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Dresdner Journal. Verantwortlicher Ncdacteur: I. G. Hartmann. M. ^258 Freitag, den 1 November 1856 Erscheint mit Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch aste Postanstalten zu beziehen. -j-lei- für da» Aterteljahr ltzj Lhalrr. Jnseriions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeil» I Reugroschen. Amtlicher Theil. Dresden, 6. November. Ihre Kaiserlich Königlichen Hoheiten der Erzherzog Franz Carl und der Erz herzog Ferdinand Maximilian sind heule Mittag 12 Uhr nach Prag abgereist. Ihre Majestät die Königin von Preußen sind heute Nachmittag ^3 Uhr von Berlin hier eingetroffen und im Königlichen Schlöffe abgetreten. Dresden, 24. Oktober. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Rittergutsbesitzer Herrmann v. Witz leben auf Kitzscher den von Sr. Majestät dem Kö nige von Preußen ihm verliehenen St. Johanniter - Orden annehme und trage. Dresden, 27. Oktober. Se. Königliche Majestät haben den Kaufmann Paul Bernhard Limburger in Leipzig als Eonsul der freien Stadt Frankfurt a. M. für das Königreich Sachsen anzuerkennen geruht. Bekanntmachung. Da- Ministerium des Königlichen Hauses findet sich in Folge der wiederholten Nachfragen nach Billets zu der am Sonnabend, den 8. d. M. im Hoftheater stattfindenden Fest oper veranlaßt, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß an Jedes der Ministerien für sich und seine Dependenzen -ine entsprechende Anzahl derselben zur geeigneten Vertbei- lung gelangt und daß zu "der kleinen, dem unterzeichneten Ministerium zur eignen Disposition verbleibenden Anzahl Billers bereits soviele Anmeldungen vorliegen, daß nur wenige der selben berücksichtigt werden können, weitere Anmeldungen aber ganz ohne Erfolg bleiben müssen. Dresden, am 5. November 1856. Ministerillm des Köiliglichcn Hauses. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tastesgeschichte. Dresden: Ankunft der Königin von Preußen. Au den VerrnählunqSfeserlschkelten. — Inns bruck: Feier des VermahlungStagcs des Erzherzogs Karl Ludwig.— München: König Otto Abgereist.— Braun schweig: Minister v. Schleinitz -j-. — Pari-: Die Ver minderung der österreichischen Truppen in den päpstlichen Staaten. Baron Brenier. Der Erbgroßherzog von Toscana. Die Finanzkrifis. Herr v. Persigny angekommen. — Brüssel: Erhöhung der Beamtengehalte. — Anrona: Vermischtes. — Neapel: Verbesserungen in den Ver hältnissen der Gefangenen. — Madrid: Die Preßgesetze von 1844 u. 1845 wieder in Kraft gesetzt. — St. Pe tersburg: Militärisches. — Von der polnischen Grenze: Truppenaufstellungen im südlichen Russland. Amnestirung flüchtiger Polen. Local- und Provinzialanstklegenbkiten. Dresden: Vermischtes. Einnahmen der Albertsbahn. — Chemnitz: Wintermarkt. — Freiberg: Amtsjubiläum. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Leip zig. Meißen. Borna.) Feuilleton. Inserate. Tagrökalendcr. Börsennachrichten. TageSgeschichte. Dresden, 6. November. Ihre Majestät die Königin von Preußen sind heute Nachmittag halb 3 Uhr mittelst Ex- tcazugs von Berlin zu einem Besuche am hiesigen königl. Hofe eingetroffen. Se. Maj. der. König und Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg, sowie der königl. preußische Gesandte Graf v. Redexn empfingen Allerhöchst- dieselbe im Bahnhofe, woselbst auch der königl. bayrische Ge sandte Freiherr v. Gise, der Gouverneur der Residenz Ge neralmajor