Volltext Seite (XML)
Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Da» ,Wii»dru!>cr Tageblatt» crlchcint täglich nachm. 5 Uhr für den Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der GeschSftsftcüc und den Ausgabestellen 2 Md. im Mona!, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Poftbestcllnng 2 Md. zuzüglich Abtrag- . -- ,, . g-dühr. «nzclnunimern lSPfg. Alle Postanstalten Wochenblatt tür Wiksgruff u. Umgegend Postboten und uniere Aus träger und NeichiijtLstellen — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto detliegt. für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: diellgespaltene Raumzelle M Doldpfennig, die I getpaltencZcile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold, psennig, die 3 gespaltene Aedlamezeile im textlichen Teile 1V0 woldpfcnnig. Rechweisungsgebiihr 20 Woldpsennig. Dor. geschriebene Erscheinung». tag-und Piatzvorsckriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmedisvorm.il> Uhr k Mr di- Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klagccingczogen werden muh oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen all-Dermiitlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadlrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr, 64 — 85 Jahrgaug. T.l,gr.Wr: .Amtsblatt« Wilsdruff-Drssden Post check Dresden 2840 Dienstag, den 16 März 1926 Verkehrsbsschränkung. Es geht der Reichsbahn nicht gut. Gewaltig sind die Lasten, die sic aus dem Londoner Abkommen zu tragen hat, noch gewaltiger werden sie in der Zukunft sein. Du Beförderungssteuer, für die im laufenden Jahre 250 Mil Uonen abgeführt werden müssen, dann die 595 Millioner für die Verzinsung und Amortisierung der Eisenbahnobü gationen lasten schwer auf ihr. Aber das Schwerste ist die Wirtschaftskrise, die sich natürlich ganz besonders bei diesem Verkehrsinstrument auswirrt. Seit Dezember sind die Einnahmen in starkem Rückgang. Nun muß nach dem Gesetz vom 31. August 1924 die Reichsbahn nach kauf männischen Gesichtspunkten geleitet werden, sie kann also nicht darauf rechnen, vom Reiche unterstützt zu werden. Da kommt nun die wenig erfreuliche Nachricht einer Ver- ffehrsbeschränkung; man spricht davon, daß 10 A der Personen- und der Güterbewegung künftighin in Fort fall gebracht werden soll. Die Reichsbahn hat freilich nicht ganz unkecht mit ihrer Feststellung, daß eine ganze Reihe von Personenzügen nur eine sehr geringe Besetzung auf weist, und richtig mag auch sein, daß der Gütertransport bisweilen an Wirtschaftlichkeit an sich fehlen lasse. Nun ist ja eine aus der Vorkriegszeit her schon bekannte Er- daß die Personenbeförderung als solche für die Eisenbabu überhaupt nicht rentabel ist, daß vielmehr die großen Überschüsse erst durch den Gütertransport erzielt wurden und werden. Gerade darum ist ja die Reichsbahn hinsichtlich ihrer Einkünfte so außerordentlich abhängig voll der Wirtschaftskonjunktur. Andererseits aber gibt es doch auch wieder Pcrsonenzüge, die an einer chronischen Überfüllung leiden, was der Reichsbahn zwar sehr angenehm sein mag, aber weniger den Beifall der davon betroffenen Passagiere findet. , Gewiß, man hat gespart. Ans den unerquicklichen ^Verhältnissen der unmittelbaren Nachkriegszeit, als die Relchseisenbahn mehr als eine Million Angestellte, Beamte und Arbeiter beschäftigte, ist die Zahl auf etwas über 700 000 zurückgcgangeu. Aber andererseits verfügt die Reichsbahn so wenig über eine finanzielle Bewegungs freiheit, daß sie zwar gewaltige wirtschaftliche Bedürfnisse hat, diese aber aus Mangel an Mitteln nicht befriedigen kann. Gewaltige Erneuerungsarbeüen am Oberbau und bei den Betriebsmitteln können deswegen nicht oder nur sehr teilweise ausgeführt werden —, es hieße Vogel- Strauß-Politik treiben, wenn inan leugnen wolle, daß es mit dem einst so hochstehenden deutschen Reichsbahnwesen bergab ging. Wir haben vielleicht noch alle viel zu sehr die üblen Ereignisse der unmittelbaren Nachkriegszeit im Gedächtnis, die erst in langsamer, mühseliger Arbeit über wunden werden konnten, nm das schließliche Sinken des allgemeinen Niveaus namentlich dem Ausland gegenüber deutlich zu verspüren. Außerdem ist der Eisenbahn im Auto eine ganz gewaltige Konkurrenz entstanden. Die Stellung der Rsichsbahn-A.