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Dresdner Nachrichten : 30.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-30
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.03.1874
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Sischeint täglich Itft! v ich, der ErvckÄi«« Warieniirabe I?- Abon- nemenetpreit »lerteniidr- lich 2/>/- Ngr.. durch die Pust Ld Ngr. Einzelne Nummrrn « Nur. kl'stl-S-: 23000 i-stpl. tzür die Rälkgabe eilige, sandier Manulcripte Vncht sich die Ardacnon nichl verdindltch. Ailsernten Annndme ani- ft'ärtS: Ilau,ou->tvju niitl in Hamburg. Ber> «». Wien, SrivNg, Basel, Bredian, tzraulsuri u. -N. — lluä. «i-s-o t» Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, nranlfurl a, M., Miin- chen, — Vaud« » Co. in Uranlsnri a, M. — kr. Voixt in Ebenlnig, — II»- ra», lmiiti«, liuliioe L Ho. in Pari». Tageblatt für Nuterhaltmig imd Geschastsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Aiepsch öe Neichardt in Dresden. Verantwortl. Ncdacteur: IlllillS Reilhardt. JnsetaieioerdeiC ' de ,S L» . alt««- , /erade >3 ati«d»Mma>e k>,»»d s Uchr, SMMlaB» dir Ml,lag, 12 U»r. Kr "eeusladl: grade Klafter-- gasse ä bi» Abd. s Mir. Der Raum einer ein- tualtiaen Petitjeile tollet lü Psa, Einaesandt die - u Rar. Zeile N Ngr. Eine (-laranii- liir da» Nuchiliäaige Erschei ne,, der Inserate wird nichl geg »den. All-Wärtige Annoncen« Austiage voll uns »nb,> taunlcn gnmcn u. Pei sollen inserlien luir mir siege» Pränumerando- eiallinng durch Bri»s- marken oder Posteiujrii- Ililig. !> Tilden tollen >,z Ngr. Alllwiirrige linnen die s'.allinng auai aus eine DreSdncrginua anweisen. Dia Exp. Ar. 8!). Nemizehiiter Jahrgang. Die geehrte»» Leser der „Dresdner Nachrichte»»" bitte» wir, das Abonnement fiir das zweite Quartal 1874 mit SS'/» Ngr. mlgksänmt erneuern;n wolle»», damit wir in» Ltändc sind, die Nummern ohne Unter brechung weiter zu liefern. Siimmtliche Post-Anstalten des deutschen Reiches und ganz Oesterreichs nehmen Lcstrllnttger» ans unser Blatt an. In Dresden abonnirt man (einschließlich des Bringerlohnes) vierteljährlich mit SSI» Ngr., bei den sächsischen Post-Anstalten mit SS Ngr. Expedition in Dresden, Marienstrafze IS. Mltrcdacteur: vr. L,u»U Für daö Feuilleton: k.a«l»HrI»t Dresse». Montag. 30. Mär; 1874 Tagcsgeschtchte. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat aus taSGlückwunsch- telegram»: des Königs Ludwig vonBaicrn sogleich >::il herzlichen Dankeswvrten erwidert uno hierbei dessen Tlieiliiahine au dem vollzogene» Aufbau dcö dcutschcii fflcichcö dankbar gedacht. DaS Ecntrum dcö ßieichötagö bereitet Anträge vor: für Elsaß-Lothringen eine eigene Landcövcrtretung zu erwirke». Die „Börseiiztg." hört alö bestimmt, daß die Kündigung der gesammtc» preußischen 4'/-procei:tigei: Staatsanleihe von 1856 eine sestbcschlosscne Sache sci, und die hierauf bezügliche Publika tion schon nächster Zeit erfolgen dürste. In Hamburg ist der Streik der Bäckergesellen völlig miß glückt. Sie sind zur Arbeit zurückgckchrt. nachdem sie einige bittere Erfahrungen gemacht habe», n.A. auch die, daß die ihnen von den Berliner Sozialdemokraten i» Aussicht gestellte Hilfe in dem guten Mathe bestand, Hamburg zu verlassen und anderweitig Arbeit zu suche». Ebenso sind einige andere Streiks für die Ar beiter verderblich gewesen. Frankreich. Die Wallfahrten haben in Frankreich swieder begonnen. Eine sehr großartige fand am lebten Sonntag i» Marseille »ach dem „Heiligen Hügel der Jungfrau von der Wache" statt. 