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Norm. Feier. unden > Mr et oo« 2-5 Zoo.»» moä S entags mn< u. Nach- rbendL Zitzen: in. 35 10. 28, vt, bei bei 1 WMlM LMhlM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SV Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und di« Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, den 28. August 19«. 1881. "Waldenburg, 27. August 1881. können Hst loh- sugung ild. r, leaux, eichcl >n hau. n, ;r bei Ü8M-- (ului- 8 2tir- 6i»8er j 8PÜ- 0., 30. rollt en clas- , Opern- eder mit Gesang rte und htvollew n Tänze Album- sikpiecen ">8, und Dru« Gambetta über die sociale Frage. Am 19. d. besprach Gambetta mit einer aus wärtigen politischen Persönlichkeit die Vorgänge in Belleville, bei welchem Anlasse er sich auch über seine Auffassung der socialen Frage verbreitete. Auf die Frage, ob nicht etwa die socialistische Be wegung in Frankreich unterschätzt würde, antwortete Gambetta wie folgt: „Die Tendenzen der verschiedenen socialistischen Gruppen treten allerdings in der gegenwärtigen Wahlbewegung weit markanter hervor, als zur Zeit der letzten Municipalmahlen. Auch fördert die unter dem Regime der monarchistischen Parteien gehemmte, nunmehr plötzlich entfesselt: freie Discussion eine Reihe von betrübenden Erscheinungen zu Tage, doch sind dieselben auch geignet, den Läuterungsprozeß der socialen Bewegung zu beschleunigen. Vom Standpunkte der allgemeinen Staats-Interessen muß man sogar wünschen, daß dieser Läuterungs- Prozeß sich gegenwärtig, das heißt in einer Epoche friedlicher Entwickelung vollzieht. Wir leiden eben noch unter den Sünden der Vergangenheit. Die verderblichen Wirkungen des aus dem socialen Klassenzwiespalte hervorgegangenen Cäsarismus haben dahin geführt, daß man auch heute noch viel fach den Staat mit Cäsarismus identisicirt, und daß insbesondere diejenigen, welche nur die Ober fläche der Dinge sehen - und die Bedingungen der Geschichtsentwicklung nicht kennen, in dem Staate lediglich einen unnützen Apparat erblicken, nicht jene sittliche Gemeinschaft, berufen, die Erziehung und Entwicklung des Menschengeschlechts zur Freiheit zu vollbringen. Veraltete Theorien, deren consequen- teste Bekenner die Anarchisten sind, werden in unserer Zeit des bewußten, auf der Erkenntniß der demo kratischen Gesetze basirendcn Fortschrittes übertragen und verursachen um so leichter eine Verwirrung der Geister, als sie scheinbar revolutionär auflreten. Indessen kann constatirl werden, daß sich bei uns innerhalb der socialen Bewegung bereits der Kern einer rationellen Richtung Bahn bricht, während die Trümmer der Scctenbewegung nur noch einen letzten Anlauf nehmen, um sich zu behaupten und hinter einer lärmenden Agitation ihre Schwäche verbergen. Der Ruf: »Vivo la Oommuno!", den man in gewissen Versammlungen vernimmt, zeigt, daß die betreffen den Kreise nichts gelernt und nichts vergessen haben. Die Ursachen des Aufstandes vom 18. März 1871 sind in der Kammer beleuchtet worden. Was aber die bei Proclamirung der Commune zur Geltung gelangten Grundsätze betrifft, so kann nicht oft genug wiederholt werden, daß dieselben ihrem innersten Wesen nach reaktionäre waren. Indem die anar chischen Seclirer die Staatseinheit bedrohten, jene Einheit, welche auch die Freunde einer internatio nalen Verbrüderung der Völker als nothwendig an erkennen müssen, gravitirlen sie nach einer Zeit periode, die unglücklicherweise überwunden ist und deren politische Formen unvereinbar sind mit dem Gange unserer demokratischen Entwickelung. Denn man beschränkte sich nicht darauf, die von allen auf richtigen Republikanern gewünschten communalen Freiheiten zu reclamiren, man decretirte die Auf lösung des