v. Treitschke und der Polizeidirector > Ritter re. v. Pflugk anwesend waren. Die Rückreise Ihrer Majestät nach Berlin wird, so viel bis jetzt bestimmt ist, nächsten Sonnabend stattsinden. Dresden, 6. November. Den, für die Vermahlungs feierlichkeiten scstgestellten Programme entsprechend, fand ge stern Abend im königlichen Hoflheakr tlOütrc pure statt, zu welchem die Einladungen feiten dcS königlichen Oberhofmar- schallamtes ergangen waren. Zur Aufnahme des königlichen Hofes und seiner hohen Gaste war das Amphitheater in eine reichgeschmückte lichtstrahlende geräumige Loge verwandelt, deren beide Enden durch dichte Laub- und Vlumcngruppen in geschmackvoller Weise mit den Logen des ersten Ranges in Verbindung gesetzt waren. Lange vor der festgesetzten Anfangs stunde der Vorstellung füllte sich daS' tagcshellc Haus, dessen reizende Architektur durch 12 auf jeder seiner Seiten vor den Logen angebrachte große Candelaber noch gehoben wurde, mit der gewähltesten und glänzendsten Gesellschaft, Zur Rechten der Hofloge befanden sich im ersten Range die Herren Staatsministcr, die Oberhofchargen und die Vorstände der böchsten Landesbehörden nebst ihren ^Gemahlinnen, zur Lin ken das vollständig anwesende diplomatische Corps nebst den dazu gehörigen Damen, die beiden gewöhnlich vom königl. Hofe benutzten Logen waren jungen Damen von der Elite der Gesellschaft eingcräumt, den ganzen Parkerreraum endlich füllten Herren, zum überwiegenden Theile in glänzenden Uniformen. Der Blick auf den Glanz der Toiletten und die Pracht der Juwelen, welche in der Hofloge und rechts und links derselben im ersten und zweiten Range strahlten, nicht minder der auf die reichen dazwischen und in -größter Zahl im Partcrrcraum befindlichen, mit den verschiedensten Deco- rationep geschmückten Uniforme» r».^ »«-^nffvichktch schöner Wirkung. Um 7 Uhr erschienen Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin nebst dem hohen neuvermählten Paare, der königlichen Familie und Allcrhöchstihren hohen Gästen, und wurden von drei an die hohen Neuvermählten aus gebrachten, stürmischen, langandauerndcn Lebehochs, in welche die Musik einfiel, auf das Herzlichste begrüßt. Die allerhöch sten und höchsten Herrschaften nahmen ihre Plätze in fol gender Ordnung ein: zur Linken dcS hohen neuvermählten Paares Se. Majestät der König, zur Rechten Ihre Majestät die Königin, links von Sr. Majestät dem Könige Ihre kö niglichen Hoheiten die Kronprinzessin, die Prinzessin Sidonie und die Prinzessin Augusta, rechts von Ihrer Majestät der Königin Se. k. k. Hoheit Erzherzog Fran; Karl, Ihre Hoheit die Erbprinzessin von Anhalt-Dessau und Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Anna; in der zweiten Reihe befanden sich links von Sr. Majestät dem Könige Sc. k. k. Hoheit Erzherzog Maximilian, und Ihre königlichen Hoheiten Prinz Gustav von Wasa und Prinz Georg, dagegen rechts von Ihrer Majestät der Königin Se. königliche Hoheit der Kron prinz und Se- Hoheit der Erbprinz von Anhalt-Dessau. Se. Majestät der König und die Prinzen des königlichen HauseS waren mit dem Großkreuze des k. k. österreichischen St. Stephanordens, Ihre k. k. Hoheiten die Erzherzögr mit dem königlich sächsischen Hausorden der Rautenkrone ge schmückt. Die im Besitze von Großkreuzen k. k. österreichi scher Orden befindlichen königlich sächsischen Staatsbeamten und Militärs hatten die großen Bänder derselben