Volltext Seite (XML)
Freitag / Sonnabend 28. / 29 Dezember Rr. 152 — 1923 — 82. Jahrgang. Des Kanzlers AeidnsMsgrutz Dr. Marx an da» deutsche Volk. Berlin, 26. Dez. Der Reichskanzler Dr. Marx richtet Ministerpräsident und ebenso der belgische Außenminister haben ien. Lier Friedensvertrag Pässe die Reparätionslast nicht scr wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands an. am lhr hat nan urch öieb und )der ülch gut ässe ade. cen° and '3" der als >uer rich Z65. erer Freigabe der Ruhreisenbahnen. Paris, 26. Dez. In Paris ist man, wie heute früh das „Echo de Paris" ausdrücklich betont, der Ansicht, daß die deutsche Regierung zumal mit ihrem letzten Schritte die Ab sicht hatte, die rheinländischen Sonderbündler durch die Er öffnung direkter Verhandlungen zwischen Berlin und Paris ohne ihre Heranziehung zu entmutigen. Der diplomatische Mit arbeiter der „Chikagv Tribune" glaubt zu wissen, daß, wenn die französisch-deutschen Besprechungen einen günstigen Fort gang nehmen werden, Primäre bereit ist, Deutschland die Eisenbahnen der Ruhr und des Rheinlandes wieder voll zur Verfügung zu stellen. Frankreich hehält sich indessen die formelle Kontrolle über das Transporffystem vor. Weiter beabsichtige der französische Ministerpräsident, eine wesentliche Erleichterung des an der Grenze zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet errichteten Zollsystems herbeizuführen. Streseman« Pariser Gesandter? Parrs, 26. Dez. Wie der Berliner Korrespondent des „Eclaire" versichert, soll Stresemann die Absicht haben, sich als deutscher Gesandter nach Paris zu begeben. Die Reichst«dexziffer am 22 Dezember. Berlin, 22. Dez. Die Reichsindexziffer für die Lebens haltungskosten beläuft sich nach den Feststellungen des statisti schen Reichsamtes für den 22. Dezember aus das 1150milli°- ardenfache der Vorkriegs eit. Gegenüber dem 17. Dezember ist demnach eine Abnahme von 1,1 v. H. zu verzeichnen. j beiden Geschäftsträger haben im Anschluß an die Besprechung ! die Auszeichnung über diese Fragen überreicht. Der französisch» Man werde niemals eine einmütige Anstrengung der deut schen Nation zur Reparationszahlung herbeiführcn können, wenn Deutschland nicht auf deren Erfolg vertrauen könne, und dieses Vertrauen müsse auch von der Finanzwelt außer- balü Deutschlands aeteilt werden. Die Vertreter zu Le« beide» Sachver- ftändigenausschüssen offiziell ernannt. Paris, 27. Dez. Die Repko hat gestern nachmittag die Mitglieder der beiden Sachverständigcnausschüsse -offiziell er nannt. Der erste Ausschuß, dem die Prüfung des deutschen Staatshaushaltes und die Stützung- der Mark obliegt, ist wie folgt zusammengefetzt: England: -Sir-e Robert Kindersley, Direk tor der Bank von England, Sire Stamp, Sekretär der Nobel werke, Frankreich: der Verwalter der französischen Hypotheken bank Parmentier, Alix, Professor an der Pariser juristischen Fakultät, Italien: Dr. Perrelli, Industrieller, der Professor an der Universität -von Bolonga Flora, Belgien: Hontat, Bankier und Abgeordneter, Efrancgui, Staatsminister und Vizegouver neur. Der zweite Ausschuß, der mit der Aufspürung der deut schen Auslandsguthaben beauftragt ist, enthält folgende Mit glieder: Vereinigte Staaten: Heinrich Robinson, England: der frühere Reichsfchatzkanzler Mac Kenna, Frankreich: Atthalin, Direktor der Dank de Paris, Italien: Dr. Alberti, 2. General direktor des Kreditv Italia-no, Belgien: Janssen, Direktor der belgischen Nationalbänk. Der erste Ausschuß wird sich am 14. Januar versammeln, der zweite Ausschuß am 21. Januar. Neue Wirtschaftsgefahr? Stehen wir nicht schon wieder am Anfang einer neue« Preissteigerung, rollte nicht schon wieder «ine »eu» Zeuerungswelle heran? Man hat viel Unfug mit dem Begriff der „Teuerrmg" getrieben; was wir durchlebt haben, war weit davon ent fernt, eine -echte" Teuerung zu sein, war vielmehr dieFolge davon, baß unsere Papiermark ständig an Kaufkraft verlor. Die Produktionskosten stiegen also nicht, sondern unser Geld wurde weniger Werl; vielleicht