-G. ist eine überaus zweideutige, sie ist Privatgesellschaft, besitzt aber eine Art Verkehrsmonopol, das ihr nur Rechte zuspricht, «her keine Pflichten auferlegt. Es fehlt eine der stärksten Wirtschaftlichen Momente, die Konkurrenz gegen an dere Gesellschaften, die beispielsweise das amerikanische und das englische Eisenbahnwesen auf einen so hohen Stand gebracht haben. Passagier- wie Güterverkehr sind der Reichsbahn fast bedingungslos ausgeliefert, die ein fach dekretieren kann, wie und zu welchen Preisen sie ar beiten will. Unwirtschaftlich ist es ganz zweifellos für ein derartiges Vcrkehrsinstrument, dessen Haupteigenschaft die Regelmäßigkeit sein muß, wenn nun etwa in Zeiten einer Wirtschaftskrise schematisch der Verkehr gedrosselt wird. Gerade die Höhe der deutschen Gütertarife nicht bloß gegenüber dem Stande der Vorkriegszeit, sondern auch im jetzigen Stande dem Ausland gegenüber ist nicht zuletzt eine der Ursachen dieser Wirtschaftskrise. Man hat sich eben zu sehr als Mittel zur Heranschaffung von Repa- rationsgeldern, allzuwenig als volkswirtschaftlich fördern- oev Element der deutschen Produktion gefühlt. Gerade im ^-tcegrswesen läßt sich schwer wieder aufbauen, was man allzuichnell eingerissen hat. Trotzdem die Reichsbahn nach kaufmännischen Ge sichtspunkten arbeiten muß, hat sic noch viel zu viel be hördlich Starres an sich. Die Betriebsstatistik, eine der wichtigsten Voraussetzungen wirklicher Wirtschaftlichkeit und Rentablitat, bleibt viel zu viel in den Akten stehen. Die Reichsbahn ist noch langst nicht imstande, wirtschaft lichen Verschiebungen, wirtschaftlichen Tagesförderungen und Tagesnotwendigkeiten m größter Elastizität nachzu- kommcn. Und das liegt vielleicht auch daran, daß den mittleren und unteren Instanzen viel zu wenig freie " Hand gegeben ist; es wird vielzuviel von oben herab legiert, die berühmte letzte Entscheidung auch in bezirklich begrenzten Einzelheiten wird allzusehr nach oben verlegt. Diese Entwicklung ist mehr wie bedenklich, denn wenn sie sich schon am grünen Ast einer Zeit entwickelt, da die ZahlungsvcrMüsiungen noch längst ihren Höhepunkt nicht erreicht haben, — wie wir- es da erst aussehcn dann, wenn bie Eisenbahn erst ihre Milliarde an die Ententemächte abzuführen haben wird? Stapcllauf zweier Ostpreußcnschiffc. Berlin. Am Mittwoch laufen in Stettin die beiden Ost- vreußeuschisfe vom Stapel, die die Linie Swincmünde—Pillau Mit der Zwischenstation Zoppot (Danzig) befahren sollen. Das Genfer Intrigenspiel. Fällt Schweden um? Montag vormittag um ii uyr trat der Vouervunsral zu einer vertraulichen Sitzung zusammen, um verschiedene Lösungsmöglichkeiten, die aus der Sackgasse heraussühren sollen, zu prüfen. Der Montag sollte nach allgemeiner Überzeugung die Entscheidung bringen. Die Lage wird im allgemeinen als nicht ungünstig angesehen. Es ver lautet wieder mit aller Bestimmtheit, daß Schweden auf seinen nichtständigen Sitz im Rate verzichten werde, so daß die Versammlung eine Neuwahl vorzunehmen hätte, was die Wahl des polnischen Vertreters ermöglichen würde. In Wirklichkeit soll der eventuelle Verzicht Schwedens auf den Druck zurückzuführen sein, der in den letzten Tagen ausgeübt wurde und der bezweckt, Polen auf irgendeinem erreichbaren Wege in den Rat zu bug sieren. Der schwedische Außenminister habe angeblich die deutsche Delegation davon in Kenntnis gesetzt, daß