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Dresdner Journal : 07.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-07
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 07.06.1887
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W128 1887. Dienstag, den 7. Juni, abends. L«»»g»pr»t»« TLbrUob: .... IN U»r^ UMtttieb: 4 R»rlr 40 kt. Lür»«I»« Umiuvsr»: 1V kt rtuttd ä«, ä«vt»ct>sii Loiebo« tritt koot- aoä Nüuio. 4>KNoatx»»^»x»dü^i-«o, kür ä«» k»ai» «i»«r g»<ip»It»ll«l 2«1Iv ^I«u>«r SeUrikt SV?5. Ont« äi« 2«ile -0 kT. L«i D»d«U«i>- »oä 2iü««»»»t» e»t»pr. ^okxrU»^. Ln»ed»l»e» r Hallet» wit Ln«n»)im« äer 8oiu>- lloä koiortug« »d«»6^ kervsproeN ^nicUIu»»: Ur. tiSö. Dres-nerIanrnal. Für di« Gesamtleittm- verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteralur- und Kunstgeschichte. von L»Ktb»slU»^» «»M»rt», F>. Loi»iiu«ooLr so« vroxti»«« äoorvul»; N»»d»r» - I»rU» -WIE - l«p»t« >o»-Kr»»«vr» kr»g-7^tp«tg vr»««« ». L w»»«»E L»<1. -To««,' ?»rt» Lo»4o» -L«'U» ». N. - «»«U»rt: D«»0« «k 6o., >.rU»: lwrltt»: S. -?.«««» «»»»«,»: o. n»u« ». ».: /. L«vt -» 0o. U»r»»«r»v«r r Lvm^I. L»p»äLtio» äo» vroxto» ToonEl», OroxtsQ, Lviogoritr. Ho. >0 kerLiprovU-^Livllo««: Kr. 1VVL Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 7. Juni. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Se. Majestät der Kaiser schlief die letzte Nacht im ganzen gut, doch hat sich eine leichte katarrhalische Reizung der Logen eingestellt. Der Kronprinz besuchte vormittag- den Kaiser. Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Der König von Dänemark stattete heute dem Grafen Kalnoky einen längeren Besuch ab. . London, 7. Juni, früh. (W. T. B.) Da- UnterhavS nahm nach kurzer Debatte in zweiter Lesnug die Bill- über da- Einvahmebudget und über Vie Staatsschuld an. Sophia, ö. Juni. (W. T. B.) Die auSwärtS verbreitete Nachricht, daß daS Mitglied der Re gentschaft Sbiwkoff auf Befehl der übrigen Re- aentschaftSmitglieder in Sistowo verhaftet worden sei, entbehrt jeder Begründung. Sbiwkoff ist gestern abend in Familienangelegenheiten in Larna ringetrofftn. Dresden, 7. Juni. Zur Lage in Böhmen. Als l)r. Ladislaus Rieger kürzlich ermüdet von den im Reichstage zu Wien auSgestandenen Stra pazen in seiner behaglichen Wohnung in dem gut böhmischen Prag Ruhr gesucht hatte, erdröhnten seine Fenster von dem Lärm einer Katzenmusik, mit welcher die akademische Jugend den Parteiführer begrüßte. Ein seltsame- Zeichen der Zeit. Eher wäre eS glaub- . Haft gewesen, meint die „Neue freie Presse", daß die Neapolitaner sich wider den heiligen Januarius em pörten, als daß die Tschechen dem im fanatischen Deutschenhaß ergrauten Rieger eine Katzenmusik bringen würden. Aber in Böhmen hat sich vieles verändert und auch vr. Rieger hat sich geändert. 0r. Rieger bildet das bürgerliche Aushängeschild für den aristokratischen CeSky-Klub, aus welchem vr. Eduard Gregr hinauSgegangen wurde. „Graf Clam-Martinitz (starb am 5. Juni) zog dem Bären" (Rieger), sagt die „Neue freie Presfe", einen Ring durch die Nase und nun tanzte er possierlich rechts und links wie der Führer es wollte." Der Grund der Beseitigung GregrS war nur ein Vorwand Er sollte Klubgeheimnisse an die große Glocke gehängt haben In Wirklichkeit wurden er und seine Freunde verabschiedet, weil sie dem Feudaladel unbequem waren. In Prag wurde der in Wien be gonnene Kampf fortgesetzt und vr. Ladislaus Rieger mußte das erste Zeichen davon verspüren. In Böhmen kommt es nach jedem Sessionsschluß zwischen Alt- und Jungtschechen zu Zwistigkeiten. So arg wie dieses Mal aber war es noch nie. „Für die Jungtschechen", sagt die „Köln. Ztg.", „handelt eS sich um Sein oder Nichtsein. Ziehen sie diesmal den