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Nummer 220 — 27. Jahrgang «scheint «mal wich«,».«» dH« wustr. «ra»»»»ilag«n ,D>» AyU' »nd .Fllr imirr« »einen Leute'. l»w>» den rertb»IIa«en ,«t. Bennü.BIaU'. .Unterhaltung und Willen». .Dl« Welt der tzii,,'. ,«>erjtltcker Ratgeber'. Da» gut« Buch' .Utlamnid. fch-n». Monatltcher ve,ug»t>rel« 8 MI. elnlibl. Bestellgeld. Iin,«lnummer 1V 4. Sonnabend- u. Sonntagnummer SV 1» Hauvl>»rM«Iter! Dr. <S. L«»c»i,k. Dresden. SachMe Mittwoch, 26. Sepkember 1S25 Berlag-ort« Dresden «»jetgeupretle, Die Igeldaltene Petttzeile litt <1, .tamillen- anzelgen u.Stellengetucbe Sv-s. Die Petitretlamezetle. 8«mm breit. 1 gür Slnzeigen auherhalb de? BerbreltungSgebtete» ck« 4 die PelitreNamezelle I.ttv^k. Ollertengcb.tr« 4 Im gall« -Oberer Gemalt erltlcht ,ede Berpfllchtutig aus Lieferung lowl» Erfüllung v. «nzetgen-iluttrügen u. Leistung v. Sibadenersatz» Selchüstli-ber reib Artur Len». Dresden. volkssenuns «eta>iist»ft«ll». Drucku.Verlag - Germania. »l^-iS. wr Mag und Druckerei, ffiltale Dresden. Dresden.«. I. «oliersnasiet?. ffermutÜlvlS. «oNslbecklonto Dresden M Mn'll-n-' «tadtb»»' Dresden Nr nllt" Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzettnna DreSden-AMIadt 1 Polierstraße '7. ^ernriu 207l> und rioie. ».Amerikas letztes Wort" Vorbereitung einer scharfen Note an England und Frankreich Ein Nachwort zum Parteitag Der Parteitag -er sächsischen Zentrumspartei in Chemnitz hat die nötige Klärung gebracht. Wenn auch die sächsische Zentrumspartei im Rahmen -er großen Zentrumspartei des Reiches nur einen kleinen Bruchteil bildet, so mindert diese Tatsache tn keiner Weise ihr Ver« antwortungsbewußtsein. Es ist ganz selbstverständlich, -aß auf dem Parteitage die Erörterung über den Stim menrückgang der Zentrumspartei bei der letzten Reichs- tagsmahl einen großen Raum einnahm. Verlangt wurde weniger Taktik, mehr Grundsätz. lichkeit und mehr Sachlichkeit. Es war kein Zufall, daß insbesondere die Ausführungen des Reichs- Kanzlers Marx über die Beteiligung des Zentrums an der künftigen Regierung besonders begrüßt wurden. Marx ließ sehr deutlich Zweifel an der Zweckmäßigkeit, ich an der zukünftigen Regierung zu beteiligen bzw. eine örmliche Koalition zu bilden, durchblicken. Seine Aus- ührungen mußten den Eindruck erwecken, als ob sehr große Bedenken bestünden, eine Koalition mit allen ihren Bindungen einzugehen. Es ist selbstverständlich, daß das Zentrum, auch wenn keine koalitionsmäßige Bindung erfolgt, sich trotzdem seiner Staatsverantwortung bewußt bleibt und daß es eine Regierungsbildung nicht unmög lich macht. Die Frage ist nur die, ob es Mitträger dieser Regierung sein soll oder nicht. Die Stimmung im Lande ist wohl eindeutig. Man wünscht die Be teiligung an einer künftigen Regierung nicht. Ob diesem Wunsche auf die Dauer entsprochen werden kann, wird nicht zuletzt von dem Verhalten der Demokraten und Sozialdemokraten selbst und dem der Deutschen Volks partei abhängen. Es soll ein Parteitag der Deutschen Zentrumspartei in Bälde stattfinden. Dieser Parteitag ist notwendig, denn nur in einer unbedingt offenen Aussprache kann die Grundlage für ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten von Wählerschaft und Abgeordneten erzielt werden. Es wäre deshalb falsch, einen Parteitag überhaupt nicht ab zuhalten oder aber ihn durch Beschlüsse vor eine fertige Tatsache zu stellen, mit der die Wählerschaft nicht überein