Staates in selbstständige Gemeinden. Diese Sachlage bewirkte denn auch, daß, noch ehe es zum Kampfe mit Versailles kam, drei Viertel von dem beim Aufstande des 18. März Betheiligten der Commune den Rücken kehrten. Solche scheinbar revolutionäre Bewegungen tragen also schon in sich den Keim des Unterganges, es sind, wie bemerkt, nur die letzten Zuckungen einer im Absterben be griffenen Zeilperiode. Daß bei dem lärmenden Theile der Intransigenten nur die persönliche Ge hässigkeit maßgebend ist, hat wohl am besten ihre Stellung zum Listen-Scrutinium dargethan. Sie haben dasselbe bekämpft, obwohl speciell für die An bahnung socialer Reformen die Unabhängigkeit der Gesetzgeber von lokalen oder beschränkten Klassen- inleressen von der größten Wichtigkeit ist. Unsere Institutionen bieten den Arbeitern Gelegenheit, sich zu organisiren und die Massen in den Vereinen zur Selbstverwaltung zu erziehen. Das eigenste Inte resse des Arbeiterstandes verlangt also sein.e eifrige Mitwirkung beim Ausbaue dieserJnstitutionen, welche die Grundlage bilden für eine allmälige, aber dau ernde Verbesserung der socialen Zustände. Für Frankreich wie für alle modernen Staaten ist die sociale Reform eine Existenzfrage. In welchem Maße sie zur Durchführung gelangt, das hängt von den Fortschritten in der Erziehung des Volkes ab. Der Staat muß hierbei fördernd eingreifen und eine kräftige Initiative zeigen. Indem er die Frauen und Kinderschützt, dieArbeitszeit fixirt und dieVersicherung derArbeiter-Familien gegen Krankheit, Unfälle und Ar beitslosigkeit unter seine Obhut nimmt, wird er die Schranken beseitigen, welche der Erziehung des Vol kes am meisten hinderlich sind, wird er die traurigen Folgen der Zerrüttung des Familienlebens am wirk samsten bekämpfen. Diese Ideen sind nicht neu, sie sind auch nicht das Eigenthum einzelner Perso nen, die Entwickelung der ökonomischen Verhältnisse hat sie uns aufgedrängt und ihre Realisirung ge zeitigt. Ueber weitergehende sociale Probleme heute zu sprechen ist sehr schmierig. Man kann wohl im Allgemeinen aus der Richtung der Zeit auf die Gestaltung der Zukunft schließen, doch lassen sich die Fortschritte der Technik und die Anschauungen kom mender Geschlechter jetzt nicht ermessen." "Waldenburg, 27. August 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Graf v. Moltke Hal vom Könige von Schweden eine kostbare goldene Remontoiruhr zum Geschenk erhalten, deren Werth dadurch noch erhöht wird, daß sich in der Kapsel das wohlgelroffene Portrait des Spenders befindet. Die deutsche Reichsbank hat am 26. v. den Dis- cont für Wechsel auf 5 Procent und den Lombard- Zinsfuß von 5 auf 6 Procent erhöht, und zwar infolge ihres verminderten Goldbestandes. Die preußische Regierung hat der Berlin-Görlitzer, der Märkisch-Posener und der Cottbus-Großenhainer Eisenbahngesellschaft Verstaatlichungs-Offerten gemacht. Die Berlin-Görlitzer und die Märkisch- Posener sollen zunächst vom Staate für Rechnung der Gesellschaft verwaltet werden. Daneben soll spätestens 6 Monate nach der staatsseitigen Ueber- nahme der Umtausch der Actien die Staatsschuld verschreibungen erfolgen. Die Frage wegen Verlegung des Etats jahres wird demnächst wieder Gegenstand der Er wägung werden. Die Neichsregierung scheint nicht gewillt, trotz dec wiederholten ablehnenden Haltung des Reichstages die Versuche, zweijährige Etats unv vierjährige Legislaturperioden einzuführen, aufzu geben. Erfüllen sich die sehr günstigen Erwartungen in Regierungskreisen bezüglich des Ausfalles der Wahlen, so wird man zweifellos versuchen, vor allem diese Angelegenheit zum Abschluß zu bringen, und es scheint, daß man bei dieser Gelegenheit auch der Frage über Verlegung des