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Wchmtz -MW Jnjerale, welch« bei der bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 1V Pfg. di« Spaltenjeile «der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Bit „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , - > s UN n an IN 1 6 II I All fiir die KSnigkiche Amtshaupimamschast DiPpoldiswalde sowie M du Migllchen Amtsgerichte Md die Stadträthe zu Dippoldiswalde und IrauenMn Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 58. Donnerstag, den 17. Mai 1888. 54. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 14. Mai. Bei der unmittel baren Annäherung Pfingstens, des „lieblichen" Festes, wie es Altmeister Goethe bezeichnet, werden allerseits Reise- und Ausflugspläne geschmiedet und die Straßen, die man ziehen will, um sich in der neuerwachten Gotteswelt zu erquicken, ost in weiter Ferne gesucht, während das Schöne oft so nahe liegt. Und das ist gewiß erfreulich, da es nur Wenigen beschicken ist, über Zeit und — Geld ohne Weiteres verfügen zu können. Wir würden uns nun selbst im Lichte stehen, wenn wir nicht auch für unsere Gegend, insbesondere für unsere Stadt ein Wort der Empfehlung anbringen wollten bei Denen, die in einer Tagesparthie sich zu Pfingsten einen wenig anstrengenden, aber wahrhaft ergiebigen Genuß verschaffen wollen. Wenn auch unser Vorschlag nicht für unsere Mitbürger, sondern zunächst für Dresdner Touristen geschrieben sein soll, so werden jene doch voll und ganz bestätigen müssen, daß ein Ausflug, wie wir ihn in Folgendem Vorschlägen, werth ist, ausgeführt zu werden und gewiß wünschen, daß recht viele unserer Weisung Folge leisten mögen. Wer Sonnabend, Pfingstheiligabend, mit dem Abendzuge 7,so in Dresden mit Tagesbillet nach Dippoldiswalde fährt und hier übernachtet, der kann am Pfingstsonn tage von Morgens 6 öder 7 Uhr an bei einem Spaziergange durch das Bödichen über Berreuth, wo ein guter Kaffee zu bekommen ist, Waldluft und Mor- genconcert unserer Waldsänger cou umoro genießen und bequem >/s9 Uhr auf dem Bahnhofe sein, um 3/«9 Uhr nach Schmiedeberg abzudampsen. Wer erst Sonntag früh 6,ss von Dresden abfahren kann, er reicht, ohne in Dippoldiswalde aussteigen zu müssen, dasselbe Ziel. Von Schmiedeberg aus, wo in der „Post" und im Gasthof gefrühstückt werden kann, ge- müthlicher Spaziergang ins idyllische Pöbelthal bis Niederpöbel, zurück nach Naundorf, von wo V,11 Uhr der Zug zurück geht nach Dippoldiswalde. Hier nach Ankunft gegen 11 Uhr gemüthliches Frühstück in der altdeutschen, trefflichen Weinstube des Herrn Dreßler, und hierauf Mittag in „Stadt Dresden", „Rathskeller", „rothem Hirsch", „goldnem Stern" oder Bahnhosshotel. Nachmittags 2 Uhr Spaziergang durch den Wald über die Steinbrüche (Aussichtsthurm) in die Rabenauer Mühle (bei Oelsa Barbarakapelle) wo man bequem, allen Aufenthalt unterwegs gerechnet, '/r5 oder 5 Uhr ankommen kann. Um 7 Uhr geht der Zug zurück nach Dresden. Wer den 8,,° aus Kipsdorf, 9,,i aus Dip poldiswalde abgehenden Extrazug benutzen will, der kann die Tour bequem nach Kipsdorf ausdehnen, und an den angegebenen Orten einen entsprechend längeren Aufenthalt nehmen, wird aber in beiden Fällen ge stehen müssen, daß wir ihm eine genußreiche und nicht kostspielige Tour vorgeschlagen haben. — Wir werden es uns wiedersagen. — Wir wollen nicht verfehlen, darauf aufmerksam zu machen, daß das Lutherfestspiel von Hans Herrig für unsere Volksbibliothek neu angeschafft ist und zur Ausgabe gelangen kann. Dippoldiswalde. Seit der stattgesundenen Er öffnung der Funke'schen Steinbruchsrestauration steht auch dem Publikum der König Johann-Thurm wieder zur Benutzung. Gerade jetzt, wo die Natur ihr schönstes Kleid angelegt, bietet sich vom Thurm aus ein Herz und Seele erhebender Ausblick. Das schon am Fuße des Thurms nach Ost und Süd sich darbietende freundliche Bild vervollkommnet und er weitert sich auf