stimmt. Soll das Zentrum wieder in seiner alten Kraft erstehen, so müssen jetzt bereits die Voraussetzungen ge schaffen werden. Eine wesentliche Voraussetzung aber ist die Beseitigung des Gefühls, daß der Wähler lediglich dle Stimme abgeben darf, im übrigen aber nichts zu sagen hat. Käme der vorgesehene Parteitag zu der Auffassung, daß eine Beteiligung an der künftigen Regierung ange- bracht, nützlich und zweckdienlich wäre, so hätte sich die divergierende Anschauung zu fügen. Kommt ein solcher Beschluß aber nicht zustande, so mutz sich die F r a k t i o n fügen. Die Liebe, das Interesse zur und an der Partei wird ein derartiges Sichsügen leicht machen, aber es muß ein Fügen aus Ueberzeugung, nicht ein solches aus Zwang fein. Die Teilnahme der Sozialdemokratie an der Regierung ist erwünscht. Das Zentrum, das von jeher eine durchaus bejahende Staatsauffassung vertreten hat, muß es begrüßen, wenn auch die Sozialdemokratie zu verantwortungsbewußtem Handeln herangezogen wird, ja wenn sie gezwungen ist, selbst die Führung zu solchem Handeln zu übernehmen. Große Teile der Sozialdemokratie haben es auch nach der Revo lution nicht begriffen, daß sie sich umstellen müssen, daß man eine Staatsform und die Gesellschaft nicht lediglich bekämpfen kann, ohne selbst Positives zu leisten. Sie haben es nicht begriffen, daß die neue Staatsform mit ihrer Verfassung andere Aufgaben für den einzelnen und die Parteien mit sich bringt, als eine mehr auf die Autokratie gestellte Verfassung. Nur positive Arbeit kann dem Volksganzen dienen, nur positive Staatsauf, fassung unsere Staatsform rechtfertigen. Nörgelnde Kri- tik zerstört, Niederreißen schafft keinen Staat, unter wühlt aber die Grundlagen des Parlamentarismus. Das trifft im übrigen nicht nur für die Sozialdemokratie, das trifft gerade so gut für die Deutschnationale Partei zu. Auch da, wo der Opposition ein positives Arbeiten nicht möglich ist. muß sie sich von dem Gedanken leiten lassen, durch ihr Dasein und durch sachliche und maßvolle Kritik aufbauend zu wirken. Denn was heute Opposition ist, kann morgen Regierungspartei sein, und unser Volk muß das Vertrauen in den Parlamentarismus verlieren, wenn große Parteien zur Zeit der Opposition maßlose Versprechungen machen, die sie bei der praktischen Arbeit als Regierungspartei nicht erfüllen können. Die Verant wortung beginnt nicht erst mit ein paar Ministersitzen, dle eine Partei bet ihrem Eintritt in die Regerung er- London, 25. September. Wie aus Washington berichtet wird, fand am Montag im Staatsdepartement eine Besprechung statt, an der Staats sekretär Kellogg, Marineminister Wilburg und die Admiräle Jones und Lona teilnahmen und in der die Antwort der Bereinigten Staaten für Großbritannien und Frankreich fest gelegt wurde. Staatssekretär Kellogg hat darauf den Entwurf dem Präsidenten Coolidge unterbreitet. In unterrichteten Kreisen wird damit gerechnet, daß die Not« innerhalb 48 Stun den nach Parts und London abgehen wird. Von einer im allgemeinen wohlunterrichteten Seite werden Angaben über den wahrscheinlichen Inhalt -er Note der amerikanischen Regierung in der Angelegenheit des Flotten- abkommcns verbreitet, die iveit über das hinausgehen, was selbst pessimistisch« Beurteiler erwarteten. Es wird versichert, daß die Note so weit gehen werde, Frankreich und Großbritan nien mitzuteilen, daß die Vereinigten Staaten es ablehnen müßten, sich von einem europäischen Staat