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MW— DerSSHWeLrzähler ieier- Freitag, den 31. Mai 1S35 Nr, 128 so. Jahrgang Das Kabinett Flandin Wrzt über die FrankenMse Die Polizei hatte in fassende Sicherheits- ') LueführNche« an anderer Stell«. ^'11 U.j^w. swärts Hungen i gut« in.Kui -12L »uS» >1.» eedM».. litadlAedi. SÄ !»»UrmU «Wer» IßvOiUM Anzelgenprel«: Die 4S nun breite einspaltige Millimeterzeile 8 Rpf. Im Texttell die SO mm breite Millimeterzeile 2S Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. p«. Voll- xt,m.N«iO. tü^Z«r.7^) in- iaw-u., L14» SeMer Luftlokamoentzvmf in London überreicht. DNB. Berlin. 30. Mai. Die Reichsregierung hat der englischen Regierung auf deren Wunsch den Entwurf ein« Luftiocaraopaktes übergeben, wie dies schon früher selten« der französischen und italienischen Regierung geschehen ist. M -.«zis" N ocm Tagesschau. * Dl« Srlcharegieruug hat der englischen Regierung auf deren Wnnsch de» Entwurf «ür« Luftlocarnopakle» zugehe« taffen. Der Ealnmrs wird in britischen diplomatischen Kreisen al, Zeichen der Lereilschofi zur Mitarbeit an der Befriedung Europa» begrüßt. * Da» Kabinett Flandin ist in der Kammerfihang in der Nacht vom Donnerstag zum Arellag bei der Abstimmung über da» Er. mSchtigvng»gesetz in der Minderheit geblieben und zurückgetretev. Mit der Neubildung der Regierung wurde «ammerprüfideat Bouiffon beavftragt. * Rach englische« Meldungen wird Mussolini weitere 200000 Manu unter die Waffen beruft«, mit der Begründung, dle Bit- sorgnlsse aumvSrtiger Mächte bezüglich der Brennergrenze zu zer streuen. * Mehrere Pariser Banken find im Laufe der vergangenen Rächt auf Weisung der Skaatranwaltschaft gerichtlich versiegelt worden. * Die britischen Finanzbehörden haben in dm letzten Tagen weitgehende Stühungsmaßuahmm für den Franken ergriffen. * An der von der englischen Liga für Völkerbund veranstalte, tm „Friedenrabstimmllng" haben sich in Grotzlondon rund ein einhalb Millionen MMschen beteiligt. Die Frage, ob «ine allge. meine Rüstungsherabsehong durch internationale Abmachungen flaktftnden solle, wurde mit 142S4S4 Ja-Stimmen beantwortet. 1200700 stimmten für eine allgemeine Abschaffung de» Militär flugwesen«. * 3m kupfergeblet von Rord-Rhodesien (Afrika) ereigneten sich schwere und blutige Zusammenstöße eingeborener Bergarbeiter mit Truppen und Polizei. tchjn Beznlwprrl» für di« Zeit «in«» Hau» halbmonatlich Mart 1.1E d«im . stell« wöchentlich 4» Pfg. «inzrlnummer 10 Pfg. (Sonnabend- nnmmer IS Pfg.) Tagebkck jurAisthosswer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dot SLchfische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be- »Ällschülaml» zu Bautzen sowie de« Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Umkirch und Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1621. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 DNB. London, 30. Man Zu der Uebergabe des deut schen Luftpaktentwurfes durch den deutschen Botschafter schreibt die Times, zur Zeit der Londoner Besprechungen sei man der Ansicht gewesen, daß der Abschluß eines solchen Paktes gleichzeitig mit der Regelung anderer Fragen erfol gen müsse, die mit der Befriedung Europas verknüpft seien. Es verlaute jedoch, daß die britische Regierung der Ansicht sei, daß durch den Abschluß des französisch-sowjetrussischen Paktes gewisse Veränderungen einaetreten seien, und daß es ein« Reche stichhaltiger Gründe gebe, weshalb die Verhand lungen über den Abschluß eines Luftpaktes für Westeuropa ohne weitere Verzögerung in Angriff genommen werden sollten. Es sei zu erwarten, daß der Außenminister das Un terhaus dahin unterrichten werde, daß die britische Regie rung feit der Stresaer Konferenz einen solchen Vertragsent wurf vorbereitet habe, und daß auch Hitler nunmehr seinen Beitrag dazu geliefert habe. Diese Vorschläge würden nunmehr von den fünf Signa- tarmächten des Locarnovertrages sorgfältig geprüft weroen. Es werde nicht erwartet, daß es sofort zu einer Konferenz der fünf Mächte kommen werde, weil die vorbereitenden Be sprechungen am bequemsten auf diplomatischem Wege vor sich gehen könnten. Preß Association berichtet, daß der deutsche Luftpakt entwurf in britischen diplomatischen Kreisen begrüßt werde als eine entschlossene Geste des Vertrauens und als Zeichen der Bereitschaft zur Zusammenarbeit, um eine Befriedung Europas herbeizuführen. Nicht nur die britische und die deutsche Regierung hätten Paktentwürfe