kürzeren, so sind sie als politische Fraktion verloren; gelingt es ihnen, einen großen Teil ihres Volkes auf ihre Seite zu ziehen — und es hat fast den Anschein, al» ob es so kommen würde —, dann kann es leicht geschehen, daß vr. Rieger die Treppe hinaufsällt und eine» Tage- im österreichischen Herrenhause wieder zum Vorschein kommt Die Deutschen in Böhmen stehen dem Streite im tschechischen Lager mit verschränkten Armen gegenüber, aber in so manchem von ihnen dämmert die Ahnung, daß da» deutsche Volk die Versöhnungskosten werde bezahlen müssen, tvenn der Zwist der tschechischen Brüder zu Ende gediehen. Unter den Deutschen in Böhmen greift de poli tische Apathie immer mehr um sich Die Partei - Verhältnisse werden immer verworrener. Welcher Jubel brauste durch das Land, als der „Deutsche Klub" ge gründet wurde. Kaum aber bestand dieser ein Jahr, so fiel er auch schon wieder auseinander. Die Ver wirrung innerhalb der Wählerschaft war grenzenlos. Unter den aus dem „Deutschen Klub" ausgetretenen Abgeordneten waren drei Deutschböhmen. Einer er hielt eine Mißtrauenskundgebung und verschwand von der politischen Bildfläche; die beiden andern aber wurden von ihren Wählern gehalten trotz der Ein sprache der Prager deutschen Patteileitung. Das hat natürlich zur Vermehrung des Ansehens derselben auch nicht im mindesten beigetragen. Man beginnt auf allen Seiten sich von dem Einflüsse dieser Pattei leitung, die man gewöhnlich mit dem Namen „Kasino" bezeichnet, weil sie im Prager deutschen Kasino die Stützen ihrer Macht findet und sucht, freizumachen. Eine weitere Verwirrung der Gemüter entstand, als die Nachricht sich bestätigte, daß die „Deutsche Zeitung" in Wien, das Organ des „Deutschen Klubs", als Parteiblatt nicht mehr gehalten werden konnte und an einen Privatunternehmer verkauft werden mußte. Das berührte um so peinlicher, als gerade in Deutschböhmen ein sehr großer Teil jener 150000 Fl., mit welchen die „Deutsche Zeitung" erworben und zum Kluborgan gemacht worden war, aufgebracht wurde. Einzelne nordböhmische Fabrikanten hatten sehr tief in die Tasche gegriffen. Jörje und Haase hatten 10000 Fl. gegeben, Hille, der jetzige Abgeordnete für Warnsdorf, 5000 Fl., Harcort ebenfoviel. In der Stadt Gablenz allein waren 7000 Fl. aufgebracht worden. Daß trotz aller dieser Opfer die „Deutsche Zeitung" nicht gehalten werden konnte, das erbitterte anfangs die Leute, machte sie aber dann apathisch. Auch die beiden Schulvereine verspüren schon daS Erschlaffen der nationalen Begeisterung. Biele treten aus dem „Deutschen Schulverein" aus, hüten sich aber, dem „Schulvcrein für Deutsche" beizutretev. Sie sind froh, „fo schön davongekommen zu sein". Der nächste Jahresausweis des „Deutschen Schulver- eins" wird da eine sonderbare, aber keineswegs er freuliche Sprache reden. Die einzige Partei, welche in Deutfchböhmen stetige Fortschritte zu verzeichnen hat, ist die antisemitische. Das ganze Land wird mit antisemitischen und dann regelmäßig hinterher mit philosemitischen Zeitungen, Broschüren und Flugblättern förmlich überschwemm: Die meisten werden natürlich im Inland« zusammen- gestellt, gedruckt und vertrieben, doch kommt ein nicht kleiner Teil auch aus dem Deutschen Reiche. Auch die antisemitische Bewegung geht mehr in die Breite, als in die Trefe. Den Höhepunkt erreicht sie immer, sobald der Abg. Schönerer in Böhmen erscheint und eine seiner donnernden Reden hält." Lagesgeschichte. * Berlin, 6. Juni Wie der „Reichsanz." meldet, hat Se. Majestät der Kaiser sich auf der Reise nach Kiel einen Erkältungszustand zugczogen, welcher zwar nicht von ernsten Erscheinungen begleitet ist, aber Se. Majestät nötigt, da- Zimmer zu hüten. Se. Majestät der Kaiser