ThurmeShöhe zu einer prächtigen Rund schau, die nur in der Richtung nach Rabenau durch ein kleines Stück Waldung (übrigens schlagreiseS Holz) unwesentlich unterbrochen wird. Außer den zahlreichen nähergelegenen freundlichen Orten, Bergen und Ge birgszügen grüßt unS von weiterer Ferne unser« Nach barstadt Frauenstein mit ihrer imposanten Schloß ruine; »vir erblicken weiter die Orte Naundorf, Ober carsdorf, Röthenbach, Beerwalde, die Kirchen von Pretzschendorf, Sadisdorf und Reinhardtsgrimma, Ober cunnersdorf, Klingenberg, Lübau, Börlas, Spechtntz, den Tharandrer Wald mit Thurm, die Höhenorte Spechtshausen, Porsdorf, Alberthöhe bei Rabenau, den Lerchenberg mit dem vor ihm gelegenen Orte Wen dischcarsdorf; in weiterer Entfernung den Kolmberg bei Oschatz und die hohe Esse von den Muldener Hütten bei Freiberg, dann den Keulenberg bei Königs brück, den Porsberg und die Elborte Zaschendorf, Schönfeld, Weißig mit Kirchen, den Valtenberg; in östlicher Richtung erheben sich weiter die Herolde der Sächsischen Schweiz: Königstein und Lilienstein, Pabst- stein, Pfaffenstein, Zirkelstein, die Tyssaer Wände; auch „hohe Liebe", der Jeschken, die böhmischen Berge: Rosenberg, Schneeberg, Sattelberg und Mückenberg und die böhmischen Orte Ebersdorf mit Kirche und Streckenwalde sind, bez. mit Hilfe des Fernrohres sicht bar. Noch eine große Anzahl Punkte und Orte giebt uns die neuerdings vervollständigte Orientirungstafel an, die alle zu nennen zu weit führen würde. Wir hoffen aber mit den gegebenen Andeutungen den Be such des König Johann-Thurmes, der übrigens zweifel los eine Zierde unserer Stadt bildet, in empfehlende Erinnerung gebracht zu haben. — Ansteckende Thierkrankheiten sind im Monat April in der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde nicht aufgetre: - — Während das Reichsgericht der Ansicht ist, daß es lediglich von dem Willen des Inhabers einer Restauration abhängt, einem Gaste Aufnahme zu ge währen oder zu verweigern und demnach der wider ein Verbot des Gastwirlhs im Lokale Verbleibende eines Hausfriedensbruchs sich schuldig mache, hat sich das Oberlandesgericht in Dresden auch neuerdings dahin ausgesprochen, daß der Wirth erst dann dem Gast das Lokal verbieten dürfe, wenn Letzterer hierzu durch sein Verhalten genügenden Anlaß gebe. Ge nügender Anlaß sei nicht nur dann vorhanden, wenn der Gast die gesetzliche Ordnung im Lokale störe, son dern auch, wenn er dem Wirthe selbst durch ungehöriges Benehmen lästig falle. Da das Oberlandesgericht in der Revisions-Instanz bei dem Vergehen des Haus friedensbruchs entscheidet, so ist die angeführte Ansicht beachtenswerth. — In letzter Zeit sind wieder mehrfach aus den Personenzüqen von Reisenden Gegenstände, insbeson dere leere Flaschen zum Fenster hinaus geworfen worden. Im Hinblick auf die hiermit verbundene Ge fahr der Verletzung von Personen untersagt die Kgl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen in einer besonderen Bekanntmachung das Hinauswerfen' von Gegenständen aus Eisenbahnzügen auf Grund von 8 53 des Bahnpolizeireglements für die Eisenbahnen Deutschlands vom 30. November 1885 ausdrücklich und weist gleichzeitig noch darauf hin, daß Zuwider handlungen gegen die Anordnungen der Bahnverwal tung, sofern nicht nach den allgemeinen Strafbestim mungen eine härtere Strafe verwirkt ist, nach § 62 des Bahnpolizeireglements mit einer Geldstrafe bis zu 100 Mark geahndet werden. — Zur vielbesprochenen Angelegenheit der Spiri- tus-Denaturirung betont jetzt die „Chemiker-Zei tung" in einer längeren Darlegung, daß so manche Klage über das Denaturirungsmittel in der schlechten Qualität des zur Verwendung gelangten Spiritus be gründet sei. Anfang Oktober des vorigen Jahres, wo es galt, die Vorräthe von Spiritus entweder zur Nach, steuer oder zur Denaturirung anzumelden, habe es be sonders nahe gelegen, den schlechten, übelriechenden und fuseligen Spiritus, den sogenannten