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Fernsprechstcllc Nr. 22 DI« „Sächsisch» ElbzeNung" erschelnt'LtenSIng, Donner«, tag und Sun'bend. Die yurgabe deS BlaNc« erfolgt Lag« vorher Nachm. 4 Uhr. Abonnement« Preis viertel« jährlich li Ml. 80 Psg., jwei- mona lich I Mk„ ein nonat- lich V0 Pf. Einzelne Nummern 40 Pf. Alle kalserl. Postanfialten, Postboten, sowie dl, 8«>tungSträger nehmen stet» Bestellungen auf di, „Sächsische LIbjeitung" an. Äiijsilk Mitmg. Amtsblatt für Wi«Uk AmlSzcriU dis WM md dm 8t«dtr«t ix Amdea, smit für dm NMMindmt D HsdEcm Mit „Mustrtert. «suntag-blat^. Mit Humor. Beilage „Beifeubkasen". Mit „Landwirtsebaftl. «eilage". Tel.«Adr.: Elbzeltung Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montag», Mit twoch«und Freitag« bi« spStesten » vormittag» l> Uhr auf,„geben. Pret» für die gespaltene TorpuSzeil« oder deren Raum 1» Pf. stabellarische und kompliziert, nach Übereinkunft), „Eingesandt" unter« Strich »0 Pf. di, ZUl,. Rei Wirdrrholungen ent sprechender Rabatt. Inseraten« Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukrnstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen ^Bureau» von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Wr. LSV. Schandau, Dienstag, den 27. November 1806. 50. Jahrgang. Amtlicher Teil. Widerruf. Die von mir auf vonnenslsg, »len 2S. 6«. Monsl» vorn, 10 Uhr im Erbgcricht zu Schöna anberaumle Versteigerung ist aufgehoben worden. Schandau, am 24. November 1906. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Versteigerung. ! fneilsg, »Ivn 30. Ißovembvn I8OV, vormittags 10 Uhr sollen. in Lichtenhain in dem als Verstcigcrungslokal bestimmten Gasthof zum Erbgericht 2 Vertikos, 2 Sofas, 1 Kleiderschrank, 4 verschied. Tische, 2 Armstithle, 6 Stühle mit Plüschbezng, tt Stühle mit Rohrlehne, 1 Klappstuhl, 1 gr. Spiegel mit Konsole, L Paneel nnd 1 Zink-Badewanne gegen Barzahlung versteigert werden. Schandau, am 20. November 1006. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Bestellungen auf den Monat Dezember der Sächsischen Mbzeitung werden znm Preise von HO Pf. angenommen bei Herrn Kaufmann Albert Knüpfcl, Vastciplatz, „ Bäckermeister Oswald Heine, Badstrabe, „ „ Oswald Förster, Marktstrasre und in nttsercr Geschäftsstelle, Zaukcnstraßc, sowie von sämtlichen Zcitnngsboten. Politische Aundschnu Deutsches Reich. Der Kaiser hat vom vergangenen Donnerstag abend bis zu diesem Dienstag wieder einen Aufenthalt in Kiel genommen. Am Freitag mittag wohnte er im Exerzier-Hause der feierlichen Vereidigung der Rekruten der Marincstation der Ostsee bei. Nach dem Vercidigungs- akte richtete der Kaiser eine Ansprache an die jungen Marinemannschasten. Dann nahm der Monarch in der Offiziersspciscanstalt im Kreise der Marineoffiziere das Frühstück ein; abends gab er an Bord des Linienschiffes „Deutschland" eine größere Tafel. Der Reichstag führte am Freitag zunächst die zweite Lesung der Vorlage über das Urheber recht an Werken der bildenden Künste und der Photo graphie zu Ende. Eine lebhafte Debatte entspann sich über tz 20, der die zwangsweise erfolgende Photographie zu amtlichen Zwecken behandelt; cs beteiligten sich hieran die Abgeordneten Müller-Meiningen (fr. Volksp.), Fischer- Berlin (fr. Volksp.), Jtschert (Zentr.), Stadthagen (soz.), Hirsch (Zentr.), Dove (fr. Vereinig.), Or. Bärwinkel (nat.