hat, wie der „Rordd. Allg. Ztg-" gemeldet wird, aus Anlaß des Jubiläums Seines Könlgsgrenadier - Regimentes folgende Ka- binettSordre erlassen: Als Ich vor 10 Jahren mit Meinem Regimeute den Lag feierte, an welchem Mein in Kott ruhender Bater Mich vor bo Jahren zum Ches desselben ernannte, ist Mein Denken und Hoffen mcht so wett gegangen, daß Mir anch noch die Feier Meines 70 jährigen Lheftubüäums vergönnt sein könnte. De» allmächtigen Kotte» Knad« reuht aber wetter, al» da» Denken des Menschen, und so stehe Ich auch heute noch an der Spitze - Meine» Regiment», voll de» tiefsten Dankes für die göttlichen Fügungen und mit der alten, im Herzen tift festgewachsenen Liebe und Anerkennung sür Mein Regiment. Der Rückblick aus die jetzt verstossenen 10 Jahre zeigt nicht die sturmbewegte Zeit und nicht die glorreichen Kämpfe, von d-nen ich dem Regiment bei Meinem -0 jährigen Jubiläum mit hochgehobener Empfindung sprechen konnte. E» ist eine Zeit treuer und rechtschaffener Frieden»arbett gewesen — Aber auch diese gewährt dem Sol daten hohe Ehre, denn in ihr allein liegt die würdige Bewäh rung de» erworbenen Ruhms und die Sicherheit, daß die Fah nen de» Regiment» in der Stunde ernster Prüfung — möge sie kommen, waun sie wolle — wieder dir alten Ehrenstellen finden werde». I» 70 Jahren der Zusammengehörigkeit lernt man fich kennen, und so blicke Ich, wie mit warmem Dank und hoher Befriedigung aus die Vergangenheit Meines Regiment», so mit dem feststen Vertrauen auf besten Zukunft. Ich rufe dem Re gime« auch heute zu, wie Ich e» vor iv Jahren gethan habe, gedenkt Weiner jed«zett, auch wenn Ich nicht mehr bei Luch bin, wie ich Meine» Regiment» bis zu Meiner letzten Stunde gedenken werd«! Seid besten stets eingedenk, daß Mein Regi ment immer zu den besten der Armee gehören muß, daß jeder künfvae Ehrentag de» Regiment- die beste Frier der Erinnerung an Muh sei» wird — und eS möge Kottes Segen jederzeit bei Meinrm Regimeute sein! Wie ein Telegramm der „Nordd. Allg Ztg." aus Liegnitz meldet, hat Se. Majestät der Kaiser aus Anlaß des Jubiläums seines Königsqrenadierregiments zahlreiche Ordensverleihungen dem Regiment? zu Teil werden lassen. Die heute vormittag auf dem Haag abgehalteue Parade verlief glänzend; General v. Voigts-Rhetz führte das Regiment bei dem komman« diereudeu General vorbei, und Oberst v. Buch gelobte namens de» Regiments ewige Treue und unwandel bare« Gehorsam seinem hohen Lhef. S«. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronppinz kam heute vormittags mit dem Zuge um 10 Uhr 5 Mi«, vo« Potsdam nach Berlin, stattete nach er- solgter Ankunft hierselbst sofort im Königl. Palais Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin von Baden eine» Besuch ad, nahm später im hiesigen Kronprmzl. Palms einige Vorträge entgegen und kehrte UI Uhr von hier wieder nach dem Neuen Palais bei Pots dam zurück. Heute am 6. d. MtS. haben außer dem schwedischen Kanonenboot auch die deutschen Kriegsschiffe im Hafen vou Kiel zur Feier des Geburtstages des Kron prinzen von Schweden über die Toppen geflaggt. Die Abreise des Reichskanzler» Fürsten v. Bis marck nach FriedrichSruh wird, wie die „Post" ver nimmt, heute noch nicht erfolgen und eS soll auch zweifelhaft sein, ob der Fürst in den nächsten Tagen dorthin sich begeben wird. Der Chef der Admiralität, Generallieutenant v. Eaprivi ist wieder von Kiel hierher zurückgekehrt Die bevorstehende Reise des Kultusministers l>r. v. Goßler nach der Provinz Posen soll nach der „Schles. Ztg." mit weiteren Maßnahmen der Regier ung zum Schutze des Deutschtums in den ehe mals polnischen Landesteilen — speziell auf dem Gebiete der Schule — in Verbindung stehen Der in den letzten Tagen