4270 Arbeiter, viele andere Pilger, darunter meh rere Offiziere und Soldaten der Garnison, machten die Wallfahrt mit. Der General Espivcnt hatte die Musikbande des 55. Regi ments zur Verfügung gestellt, und der Bischof von Marseille stand der Feierlichkeit vor. Andere derartige Kundgebungen werden in großer Anzahl vorbereitet. Wie man erfährt, dringt die Gcistlich- teit im Augenblick in den Herzog von Broglie, damit derselbe ein strenges Gesetz betreffs Heilighaltung der Sonn- und Festtage erlasse. Spanien. Der neue Gouverneur v»u Geroua. Mugadter Pedro Estevan, Ist dort mit Verstärkungen cingctrofsen. Der Ge neral Degor ist nach Mataro (nordöstlich von Barcelona) ab- gcgangen, um Saballö den Weg zu verlegen. — Der General Bedoga bat in Lerida eine Revue über 8000 Mann abgchalte» welche alS Verstärkungen der in Katalonien befindlichen Truppen bienen sollen. Ein Theil ist für Barcelona bestimmt. — Tarra- gona wird von den Carlisten blokirt gehalten. Die Eisenbahn, Verbindung ist abgeschnittcn. Locales und Sächsisches. -- Ihre Majestät die Königin Marie besuchte gestern Vormit tag die Blumenausstellung der Gesellschaft Flora auf dcr Brühl'schen Terrasse. — Bei einer vorläufigen Besprechung des Bundesraths über seine zu dem Civilehegesetze zu nehmende Stellung, sollen sich die k. sächsischen Bundescommissare gegen die Einführung der obligatori schen Civilehe ausgesprochen haben. Eine so absolut ablehnende Haltung unserer Regierung würden wir bedauern; viel zweckent sprechender scheint uns die Stellung, welche die bairische Regierung zu der Frage genommen hat, nämlich die: man solle lediglich das Bedürfniß der Einzelstaaten in's Auge fassen. Die Frage, ob es sich in Sachsen nöthig macht, die fakultative Civilehe in eine obligatori sche umzuwandeln, läßt sich ja verschieden beantworten. Große Kla gen, daß es nicht möglich sei, mit der facultativcn Civilehe auszu kommen, haben wir bisher nicht gehört. — Laut den „Bausteinen" hat der Hauptvercin für innere Mission sich an die Negierung mit einer Eingabe gewendet, in der er die mannichfachcn Uebelstände schildert, die sich beim Baue der Eisenbahnen für die materielle und sittliche Lage der Arbeiter erge ben haben. Die Mehrzahl dieser Eisenbahnbauarbeiter sind von Hcimath und Familie getrennt und entbehren des wohlthätigen Ein flusses beider. Das Ministerium des Innern hat hierauf mit einem Schreiben erwidert, in welchem es den Bestrebungen jenes Haupt- vereinS die vollste Anerkennung zollt und sodann sich über einige Mittel verbreitet, um die sociale und sittliche Lage der Eiscnbahn- bauarbeiter zu heben. Es heißt darin: Zunächst hat man bei man chen Bahnbauten gemeinschaftliche, durch die Bauverwaltung, be ziehendlich den Bauunternehmer hergestellte und unterhaltene Mena gen eingerichtet, in welchen die Arbeiter gegen eine mäßige Vergütung Wohnung und Kost empfangen und zugleich einer Art vonHausdis- ciplin unterstehen. Die Erfahrungen, welche man mit diesen, vor zugsweise allerdings nur für dünn bevölkerte Gegenden passenden Menagen anderwärts gemacht hat, sind, und zwar auch in finanziel ler Hinsicht, nicht ungünstige gewesen. Bezüglich der bei den meisten Bahnbauten üblichen Einrichtung, nach welcher dem Marketender oder dem zum interimistischen Schankbetricbe während des Bahn- baues concessionirten Restaurateur die Verpflichtung obliegt, eine Schankbude auf seine Kosten zu errichten, für welche der Aufwand 6—800 Thaler und mehr beträgt, hat die Erfahrung gezeigt, daß die Arbeiter hierdurch insofern nicht unwesentlich benachthciligt wer den, als die