das er sich mit gebracht hatte. Aber die Tante blieb noch länger, als Erna vorausgesetzt hatte, und er mußte nachhause, da seine Sprechstunde heran nahte. Wenn er auch erst kurze Zeit prakti zierte, einige gute Patienten hatte er doch schon und war viel zu gewissenhaft, um seine Sprechstunde zu versäumen. Er ging hinaus auf den Korridor und wollte sich gerade seinen Ueberzieher anziehen, den er dort abgelegt hatte, als auch die Tür des SalonS sich öff nete und Tante Agnes von Erna gefolgt er schien. „Ah, mein lieber Doktor, Sie hier?" er tönte ihre Stimme, „sind Sie hier bei meinem Bruder auch Arzt? Das würde mich sehr freuen, ich habe Sie auch schon allen meinen anderen Bekannten empfohlen, ich bin Ihnen wirklich dankbar, ganz bessnders auch sür die Empfehlung des Lievigschen Fleischextraltes. Er tut mir ausgezeichnete Dienste und ist viel billiger, als das enorm teure Fleisch. Da klagen die Leute immer über diese sürchterlichen Fleiichpreise. Es ist zu dumm. Warum machen die es nicht so wie ich und kochen auch mehr Gemüse unter Zuhilfenahme von Ltedigschem Fleischextrakt? Ich kann das gar nicht begreifen. Seit ich Ihrer Diätvorschrist gefolgt bin, fühle ich mich viel Wohler". Ohne ein Wort erwidern zu können hatte Artur ihren Redeschwall über sie ergehen lassen. Er wollte eben ihre Anerkennung mit einem bescheidenen Worte des Dankes erwidern, als sie schon wieder zu Erna gewandt, fortfuhr: „Und Du mein Kind, Du machtest ein fo entsetzliches Gesicht, als ich Dir von Dr. Baluschek sprach. Ich finde, daß er ein sehr netter junger Mann ist, und es würde mich sehr freuen, wenn auch Du dahin kämest, meine Ansicht über ihn zu teilen". „Aber das ist doch gar nicht Dr. Baluschek, liebe Tante, das ist doch Dr. Artur Barnekow". „Nein, da irrst Du Dich, liebe Erna. Ich habe Dir doch erzählt, daß er mir bei meinem Unfall behilflich war, und aus Wunsch hat er mir nachher seine Visitenkarte gegeben. Auf dieser aber steht groß und deutlich: Dr. Emil Baluschek". „Ah, nun erklärt sich mir Alles", rief jetzt Artur. Diesen Ueberzieher hier habe ich den ganzen Sommer über nicht getragen und als ich ihn im Frühjahr zum letztenmal angezogen hatte, fand das Rekontre mit Dr. Baluschek statt. Wir tauschten damals die Visitenkarte aus und ich steckte die seinige hier in die Billettasche meines Ueberziehers. Diese ist e» die ich der gnädigen Frau an Stelle der meinigen überreicht hatte". Wenige Tage daraus fand unter der Aegide der Tante Agnes die offizielle Verlobung Ernas mit Dr. Barnekow statt, und die alte Dame übernahm nicht allein die Aussteuer für ihre Nichte, sondern sie sicherte dem Braut paar auch noch eine sür ihre Sparsamkeit Oertliches und Sächsisches. Mttendorf-lvkrilla, 29. Mai M2. — Das erste größere Gewitter zog am Dienstag Abend in der 11. Stunde über unsere Gegend. Nach der großen Hitze am Tage herrschte in den Abendstunden eine schwüle Temperatur, die zum Abend zu Gewitterbildungen und später zu ziemlich starken elektrischen Entladungen führte. Ein Gewitterregen letzte ein und brachte der auSgetrockneten Erbe das ersehnte Naß Die Blätter und die Knospen draußen in der Natur reckten sich frisch empor und alle Pflanzen saugten den Regen begierig auf. Es war ein „Goldregen" sür die Vegetation, leider aber von viel zu kurzer Dauer. Von Blitzschäden blieb unser Ort glücklicherweise verschont. Aber aus der Umgegend wurden verschiedene Blitzschäden bekannt, so schlug der Blitz in einen Baum am Gasthof zum Grenadier in Schönborn In Lausa schlug der Blitz in die Licht anlage am Bahnhof, ebenfalls war in Medingen ein Blitzschlag in die Lichtanlage des Rittergutes erfolgt. — Vom Tode des Ertrinkens rettete am Dienstag der Straßenwärter Polster den Arbeiter Leuschner. L. war beim Wasser- schöpfen in die Röder gefallen und konnte sich nicht durch eigene Hilfe wieder heraus arbeiten. Lausa. Um eine ständige Lehrerstelle an hiesiger Schule, ausgeschrieben mit dem wiumnalgehatt und 400 Mark Wvhnungsgelo haben 44 Bewerber ihre Gesuche eingereichi. Dies beweist, daß noch kein Lehrermangel in Sachsen ist, welches gemeinschaftlich in einer Wohnung zu > , „ Hamburg g-haust hatte, noch eine ganze An-jHeirat ermöglicht«. Behufs Vornahme größerer Wegebauarbeiten wird die im Staatsforstreviere Okrilla gelegene Strecke des MsiWorf—lWiMitzer flominiiMMnrmgtt — Schneise 6 — auf die Zeit VvM 2. Juni bis mit 12. IM -. I. für allen Verkehr — welcher daselbst auf Schneise 7 und FlügelOverwiesen wird — gesperrt. Zuwiderhandlungen werden auf Grund von Z 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872 den Verkehr auf öffentlichen Wegen betr. mit Geldstrafe bis zu 30 Mark, ev. mit Haft belegt. Staatsforstrevier Okrilla, am 29. Mai 1913 Der Gutsvorfteher. r. Zimi L 3. Zählung der Schweine Amtlicher Teil. Freitag, den 30. Mai, abends 'st 9 Uhr öffenü. Kemeinderats-Sihung. Die Tagesordnung hängt am Amtsbrett im Gemeindeamt aus. tltung Darck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrill l. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-GkeAa. Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mark frei ins Haus, der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer za pfg. Erscheint am Dienrtag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. AN wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten„Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Für di« kletnspalttge 1t»rP«.G«üe der«« Raum zo Pf-. — Im UsttMtM für die kleinspalttge Petit-Heil« 2» Pf-. Anzeigenannahme bi« ,2 Uhr mtttqD. Beilagegebühr nach veretntarnnß.