angelegt. — Beim Aufgehen des Vorhanges zeigte die Bühne eine römische Säulenhalle, geschmückt auf jeder Seile mit drei Rüstungen und diese überragt von den Bannern Sachsens, Oesterreichs und Tirols, und im Vordergründe zur Linken der Bühne Frau Hofschauspielerin Bayer-Bürck, im idealen Costume der Saxonia, die Mauerkrone auf dem Haupte und einen Wappenstab mit dem sächsischen Schilde in der Linken. Der von ihr mit gewohnter Künsilerschaft an die hohe könig liche Familie gerichtete, von Ur. Julius Pabst für diese Ge legenheit gedichtete Prolog (s. u. im Feuilleton), an den ge eigneten Stellen von Musik begleitet, deren Arrangement eine Arbeit des Hofkapellmeisters Reißiger war, fand eine doppelte Unterbrechung durch die Vorführung von zwei überaus ge lungenen Tableaux. Unter Klängen der Musik theilte sich bei der Hindeutung des Prologs auf den der Erzherzogin Margaretha im Lande Tirol wartenden Empfang der Prospekt und eröffnete den Blick auf Innsbruck; auf den im Vor dergründe befindlichen Anhöhen war tiroler Landvolk jeden Alters und Geschlechts, Schützen mit den Stutzen, Mädchen mit Kränzen rc. in huldigenden Gruppen versammelt, und in sanften Klängen ertönte ein grüßender Chor zu der Melodie der österreichischen Nationalhymne. Und als dann der Pro log zum Schluffe und zum Abschiede die hohe Neuvermählte zu einem Scheideblicke auf „Pillnitz" aufforderte, da schwand auf der Bühne von Neuem der Wolkenschleier und vom Son nenschein beglänzt, erschien Schloß Pillnitz, gegenüber von der großen Waffe rtreppe gesehen, Volk mit Guirlanden und Kränzen malerisch an deren Stufen gruppirt, und eine sinnige Veränderung der Dekoration (s. u. Feuilleton) bildete den Uebergang zu dem nach der Melodie der Sachsenhymne er tönenden Schlußchor. Vorausgegangen war dem Prologe eine Fcst-Ouverture vom Hofkapellmeister Reißiger, es folgte ihm die große Gluck'sche Oper: „Jphigenia in Tauris". Die Vorstellung, bei welcher die besten Kräfte unsrer Oper (Frau Bürde - Ncn , Frau Krebs - Michalesi und die Sänger Tichatschck, Mitterwurzer und Conradi) mirwirkten, war »ine überaus gelungene, die Stimmung der Darstellenden von der Bedeutung des festlichen Anlässe- sichtlich gehoben. Wo durch Schönheit neuer Dekorationen (s. u. Feuilleton) und Costume für die Wirkung de- neueinstudirten Meisterwerks halte geleistet werden können, war geschehen. Der schöne Festabend fand kurz nach 10 Uhr seinen Schluß durch das Ausbrecher, der allerhöchsten und höchsten Herrschaften nach der Beendigung der Oper, bis zu welcher dieselben zu ver weilen geruhten. Am Sonnabend wird eine Wiederholung der Fesivorstellung stattsinden, zu welcher ebenfalls Freikarten ausgegeben werden. — Ihre kaiserlich königlichen Hoheiten der Herr Erzher zog Karl Ludwig und die Frau Erzherzogin Margaretha ge ruhten heute Vormittag eine Deputation der städtischen Be hörden, bestehend aus den Herren Oberbürgermeister Ritter rc. Pfotenhauer, Bürgermeister Neubert, Stadtverordnetenvor- sieher Vr. Arnest und besten Stellvertreter Finanzprocurator Ritter rc. Ackermann, zu empfangen und die Höchstihnen von denselben im Namen der Residenz dargebrachten Glückwünsche entgegen zu nehmen. In Innsbruck wurde am 4. November — wie der „Bot. f. Tirol" meldet, die erhebende Erinnerung an da hohe Namens- und zugleich Vermählungsfest Sr.kais. Hoh. des durchlauchtigsten Erzherzogs Karl Ludwig in eben so freudiger als