Restaurateure, deren Verdienst im Allgemeinen gering »st, die hohen Baukosten von dm Arbeitern wieder beizuzichen suchen, was nur entweder durch Verabreichung schlechter Speisen und Ge tränke oder durch Preiszuschläge auf die Maaren erreicht zu werden oermag. In dieser Beziehung würde sich nach dem übereinstimmen den Urtheile der Oberingenieure eine Verbesserung herbeiführen las sen, wenn ün dm hierzu geeigneten Puncten der Baustrecken die interimistischen Schankgebäude auf Regiekosten erbaut undange eignete Wirthe überlasten würden, welche sodann zu Verabreichung warmer und kalter Speisen und Getränke an die Arbeiter unter Zugrundelegung der durch die Bouverwaltung controlirten PreiS- jitzp, zu verpflichten wären. An diesen Restaurationen, sowie auch in den vorerwähnten Menageanstaltm würde sich ohne Schwierig keit auch ein kleines, mit passenden Volköschriften auSgestattctesLese- zimmcr beschaffen lassen, darinnen aber der Verbreitung unsittlicher, unchnstlichcr oder sonst schädlicher Schriften mit Nachdruck entgegen getreten. Krankenunterstützungseasten dürften schon bei den meisten Bahnbauten bestehen. Recht empfehlenswerth würde eine zur Be förderung des Sparwesens dienende Einrichtung sein, die den Arbei tern die Füglichkeit, Lohnersparniste einen: Vaubeamtcn zur Aufbe wahrung und Ansammlung zu übergeben, gewährt und zugleich die etwaige Abfindung des Gesammelten an die Familie rc. vermittelt, auch das Porto für diese Sendungen von der Bauverwaltung über tragen würde. Das Finanzministerium beabsichtigt, mit den in Vor stehendem angedcutctm Maßregeln bei den Staatsbahnbauten, so weit sic daselbst nicht schon jetzt cingeführt sind, einen Versuch zu mächen. Man giebt sich daher der Erwartung hin, daß auch die Privat-Eisenbahngesellschaften diesem Beispiel Nachfolgen. — Im Cultusministerium bereitet man sich, wie wir ver nehmen, vor, die Referate über die verschiedenen Kategorien des Unterrichts anders zu organisiren. Hiernach erhielte Herr Geh. Kirchenrath vr. Gilbert den Vortrag über die Gelehrtenschulen (Gymnasien), Geh. Hosrath vr. Schlömilch das Ressort der Real schulen — beide Beamte würden in vielen Punkten gemeinsam zu arbeiten haben —, das Volksschulwesen aber, einschließlich der Se- minarien, würde dem Schulrath vr. Bornemann und noch einer- andern, zur Zeit noch nicht bestimmten, ins Ministerium zu berufen denpädagogischen Kapacrtät untergestellt werden. Durch letztere Beruf ung soll eine fleißige Localinspection in der Provinz ermöglicht werden. — Vorgestern Abend hatten die Bewohner eines Hauses der Albrechtstraße sich einer besonderen Ueberraschung zu erfreuen, ein etwa Icktügiges Kind, weiblichen Geschlechts, in der Hausflur zu finden. Der kleine Findling wurde in Privatpflege gethan. — An demselben Tage ereignete sich dieselbe Geschichte in der Pillnitzer- straße. Auch hier wurde in der Hausflur ein kleines weibliches Wesen ausgcsetzt gefunden und ebenfalls in Pflege gegeben. In beiden Fällen sind die Mütter noch nicht ermittelt. — Vorgestern Vormittag erregten zwei Wagen, mit mächti ge» Bierfässern beladen, dccorirt und von ebenfalls geschmückten Kupern geführt, großes Aufsehen, welche vom Centralbahnhof kom mend nach der ins neue Local übergesiedelten Bodenbacher Restau ration (Ecke der Kirch- und Frohngasie) durch dfi Stadt fuhren, deren Keller die goldnen 100 Eimer ausnahmen, welche wohl bald daraus hervorsteigen werden, um ihren edlen Zweck zu erfüllen, den Durst, diese nie endenwollende und doch so unangenehme Qual, zu