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15. Jahrg. Ber«arprk!S haldmonaltlch «> lyoldvlrnulg« «lulwllrlillcki rraacrlob». war war Drr Trauerzuz Wage» mit den Kränzen und Blumen, die Be amten und Angestellten im Bureau des Reichs präsidenten. Den Schluß bildeten die Ordner für den Zug der Bcrbände und Organisationen, die in der Wilhelmstraße Aufstellung gefunden hatten, der unter den Linden formierte Teil des Trauerzuges der Verbände und Organisationen, die zur Trauerfeier vor dem Reichstag erschiene nen Abordnungen und Verbände. Endlich alle weiteren Vereine und Personen, die sich dem Zug« angeschlossen haben. nach den Entwürfen des Neichskunftwarts Nedv- lsb erlesen würdig geschmückt. Im Vorhof des Palais lag Kranz neben Kranz in weitem Rund. Unter den zahlreichen Kranzspenden befand sich unter anderem eine Spende des Königs von Großbritannien. Von den Teilnehu.ern an der Lrauerfeier seien folgende genannt' Der Doyen de» diplomatischen Korps, Apostolischer Nuntius Msgnore. PaccKi, sämtliche in Berlin beglau bigte Botschafter und Gesandten mit ihren Damen und die Vertreter ausländischer Parla mente, ferner das gesamte Rrichskabinett mit den Damen oer Minister, Staatssekretär des Reichspräsidenten Dr. Meißner und Frau, die Thefs der Heeres- und Marineleitung General o. Seeckt und Admiral Zenker, Generaldirektor der Reichsbahn Oeser, Reichsbankpräfident Schacht, Ministerpräsident Marx mit den preußi schen Staatsministern und Staatssekretären, Direktoren der Berliner Hochschulen, der frühere Reichsarbeitsminifterium Schlicke als Vertreter des Internationalen Arbeitsamts in Genf, die Staats- und Ministerpräsidenten der Länder, die Bürgermeister Ler Freien Städte, die Gesandten und Reichsratsbevollmächtigten drr Länder, Neichstagspräsident Löb« mit den Vizepräsiden ten Riesser und Bell, der Präsident des Reichs- >virtschaftsrat«s, di« Präsidenten des preußischen Landtages und des preußischen Staatsrates, der , Di« Trauerfeierc Am Fußende des von Kerzen flankierten Sar ges hielten mit gezogenem Degen zwei Offiziere in der Uniform des Reichswehrministeriums die Ehrenwache. Zur Linken des Sarges stand sein Kabinettschef Dr. Meißner, rechts vom saßen Fran Eberf, ihre Tochter, die beiden Söhne, der Schwiegersohn und die Schwiegertoch ter, ihr Bruder und ihre Schwägerin. Mit der Front zum Katafalk saßen in der rechten Saal- Hälfte das diplomatische Korps mit den Damen, in der linken Saalhälfte der Reichskanzler, der Reichstazspräfident, die Reichsminister, die Staats- und Ministerpräsidenten und die übri gen offiziellen Vertreter mit ihren Damen. Im Hintergrund des Saales und in den anschließen den Räumen war die übrige Trauergemeinde versammelt. Punkt 3 Uhr begann das rechts vom Hauptsaal unsichtbar aufgestellte Orchester der Staatsoper unter der Leitung des Generalmusik direktors Kleiber mit dem Tranermarsch aus der „Eroira" von Beethoven. Wie refpondierend nach dieser ergreifenden Totenmusik singt dann der in dem linken Nebensaal ebenfalls unsichtbar ausgestellte, von Professor Rüdel geleitete Chor, die „Totenfeier" von Zacobus Händel (Eollus). Darauf erhob sich Die ganze Reichshauptstadt stand am Mitt woch schon von den frühen Morgenstunden an unter dem Zeichen Ler für den Nachmittag ange- sichten Trauerzeremonien. Bereits am Vormit tag hatten sich Menschenmengen, die in die Zehntausend? gingen, um diejenigen Plätze zusamme-igeballt, die der Leichenzug auf seinem Wege vom Trauerhaus bis zum Potsdamer Baluhof am Nachmittag berühren sollte. Am Mittag, als die Glocken zu läuten begannen, un gesührt. Der größte Teil der Verletzungen jedoch nur unbedeutender Natur. Die Teilnehmer an der Trauerseirr. Das Trauerhaus in der Wilhelmftraße zu lassen. Ost hat