mehrfach erwähnte Ent wurf eines Gesetzes, betreffend die Anwendung ab- geäuderter Reichsgesetze auf landeSgefetzliche Angelegenheiten Elsaß-Lothringens besteht aus einem Artikel und besagt, daß durch Kaiserl. Verord nung mit Zustimmung des Bundesrats angeordnet werden könne, daß eine durch Reichsgesetz erfolgte Ab änderung reich-gesetzlicher Vorschriften, welche in Elsaß- Lothringen als Landesrecht gelten, sür Elsaß-Lothringen lande-rechtliche Anwendung finden solle. In der Ver ordnung solle zugleich der Zeitpunkt festgesetzt werden, von dem ab die Abänderung in Wirksamkeit tritt Der LandeSeisenbahnrat ist zu einer Sitzung für den 17. d. Mts. berufen. Dieselbe wird wieder im Sitzungssaal? des hiesigen Potsdamer Bahnhofes stattfinden. In Mainz fand heute die feierliche Einweih ung der durch große, von der Stadtgemeinde und der hessischen LudwigSbahn gebrachte Opfer glücklich vollendeten neuen Hafenanlage statt. Zur Ein- weihungSfeier waren heute vormittag 10 Uhr der Großherzog, der Erbgroßherzog, die Prinzen Wilhelm und Heinrich von Hessen, der Großfürst Sergius mit Gemahlin, die Prinzessin Irene sowie Staatsminister Finger und mehrere höhere Beamte eingetroffen. Der Stadtbaumeister Kreifsig übergab die Hafenanlagen an die Stadt Mainz, in deren Namen Bürgermeister Oechsner die neuen Werke an nahm. um dieselben alsdann dem Handelistande zum Gebrauchezu übermitteln. Der Präsident der Handels kammer Michel dankte hierauf. Nach Übergabe der Schlüssel zum Lagerhause seitens des Bürgermeisters an den Großherzog wurde von letzterem unter den Klängen eines Chorals da- Haupttor des Lager hauses erschlossen. Um 12 Uhr bestiegen der Groß- herzoa und die geladenen Gäste die im Hafen liegen den Dampfer zur Fahrt nach Walluf. 30 Dampfer nahmen daran teil. Ein Mitarbeiter der „N. Pr. Ztg." hatte vor kurzem Gelegenheit, in Havre einen aus St. Peters burg kommenden Diplomaten zu fprechen, dessen Äußerungen wir folgendes entnehmen: „Die deutschfeindliche Haltung der panslawistischen Hetzprefie Hal wenig Bedeutung, da Kattoff und seine Hintermänner keine» Einfluß auf die Beschlüsse der russischen Regierung haben. Diese zum Krieg hetzenden Journalisten führen diese Sprache, weil sie die Verantwortlichkeit für die Folgen eine» deutsch russischen Krieges nicht zu tragen haben; die russischen Staats männer und Diplomaten dagegen, an der alten bewährten deutschen Freundschaft festhaltend, würden in dem Bruche Deutschlands mit Rußland eine schwere Kalamität für alle staatserhaltenden Bestrebungen in ganz Europa erblicken. Wäre einmal ein Seil in die deutsch-russische Allianz getrieben, be gönne die revolutionäre Pattei mit Hilfe der Polen ihre Maul wurf Sarbrit in ganz Osteuropa. Dir Beziehungen Rußland» »» der Türke, seien gut, wenngleich die furchtsame, unsichere Polttik der Pforte, welche sich bemüht, die widerstrebendsten Interessen D» versöhnen, in St Petersburg keine Begeisterung erweckt. Indessen, man rechnet eS der Türkei zum Verdienste an, daß dieselbe nnch Kräften die Luftechterhaltung de» Frieden» begünstigt. Trntz bedeutender, anläßlich wrchttaer Lugelcgrnhetten bestehender Meinungsverschiedenheiten zwischen Rußland und England über trieben die Zeitungen, wenn sie von einer scharfen Spannung zwischen den Kabinetten von London und St Petersburg zu berichten wüßten. Die freundschaftlichen Beziehungen Frank reich- und Rußlands hätten ihre» Grund in dem gegenseitigen aufrichtigen Wunsche der Minister KierS und FlourenS auf Er haltung de« Friedens. Fürst v. BrSmarck aber babe bet Ge legenheit der Schaäbeleangelegenhett den unumstößliche» Beweis geliefert, wie sehr ihm die Erhaltung d«S Friedens a» He»e» liege und wie Unrecht seine