löschen. — Vorgestern Nachmittag ward in der Eisengießerei und Werkzeugfabrik, von Kühne u. Comp, in Blasewitz ein außergewöhn lich großer und gewichtvollcr Cylindcr zu einer großen Dampfmaschine gegossen. Wir werden morgen auf diesen interessanten Guß und dies große Etablissement näher zurückkommen, da vielen unserer Leser ein Bild der mächtigen Eifinarbciten nicht unwillkommen sein wird. — Am 27. Nachts brach im Stallgebäude der Gutsbesitzerin Wehle in Steindörfcl Feuer aus, welches in kurzer Zeit sämmtliche Gebäude des Gutes und durch Flugfeuer auch das Gehöfte des Groß- gartennahrungsbesitzers Andreas Wehle und das des Nahrungsbe sitzers August Schmidt in Asche legte. Bei Wehle sind drei Schweine, mehreres Fevervieh und der Kettenhund in den Flammen mit um- gekommcn. — Am'vorgestrigen Tage hat hier in einem Hause des Bi schofswegs ein dort wohnhafter, 20 Jahre alter Eigarrenarbeitcr durch Erschießen seinem Leben ein Ende gemacht. Das Motiv zu dieser Thal ist nicht bekannt, und wurde der Leichnam nach dem Todttnhause des neuen Neustädter Friedhofes geschafft. — Gestern Vormittag erregte eine Katze auf der Terrasfingasse Aussehen und Schrecken; das Thier war förmlich wild, biß und spru dclte um sich und sprang an den Wänden kn die Höhe. Auf die Veranlassung eines Herrn — wie es geschienen, eines Beamten ward ein Handarbeiter veranlaßt die Katze einzufangen, was derselbe auch that; aber mit zerkratzten und zerbissenen Händen büßen mußte. Jedenfalls würde es aber klüger gewesen sein, das gefährliche Thier, ohne es anzufassen, todtzuschlagen. --- Mit reicher Ausbeute an neuen Thieren ist der Director des zoologischen Gartens, der unermüdliche Herr Schöpfst von einer Reise nach Hamburg am Sonnabend zurückgekehrt. Er führte dem Bären zwinger zwei junge, äußerst muntere japanesische Kragenbären zu ; in der Naubvögelvoliere flattern seit gestern zwei neue südamcrikani schc Condors (schwarze Geier mit weißen-Halskrausen); das Raub- thicrhaus ist durch eine westindische Goldkatze (Marakayakatze) und ein starkes Leopardcnweibchen bereichert worden. Außerdem hat Direktor Schöpff zwei chinesische rothbäuchige Eichhörnchen und zwei kanadische Gänse mitgebracht. Sämmtliche rieue Thiere erfreuten sich nach der Erlösung aus ihren Transportkäfigen mit großem Behagender ihnen zu Theil gewordenen erweiterten Räumlichkeiten. — Es stellt sich heraus, daß das in unserer gestrigen Nummer erwähnte Münzstück mit der allerdings nicht staatlichen Bezeichnung: „Aug. Knauth", die ein Herr irgendwo fftr einen Groschen mit er halten hat — eine Viermarke ist, wie. sie in einem hiesigen Re staurant zum Ausgleich für die Kellner «n der Bicrausgabe veraus gabt werden. — In Gostengrün in: Voigtl. sind durch den Genuß von trichinenhaltigen Schweinefleisches an 60Personen an derTrichinosc erkrankt und» bereits 6 gestorben. rauf aufmerksam gemacht und zur Rede gestellt, aus zu weit getrie benem Ehrgefühl die verzweifelte That ausgeführt. — Aus Dem Erzgebirge ist zu berichten, baß man auch hier' in der Gründung von freiwilligen Feuerwcbrcu nicht zurücksteht, So wurde vor L'/r Jcchrcn ein solches nützliches Institut in Dors- chcmnitz bei Sayda, im vorigen Jahre je eine freiwillige Feuer wehr in Savda, Fraucnstein unv Kämmcrswaldc bei Sayda er- richtet, und am 15. März d. I. eine solche in VoigtSdors bei Sayda gegründet. Letztere ist zwar noch eine kleine Schaar und zählt gegenwärtig erst 22 Mann, indessen ist bei der wachsenden Einsicht über die Nützlichkeit eines solchen Instituts zu erwarten, baß