woblthätiger Weise gefeiert, indem 100 arme Kinder, 50 Knaben und 50 Mädchen mit warmer Kleidung für den herannahenden Winter beschenkt wurden. Dir Verteilung Feuilleton. Prolog zur Frier der hohen Vermählung Sr. k. k. Hoheit de» Erz- Herzogs Karl Ludwig von Oesterreich mit Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Margaretha, Herzogin ZN Sachsen, von Julius Pabst, gesprochen von der Hokschauspielerin Frau Bayer-Bürck im königl. Hoftheater am L. November 1856. (Kurze römische Säulenhalle, Prospekt durch eine Gardine ge schlossen. Im Vordergründe, etwas seitwärts zur Linken der Bühne, der Prolog im idealen Eostume der Saxonia.) Wenn erdenwärtS auf lichter Wolke Saronla vom Himmel steigt, Ein GeniuS dem Sachsenvolke In irdischer Gestalt sich zeigt: Dann ist'S ein segnend Vorbedeuten, Zu hehrem Fest ein Weihegruß, Und niederströmt auS Himmelsweiten DeS Höchsten Huld, sein LiebeSkuß. So künd' ich heut' dem Sachsenlande Ein neue», heiß ersehnte» Glück; Da» Freudenlied vom Elbe strande, Im Jubel tönt'» vom Inn zurück, Und Millionen Herzen schwellen Zu König Johann'« Thron empor, Und au» den Augen, au» den Hellen, Bricht de» Entzücken» Strahl hervor. Dem König, der in weisem Schalten Sein Aolk mit Kraft und Hulv regiert, Dem lKattcn, Vater, Dessen Walten Zu Goll empor die Seinen führt, Ihm ist daS reinste Glück beschieden, Zu gründen Seiner Kinder Heil ; DaS füllt Sein Herz mit heil'gem Frieden, Der Göttergaben schönstem Theil. Noch grünen jene FesteSkranze, Die VolkeSliebe segnend wand, AIS sich der Braut im LiebeSlenze DeS Thrones Erbe treu verband; Und wieder blühen Myrthenkronen Und wieder schmückt sich der Altar, Mit reinstem HimmelSglück zu lohnen Ein heiß geliebtes Fürsten paar. AuS HabSburg'S Heldenstamm entsprossen, Der ritterlichen Ahnen Werth, Karl Ludwig Dir, von Glanz umflossen, Ein Kleinod ist Dir heut' bescher«. Und Du, der Sachsen holde Blüthe, Vom Hau» Wettin ein zarter Sproß, Den Aeitern gleich an Lieb' und Güte, Wir preisen hoch Dein fürstlich LooS! ES klopft mit warmen HerzenSschlägen Im Land Tirol, unS Allen werth, Ein treues Volk D i r beut' entgegen, Da», Anmnlhrei che, Dich verehrt. Laß unS der Zukunft Glück erschließen, Vernimm der Jubelnden Gesang, Die tausendstimmig Dich begrüßen, Von Berg zu Berg und thalentlang. (Unter Klängen der Musik theilt sich der Prospect und eröffnet den Blick auf Innsbruck; auf den im Vordergründe befind lichen Anhöhen ist tiroler Landvolk jeden Alters und Ge schlechts, Schützen mit den Stutzen rc. in huldigenden Grup pen versammelt. Dazu der Chor zur Melodie der öster reichischen Hymne: „Gott erhalte Franz den Kaiser!") Chor. Sei willkommen, Margarethe, SachsenS Blüthe, sei gegrüßt; Süßen Glücke- Mergenröthr Deine Bahnen licht umfließt. AuS dem Strome der Gebete Deine» Volk» Dir Segen sprießt; Sei willkommen, Margarethe, SachsenS Blüthe, sei gegrüßt! (Das Tableau verschleiert sich in Wolken, während die Musik sich leise in den folgenden Theil des Prologs verwebt) So sehen wir Dich, Holde, von unS scheiden Und grüßen segnend Deinen neuen Lauf; Dem FesteSjubel mischt sich Trennung»leiden, Wir lächeln unter Thränen zu Dir auf. Ein Lebewohl nur ist hier jede Freude, Im Wechsel der Aeonen Nicht» besteht, Was Jahre schufen, wird vom Augenblick verweht. Und Ein» nur tröstet in dem Erdenlrivr, Wird keinem Wechsel dieser Welt zum Raub«: Dir Lirbe bleibt, die Hofsnunz und der Glaube.