er diese» Gedanke» vor mir aus gesprochen. Ein solches Hincinwachfc» des Eluats- gcdankens in die gesamte Arbeiterschaft erwartete er aus tiefer Ueberzeugung von der parlamentarischen Republik, der er. mit Inbrunst anhing. Ich handle im Geiste des Toten, wenn ich an alle um unserer deut schen Zukunft willen die dringende Mahnung richte: Seid ein Volk, ein Vaterland. Viel« Stimmen des Präsident des Reichsgerichts, das frühere preu ßische Ministerium unter Führung des Herrn Brau«, die Intendanten der Staatstheater, die Präsidenten der Genossenschaft deutscher Biihnen angehöriger, die Stabschefs und Kommandeur« der Heeresleitung und des Eruppenkommandos, Vertreter der Bankwelt, von Handel und Indu strie, der Presse, das Präsidium des evangeli schen Kirchenausschusses, Weihbischof Dr. Deit mer, Vertreter der jüdischen Gemeinde, zahlreiche Vertreter von Kunst und Wissenschaft und end lich die Vorstände der Fraktionen des Reichs tages. setzt sich dann in Bewegung. Den berittenen tenwohnung erreichte, hielt er auf einige Sekun» Mannschaften der Schutzpolizei an der Spitzendes den — dann ging der Zug zum Potsdamer Platz«. Zuges folgte die militärische Trauerparad« unter Hier wurde der Sarg vom Wagen genommen dem Befehl de» Kommandeurs von Berlin, Gene- und auf den Podest gehoben, der unter dem mitt« rolmajor Siehr. Hinter der militärischen leren Bogen des Portalvorbauss des Potsdamer Trauerparade hält der Leicheumaxen, geleitet Bahnhofsgebäudes errichtet war. Die Teilneh- von dem im Bureau de» Reichspräsidenten täti- m«r des Zuges gingen nun zum letzten Gruße am gen Referenten. Den Zug der Leidtragenden er- Sarg« vorb«i. Unmittelbar vor Abgang de« öffnen die Söhne, Verwandten und die nächsten Zuges nach Heidelberg verstummte die Musik, di« Freunde der Familie, der Chef des Bureaus des Lokomotiven gaben das Signal, der Sarg wurde Reichspräsidenten und di« Leitung der Trauer- in den Wagen des Trauerzuges übergeführt, der feier. Einen weiteren Abschnitt des Trauergesol- den Toten zur letzten Ruh« in sein« Vaterstadt ges bilden der Reichskanzler und di« übrigen leitet. Teilnehmer an der Trauerf«I«r, darunter der Da» herrlichst« Sonn«nw«tter überstrahlte d«» Präsident des Neichsgtrichts. Alsdann folgten «itAüg«« Verlauf d«» Trauergeleite». die Wagen mtt den Damen d»r Kamili«, dann di« j - . . der Reichskanzler und trat langsamen Schrittes an den Katafalk. Nach warmen, tiefempfundenen Worten, die er an die Gattin des verstorbenen Präsidenten rich tete, fuhr er fort: Reichspräsident Friedrich Ebert, an besten Bohre für das Deutsche Reich und das deutsche Volk ich spre che» darf, hat einen Lebensweg durchschritte», der ihn zur Höhe geführt hat: aber der Weg war steil und mühsam und forderte von dein Wanderer harte Pflichterfüllung. Schwer gelitten hat er unter der neuen Verdichtung des Nebels, der durch dir Nicht- räumung der ersten Rheinlandzone über das deutsche Volk gesunken ist. Die innere Politik seiner Amtszeit war erfüllt von Erschütterungen und Wechselfällen. Sein Herzenswunsch war, wie ich bezeuge» kann, über alle Parteischranken und politische Zerklüftungen hin weg, Gerechtigkeit und dir Einigkeit im deutschen Volke wachzurufen. Gewiss hat Friedrich Lbert auch, nacbdem er deutscher Reichspräsident geworden war, seinen parteipolitischen Ausgangspunkt als Sozial demokrat nicht verleugnet. Aus dieser T«tsachr kann im Rahmen unserer Neichsverfassung wohl k«un> ein grundsätzlicher Einwand gegen sein« Eignung als Reichspräsident hergeleitet werden. Aus bas Wohl »es Ganzen, aut Ucberpartcilichkeit war sein Wollen emgrsiellt. Daß er Dinge des Lebens manchmal anders gesehen und gewertet hat, al» rin Staats mann anderen Ursprungs «e getan hat, halt« ich für sicher. Solche