derselben ein erfreuliches Wachsthum und möglichste Unter stützung zu Theil werben wird. Mögen recht viele Gemeinden diesem Beispiele folgen. — Burgstädt. Am 26. März wurde unter Vorsitz des königlichen Eommissars, Herrn Geh. Hosrath Professor vr. Schlö milch. die erste Reifeprüfung in der Lehr- uno Erziehungsanstalt Albertinum abgchaltcn. Daö Ergebnis! derselben war ein sehr er freuliches und wurde jedem der 4 Abiturienten datz Neifezeugniß zuerkannt. — Versteigerungen, den 31. März in den GerichtS- ämtern: Großenhain: Eleonore Steigert Brauercigrundstück in Blatterölcbcn, 5500 Thlr., Lauenstein: Earl Schubcrt'o 2 Grund stücke, 1850 Thlr., 300 Thlr., Augustuöburg: Earl Pohl'SGrimk- stückc in Flvha, 35,456 Thlr., 0075 Thlr., Marieliberg: Franz Fischers Grundstücke, 6740 Thlr. tarirt. — Oesjcntliche Schwurgerichtssltzung am 26., 27. und 28. März. (Schluß). Die Sitzung am dritten Vcr- handlungötage kauerte biö m die 1l. Nachtstunde. Nach der Verlesung der von den Geschworenen zu beantwortenden Fragen igcgcn 50) folgten die Plaidoycrö des Herrn StaatSauwaltü vr. Francke und der süns Herren Verthcidiger. Die Bcraryung der Geschworenen währte fast süns Stunden und hatte folgendes Resultat: Nicht schuldig wurden erkannt: Frcycr, Andre,Baum garten , Philipp, Hänögcn, Vetter und Gabriel: schuldig dcö Ausrubrs <unter Annahme mildernder Umstände>: Elans und Schmidt; deö LandsrietcnshrnchS: Hirschicid; des Widcrstanvö: Thieme. Der Schwurgerichtöho: verurtyeilte daraus Elauü idem sehr gute Zeugnisse zur Seite standen) zu 0, Schmidt (welcher am Abend des 7. September 1872 total betrunken war) zu 8, Thieme zu 4, und Hirschicid zu 3 Monaten Gesängniß. — Ocsfentliche Gcrichtösift ung vom 13. Marz. Der Privatexpedicnt Earl Heinrich Bürger von hier ist der Ur kundenfälschung angeklagt, was derselbe rcumüthig cingcstand. Bürger, bereits wegen Betrugs bestraft, 40 Jahr alt, kam an: 23. December v. I. zu Agent Fischer, :»:: einen a:n seine Frau lgezogenen und von ihn: girirten Wechsel auf 200 Thlr., 3 Monat ckäw zahlbar lautend, zu versilbern. Fischer verlangtotetoch noch eine» compctenteu Giranten. Angeklagter entfernte sic», ::>», n ie er sagte, sich taö Giro des Hausbcsiftcrs Carl Gottlob Kunath geben zu lassen, womit Fischer sich zufrieden erklärte und ver sprach, cm Bürger bann den Betrag nach Abzug der Zinsen, 161 Thlr. auszahlen zu wollen. Der Angeklagte brachte den Wechsel mit den: verlangten Giro versehen zurück, allein Fischer traute nicht, er rccogneöcirtc die Unlerschriit, woraus sich die Unächtbeit derselben herauöstellte. Am 24, December wurde Bürger in der 'Wohnung Fischers arrctirt. 'Angeklagter giebt an. er habe sich in größter Noch befunden, und würde gern nur 20 oder:«) rhlr. entliehen haben, allein auf so kleine Summen lassen sich die — Geldleute nicht ein; eö sei leichter ein hohes Papier zu diöcon- tiren, alö ein kleines. Staatsanwalt Roßtäuscher hält die-Klage aufrecht, während der Vcrtbeidiger, Adv. Schnrig, in beredte:: Worten sich für seinen Clienten, einen Vater von 5 Kinder::, verwendet. DaS Urtheil brachte keineMilderimg. 