Schweden sich mit denn Gedanken trägt, auf seinen Ratsitz freiwillig zu verzichten und damit einen der vorhandenen sechs nichtständigen Ratsitze für eine andere Macht, nämlich Polen, sreizumachen. Zur Begründung für diese überraschende Wendung soll von schwedischer Seite angeführt werden, es sitze bereits vier Jahre im Nat, obwohl eine dreijährige Ab wechslung für die nichtständigen Sitze vorgesehen gewesen sei. Jetzt sehe Schweden den Völkerbund als gefährdet an und wolle als entschiedener Anhänger des Völkerbund gedankens freiwillig zurücktreien und einem anderen den Platz einrämnen, um diese Gefahr zn beschwören. Aus Stockholm wird berichtet, daß die Mitglieder des Aus wärtigen Ausschusses zu einer Sitzung einbcrufen worden sind. Weisere Beraiungen. Am Montag gegen 2 Uhr ging die nichtöffentliche Sitzung der Natmitglieder in Genf zu Ende. Irgend etwas Bestimmtes wurde aus der Sitzung nicht bekannt, jedoch sollte um ^-5 Uhr öffentlich über die Jrakfragc verharwelt werden und daran anschließend wieder eine vertrauliche Beratung stattsinden. , „ - , . Für Mittwoch soll dann die Vollversammlung des Völttrbuudüs geplant sein, wahrscheinlich mit der Vor nuSsetzung, daß daun eine Einigung erfolgt sei. Die dsrrifchs AEaffimg wird nach halbamtlichen Informationen in den Kreisen der deutschen Delegation wie folgt geschildert: Es hat sich eine gewisse Änderung der Gesamtlage er geben durch die neue Anregung seitens Schwedens. Hier bei handelt es sich allerdings nicht um eiue Aufgabe des streng eingehaltenen Grundsatzes, daß eine Vergrößerung des Rates nicht stattsinden dürfe, vielmehr soll der Ge danke einer eventuellen Zurverfügungstellung des schwe dischen Ratsitzes gerade dazu dienen, den schwedischen Standpunkt unbedingt ausrechtzuerhalten. Man geht da bei serner ans von dem unbedingten Wunsch, im Inter esse des Völkerbundes alles zn tun und jedes auch nur denkbare Opfer zn bringen. Daß hierbei natürlich weit gehende Entschließungen von den einzelnen Delegationen zu fassen wären, liegt ans der Hand, überdies steht auch die Siellungnahmc der Völkerbundversammlung zur even tuellen Neukandidatur durchaus noch nicht fest. Gegen über allen damit zusammenhängenden Kombinationen ist daher Zurückhaltung geboten, obgleich nicht zu leug nen ist, daß auf diesem Wege möglicherweise eine Lösung gesunden werden könne, die dem schwedischen Standpunkt der unbedingten Erhaltung des Rates in seinem heutigen Umfange gerecht würde. Das schwedische Nachgeben Eens, 15. März. Wie i» der zehnten Abendstunde hier verlautet, wird Schweden seinen Ratssitz zur Verfügung stellen. SWedkk M bit MWEM Gens, 15. März. Die Lage in den letzten Stunden ver- ßäüt dir bisherigen Vermutungen, daß außer Schweden die Tschechoslowakei aus dem Rat ausjcheiden werde. Es besteht die Absicht, dann en Stelle Schwedens einen anderen nordische» Staat oder Holland und an Stelle der Tschechoslowakei Polen in den Rat zu bringen. Die Tschechoslowakei soll in der heutigen, Nachmittogsbsfprechnng schon zu ihrem Rücktritt von der Kleinen Entente autorisiert worden sein. * Klage der Memelländer in Genf. Eine Delegation des Memeler Landtages ist in Genf eingetrossen, um gegen die Behandlung der Memeler durch die litauische Regierung Klage beim Völkerbunds zu führen. Die Memeler haben dem Generalsekretär des! Völkerbundes eine Beschwerdeschrist überreicht. Dies» spricht die Erwartung aus, daß der Völkerbundrat mir seinem Gefühl für Recht und Billigkeit sicher dafür Ver ständnis haben werde, daß nur die loyale Durchführung! des Memeler Statuts eine Befriedigung beider Parteiew des Gesamtstaates Litauen und des autonomen Memelge bietes herbeiführen kann. Die Denkschrift erwähnt im ein zelnen eingehend die Übergriffe der litauischen Behörden.' Litauen gegen Polen. Die litauische Delegation in Gens