vorbereitet; auch die anderen Regierungen seien an der Arbeit gewesen. Der französische Entwurf sei bereits im englischen Auswärtigen Amt eingegangen. Diese letztere Information wird auch von der Corning News bestätigt. Sie bemerkt, daß der deutsche Entwurf als «in Zeichen für die Aufrichtigkeit der letzten Versicherungen Hitlers angesehen werde, wonach Deutschland bereit sei, an einem Luftabkommen teilzunehmen. DNB. Pari«, 31. Mai. (Eig. Funkm.) Dle Regierung Ilaydin Ist bel der Abstimmung in der Sammer über das Ermächtigungsgesetz in der Minderheit geblieben und dem- gemäß zurückgetreten. Die Sammer hak der Regierung die Ermächtigung mit ZS3 gegen 202 Stimmen versagt. ...... * Die Kammersitzung, die am Donnerstagnachmittag be gann,. hatte einen sehr bewegten Verlauf. Die Eröffnung erfolgte unter stärkster Beteiligung der Oeffentkichkeit. Pas Haus war bis auf den letzten Platz ge füllt; die Tribünen waren überladen. Die Polizei hatte lr verschiedenen Vierteln von Paris umfassende Sicherheits maßnahmen vorgenommen, um jede Einwirkung von außen im Keime zu ersticken. Die Debatte wurde eingelei tet durch den.Berichterstatter der Finanzkommission, der sich sehr energisch gegen jede Frankenspekulation aussprach. Der Redner teilte der Kammer mit, daß die Goldabwanderung am Dienstag rund I^L Milliarden erreicht und insgesamt in verletzten Woche rund fünf bis sechs Milliarden Gold Frankreich verlassen habe. Als besonders bedenklich bezeich nete der Redner die Tatsache, daß die Goldaufkäufe nicht mehr nur vym Ausland aus erfolgten, sondern in den letz ten Tagen in zunehmendem Maße von französischen Bertre- tern des Sparerpublikum» getätigt würden. Der Rechtsabaeordnete Reynaud richtete heftige An griffe gegen Flandin unter stürmischem Beifall des Hauses, denen Angriffe der Sozialisten gegen das Kabinett folgten. Die Sitzung wurde darauf unterbrochen. Nach Wieder eröffnung der Sitzung erfolgt der Austritt Flandins; anders läßt sich das Erscheinen des Ministerpräsidenten nicht be zeichnen. Wenn Flandin damit gerechnet hat, durch dra matische Inszenierung seiner äußerst schwachen politischen Situation nachzuhelfen, so hat er jedenfalls reichlich auf die Empfänglichkeit der französischen Kammer spekuliert. Flan din teilte zunächst den Rücktritt des Finanzministeriums mit und richtete dann einen dringenden Appell an die Kammer, ihm zu folgen. Der Mann auf der Straße, der Durchschnittsfranzose, wurde sich, nachdem infolge des Krie ges schon einmal ein Währungszusammenbruch eingetreten sei, nickst damit abfinden, daß sein sauer erspartes Geld wegen der Feigheit det parlamentarischen Vertreter eine neue Werkverminderuna erfahren solle. Flandin hatte, nachdem er nach Beendigung seiner Rede das Regierungszimmer in der Kammer aufsuchte, einen Schwächeanfall, der ihn begleitende Arzt nahm sich des Mi nisterpräsidenten an. Nachdem sich Flandin etwas erholt hatte, kehrte er in das Ministerpräsidium zurück. Die Aus führungen Flandins wurden von der Kammer kühl ausge nommen. Die Kammer unterbrach dann abermals die Sitzung. Eine Letzte Warnung Herriots an die Kammer. In der Nachtsitzung der Kammer richtete vor der entschei denden Abstimmung, in der die Regierung unterlag, Staats minister Herviot noch einen letzten Aufruf an die Abgeordne ten, der Regierung Flandin die beantragten Vollmachten (die durch Annahme von Abänderunasanträgen im Laufe der Aussprache schon zeitlich eingeschränkt worden waren) zu bewilligen. Herriot warnte vor der Spekulation, die durch eine Regierungskrise neuen Austrieb erhalten könnte, wies auf die Gefahren des Goldabflusses hin und malte das Gespenst der Entwertung an die Brand. Er fügte hinzu, vielleicht würde eine Entwertung des Franken ein Wett entwerten in der ganzen Welt auslösen. Bei der Abstim mung handelte es sich um die Beantwortung der Frage: Soll am 31. Mai der Staat die Spekulation besiegen oder wird die Spekulation den Staat besiegen? Der radikalsozialistlsche Abgeordnete Bonnet entwickelte in der nächtlichen Aussprache dann di« Ansicht des Teiles der Radikalsozialisten, Vie gegen die Vollmachten sind. Ab geordneter Franklin-Bouillon verweigerte die Vollmachten mit der Begründung, daß gegen die Spekulation keine Ver ordnungen helfen, sondern nur die Polizei. UNS der Stimmen Landin. pari», 31. Mai. (Eia. Funkmeldg.) Dle 202 Stim men, die in der entscheidenden Kammerabstimmung für die Regierungsvorlage abgegeben wurden, verteilen