Elatsjahres näher treten wird. Am 25. d. Mts. hat die evang-lisch-lutherische Conferenz innerhalb der preußischen Landeskirche einstimmig folgende Resolution in Betreff der Juden frage angenommen: „Die Conferenz erachtet die sich in weitem Umfange geltend machende anlijüdische Bewegung für den Ausdruck der in unserem Volke zum Durchbruche kommenden Erkenntniß des auf ihm von Seiten der jüdischen Bevölkerung vielfach lastenden Druckes und der Zersetzung, mit welcher unser Staats- und Volksleben durch den gegenwär tigen Einfluß der Juden auf dasselbe bedroht ist. Sie beklagt aufs tiefste die Rohheiten und Gewalt samkeiten, zu welchen dies hie und da geführt hat, sie ist aber noch schmerzlicher bewegt durch die schwere Verschuldung des eigenen christlich-deutschen Volkes, welche solche Stellung der Juden in ihm ermöglicht hat. Sie ruft dasselbe auf, einerseits eingedenk zu bleiben, daß uns das Heil von den Juden gekommen ist, und daß ihm die heilige Pflicht obliegt, an ihrer Bekehrung mit aller Treue zu arbeiten, — aber ebenso eingedenk zu sein der großen Verantwortung, die Gaben und Gnaden, welche Gott ihm von Natur und dann durch das Christen thum hat zu Theil werden lassen, zu bewahren und zu pflegen, ein Staats- und Volksleben darzustellen, durch welches die Juden für das Christenthum ge wonnen werden, ihnen allen Schutz und bürgerliche Freiheit zu gewähren, sich selbst und ihnen aber die unschätzbaren Güter der christlichen Ehe, der christlichen Schule, der christlichen Obrigkeit zu er halten, beziehungsweise wieder zu erwerben." Zu der Mittheilung der „Kölnischen Zeitung," daß die Erhebungen über die Judenkrawalle in Pommern und Westpreußen nach Pcivatberichten aus den betheiligten Gegenden ein interessantes ! Material für die Behauptung liefern, daß die Aus- ! schreitungen auf den Einfluß der Hetzblätter und ihrer Patrone (Stöcker, Henrici) zurückzuftthren sind, bemerkt die „Kreuzzeitung," daß der betreffende Correspondent noch gar nicht über die Erhebungen unterrichtet sein kann. Das Licht, welches dadurch auf die tiefsten Ursachen der ganzen Erregung fallen würde, möchte aber vielleicht den Philosemiten schließ lich eben solches Unbehagen verursachen, wie sie jetzt bei den Antisemiten zu erwecken suchen. Der Oelheimer Petroleum-Actien-Rausch ist an der Berliner Donnerstags-Börse manchem Kopfe entflogen. Der Cours wich an diesem einen Tage bereits um 32 Procent, indem die Actien bis auf den Emissionscours von 105 heruntergingen und sicher wäre ein noch weit tieferer Fall zu con- statiren gewesen, wenn die ausgebende Stelle nicht ein Interesse daran gehabt hätte, den weiteren Fall dadurch aufzuhalten, daß sie selbst die massenhaft ausgebotenen Stücke an sich brachte. Daß es so kommen mußte und noch weit schlimmer kommen wird, war voraus zu sehen. Uebrigens erhielten wir heute und wahrscheinlich auch viele andere Zeitungen einen langen Bericht der Vereinsbank in Berlin, durch welchen wieder Stimmung für das Unternehmen in den Blättern gemacht werden soll. Da der Bericht von so interessirter Seite kam, wanderte er natürlich sofort in den Papierkorb. Der Kardinal Gras Ledochowski ist in den letzten Wochen an einem so bedenklichen Herzleiden erkrankt, daß man seit letzten Sonnabend für sein Leben fürchten mußte. Seit Sonntag sind die Nach richten etwas beruhigender. Oesterreich. Die polnischen Blätter melden: In Przemysl wurden am 22. d. zwei russische Generalstabs offiziere in Civilkleidung, Oberst Protopopow und Oberstlieutenant Palica, verhaftet, welche zwei Tage lang die Fortificationen und das. Eisenbahnnetzter rain recognoscirten. Bedeutende Geldbeträge, lowie Karten von Galizien wurden bei den Verhafteten vorgefunden.