Neider und Feinde hätten, Hin kriegerisch« Hintergedanken unterznschieben Die Gesamtlatze in Europa, so schloß der Diplomat, ist allo augenblickluh recht zufrieden stellend; denn wenn eS auch an unrnbigen Elementen nicht fehlt, so werden diese niederFebalte», meil alle Regierungen, von versöhnlichen Absichten getragen, die Auf rechterhaltung des Friedens wollen. Wie«, 6. Juni. Die gestrig? „Wi?n?r Zei tung" enthielt die Ernennung des Ministerialrates Hermann zum zweiten Sektionschef im Ministerium für Kultus und Unterricht. Der BudgetauSschuß hatte infolge der jungtschechiichen Agitation diese Stelle ge strichen, doch war dieselbe von dem Plenum wieder eingestellt worden. — Die Zeitungen veröffentlichen einen Aufruf des Bürgermeisters von Wien an die Bevölkerung, Spenden für die Hinterbliebenen der beim Brande der komischen Oper in Paris Verun glückten beizusteuern. Der Gemeindcrat hatte schon vorige Woche für den gleichen Zweck 10000 Frc». votiert. Es muß bemerkt werden, daß Paris seiner zeit beim Brande des Wiener Ringtheaters 300000 Frcs. Unterstützung gewährt hatte. — In eingeweihten Kreisen wird versichert, daß alle an die Abreise de» Fürsten von Montenegro geknüpften Kommentare durchaus unbegründet sind. Die Haltung des Fürsten während feines Wiener Aufenthaltes hat hier den günstigsten Eindruck zurückgelassen. Prag, 6. Juni. DaS gestern vormittags hier erfolgte Ableben des Grasen Heinrich Jaroslaw Feuilleton. Ohne Arbeit. Novelle von Berthold Paul Förster. (Fortsetzung.) HanS — was meinst Du? Nur eines Wortes ihrer Mutter bedurfte es, und Anna löste ihr Gefchick still und ruhig von dem seinen: sie ging von ihm, weil er in tiefer Not war; sie kehrte zurück, fobald er diese Not überstanden hatte. War daS Liebe — was meinst Du? Aber hatte er selbst denn recht gehandelt? Hätte er sie nicht schon lange fortfchicken müssen, aus freiem Antriebe. War es Lieb? oder nur feine Selbstsucht, welche Anna fo lange in Not und Elend an seiner Seite einberfchreiten ließ? Ist die Liebe nicht aller wege selbstsüchtig, ist sie ohne Egoismus überhaupt denkbar? AuSdorf verfank in tiefe» Sinnen. Es steht geschrieben, daß unsere sündhafte Welt dereinst in Trümmer zerfallen solle und alsdann aus diesen Trümmern eine neue verklärte Welt hervor gehe. Gleich dieser Welt voll Mängel und Fehler ist unseres Herzens Eigennutz. Wenn aber einmal diese unsere selbstsüchtigen Gedanken aufhören, wenn da», nach den irdischen Freuden und irdischen Besitz dürstende Menichercherz alle» opfert, um eines Wesen- Willen, welches eS liebt, weis. eS muß und nicht anders kaun, dann zerfällt auch die begehrliche, egoistische Welt unseres Herzen« in Trümmer und au« ihnen erhebt sich der alte Egoismus de- Herzens in neuer, ver- Härter Form: die Liebe. Eine Liebe, welche nicht be sitzen will, giebt eS nicht. Liebe, welche nicht jedes Hindernis zu überwinden trachtet, welche daS Herz nicht kühn und verlangend macht, ist nur ein krank haftes Gefühl, ein falscher Idealismus, welcher der echten Liebe wohl ähnelt, aber mit ihrem innersten Wesen nichts gemein hat. Schweigt nur mit Euren weisen Rede», mit Euren Vernunftgründen, die so billig sind, wie jede andere Ware, für welche sich kein Liebhaber findet uud da rum auf offenem Markte zu Spottpreisen feilgeboten wird. Geht nur mit Eurem Verstände ohne Herz — dieser höheren Dummheit. O, Ihr seid gewiß sehr klug, vielleicht auch gewaltig fromm; aber echter Liebe werdet Ihr da- Ziel doch nicht verrücken. Mit großen unruhigen Schritten durchmaß Hän den engen Raum Nein, er hätte Anna nicht fortfchicken können: der Gedanke war ihm ebenfo unfaßbar, wie die Thatsache, daß sie sich entschließen konnte, ihn zu verlassen Aber