sichouf fol gende Parteien: 25 republikanische Vereinigung (Maurin), 20 Linksrepublikaner, 12 Sozialrepublikaner, 16 republika nisches Zentrum, 9 Volksdemokraten, 33 Linksradikale, 4V Radikalsozialishen (vdn insgesamt ISS), 13 unabhängige Fernsprecher Amt Vsschoftwerda Rr. 444 und 44S. halben Monat«: Frei in« gm Fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der ribholen in d«r Geschäft». Besörderungseinrichtungen durch höhere Gewalt bat der Be- ner 10 Pfg. (Sonnabend- zieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise». Linke, 3 Neusozialisten und republikanische Sozialisten, 17 Parteilose, 5 Unabhängige, 3 Wirtschaftliche und Bäuerliche Aktion. 37 Abgeordnete haben sich der Stimme enthalten. Nach der Abstimmung. DNB. pari», 31. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Nach der Abstimmung in der Kammer begaben sich die Regierungs mitglieder zum Ministerpräsidenten Flandin in dessen Woh nung. Der Ministerpräsident unterzeichnete das Rücktritts schreiben selbst und blieb wegen seines Gesundheitszustandes zu Hause, während die anderen Mitglieder sich gegen 2 Uhr nachts ins Elysöe begaben, um dem Präsidenten der Repu blik, Lebrun, das Rücktrittsschreiben zu überreichen. Um 1,40 Uhr nachts, als die Sitzung der Kammer zu Ende war, hatte aber der Präsident der Republik bereits den Kammerpräsidenten Bouisson zu sich berufen. MW W Sie WiMWWW MMMkN. Paris, 31. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Kammerpräsident Fernand Bouisson hat sich heute vormittag in seiner Unter redung mit dem Präsidenten der Republik bereit erklärt, ein Kabinett der „breiten Union" zu bilden. Kammerpräsident Fernand Bouisson ist Abgeordneter von Marseille. Er steht im 61. Lebensjahr, ist aus Constan tine gebürtig und ist von Beruf Industrieller. Im Jahre 1909 wurde er zum ersten Male zum Abgeordneten ge wählt. 1924, als er auf der Liste des Linkskartells wieder zum Abgeordneten gewählt wurde, trat er der sozialistischen Partei bei. 1927 wurde er als Sozialist zum Kammer präsidenten gewählt, ein Amt, in dem er sich als unbestritte ner „Präsidenten-Fachmann" einen Ruf schuf. Vor etwa 2 Jahren vollzog Bouisson ohne ersichtlichen Grund und ohne großes Aussehen seinen Austritt aus der sozialistischen Partei und ist seitdem keine parteipolitische Bindung wieder eingegangen. Die Unterredung Lebruns mit Kouiston. Paris, 31. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Ueber die Unter redung, die der Staatspräsident heute vormittag mit Fer nand Bouisson hatte, und in deren Verlauf dieser die Auf gabe der Kabinettsbildung übernahm, wird bekannt, daß Bouisson den bisherigen Außenminister Laval als für die Kabinettsbildung geeignete Persönlichkeit bezeichnet habe. Der Staatspräsident habe jedoch darauf bestanden, daß Fernand Bouisson selbst die neue Regierung bilde. Fernand Bouisson hat sich sofort nach seiner Unterredung mit Lebrun in den Senat begeben, um mit dem Senatsprä sidenten die Frage der Regierungsbildung zu besprechen. Weitere Besprechungen mit führenden Politikern werden sich wie üblich anschließen. Bouisson hat die Absicht, sein Kabi nett in möglichst kurzer Frist zusammenzustellen. Pariser Sanken gerichtlich verstegeLt. DNB. Paris, 31. Mai. Im Laufe der Nachmittags sitzung der Kammer hat Staatsminister Herriot auf gewisse Finanzüberwachungsmaßnahmen angespielt. Wie verlautet, sollen im Laufe der Nacht auf Weisung der Pariser Staats anwaltschaft eine oder mehrere Banken gerichtlich versiegelt worden sein. Keine Schließung der Pariser Sörse. Paris. 31. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Entgegen in der Nacht verbreiteten Gerüchten wird von der Agentur Havas mitgeteilt, daß die Pariser Börse am heutigen Freitag wie üblich stattfinden wivd. In sechs Tagen fünf Milliarden Gold adgegeden. pari», 30. Mai. „Paris Midi" berichtet, daß der Gold abfluß aus der Bank von Frankreich am Mittwoch etwa anderthalb Milliarden Frank betragen habe. Innerhalb von sechs Tagen habe die Bank von Frankreich fürfünfMil - liarden Frank Gold abgegeben. Auf Ersuchen des Finanzministers hat der Iustizmini- ster eine Untersuchung gegen die Spekulanten eingelei tet. Der Finanzminister soll dem Justizminister das not wendige Aktenmaterial in die Hand gegeben haben. Als wirksame Maßnahmen gegen die Spekulation schlägt der „Paris Midi" ein Gesetz vor, das die Währungsspekulation mit einer lOOprozentigen Strafsteuer auf den Gewinn be-