-lib.), sowie regierungsseitig Staatssekretär Graf Posadowskp. Schließlich gelangte tz 20 überwiegend in der Kommissionsfassung zur Annahme; die weiteren Paragraphen des Gesetzentwurfes wurden nach unerheb licher Debatte genehmigt; ferner stimmte das Haus noch einer Resolution betreffs eines internationalen Vorgehens gegen die Härten der amerikanischen Urhcbcrrcchtsgcsetz- gebung zu. Die weitere Sitzung wurde durch die erste Lesung der Vorlage über die Rechtsfähigkeit der Berufs vereine ausgefüllt. Es sprachen die Abgeordneten Trimborn (Zentr.) und Legien (soz.); ersterer nahm zwar keine direkt unfreundliche Stellung zn der Vorlage ein, doch erklärte er, sie müsse in der Kommission sehr ein gehend geprüft werden. Abg. Legien dagegen verwarf die Vorlage durchaus, behauptend, sic entzögc den Arbeitern ihre Menschcnrcchtc. Am Sonnabend führte der Reichstag die Generaldebatte über genannte Vorlage weiter. — Die Wcihnachtsfcrien des Reichstages sollen am 14. Dezember beginnen und bis 10. Januar währen. Herzog Ernst von Sachscn - Altenburg feierte am Sonnabend das Jubiläum seiner fünfzigjährigen Zugehörigkeit zur sächsischen Armee. König Friedrich August von Sachsen ließ aus diesem Anlaß den hohen Jubilar durch ciue Offiziersdeputation beglückwünschen. Prinz und Prinzessin Johann Georg von Sachsen trafen am Freitag in Stuttgart zum Besuche des Herzogs und der Gemahlin dcü Prinzen Johann Georg ein. Am gestrigen Montag erfolgte der feierliche Einzug des neuvermählten prinzlichen Paares in Dresden. Oesterreich-Ungar». Zum Nachfolger des zurückgetretenen österreichisch- ungarischen Gcneralstabschefs Grafen Beck ist jetzt, wie dies schon erwartet wurde, vom Kaiser der Feldmarschall- Leutnant v. Hötzendorff, bisher Divisionär in Innsbruck, ernannt worden. Italien. Im Quirinal zu Nom fand am Freitag abend zu Ehren des hohen Gastes, des Königs von Griechen land, ein Galadiner statt. In einem Trinkspruch auf seinen erlauchten Gast feierte König Victor Emanuel die seit vielen Jahrhunderten überlieferten Verwandt- k-,» itnkionisckpn nnd dem ariecbiscben Nichtamtlicher Teil. Volke. In seinem Erwiderungstoast auf den König Victor Emanuel drückte König Georg seine und des Griechenvolkes Gefühle der Sympathie und Bewunder ung für die Entwickelung Italiens aus. Frankreich. Das Ministerium Clömenceau in Frankreich kann schon wieder eine parlamentarische Vcrtrauenskund- gcbung verzeichnen. Die mehrtägige Jnterpcllations- debattc in der Deputicrtenkammcr über die beabsichtigten neuen Panzcrschisfbautcn endete am Freitag damit, daß die Kammer mit 393 gegen 112 Stimmen eine Tages ordnung annahm, welche die vom Marineministcr Thomson abgegebene Erklärung billigt und ihr Vertrauen zur Negierung betreffs der geplanten Schiffsbautcn ausdrückt. Ju Wasyuöhal bei Lille kam cs bei der Kirchen-Jnventar-Aufnahme zu stürmischen Auf tritten. Ein Priester schlug desi Polizcikommissar, weil er in der Kirche den Hut aufbehalten hatte. Ec wurde sofort verhaftet und nach dem Untersuchungsgefängnis in Lille gebracht. Der Präfekt des Departements Loirc-Jnfcricurc, Bonnet, wurde seines Postens enthoben, weil er die Weisungen des Ministers