eine Regelung ihrer Flottenbedürsniss« vorschreiben zu lassen. Das Abkommen zwischen England und Frankreich werde als ein Versuch bezeichnet, beide Staaten zur See unverwundbar zu machen und gleichzeitig die Verteidigung der Bereinigten Staaten zu schwächen. Die Vereinigten Staaten müßten auf Grund ihrer geographischen Lage alleinstehen und könnten nicht durch Flot tenabkommen zwischen Frankreich und Großbritannien gebun den sein. Weiter wird behauptet, daß die Note so weit gehen werde, ein für allemal die amerikanische Isolations politik sestzulegen, indem die Abneigung der Vereinigten Staaten unmißverständlich betont werde, sich in ausländische Bindungen irgendwelcher Art verwickeln zu lassen. Der Ent wurf der Note habe, wie weiter berichtet wird, bereits die Zustimmung des Präsidenten Coolidge erhalten. In unter richteten Kreisen in Washington wird erklärt, daß das englisch- französische Flottenabkommen verschiedentlich als eine voll ständige Außerachtlassung der Wünsche der Vereinigten Staaten hinsichtlich der allgemeinen Ab rüstung angesehen werde, wodurch die Form der amerikanischen Antwort stark beeinflußt werden würde. Neuyork, 25. September. Die Hear st-Presse bestätigt die in London bekannt- gewordenen Einzelheiten über den zu erwartenden Schritt der Vereinigten Staaten. Die Note, die in den nächsten Tagen zu erwarten sei, stelle das letzte Wort der Bereinigten Staaten dar. Die amerikanische Regierung wünsch« unter den gegebenen Verhältnissen nicht an der nächsten Genfer Seeabrüstungskonserenz teilzunehmen. Es habe für hält. Die Verantwortung ist auch dann vorhanden, wenn sich eine Partei in der Opposition befindet. Das hat die Sozialdemokratie ja bereits deutlich er- fehren. Man kann es nur bedauern, daß sie in der be kannten Weise vor den Wahlen gegen den Bau des Pan zerkreuzers und gegen das Zentrum agitiert, ja diesen Bau zum Kernstück ihrer Wahlagitation überhaupt ge macht hat. Die Früchte dieser Agitation haben sich bereits gezeigt. Ein Sturm der Entrüstung ging durch den sozial demokratischen Blätterwald, als die sozialdemokratischen Minister im Vollzug des im letzten Reichstag gefaßten Beschlusses die erste Rate für den Bau des Panzerkreu zers genehmigten. Man kann es bedauern, daß die So zialdemokratie in eine solche Lage gedrängt worden ist. Sie hat sich diese aber selbst zuzuschreiben. Es liegt gerade aus diesem Grund auch keinerlei Ursache für die übrigen Parteien vor, de.r Sozialdemokratie oder den sozialdemo- kratischen Ministern die Verantwortung für die Genehmigung der ersten Rate und auch nicht die Verantwortung für die Genehmigung der zweiten Rate abzunehmen. Dazu liegt schon deshalb keine Veranlassung vor, weil nachher doch wieder gegen die Parteien, die sich nicht scheuten, die Verant wortung auf sich nehmen, in der übelsten Weise agitiert wird. Insbesondere das Zentrum hat nicht die mindeste Veranlassung, der Sozialdemokratie diese Verantwor- tung abzunehmen und ihr billigen und willkommenen Agitationsstoff gegen das Zentrum zu liefern, denn die Sozialdemokrane würde sicher mit allem Nachdruck dar bte Bereinigten Staaten überhaupt Keinen Sinn, irgend«^ Konferenz dieser Art zu beschicken, wenn von vornherein E«D» land, Frankreich, Italien und Japan sich tn einer Front gege» Amerika befänden. Dernflorff anlworkek Brlarrd Gens, 24. September. Graf Bernstorff wird morgen nachmittag in der Voll versammlung des Völkerbundes noch