hat an den Vor sitzenden des Völkerbundes ein Schreiben gerichtet, daß sio einem polnischen Natsitz scharf widerspreche, weil Polen seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht nach gekommen sei, insbesondere Wilna nicht geräumt habe. Die litauische Delegation will dieses Schreiben durch eine Erklärung in der Völkerbundversammlung ergänzen. Rußland denkt an europäische Neugruppierung. Wie aus Riga gemeldet wird, hat die Nachricht von. -er Lage in Genf in Moskauer Regierungskreiseu unver hohlene Genugtuung hervorgerufen. Ein amtlicher über blick über die Lage sagt, -aß die Krise in Genf die Nach- kriegsorvnung -er internationalen Beziehungen ausein- anderzureißcn drohe. Das amtliche Regierungsorgan er- ttärt, daß cs nicht nur eine Frage der ständigen Sitze oder per Erweiterung des Völkerbundes sei, sondern daß das ganze System des Versailler Friedens auf dem Spiele stehe. Die Sowjeipresse weist darauf hin, daß Gens das Fehlen -er Stabilität im kapitalistischen Eu ropa zeige. Die Sowjetpolitiker erklären, -aß die Vor gänge in Genf den Weg zu einer europäischen Neugrup- vicrnna balmen würden 21- MM AäMk sör die AW Whm. Berlin, 15. März. Nach mehrstündiger Beratung wurde heute abend das Urteil im zweiten Prozeß gegen die Gräfin Bothmer gefällt. Die Angeklagte wurde wegen Urkundenfälschung und Betrug zu 2>L Monaten Gefängnis verurteilt. Eröffnung der MeWzeitlonserenz. Erklärungen des deutschen Arbeitsministers Brauns. Die Europäische Arbeitszeitkonferenz wurde inLon - don mit einer Rede des britischen Ministerpräsidenten Baldwin eröffnet. Der Minister betonte die Wirt- schastssolidarität der Völker, indem er darlegte, daß kein Volk auf Kosten eines andern zur Wohlfahrt gelangen könne. Nur die gemeinsame Wohlfahrt aller Völker schaffe die Grundlage für eine gedeihliche Entwicklung der Zivili sation. Nachdem dann der französische Delegierte erklärt hatte, -aß alle Völker voll Ungeduld auf die Erfüllung des Achtstundentagversprechens des Friedensvertrages warte ten, nahm das Wort der deutsche Neichsarbcitsminister Brauns. Er führte aus, daß Deutschland die internationale Zusammenarbeit in den Sicherungsverträgen und im Völkerbund gesucht habe. Die schwierige politische Zu- sammearbeit, die hoffentlich in Genf zustande kommen werde, müsse ergänzt werden durch eine europäische Ge meinschaftsarbeit in Wirtschaft, Sozialpolitik nnd Kultur. Der belgische Delegierte schloß sich dem deutschen Arbeits- Minister, der in deutscher Sprache gesprochen hatte, in der Betonung der Notwendigkeit wirtschaftlicher und kultu reller Zusammenarbeit an. Reichsbahn unö Gieuerzuschüffe. Er st eEntscheidungdes Reichsbahngerichts Am 13. März ist in Leipzig zum erstenmal das Neichs- bahngericht in Tätigkeit getreten. Es handelte sich nm die Frage, ob die durch die 88 8 bis 10 des Neichsgesetzes über die gegenseitigen Besteuerungsrechte -es Reichs, der Länder und der Gemeinden der Reichsbahngesellschast auf erlegte Zahlung von gewissen Zuschüssen zu den Kosten der Gemeindeverwaltung zu Recht bestehe oder ob diese Be lastung dem 8 14 -cs Ncichsbahngesetzes widerspreche, nach -ein die Reichsbahngesellschast von jeder neuen direkten Steuer des Reichs, der Länder und der Gemeinden befreit ist. Nach eingehender mündlicher Verbandlung hat das Gericht dahin entschieden, daß die §8 8 bis 10 des Ncichsge- setzcs über die gegenseitigen Besteuerungsrechte des Reichs^ der Länder und der Gemeinden vom 10. August 1925 dem 8 14 des Reichsbahngesetzes widersprechen. Dbg. Mpe an den Mmeansschnß. Er leistet der Vorladung keine Folge. An den Femeausschuß des Preußischen Landtages, der sein« öffentlichen Verhandlungen fortsetzte, hat der völkische Reichs! tagsabgeordnete Kube ein Schreiben gerichtet, in dem er er klärt, daß er der an ibn eraanaenen Vorladuna zur Verrieb-