1 Jahr 3 Mo nat Zuchthaus, 3 Jahr Verlust der Ehrenrechte. — Die ledige Johanna Christlana Schulze steht wegen Urtuiidcwülschuug, Hinterzichung und Betrug vor Gericht. Die Angeklagte, schon einmal wegen Betruges mit 3 Jabr 3 Monat Zuchthaus bestraft, befand sich im November v. I. in Geldverlegenheit und fertigte V eine falsche Urkunde an, mit der sie aber wenig Glück gehabt zu haben scheint. Denn eines Tagcö reiste sic nach Roßwcin, bat den dortigen Hypothekcnbuchführer, einen Schuldschein über 1000 Tbaler anzufertigen, da derselbe „ein Bischen ordentlich sein müsse", sic und ihr Bruder mußten ihn »ach Dresden schicken. Sie Unterzeichnete denselben eigenhändig mit Aug. Göttlich Metzler in Noßwein. Alö Geldvermittler war ihr der Agent I. Justmann empfohlen und dieser verwies sie an Näkc. Bei einer Zusammenkunft in der „Rciicwitzcr" aus der Landhaussiraße erklärte Letzterer, daß er vor Litten: erst den Schuldschein in Roßwcin rccognoScircn :nü,sc. ialiö die Schulze die Spesen decke. Der nächste Tag ward dazu bestimmt, alle!» wer nicht kan:, war die Angeklagte, kranke Füße vorichützend. Mit '.stäke reaiisirte sich auf diese Art das Geschäft nicht und so trug Justmann dasselbe der Zeugin Ehr, Neuinann an, welche daraus cinging. Eö wurde vereinbart, daß die Schulze bei Verpfändung des Wetzlcr'schcn Schuldscheins, einen solchen über 350 Tblr, anoslcllc, jedoch nur 250 Thlr. baar crbalte. Würde jedoch zu Ostern nickst Zahlung erfolgen, dann sollten alle Rechte der Schulze aus den Merlen schcn Schuldschein an die Ncumami übergehen. Fortwährende Zweifel in die Echtheit dcö PfandsluckS veranlaßten die 'Reumann, der Schulze die Bedingung zu stellen, daß erst gerichtliche Aus stellung desselben eriolge» müsse, bevor cs Moneten setze. Auch hier wurde eine Reste »ach Roßwcin verabredet, doch zog cS die Angeklagte vor, allein zu reisen, ließ in Roßwcin das Documcnt mit Ltempclmarke versehe», denn sic hoffte, daß diese mit dem Sladtstcmpel markier würden, doch Hatto sio sich darin getäuscht, deshalb schrieb sie von hier aus „an lick' seihst" einen Brief dcö Inhalts: sie möge keine Singst haben, die Zablung erfolge bestimmt Ostern und unterzeichnest denselben mit Slug, Gotll. Metzler, adressirt an Fränl. Schulze, Drecken. Mit ccm Schuldschein und dem Brieie kamen ::nn die Angeklagte und Justmann zur Neumann. Justmann sagte, eine Reise nach Roßwcin sc: rinn ganz überflüssig, denn die Stempel-Marken aus dem Documeiit seien, io wäre cS gerichtlich, auch besage ja der Nriei genug. Zur noch größeren Sicherbest erhielt die Nau mann einen Wechsel über 350 Tblr,. acecptirt von der Schulze, girier von Justmann. Jetzt eriolgtc Zahlung, 200rkstr. baar und eine Rumänicr-Actie. K,rotz all' der Sicherheiten batte die Nau mann „keine Ruh' bei Tag und Nackst", sic reiste nach Roßwcin, wo ihr der Staar gestochen wurde, Aus die Frage, wovon die Angeklagte die Schuld wieder zu zahlen gedenke, antwortete sie, , ic habe eine Schenkung zu erwarten, von wem ? könne und werde sie nickst sagen, ebenso auch nicht, wozu sic daö erhaltene Geld ) - verwendet habe. Sic hatte bis zu ihrer Verhaftung hei den Ehe leuten Zimmer in Loschwil: gewohnt und war 21 Thlr. schuldig. den Vertröster spielen müssen. Hier hatte der erste Schuldschein - Der aus Wurzen gcftürtige HilsStassirer Brückner in einem Entere geben an. die 21 Tblr. seien nickst bezahlt, während die Leipziger größeren Bankhanse hat sich vorgestern Abend in seiner Schulze darauf bebarrt, die Schuld gedeckt zu haben. Bein: Fa- Wohnung durch einen Messe rstich in die Brust entleibt. Es wird ^ ^'"nommen, «»-»Am/ nm Strohhüte tur ihn zn nähen, dieses aber solon versetzt ::::d erzählt, derselbe habe :m Lar:fe des Tkges ern geschaftfichesVersehen (Srlös zur Reise nach Roßwcin verwendet, gleichzeitig auch gemacht: 40 Pfd. Stqclmg das Doppelt» ausgezahlt, und da- ^em Elster noch 2 Thlr. abgcschwiudelr. In Roßwcin benutzte sie ...
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