haben wir über haupt billiger —nach Goldmark berechnet —als früher pro duziert, weil der Lohnanieil an den Produktionskosten er heblich hinter den Löhnen zurückstand, die in den Ländern mit normaler Valuta gezahlt wurden. Die Einführung der Goldmarkrechnung ft, Deutschland schuf aber erst die Möglichkeit klarerKalkulterung, brachte aber gleichzeitig auch die Feststellung, daß wir in die bisherige Kalkulation eine Menge von „Nisikoprämien" hatten einführen müssen, die nur mit Hilfe der wertbestän digen Währung ausgeschaltet werden konnten. Diese Un sicherheiten in der Kalkulation hatten uns aber um ganz große Teile des Auslandsabsatzes gebracht, hatten dazu geführt, daß die einfacher und einwandfreier kalkulierende ausländische Industrie zubilligerenPreisen liefern konnte. Das Stocken unserer Ausfuhr ebenso wie das ständige Sinken der deutschen Kaufkraft hat wieder große Teile unserer Industrie lahmgelegt und uns die alte wirt schaftliche Wahrheit vor Augen geführt, daß nur eine voll beschäftigte Industrie wirklich billig arbeitet, ihre Pro duktion rentabel ist. Jede Betriebsstillegung schadet dem Gesamtnutzeffekt der Wirtschaft, verteuert die Produktion, weil die vorhandenen Produktionsfaktoren, also Maschinen »Md Arbeiter, feiern, nicht voll ausgenutzt werden. Rentabelwirtschaften — das heißt vor allem (über jede unproduktive Ausgabe ausschalten. Die verschie denen Risikoprämien sind ausgeschaltet, und schon dies hat ein leichtes Steigen des Beschäftigungs grades in unserer Wirtschaft hervorgerufen. Weil die Preise sanken. Hand in Hand damit ging aber auch der Abbau anderer unproduktiver Aus gaben, aber an andere kam die Wirtschaft rricht heran. Das sind staatliche Verpflichtungen, deren Kosten naturgemäß von den produktiven Ständen aufgebracht werden müssen in der Form von Steuern und Abgaben. Solange die Welt steht und Steuern entrichtet werden müssen, hat jeder versucht, sie auf „die andern" ab zuwälzen, und darum wirkt jede Steuer preissteigernd. Des wegen sind die Kosten des staatlichen Apparates von enor mer Wichtigkeit für die Wirtschaft, ist ihre Reduzierung eine Lebensfrage für die Produkrion. Sind nun die staatlichen Verpflichtungen fehr hohe, so werden die Preise eines solchen Landes, müs s e n sie bedeutend höhere sein als dort, wo solche Lasten nicht der Wirtschaft auferlegt sind. Aus uns liegen aber solche untragbar schweren Lasten, weniger sie des staatlichen Apparates selbst — obwohl durch dessen Abbau auch noch manches erspart werden könnte — als jene, die uns der Versailler Vertrag „bescherte". Das sind restlos unproduktive Ausgaben, die vom Einkommen niemals allein abgeleistet werden können. Am deutlichsten zeigt sich das daran, daß unsere Ausfuhr nach England stockt, weil der deutsche Produzent nicht die 26prozentige Einfuhrabgabe nach England tragen kann. Denn die Preise der deutschen Ware werden bei ihrer Einkalkulation viel zu hoch. Ebenso wird es nun ganz allgemein jetzt geschehen, wenn die Steuern und Abgaben, die uns die Steuernotver ordnungen der letzten Tage bescherten, auf die Preise — wenn auch nur zum Teil — aufgeschlagen werden, damit der Versuch einer steuerlichen Weiterwälzung gemacht wird. Natürlich werden die geringe inländische Kaufkraft und die Weltmarktpreise die Absicht einer vollen Überwälzung verhindern, werden den Unternehmergewinn zum Mittragen zwingen, aber doch nur zum geringen Teil. Noch läßt es sich nicht übersehen, ob diese neuen Lasten über haupt wirtschaftlich tragbar sind, d. h. durch den Ertrag der Wirtschaft herausgebracht werden können. Ob nicht zu ihrer Bezahlung Eigriffe in das Vermögen, also Hingabe von Betriebskapital und Einschränkung des Betriebes not wendig sind. Beides bedeutet natürlich wieder Preissteige rung. Weil die Produktionskosten steigen, ist das aber eine „echte" Teuerung. Die Weltmarktpreise sind 60 bis 70 26 über den Friedensstand emporgeklettert. Die wichtigsten Textilien sogar 150 A; aber wir fürchten, daß infolge der furchtbaren