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Dienstag. 32. 28. April 1863 Erscheint , Preis Dienstags und WMxMsM pkq Quartal LÄ- anstalten. « s 8 Pfg. Amts- und An)tigc-DlaU -er Kömglichca Venchts-Iemter M Stadträthe Z« Dippoldiswalde, /raueustein «ad Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Leipzig. Die diesjährige Oste rmesse ist durch gängig als eine nur höchst mittelmäßige zu bezeichnen, und gilt dies sogar in Bezug auf die Sehenswürdig keiten, deren Zahl gegen früher eine sehr geringe ist. — Am Freitag verunglückten hier bei einem Neubaue 5 Maurer, die im ersten Stockwerk einen, viele Eentner schweren Sandstein aufzusetzen hatten, dadurch, daß sie den Stein zu weit auf den Rand der Mauer heranSrückten, so daß derselbe im Uebergewicht herab stürzte, das Gerüst zertrümmerte und die Arbeiter mit hinabriß. Drei derselben erlitten sofort den Tod, zwei wurden stark verletzt. Die Arbeiter tragen selbst die Schuld an diesem Unglück. Aus Freiberg sind in den letzten Tagen 54 prak tische Bergarbeiter ausgewandert, und zwar nach Rußland, über Petersburg und Moskau nach Oren burg. Ein Bcrgwerksagent Hofmann, der in 4 Jahren wiederkommen wird, um seine Anwerbungen von Neu em zu beginnen, begleitete die Auswanderer, die in 3 Wochen an Ort und Stelle zu sein gedenken. Es ist den Leuten, wenigstens formell, ein vortheilhafter Ver trag gesichert worden. Mögen sie den Schritt nie zu bereuen haben. Chemnitz. Es soll noch in diesem Jahre eine den hiesigen Turngemcinden zur Benutzung zu über lassende Turnhalle gebaut werden, und es hatte deshalb der Stadtrath unter Aufstellung eines speciellen Programms, nach welchem die Halle einen ungefähren Bauaufwand von 1600V Thlrn., exclusive Areal und Gerätschaften, erfordern würde, zur Einreichung von Bauplanen Concurrenz eröffnet. Die Stadtverordneten haben in jüngster Sitzung das Vorgehen des Raths allenthalben bewilligt, und wird nunmehr mit der Prüfung der Concurrenzplane, deren zehn eingegan gen sind, vorgegangen werden. Unsere Stadt ha' der malen in runder Summe 1000 Turner in vier Vereinen. Frankfurt a. M. In dec Bundestagssitzung am 23. April legten Oesterreich und Preußen die Noten an Dänemark vor, durch welche sie gegen die dänische Verordnung vom 30. März Verwahrung eingelegt hat ten. Hannover brachte die Anträge ein, welche auf Zurücknahme der dänischen Verordnung, auf Ausfüh rung der verschiedenen seit 1848 in dieser Angelegenheit gefaßten BundeSbeschlüffe und ans Schutz Schleswigs vor Jncorporirung hinzielen. Berlin. Man erzählt sich, die Regierung wolle ein Kompromiß mit dem Abgeordnetenhause versuchen; Ye wolle die zweijährige Dienstzeit für die nächsten 6 Jahre annehmen in der Hoffnung, daß ein andere- Abgeordnetenhaus später von ihr wieder abgehen werde. Diese Annahme der zweijährigen Dienstzeit ist jedoch nnr eine der Eoncessionen, welche das Ab geordnetenhaus fordert. Will nämlich die Regierung die Einigkeit Herstellen, so muß sie die jetzt bestehenden 252 Bataillone der Infanterie auf höchstens 150 reduciren. Vor 1836 gab es deren zwar nur 136; dennoch wird der Kriegsminister die Verminderung der jetzigen Cadres nicht zugestehen, weil mit dieser Eon- cession die Reorganisation vernichtet sein würde. DaS Ministerium regiert fortwährend budgetlos. München. Zur griechischen Thronange- legenheit veröffentlicht die „Bayrische Zeitung" fol gende Cireulardepesche an die sämmtlichen bayri schen Gesandtschaften: „Die Ereignisse, deren Schauplatz Griechenland seit dem Monat October vorigen Jahres gewesen, sind durch Acte bezeichnet, welche die Rechte Sr. Majestät des Königs Otto, wie jene der zur griechischen Thronfolge berufenen Prinzen des königl. Hauses von Bauern in hohem Grade gefährden. „Bisher haben wir gegen diese Handlungen, deren Nichtigkeit zu Tage liegt, nicht protestirt, im Vertrauen, daß wir der Zeit harren können, wo die Stimme der Gerechtigkeit und des Rechts, ebenso wie das Pflichtgefühl, endlich Gehör finden, und die Mehr zahl der Griechen, treu ihrem Könige und der konstitutionellen Verfassung, zuletzt dahin gelangen würde, sich von der beklagens- werthen Tyrannei einer meineidigen Minderheit loszureißen. „Unglücklicherweise hat das griechische Volk unter der unter drückenden Gewalt der Parteien unsrer Erwartung noch nicht ent sprochen , und die Schritte, welche im Interesse unsrer Sache bei den Schutzmächten Griechenlands gcthan wurden, haben bis jetzt den Erfolg, den wir davon hoffen durften, nicht gehabt. „Wenn auch weit entfernt, vorauszusetzen, daß Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Schleswig-Holstcin-Sonderburg- Glücksbnrg das Anerbieten, welches ihm von einer revolutionären Versammlung mit der in der bayrischen Dynastie erblichen Krone des rechtmäßigen Königs von Griechenland gemacht wurde, an- zunchmen gedenke, hat Se. Majestät der König gleichwohl unter den gegenwärtigen Umständen eine zuwartendc Haltung länger nicht einnehmen wollen, da sie arif eine Weise ausgelegt werden könnte, welche Seinen Absichten entgcaensteht. „In Betracht, daß durch die zu London am 7. Mai 1832 zwischen Bayern und den drei Schutzmächten Griechenlands, welche rm Namen der griechischen Nation handelten, abgeschlossene Conven tion der Prinz Otto von Bayern regelmäßig und rechtmäßig auf den Thron von Griechenland erhoben und von der Nationalver sammlung zu Pronia am 27. Juli 1832 feierlich anerkannt worden ist, und daß das königlich bayrische Haus eventuell zur Nachfolge im griechischen Königreiche berufen wurde, — „In Betracht, daß die constitutionelle Verfassung von Grie chenland die ebenbesagten Stipulationen der Londoner Convention anerkennt und bestätigt — macht der König in Seiner Eigen schaft als Haupt des königlichen Hauses von Bayern nur von einem unbestreitbaren Rechte Gebrauch, wie er nicht minder zu gleich eine gebieterische Pflicht erfüllt, indem Se. Maj. feierlich Verwahrung einlegt gegen alle und jede Acte, welche die Rechte Seines Hauses aus den griechischen Thron gefährden oder sie beeinträchtigen könnten, ebenso wie gegen alle die Folgen, zu welchen Me Acte führen könnten, und indem Allerhöchstdicselben