des Innern betreffs der Kirchcn- Jnvcntar-Ausnahmcn nicht mit der entsprechenden Ent schiedenheit durchgesührt hatte. Balkanhalbinscl. Der serbischen Skupschtina ist eine Vorlage zugegangen, welche die neue serbische Ausländsanleihe behufs Beschaffung von Kriegsmaterial und für Eisen bahnbauten und Eisenbahnwagen betrifft. Für ersteren Zweck sollen 46 Millionen Francs, für letzteren 35 Mill. Francs verwendet werden. Rußland. Die russische Kadettcnpartci sicht sich, seit sie vom Minister Stolypin als eine revolutionäre Partei erklärt wurde, allerlei polizeilichen Chikanen ausgesetzt. So erfolgte in Petersburg die Auflösung einer Ver sammlung der Kadettenpartei durch Polizeioffizicre. Bei einer Freitag abend in der Petersburger Vor stadt Ochta vorgcnommenen Haussuchung in der Wohn ung eines Schuhmachers wurden 11 Bomben, davon 8 gefüllte, 1800 Patronen, Gewehre und Revolver beschlag nahmt. Der Schuhmacher und zwei seiner Mieter, die keine Pässe besaßen, wurden verhaftet. Spanien. Die eventuelle militärische Aktion Spaniens in Marokko begegnete in Spanien selber großem Miß trauen. Die Regierung muß in den Cortes immer wieder Anfragen hierüber beantworten, wobei die Minister bemüht sind, die aufgetauchten Besorgnisse wegen Ver wickelung Spaniens in ein bedenkliches Abenteuer zu zerstreuen. England. Vor dem Kriegsgericht zu Portsmouth be gann am Freitag der Prozeß wegen der sensationellen Matrosenmcutcrei in der dortigen Matrosenkaserne. Marokko. Die Lage in Marokko wird angesichts der drohen den bewaffneten Aktion Spaniens und Frankreichs immer kritischer. Am 1. Dezember treten in Tanger die diplo matischen Vertreter zusammen, um über die Einrichtung der Polizei zu beraten. Naisuli sammelt Streitkräfte an, um sich diesen Maßnahmen zu widersetzen. Viele frühere Feinde schließen sich ihm an. Er verlangte von dem Vertreter des Sultans in Tanger, Mohammed el Torres, Geschütze, um die Sahel-Stämme zu bekämpfen. Die englische Gesandtschaft macht bei Mohamed el Torres energisch Entschädigungsansprüche wegen der Plünderungen geltend, die Raisuli an dem Eigentum eines englischen Untertanen verübt hat. Amerika. Der deutsche Botschafter in Washington, Freiherr Speck von Sternburg, sprach sich in einer Rede auf dem Jahresbankett der New-Aorker Handels kammer für engere Handelsbeziehungen zwischen Deutsch land und der Union aus. Lokales und Sächsisches. Schandau. Abermals lud gestern der Totensonntag mit ernstem Schweigen die Menschheit ein zur inneren Einkehr, sei es zum Pilgerzuge in das Gotteshaus oder zur stillen Wallfahrt hinaus nach jenem Fleckchen Erde, wo unsere entschlafenen Lieben die letzte Ruhestätte fanden. Mitten hinein in den späten Herbst, wenn uns alles öde und leblos erscheint im Reiche der Natur wie draußen im Reiche der Toten, fällt wie ein matter Lichtstrahl des Totensonntags stille Weihe. Da wirds lebendig in dem sonst so stillen Garten und wer irgend ein liebend Herz zurückgelasscn in dieser Welt der Freuden und der Schmerzen, dem grünt ein FestcSgruß auf dem kleinen Hügel. Gebete, Tränen, wehmütiges Gedenken allüberall! Und nah und fern auf allen Gräbern breiten sich der Blumen kranz, der würdevolle Palmenwedel und schier unzählig viele Laubgewindc, die stimmungsvoll