Vor- und Nachlauf, zur Denaturirung zu bringen, um die Nach steuer zu sparen. Daß dann die üblen Eigenschaften solcher Maare auf das Denaturirungsmittel abgewülzt wurden, könne nicht überraschen. Möchten deshalb die Verkäufer die gut gemeinte Mahnung beherzigen, nur fuselfreien, hochprozentigen, denaturirten Spiritus in den Handel zu bringen, und andererseits die Käufer darauf sehen, solchen zu erhalten. — In diesem Jahre werden aus dem Beur laubtenstande zu 12- bez. I3tägigen Uebungen einqezoaen von der Infanterie die Jahres - Klaffen 1878/79 — Jäger 1877/78 — Feldartillerie 1879 und 1881/82— Pionniere 1878/79 — Train 1881'82; und zwar werden die Mannschaften der Infanterie und Jäger vom 2. bez. 3. bis 14. Juli, von der Feld artillerie vom 11. bez. 12. bis 23, Juni beim 1. Re giment und vom 9. bez. 10. bis 21. Juli beim 2. Regiment, von den Pionnieren vom 28. bez. 29. Mai bis 9. Juni und vom Train vom 9. bis 25. Oktober üben. Außerdem werden aus den Jahres - Klaffen 1881/82 der Infanterie, Jäger, Feldartillerie, und Pionniere einzelne Unteroffiziere und Mannschaften zu längeren Uebungen vom 18. August bis 21. Sep tember einberufen. Die Ersatz-Reservisten üben wie folgt: 2. Uebung bei der Infanterie, Jäger, Feldar tillerie vom 15. September bis 26. Oktober, Fußar tillerie vom 29. Septbr. bis 9. November. 3. Uebung: Fußartillerie vom 1. September bis 28. September, Infanterie und Jäger vom 2. Juni bis 29. Juni. — Bekanntlich wird jedes Jahr nach der Be endigung der Manöver eine Anzahl von Soldaten auS dem stehenden Heere auf sogen. „Königsurlaub" entlassen, und zwar sind dies Soldaten, die erst eine zweijährige Dienstzeit zurückgelegt, sich aber während dieser Dienstzeit gut geführt haben. Solche Beur laubungen können von den Angehörigen beantragt werden, insofern der betreffende Soldat zur Unter stützung der Familie zu Hause dringend nothwendig ist. Derartige Anträge müssen bald bei dem Bürgermeister oder Gemeindevorstand des Heimathsortes angebracht werden. Alle später als am 20. Juni eines jeden Jahres eingehenden Anträge werden nicht mehr be rücksichtigt. Selbstverständlich müssen solche Anträge durch Thatsachen begründet sein. — Zu den gefährlichsten Feinden der Obstbäume gehört bekanntlich die Raupe des „Ringelspinners." Bei der nun zu erwartenden marinen Witterung ent wickelt sich dieselbe in ungeheuren Mengen, so daß -en Obstanlagen keine geringe Gefahr droht, wenn -er Verbreitung der Raupe nicht mit allen Kräften ent gegengetreten wird. Der Schmetterling legt seine Eier, welche grauweißen Perlen gleichen, ringelförmig um einen Zweig und klebt sie durch einen Leim fest zusammen. Die Raupen leben von Mai bis Juli in gemeinsamen Geweben auf allerlei Laubholz, besonders aber auf Obstbäumen. Die gegenwärtige Zeit ist die geeignetste, sie zu tödten, bevor sie sich zerstreuen. Sie verpuppen sich später in einem weichen, vom gelbem Puder durchdrungenen Gespinnste. — Das in den verschiedensten Gegenden Deutsch lands beobachtete asiatische Steppenhuhn soll unter jagdgesetzlichen Schutz gestellt werden. Auch in unserer Gegend scheint dasselbe sich aufzuhalten, wenigsten» sind Vögel beobachtet worden, von denen mit der größten Bestimmtheit, wenn auch nicht unbedingten Gewißheit behauptet wird, daß es Steppenhühner ge wesen sind. Reichstädt. Schon seit vielen Jahren geht die hiesige Kirchengemeinde mit der Absicht um, eine neue Orgel zu erbauen, da in der alten das Bälge- und Windladenwerk ganz schlecht ist. Infolge dessen gehen mindestens zwei Theile Wind verloren, aus welchem Grunde auch das volle Werk nur schwach klingt. Reparaturfähig sind die Bälge und Windladen nicht, und deshalb hat der Kirchenvorstand einfichtSvoller Weise beschlossen, von jeder Reparatur, deren Geld kosten weggeworfen wären, abzusehen und eine neue Orgel srbauen zu lassen. Da aber die Gemeinde be deutend- Lasten abzustoßen hat, soll erst ein Grund-