einmal den deutsche« Standpunkt in der Abrüstungssrage darlegen und vor alle« Dingen eine Erklärung darüber abgeben, warum Deutschland sich bei der Abstimmung über das Abrüstungskompromiß der Stimme enthalten hat. Gras Bernstorff wird dann auf einig« Punkte aus der Debatte zu sprechen kommen. Man rechnet hier damit, daß seine Rede die offizielle Antwort auf die,letzten Erklärungen Vriands in der Völkerbundsversammlung darstellen werde. Aller Voraussicht nach gehen die Arbeiten der Bundesversammlung am Mittwoch und die des Rates am Donnerstag zu Ende, so daß die deutsch« Delegation vielleicht am Donnerstagabend wieder von Eens ab» reisen kann. Der AnWutz ein oa8U8 dsi»i London, 24. September. Der diplomatische Mitarbeiter des „Manchester Guardian" zitiert die heftigen Ausfälle des „Temps" gegen Prälat Seipel wegen dessen neuer Anschlußerklärungen in einem Eenser Blatt und sagt dazu, das französische Blatt kündige mit aller Deut lichkeit an, daß .Pirankreich und seine Verbündeten die Sach« in ihre eigenen Hände nehmen würden ohne Rücksicht auf Völkerbund und Kellogg-Pakt", mit anderen Worten, daß st« den Anschluß Oesterreichs an Deutschland als Anlaß zu einem „Verteidigungskrieg" betrachten, den kein Pakt verhindern kann. Der „Manchester Guardian" bemerkt dazu: „Es ist die» unseres Wissens das erstemal seit 1919, daß eine offen« Kriegsdrohung unter gewissen Umständen von einem verantwortlichen Organ in irgendeinem europäischen Staate ausgesprochen worden ist. Das ist ein neuer Beweis für den beklagenswerten Effekt, den die Wiederbelebung der Entente auf französische Stimmung und Politik gehabt hat." Der „Manchester Guardian" übersieht bei dieser Argumentation, daß schon in Briands „nervöser Rede" von Eens sich ein ebenso deutlicher Hinweis darauf befand, daß Frankreich den deutsch- österreichischen Anschluß als „easus dslli' be trachten würde. auf Hinweisen, daß ihre Minister zwar die jetzigen.und kommenden Raten zum Bau des Panzerkreuzers abge lehnt hätten, daß aber die Zentrumsminister anderer Auffassung gewesen wären und dafür gestimmt hätten. Wir wissen, daß fick die Reichstagsfraktion zu einer sol chen unwürdigen Rolle nicht hergeben wird. Deshalb tragen wir auch keine Bedenken, diese Frage in aller Oeffentlichkeit zu erörtern. Die Reichstagsfraktion wird durch einen vorzeitigen Eintritt in die Negierung nicht die Möglichkeit schaffen können, daß sich die sozial demokratischen Minister überstimmen lallen. Gm solches Vorgehen würde zweifellos bei der Wählerschall kein Verständnis finden, und wäre nicht geeignet, das Ver trauen in die Reichstagsfraktion zu stärken. Taktik ist hier nicht am Platze. Jede Partei muß die Supne ans löffeln, die sie sich eingebrockt hat. Das Zentrum Kat sich nie gescheut, die Verantwortung für das, was cs getan hat, in vollem Umfange zu vertreten. Es wäre nielfach für das Zentrum viel leichter gewesen, zu negieren nie» positiv mitzuarbeiten. Es darf aber auch anderen Bar teten nicht die Möglichkeit geben, auf seinem Rücken politische Geschäfte zu machen. -Es Ist gut. setzt schon auf diese Dinae binzuweisen, denn es bemükt sich bereits eine gewisse Presse, das Zen trum für das Zustandekommen einer traakähigen Reaie- rung verantwortlich zu machen, eine Presse, die in dem Zentrum eine durchaus schädliche Partei erblickt »nd die deshalb alles tut und getan hat, was geeignet sein könnte, um es nach innen und außen zu schwächen Vsruv.