Bedingtheit ist Menschen!»». Friedrich Eberts entscheidende Taten werden nie «As Zeugen a«a«n leine Ueberparteilichkrit aufgernfen »erden wollen Abschied nehmen von dem Toten mit einem geachteten Stellung cmporzuheben. In der Wort, das ein Gelübde des deutschen Volkes»» der Stunde, wo diese Bemühungen Erfolg verspre- Vahre des deutschen Neichsprasidentc» sei, alles Gut .... einzusetzen für Deutschlands Zukunft, das Wort, das liehst Du von uns. Das Schicksal versagt Dir, Iakob sprach, als er rang mit dem Engel des Herrn: ein« ruhige Würdigung Deiner Mühen zu er- „Jch lasse dich nicht, du segnest mich denn." leben, Nun verläßt Du Berlin, die Stätte Dei- n- ne- Wirken». Du ziehst hinaus aus der Stadt Der Thor singt darauf das Grablied von T. . rastlosen Arbeit und der M. von Weber. Das Orchester spielt die mau- rische Trauermusik von Mozart. Unter deren Klängen verläßt die Trauerversammlung Saal Gni-ono oinst und Saus, um 'M Vorhof zur Bildung des Trauerzuges Aufstellung Als der sich an Deinem Hügel Sarg mit de», toten Prasid nten zum Leichen-I Rutsch« Nation An der Stelle, an wagen getra^ „n Vorhof d.e ^ Du im Angesicht von" Zehntauscnden den Mllitarmufik m,^ «tone» K, di- G- allenen niederlegtest, der auch und d.e d-u che R«ch«««br vertreten durch Ab- e^nen Söhn« ehrte, bringe ich Dir den l.si- ti ilungen aller Waffengattungen und aus den des deutschen Volkes " verschiedensten Teilen des Reichs erweist dem ^er Trauerzug ging dann durch die Fried«ns- 1°t-n Oberbefehlshaber d.« letzte Ehre. I ^e< den Gärten der reichseigenen Gebäude entlang. In dem Augenblick, in dem dsr Wage« mit dem Toten das Gartenportal der Präsiden- am Nachmittag verstärkte sich der Zuzug, soda mu die Stunde herum, wo die Trauerfeier ihren Anfang nahm, der Andrang als ungeheuer be- ;«ichnet werden muß. Das Massenaufgebot un Polizei hatte Mühe, die Ordnung aufrechtzu- ,»halten. Als Hauptzentren, wo sich das Interesse durch das Zusammenströmen der Volksmasscn beson ders bemerkbar machte, waren der Pariser Platz, Ler Platz vor Lern Reichstag und der Potsdamer Platz mit der Auffahrt zum Bahnhof anzusehen. Es war nicht nur Berlin allein, das sich ge rüstet hatte, dem Reichspräsidenten die letzte Ehre zu erweisen, sondern auch aus der, nahen und weiteren Umgebung Berlins war der Zu lauf so gewaltig, daß di« Straßen di« Menschen massen kaum zu fasten vermochten. Um auf alles vorbereitet zu sein, hatte auch das Rettungsamt umfassende Maßnahmen getroffen und am Bran denburger Tor, am Reichstag und am Pots damer Bahnhof besondere Rettungsstel len errichtet. Auch Krankenwagen waren an greign^ ten Orten aufgestellt worden. Diese Maß nahmen erwiesen sich als außerordentlich berech tigt, denn schon lange, bevor die Feier am Reichs tag stattfand, wurden zahlreiche Personen infolge L«s ungeheuren Gedränges ohnmächtig und muß ten vom Platze getragen werden. Auch von der Polizei selbst, die, um die notwendigen Absperr maßnahmen durch,Zufuhren, teilweise in die Menge hmeinzur-iten gezwungen war, wurden verschiedene Verletzungen von Zuschauern herbei- M. 54 s Donnerstag, den 5. Mörz 1925 könne». Seine grobe» Richtlinien als Lenker des Staatslebens zielten darauf, im ganzen deutschen Volke das Gefühl der Verbundenheit mit dem Staate wachzurnsen. Er, der aus eigenem Erleben di- deutsche Arbeiterschaft genau kannte und innig ver stand, trachtete mit besonderer borge danach, niemals Widder entscheidende Massen der deutschen Arbeiter schaft in das Gefühl der Staatslrankheit zurucksinkcn deutschen Volkes Haden früher »nd jetzt voll und laut bekundet, Reichspräsident Ebert habe in allen wesent lichen Entscheidungen dar Richtige getrosten. Wer ge recht ist, mnb den Erfolg an der Schwere der Auf gaben messe». Wer