Belastung Deutschlands unsere Preise noch weit höher sein werden; was aber schließlich zum Zusammen bruch unserer Wirttcbatt Wren muk Dr Nr stlme Leitung für eilige Leser. * Eine neue Zusammenkunft Poincarös mit dem deutschen «eschäststrüger sand am Heiligen Wend statt. * Die Ermächtigung, bei Geschäften über die Lieferung von Waren und über die Bewirkung von Leistungen, ausländische Zahlungsmittel in Zahlung zu geben und zu nehmen, ist bis zum 15. Februar 1824 verlängert worden. * Die Berliner Börsen für Geld und Produtten blieben am Heiligen Abend geschlossen. Devisen wurden nicht notiert. * Eine Weihnachtskundgebung der Deutschnational-en VolkÄ Partei fordert alle ihre Freunde und Anhänger im Lande auf, sich der gefangenen und ausgewiesn»«n Opfer de- Kampfe- an Rhein und Ruhr Amerikanisches Artest zur Ruhrsrage. Deutschland muß Vertrauen gewinnen. Der ehemalige Beobachter der Vereinigten Staaten in der Reparationskommission Boyden hielt auf dem Jahresbankett der Gesellschaft Neu-England eine lange Rede, in der er die Besetzung des Ruhrgebietes uud die ganze französische Politik in der Neparaiionsfrage scharf verurteilt. Die Be setzung des Ruhrgebiets, erklärte er, werde die Zahlungs fähigkeit Deutschlands herabsetzen und die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens gefährden. Wenn diese Be setzung eine dauernde bleibe, werde Amerika eine Nück- iehr zu den politischen Methoden erleben, die es für auf- gegebcn gehalten habe. Er habe die Beschlagnahme des Ruhrgebiets niemals für nötig oder auch nur für nütz- ! i ch angesehen. Er halte sie auch jetzt noch für eine Ge fährdung des Friedens; aber ganz abgesehen von Erfolg oder Mißerfolg bedauere er sie, weil er sie für einen Ver tragsbruch ansehe, nicht nur im technischen Sinne, son dern auch im Sinne des Geistes des FHedensvertrages. Eine Herabsetzung des Betrages der deutschen Reparationszahlungen sei der erste zum Wieder aufbau Europas notwendige Schritt. In seiner Kritik der Ruhrbesetzung und der französischen Reparattonspolitik erklärte Boyden, die Erzwingung unmöglicher Forderungen durch militärischen Druck mache es für Deutschland unmög lich, zu zahlen, was es im anderen Falle hätte zahlen köm -m- nd- 50, ter .80, ine .60, .50, oh, .40, ,25, 50. ,20 06, lee Hoesch Ses pomcare. Berlin, 26. Dezember Der französische Ministerpräsident hat den dcutsckfen Ge schäftsträger, Botschaftsrat v. Hoesch, empfangen. Die Unter redung dauerte fast eine Stunde. Botschaftsrat v. Hoesch über mittelte eine Reihe von Anrcgimgen, die deu Zweck haben sollen, zu einem Abkommen im Rheinland und im Ruhrgebiet zu ge langen. Poincarö hat mit dem deutschen Geschäftsträger die einzelnen Fragen durchgcsprochen und erklärt, er werde sich mit der belgischen Regierung'und auch mit den in Betracht kommen den Organen, d. h. mit der Rhrinlandskommission und den Bcsetzilugsüehörden in Berüindung sctam. Nach dem notwen digen Meinungsaustausch werde dem deutschen Geschäfts träger seine Antwort zukommeu lassen. Die Unterredung ver tief in koz-lautem Tone. Botschaftsrat v. Hoesch hat eine Niederschrift zurürkgelassen, in der die Fragen erläutert wer den, über die mit dem französischen Ministerpräsidenten der- . ljaudeltr. Fast M gleicher Zeit hat der deutsche Geschäststräge» in Bxüfsel eine ähnlich« Demarche beim belgischen Minister Ändern, Jaspar, unternvMren. Deutschland und besetzten Gebiet. Beamtenadba-u und Er schließung neuer Steuerq-uellen seien die wenig erfreulichen Gäben, die die -deutsche Regierung dem- Volke auf den Weih nachtstisch lege. Sie -seien aber notwendig geworden, wenn der Staat gereitet werden soll. Zu den inneren Maßnahmen aber müsse eine Gesundung der -deutschen Verhältnisse von außen her treten. Das deutsche Volk wolle Reparationen leisten nach Maßgabe seiner Kräfte. So lange aber die wirtschaftliche Arbeit unter dem Drucke von Bajonetten stehe, so lange könne sie nicht erfolgreich und verdienftbringend gestaltet werden. Seinen W-eihnachtsgruß schließt der