des Herbstes müde Farben tragen. So wars auch gestern. In unabseh baren Scharen zog cs sich entlang zu dem friedlichen Gottesacker, der die Besucher kaum zu fassen vermochte, die gekommen waren, um das Gedächtnis Derer zu ehren, mit denen sie auf Erden gelebt und gewirkt, und das Los des Scheidens zu beklagen. Auch der Kirchcnbesuch war an diesem Tage wie alljährlich wieder ein sehr starker. Pfarrer Hesselbarth hatte seiner, einen gewaltigen Eindruck hinterlassenden und »u Gcmütc gehenden Predigt den Text aus Röm. 14, 7—9 zu Grunde gelegt und der Kirchcnchor brachte unter Herrn Kantor Lindner das geistliche Lied „Glaube, Liebe, Hoffnung" von Zwyssig wirkungsvoll zu Gehör. Auch dcr nachmittags 5 Uhr stattgcsundenc liturgische Gottes dienst mit anschließender Abcndmahlsfeier hatte viele Andächtige hcrbeigelockt. — Die gesammelte Kollekte für die kirchliche Versorgung dcr evangelischen Deutschen im Auslände hat den Betrag von 68 Mark ergeben. — Im Gewerbeverein sprach am vergangenen Freitag Herr Feller aus Chemnitz über „Der Bayerische Wald und dieWaldler". Der Vortragende, welcher als echter Bayer schon durch die Art seiner Vortragsweise und durch seine Sprache die zahlreichen Zuhörer fesselte, verstand es, in seinem fast zweistündigen, mit Perlen echt bayerischen, urwüchsigen Humors gewürzten Vortrage vom Bayrischen Wald und seinem Bewohner, dem gutmütigen Waldlcr, ein höchst anschauliches, interessantes Bild zu entwerfen. Er führte uns, von Regensburg ausgehend, vorüber an dem die berühmtesten Denkmäler deutscher Ehre und Größe bergenden Nuhmcütcmpcl Walhalla, hinein in die lieblichen Gefilde und die-anmutigen, von schäumenden Wildbächcn durchrauschten Täler des Waldes, hinauf auf die sanft ansteigenden, von hochragenden Tannen gekrönten Bcrgkuppen und wunderlichen Felsen- rückcn, von denen sich dem Auge ein so unvergleichlicher Ausblick auf die fortlaufende Bergcskette des Bayrischen und BöhmcrwaldeS, über die weite, von den rauschenden Fluten der Donau durchgucrte Donaucbenc und auf die den südlichen Horizont begrenzenden Schncegipfcl der Salzburger und Bayrischen Alpen eröffnet, vorbei an ungezählten Burgen und Schlössern, Klöstern und anderen Bauwerken von allhistorischcr Bedeutung, um deren zerfallene Mauern die Sage ihre Kränze wand, hinein in die friedlich stillen und idyllischen, wahre Heilquellen dcr Natur darstellcnden Städte und Dörfer und in die eigenartigen Industriegebiete dcr Glasfabrikaüon um Ncgen und Zwiesel. Darauf entwarf der Redner ein treffendes Bild von dem Bewohner jener schönen Gegend, dein Waldler, der den ältesten und unverfälschtesten Stamm der Bajuwaren bildet und heute noch an den viel Eigen tümliches bietenden althergebrachten Sitten und Gebräuchen hängt. Kräftig, einfach und gutherzig, zieht der Waldler besonders durch die Herzlichkeit und den Wohlklang seiner Sprache an und daß er sich nicht als dcr Klügsten einen betrachtet, bringt er in seiner Offenherzigkeit in dem charakteristischen Worte: „Dumm san mer scho, omer pfifft san mer a!" selbst gar treffend zum Ausdruck. — Eine ganze Anzahl in den Vortrag geflochtener sclbstverfaßtcr Blüten bayerischer Dialekt-Poesie, die mit ihrem übcr- lurudelnden. unverfälschten Humor drastilcke Illustration«»