wenn eS schmerzlich in ihm auffchrie, daß er sich ge täuscht habe, dann trat ihr Bild ihm vor die Seele, und zu der Trauer um jein verlorenes Glück gesellte sich daS grenzenloseste Mitleid, wenn er sich vorstellte, wie seine Anna glückselig zu ihm zuruckkehreu, mit heißen Freudenthränen an seinem Hals« hängen würde und dann empfinden sollte, daß sie ihre- Gatten Liebe verloren habe Doch nein, sie sollte es nie empfinden, war in ihm vorgegangen. Alle glücklichen Stunden, welche er mit Anna verlebte, jeden Beweis ihrer Liebe, auch den kleinsten Umstand rief er in feiner Erinnerung hervor, um jene Stimme seines Herzen- zu ersticken, welche so schwere AnNage gegen sein Weib erhob. So rüttelte er an der schweren La^, die ihn be drückte; aber je mehr er mit ihr rang, desto tiefer zog sie ihn hinab. Er kam sich vor wie einer, der in ein Moor geraten: je mehr er dem verderblichen Elemente zu entrinnen strebt, desto tiefer sinkt er in den schlüpf rigen Boden hinein, um so enger umschließt die tod bringende Masse die widerstrebenden Glieder. Immer tiefer arbeitete er sich in seine trüben Vorstellungen hinein; seine Phantasie umringte ihn mit höhnischen Schreckgespenstern und plötzlich überkam ihn eine namenlose Angst, von der er sich keine Rechenschaft zu geben vermochte. Giebt eS noch gute Geister, w^che uns zur Hilfe rufen möchten, wenn eine- unserer Lieben m Angst und Not ist? Ahnte auch Hans die Gefahr, welcher feine Frau gerade in diefer Stunde eilenden Schrittes entgeaenging? Wie der Abend dämmerte, begab sich Hans in das Geschäft-lokal seine- zukünftigen Chefs. Der alte Herr stellte ihn seinem Personal als den neuen Fabrik inspektor vor und bald darauf sah er sich in voller Thätigkeit. Die Stunden eilten dahin, HanS merkte eS kaum; die lanaentbehrte Arbeit war ihm eine Lust und Wohlthat. Nur zuweilen stützte er den Kopf und seine Blicke irrten traurig über Bücher und Papiere hin. Erst spät verließ er da- Bureau und schritt wieder einsam durch die nun öden Straßen. In einem Gasthause, welches er noch geöffnet fand, ver zehrte er ein frugales Abendbrot, dann ging er sin nend heim Zu Hause angelangt, zündete er sich die Lamp« an und holte sein Schreibzeug hervor, um Anna von seiner neuen Stellung zu benachrichtigen. Aber ein jedes Wort, welches er schrieb, sah ihn trostlos an: Das war nicht der fröhliche, jubelnde Ton, wie Anna ihn bei einem fo glücklichen Ereignis doch erwarten mußte. Unmutig warf er die Feder hin. Er hatte keine Ruhe daheim; es trieb ihn hinaus in die stern klare Nacht und lange irrte er mit seinen wider strebenden Gedanken ruhelos umher. Endlich kehrte er zurück; abgespannt von den Erregungen des Tage», ermüdet von dem weiten nächtlichen Spaziergange warf er sich, ohne sich au-zuNeiden, auf sein Lager. Seltsame Träume beunruhigten seinen Schlaf, ver worrene Bilder Er glaubte zu wachen und wollte Hinausstürzen, denn er hörte ja, wie sie ihm zurief — sie: sein Alle-, aber vergeblich bemühte er fich, den ihn unsichtbar umgebenden Banden zu entfliehen. ,Hans — Hans! Wach auf! Ich bin e» ja." Vergebens. Er ächzte im Schlafe und konnte sich nicht rühren. Aber wieder drang ihre Stimme zu ihm, immer wieder; doch jedesmal matter, leiser und endlich ver- stammte sie mit einem letzten, wehen Klagelaut. Da schrie er selbst auf im Traume und erwachte. (Schluß folgt.) Theater. Hr. MatkowSky, dessen hiesiges Weiterwirken sich leider unmöglich machte, so ungern auch die Kunstfreunde und die Bühne ein so bedeuten des, jetzt kaum ersetzbares Talent verloren, hat nun al» Don Cesar in der .Braut von Messina" ein auf vier Wochen berechnet-» cNisttpiel in Berlin begonnen
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