Kanzler mit solgenden Worten: Wir haben erneut unseren Willen zu ehrlicher vpfervoller Ver ständigung bekundet. Mit uns richten sich die Aägen ganz Europas, der ganzen Welt, dorthin, wo es sich erweisen muß, vb auch auf dec Gegenseite der aufrichtige Wille zur Heilung der durch den Krieg, und seine Folgeerscheinungen geschlagenen Wunden lebendig ist. Wir sind ein besiegtes Volk, aber ein großes Volk, das leben will, weil es ein Recht auf Leben, Arbeit und Wohlstand hat! Wir erwarten -von der Gegenseite das offene ehrliche Wort der Bereitwilligkeit zur Verständigung. Wir erwarten aber vor allen -endlich eine Tat -der Verständigung. Es geht nicht nur u-m Deutschlands Not und Schicksal, es geht um den Frieden-, um die Ruhe ganz Europas. Wir Deutsche wollen die Zähne zusammenbeißen und uns sagen, daß nur der verloren ist, der sich selbst verloren gibt. Wir- wollen und müssen den Mut zum Leben behalten. Wir müssen, ob arm oder reich, zur Tat werden lassen das Wort: Arbeiten und nicht verzweifeln! ischen Paris und Brüssel und, soweit amH andere Mliierte beteiligt seien-, auch mit diesen erzielt sei. Amtliche deutsche Meldung über die Weihnachtsdemarche in Paris u Brüssel. Berlin, 26. Dez. Die deutschen Geschäftsträger in Paris und Brüssel haben bei ihrer neuen Weihnachtsdemarche - in Paris und Brüssel vom 24. Dezember die Vorschläge der Reichsregierung für die Herstellung eines Modus -vivendi in den besetzten- Gebieten näher präzisiert. Wie bereits von Agenzia Havas und Agenze Belquie gemeldet wurde, handelt es sich dabei um die Frage des Wirtschaftsverkehrs des besetzten Gebietes mit dem unbesetzten Deutschland und mit dem Ävs- lande, um Geld und Währungsfrag-sn, insbesondere die Er richtung einer rheinisch-westfälischen Notenbank, um Fragen der Rheinschiffahrt und -des Eisenbahnverkehrs, sowie um Fragen der allgemeinen Verwaltung und Gesetzgebung. Die durch Radiosunkspruch einen Weihnachtsgruß an das deutsche ! versprochen, die Aufzeichnung zu beantworten, nachdem ein« Volk, indem er zunächst dem Auslande seinen Dank dafür aus- s Verständigung zwis spricht, daß es mit der Not des darbenden deutschen Vdlkes Verständnis und Mitgefühl empfinde und nach Kräften zur Linderung der Nvt in Deutschland beitragt. Er gedenkt weiter der deutschen Landsleute, die heute noch- in Gefängnissen schmach ten, weil sie ihr Vaterland nicht verraten wollten, der Beamten und Bürger, -die aus ihren Wohnsitzen vertrieben wurden, sowie der Not des deutschen Mittelstandes, -der Beamten, Arbeiter und der vielen Erwerbslosen und Kurzarbeiter im unbesetzten- Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen des Amtsgerichts u. Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. VilsdlMÄMa« Fernruf Wilsdruff 6 / Postscheck Dresden 2640 Früher: Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Srlcheinl bi« auf wei-ere« nur Montag«, Mittwoch« u Freitag« nachmittag« 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Gelbstabboluna f. die Wiche v. 24.12.-M. 12. -vo Milliarden. durch unsere Austräger zugetragen in der Stadt 520 Milli arden auf dem Land- 550 Milliarden, durch die Poti mouatllch entsprechend. Alte postanstalten und potiooten sowie ,nl-re Austräger und Geichästsllellc ncbm-a itdcrzeit Bestellungen entgegen, Zm Salle höherer Gewalt, Krieg -der sonstiger Betriebsstörungen da« der Lester er ,-inen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreises. Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzelle 20 Goldpfennig, die z gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- psennig, die Z gespaltene Reliamezeile lm textlichen Teile der Zeitung so Goldpfcnrig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpfennlg. Vorgeschriebene Srscheinungslage u. plahvorschristcn werden nach Mögiichteit b-rücksichligt. Anzeigenannahme bi« vormittag« 1V Uhr, Für di- Richiigleit der durch Fernruf übermiitellen Anzeigen übernedmen wir leine Garaniie. Zeder Raball anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Kontur« gerät.