will sich vermesse», mit Bestimmt heit zu erklären, dab, wär« er Reichspräsident oder wäre dieses oder jener grundsätzlich anders gewesen,: „ dab dann der Ablauf der Weltgeschichte sür Deutsch- Vor Le« ««»chstag-gedaud» «ULd-- mvb.n staatliche Entwicklung wahrend der Amtrzeit des toten von den Abgeordneten des Reichstages und Ver- Reichspräsidenten zeigt folgend«»: So unklar und be- tretungen des Reichswirtschaftsrates, des preuhi- drohend uns-re aubenpolitrsche Lag« ist, so sehr aus sch^ Landtages und des Ctadtparlaments dem diesen und andere» Grunde» unser« wirtschaftliche ! Erholung im argen liegt, aus so viel ungeheilten Reichspräsidenten den letzten Gruß der Wunde» unser Volkskörper noch blutet, so kann das Polksvertretung. Er fuhrt-dabei aus: Aufser- Schiff unseres Staatswesens doch heut« wieder fahren ner letzten Fahrt grüßen wir das Oberhaupt de» und hat einen festen Kurs, während e^ ersten Präsidenten der deutschen d-n Ei-ch«n geschichtlichen Forschung mag ruhig überlasten biei- Volkes empörst,«g. Wr« der Einzelne auch stehen den, seinen persönlich«» Anteil an dem, was gewor- mag zu de« gewaltigen Erschütterungen der letz- den ist, im einzelnen zu erörtern. Mt besonderer zehn Jahre, es ist kaum einer, der nicht weiß, Warme und Hingebung hat Friedrich Ebert tue Rot der groben Volksmasscn zu lindern getrachtet und hat 6ro^ Aufgaben das Geschick >n die Hände immer wieder in kluger und ausgleich«nder Tätigkeit dieses Mannes legte, kaum emer, der nicht die keine ganze Kraft für einen sozialen Frieden ring«- Würd« und die Kraft bewunderte, mit der er setzt, obne den ein Wiederaufbau unseres Vaterlandes ^in Unit erfüllte. Durch die ärgsten Bedrohun- als Reichspräsident fortgesetzt, was er im Dezembers die Tag« der Verzweiflung führte uns sein fester 1918 als entscheidende Tat seines Lebens betrachtet Mille, sein klares Urteil, seine zähe Energie, ge- ""^der und das paar! mit Zurückhaltung und Bescheidenheit. Der Alisschreiben der Wahlen zur Nationalversammlung, k. die Schaffung der nrnen Rechtsgrundlage für das Zu- Ichmere außenpolitische Leidensweg des Deutschen sammenlebcn des denischen Volkes. So trauern wir Reich«» füllte seine Amtszeit aus, aber, unbeug- an diesem Sarge, in dem ein viel zu früh Dabinge- sam d-n Blick in die Zukunft gerichtet, ging «r gang-n-r ruht, um einen wirkliche» Führer unseres Weg, und seit der Demütigung durch den ohne Ä Vertrag von Versailles arbeitete er unablässig müden in den Dienst des Vaterlandes gestellt. Wir daran, Deutschland in der Welt wieder zu einer z un-Anzeiger «riqunl pde» iigkrtt«, n,qmiu«x«. — tz-rulprech-, Nr tt VMchcckkont» LtHP, ««««.— G«mNnd«->r°c-»t, i«. — v»„k. lonio »«rmslädt-r V«»I LwciznItdcUaffun, — Unvcrlung« elxgrsnndte MamNkripte »-.d-n mq« tu>Äü,e< I4ickt iktnllnoim,«» ohni Nimenixcnnnng gnbin k-ine Nusso-mt Hohenstem-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Dieser Blatt «nthält die amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgericht-, Finanzamt» und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umlieginden Ortschaften. AN Kiezen, Korour rn, Ne^Ietch-n ww. vcr» »er vruNodetrag « Nechnnn, Im S»2- ? dreier «ewali — »» -dQ I-nfNzer k,end welcher «Umi», de« v-tr>-»e» »er geUnn«, d«! kieler-noen ,d«7 der »esdiderun-teiurichtung« — hat der »«> pey«, leine» NlMMlch «ul vtelmm, »der N«qNe>crn», drr Lellnn, «de« «nl riSck^dlnng de» v«»u,»vrene». Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Berantwortlich für di« Schriftleitung D». Erich Irisch, sür die Anzeige» Otto Koch für Hohenstein«Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen» doch, Callenberg, Grumbach, Tirschhrim, Kuhschnappek, Et. Egidien, Wüst«nbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf,