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04. Sayrgang 192V Nr. 241 Donnerstag, den 27. Mal Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig HauptschrtsUetter: Dr. Lverth, Leipzig SDOßtivli Mil Memds EntsGdiWMM Preisstürze auch in England London, 27. Mai. (Drahtbcrlcht.) Nach dem .Daily Ehronicl«' ist in England ein allgemeiner Preissturz eingetrelen, und zwar infolge -eS Beschlüsse- der Banken, kein Geld mehr auSzuaedeu. Diele groß« Firmen ziehen ihre Aufträge zurück, zahlreiche Börsen makler definden flch inSchwiertgkeitea. cheur, da- Wort ergriffen, kühl erkennen, daß bereits alle strebsamen Parlamentarier, di« mit Ungeduld auf das Ende der Negierung Mille rand warten, sich um Poincare sammeln. Millerand stellt die Vertrauensfrage Paris, 27. Mai. (Havas.) Millerand hat sich damit einver standen erklärt, daß die Kammer Freitag nachmittag die Interpellation vetr. die Festsetzung der deutschen Entschädigung bespricht. Er werde in der Kammer darüber Erklärungen abgeben und die Ver trauensfrage stellen hinsichtlich der Methode, die zu befolgen sei, um die Durchführung d:S Frledensvertrageä zu sichern. Der Minister- Präsident Uetz die Kammer ausfordern, sich in einer allgemeinen Ver- trauenskagung dahin auszusprechen, daß ihm volle Bewegungs freiheit gelassen und die nötige Vollmacht gegeben werde, um die schwebenden diplomatischen Verhandlungen mit den Alliierten sowie mit den deulschen Vertretern in,Spa zu führen. * * * Berlin, 27. Mai. (Drahtberichi.) Mit dem nach London gehenden Kurier hat gestern das Neichsausgleichsamt die ersten deutschen Forderungen gegen das britische Ausgleichsamt abgesandt. Holländische Maislieferungen Berlin, 27. Mai. (Drahtbericht.) Dl« Bezugsvereinigung der deutschen Landwirt« hat sich mit Zustimmung der Neichsregierung mit einer holländischen Maisfirm a in Verbindung gesetzt und sich den Bezug von 750 000 bis 1000 000 Tonnen Mais gesichert. Di« Lieferung soll sich auf etwa zwei Iohre erstrecken. Der Mais soll zur vertraglichen Schweinemast verwendet werden. Der in den nächsten Tagen hereinkommend« Mais wird an die Neichsgetreidestelle zur Brotstreckung abgeführt werden: es wird sedoch erwartet. daH pom Mgust ah dieser Mais zur Schweinemast SZlMNheL «M« hssü, Wie der .Intranflgeant' mitt eilt, wird die Zusammenkunft zwischen Lloyd George and Mi 1 leranderst 10. 2 u a t vor sich gehen. PoirrearSs offener Kampf gegen das Kabinett Millerand Genf, 27. Mai. (D^abtbericht.) Der bereits gemeldete Zwischen fall tm französischen Parlament beweist, daß der früher« Präsident und jetzige Senator Poincarä entschlossen ist, in offen « O p vosition gegen das Kabinett Millerand zu treten. Den Anlaß dazu sollen die Verhandlungen Millerands mit Lloyd George über «ine so fortig« Festsetzung der deulschen Kriegsentschädigung ckeien, gegen die Pvlncar* bereits durch seinen Austritt aus der Wiedergutmachung-- Kommission persönlich Widerspruch erhoben hat. Di« Tatsache, doh in der Aussprache zwischen den Vertretern der verwüsteten Gebiete auch di« «hmmM-« AÄMster tu» Kabinett LtsMsSses», Kl-tz ÜS- Ls»- Ententenote über die deutsche Abrüstung zur See Paris, 27. Mai. (Drahlbericht.) Der Botschafterrat hat gestern beschlossen, in einer Note die deutsche Negierung an den Artikel 209 des Friidensverlrages, betreffend die Abrüstung Deutschlands zur See, zu erinnern mit dein Ersuchen, die Larin enthaltenen Vorschriften zu halten. Ferner beendete die Botschafierkonferenz die Prüfung deS Vertrages zwischen Deutschland und Dänemark und hat beschlossen, den Vertragsentwurf den beiden in Frage kommenden Machten offi ziell mitzuteilen. Berlin, 27. Mai. (Eigener Drahtberich k.) Die aus der französischen Presse übersiciiimene Meldung, dich eine deutsche Note, die sich mit den Kosten des Besahungsheeres be fasse, an die Entente gerichtet worden sei, wird von amtlicher Stelle aus dementiert. Auch von einer Forderung der französischen Negierung auf Zahlung von 29-ä Millionen Mark Besahungäkosten für den Maingau ist an amtlicher Stelle nichts bekannt. Ern« solche Forderung ist auch für die Folg« nicht zu erwarten. Deutschlands HandelsaussichLen in Sowjetrutzland Berlin, 27. Mai. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t l e i t u n g.) Ein Mitarbeit« der .Berliner Börsenzeitung' halte in Kopenhagen Gelegenheit, Herrn Krassin, den russischen Volkskommissar, dec jetzt nach London gefahren ist, zu sprechen. Krassin erklärte, daß die Entsendung einer deutschen Studien kommission nach Rußland im Augenblick, da Rußland mit Polen im Kriege stehe, wenig günstig wäre. Auf die Frage, welche Ziele er mit seiner Reise nach Europa verfolge, antwortete Krassin, seine Ausgabe bestehe ausschließlich darin, die wirtschaftlichen Be ziehungen zwischen Sowjekrußland und dem westlichen Europa auf- zunehmen. Rußland brauche Maschinen und andere Fertigfabrikate» und sei bereit, dagegen Rohstoffe zu liefern. Die Vorräte, über die die Sowjelreg.erung verfügt, seien zwar nicht groß, sedoch könnten immerhin gewisse Mengen an Flachs, Hanf, Terpentin, Teer und vor allen Dingen an Holz im Gesamtwerte von ungefähr 5 Millio nen Goldrubel ausgesührt werden. Für Lokomotiven, an denen Rußland in erster Linie Bedarf Hai, ist die Sowjetregierung bereit, auch bar zu bezahlen. Krassm wies hierbei auf das mit dem schwe dischen >«ttjorlium abgeschlossene Kreditabkommen hin, wo nach dieses Konsortium für 100 Millionen Kronen Ware liefert. Als Garantie dient ein Betrag von 25 Millionen Kronen, der bei einer schwedischen Bank hinterlegt Ist. Auf ähnlicher Basis würde auch Rußland gern mit Deutschland Geschälte machG. Ferner sei die Sow jetregierung bereit, ihre Grundsätze teilweise zu durchbrechen und aus wärtigen Kapitalisten Konzessionen in Rußland zu gewähren, nach zweierlei Art, und zwar: 1. Konzessionen auf Aus- beutung der natürlichen Reichtümer des Landes, d. h. auf Gewinnung solcher Rohstoffe, di« nach d«m Ausland exportiert werden können, 2. Konzessionen auf Lrrichtun av on Fabriken, di« Gegenständ« Herstellen, di« für den russischen Verbraucher bestimmt sind. — Als ein mkeressantes Detail ist hervorzuheben, daß es den ausländischen Konzessionären unbenommen bleiben soll, den ihnen von der Sowjetregierung gestellten Arbeitern noch besondere Prä mien für größere Leistungen von sich aus zu zahlen. Es ist somit von der Sowjetregierung das Prinzip der Stückarbeit uod der Prämienverteilung wieder anerkannt worden. Frankreich und die Konferenz in Hythe Der Sieg des englischen Standpunktes — Poincares Kritik (Von einem Pariser Mitarbeiter.) Paris, 20. Mai. Dl« brüske Demission Poincares als Präsident der Wieder gutmachungs-Kommission hat in Frankreich großes Aussehen erregt, ob zwar sich die Regierungspresse bemüht, dieses Ereignis abzuschwächen. NUllerand hat keinen Versuch gemacht, diese Demission zu verhindern. Er weiß wohl, daß er da einer bewußten Attacke gegenüberstehi und daß PoincarL durch seinen Schritt nichts anderes beabsichtigt, als seine Kandidatur für den Po st en eines Ministerpräsiden ten auszustellen. Dies scheint auf den ersten Blick verfrüht zu jein. Indes muß man gestehen, daß die Lage des Kabinetts Millerand keines wegs günstig ist. Die Verhandlungen in Hythe haben, so sehr man es auch verhüllen möchte, mit einer Niederlage Frankreichs ge endigt. Dis Enttäuschung in Paris ist beträchtlich und der Groll gegen England wächst stüirdig. Schon der Aufschub der Konferenz in Spa hat allerlei dunkle Manöver zutage gefördert. Die Londoner und Pariser Mütter gaben sich zuerst den Anschein, als würde dieser Aufschub von Berlin gewünscht. Aber als dann klare und unzweideutige Dementis von deutscher Seite kamen, mutzte man bekennen, daß es die Entente sÄdst war, die auf einen Aufschub hingearbeitet hatte, weil sie die Un möglichkeit einsah, dl« Einigkeit in finanziellen Fragen in kurzer Frist zu bewerkstelligen. Diese Einigkeit hat in Hythe abermals gefehlt. Millerand kam mit der Absicht, für Frankreich die größtmöglichen Vorteile herauszuschlagen. Dah man endlich die deutsch« Kriegsentschädigung sestsetzt, wollte er keineswegs zugeben. Frankreich hätte gewünscht, diese Klausel offen zu lassen. Alan wollte sich nur dazu bequemen, den Mmdesibetrag der Quoten für eine Reihe von Jahren zu bestimmen. Dies hätte erlaubt, d«t steigender Erholung Deutschlands die Schraube nach Belieben anzu ziehen. Ein and«'er Programmpunkt Frankreichs war die Erzielung der Priorität aus die deutschen Zahlungen. Und falls man in dieser Beziehung nicht volle Befriedigung erlange!: würde, wollt« Millerand erzielen, daß diese Priorität (von 55 Prozent) auf alle übrigen Zahlungen ausgedehnt werde, zugunsten jener Summen, die dem Ausbau der zerstörten Provinzen dienen sollen. Akt diesen Forderungen ha! Millerand «in völliges FlaSko erlitten, und eS ist unverständlich, wenn das amtliche Communiquä be hauptet, die Konferenz von Hythe hätte Frankreich volle Genugtuung gegeben. Vor allem hatte Lloyd George seinen Standpunkt durfchgesettt, wonach ein Minimum der deutschen Schuld festgesetzt werden müsse. Haoas hatte flch beeilt, -ieses Minimum als 120 Milliarden Mark in Gold anzugeben, wovon auf Frankreich 8Z Milliarden entfielen. An gesichts der verbissenen Ironie, mit der die Londoner Presse diese Mel dung aufnahm, wurde bereits am nächsten Tage mitqeteilt, daß es sich um einen Irrtum lmndclke, und daß von keiner festen Summ« die Rede war. Dl« 120 Milliarden waren bloß ein frommer Wunsch der französischen Experten. ... Es muß auch bemerkt werden, daß das Wort .Minimum' hier unbedingt als .Maximum' avfzusassen ist. Denn es ist klar, daß, wenn eine Ziffer endgültig sestgelegk wird, diese unter keinen Umständen überschritten werden kann- AVer wie die Dinge liegen, wird kein Liir- shchtiger in Finanzfragen behaupten wollen, daß Deutschland heule oder in zwanzig Iahren 120 Milliarden in Gold entrichten könnte! Und wenn in Frankreich die öffentliche Meinung noch so irregeführt ist, daß man solchen naiven Vorspiegelungen Glauben schenkt, so ist man in Eng land und Italien besser unterrichlet und we^ß, -aß die Entente auf -losem Gebiete nur mit äußerster Vorsicht vorgehen kann, wenn sie sich nicht selbst -en Boden unter den Füßen abgraben will. Nach -egr Berichten der amerikanischen Blätter, deren Vertreter ja viel besser informiert sind, als selbst die englisschon Iournalisten, Hal es in Hythe sehr erregte Debatten gegeben. Millcrcmd wehrte sich, so gut er es vermochte. Aber gegen die überlegene Etaalskunst des schlauen Galen Lloyd George zog er schließlich den kürzeren. Er hatte erklärt, daß er die Festsetzung einer Totalsumme nur dann an nehmen könne, wenn man Frankreich die Gewähr böte, daß es aus alle deutschen Zahlungen die Priorität erhalte. Dies wurde von Lloyd George glatt abgelehnt. Noch eine Stunde vor der Abreise Millerands stritten Ä« beiden Delegationen in heftigster Weiss, ohne zu ejnem Er gebnis zu gelangen. Was ist also daS Resultat dieser Konferenz? Daß man flch bloß auf die Idee einer ,M i n i m a l - E nt s ch ä- digung' «Inltzte, ohne die Summe zu bestimmen. Alles andere ist bloße Phrase. Und man begreift unter diesen Umstünden ganz gut die gedrückte Stimmung in Paris. PoincarS hat nur 24 Stun den gewartet, um in einem aufsehenerregenden Schreiben die Ergeb nisse von Hythe zu brandmarken und dadurch Millerand in eine schiefe Lage zu bringen. LS ist heut« sicher, daß Frankreich auf keinen Fall die Priorität auf di« deutschen Zahlungen erhält. Die nächste Konferenz der Entente vor Spa findet in Ostend« statt. Frank reich hat nicht viel Hoffnung, da besser abzuschneiden als in San Remo und Hythe. Denn England hat eS satt, das System, das von Frank reich gegen Deutschland geübt wird, weiter zu begünstigen. Die Briten sind Kühle Rechner und wissen am desten, daß jetzt, wo ihre Vormacht stellung in der Welt errungen tst, nur ein« wirtschaftlich« und moralische Wiedergeburt Deutschlands allen Staaten au- dem Ehaos heraushelfen kann. und ihren Interessen nützen könnte. Diese sür richtiger, mit Len anderen Volksschichten o Wiederaufbau tätig zu sein, statt als Sonder- parlei, getrennt von den Staatsbürgern anderer Gesellschafts schichten, ihre eigene Straße zu ziehen. Die Zerrissenheit der Arbeiterschaft in vier sozialistische Parteien trägt nicht dazu bei, für diese Art der Vertretung von Arbeiterinteressen größere Sym pathien zu wecken, zumal da unter diesen vier Parteien ein oft recht wüster Kampf geführt wird, der nicht nur in den Wahi- versammlungen zum Ausdruck kommt, sondern sich bis in die Familien hinein und bis auf die Arbeitsplätze erstreckt. Während die Mehrheitssozialdemokratie den Zeitverhältiussen Rechnung zu tragen versucht und sich bemüht, das Zerbrochene wieder züsammenzufügen, wird sie von der Unabhängigen Sozial demokratie bekämpft, weil erstere es gewagt hat, mit bürger lichen Parteien in der Ncgierungskoalition zu arbeiten und mit diesen Parteien gemeinsam der gesunden Entwicklung die Wege zu ebnen. Noch schärfer tritt der Gegensatz in der Vertretung von Arbeiterinteressen bei der Kommunistischen Partei, beim Spartakusbund, in die Erscheinung. Hier wird in rücksichtsloser Weise die Diktatur des Proletariats proklamiert, das Rätewesen nach dem System von Sowjetruhland in den Himmel gehoben und alles getan, um dle Arbeiterschaft mit Haß gegen alle anderen Berufsschichken zu erfüllen. Daß damit eine Gesundung unserer Verhältnisse nicht erreicht werden kann, daß unter dieser verhetzenden und zersetzenden Tätigkeit nicht nur die Arbeiter selbst, sondern das ganze Volk noch mehr leiden muß, als es schon gelitten hat, das scheint den Herren Kommu nisten und ihren Nachläufern gleichgültig zu sein. Entgegen der Haltung dieser Partei bei den Wahlen zur Nationalversammlung wird sie sich an den Wahlen zum neuen Reichstag beteiligen, aber nicht, um praktische Mitarbeit zu leisten, sondern ln -er unoer- schleierten Absicht, die Arbeiten des Reichstages zu stören. Das hat nach unwidersprochenen ddachrichten der Kommunist Eber lein, besten Name als erster auf der kommunistischen Reichsliste prangt, kürzlich ln einer Versammlung in Halle klar zum Ausdruck gebracht. Er l-at bei dieser Rede unverhohlen er klärt, dah der Bürgerkrieg daä Mittel zur Er» reich ung kommunistischer Ziele sei, und damit be wiesen, wie wenig Verstand in jenen Kreisen dazu gehört, um eine .führende' Rolle zu spielen. In ähnlicher Weise haben sich übrigens auch andere Kommunisten in den Wahlversammlungen ausgesprochen, insbesondere Vertreter der neugebackenen Kom munistischen Akbeiierpartei, die den Arbeitern warnend zuriefen, sich nicht an der Reichstagswahl zu beteiligen, dafür aber um so energischer ö's'senlliche Demonstrationen zu veranstalten. Diese Zerfahrenheit innerhalb der Linksparteien gibt keine Veranlassung, daß die Arbeiter diesen Parteien Vertrauen ent gegenbringen können. Tun sie es dennoch, so wird sich bald er- geben, wie bitter sie getäuscht worden sind. Die bereits merk baren Zeichen neu beginnender Arbeitslosigkeit weisen mit aller Deutlichkeit daraus hin, daß alle Kräfte im Volk sich bemühen müssen, miteinander und nicht gegeneinander die Maßnahmen zu fördern, die unsere Produktion zu steigern ge eignet sind. Man weiß allerdings gut genug, daß die im Bann, eines zerstörenden Radikalismus stehenden Arbeiter diesen Aus einandersetzungen wenig Gehör schenken, sie sind eben in ihre über spannten Ideen verrannt und Dernunftgründen kaum zugänglich. Aber die nicht geringe Zahl der Arbeiter, die sich einen klaren Kopf bewahrt haben, die sich bemühen, in die Zusammenhänge un serer Wirtschaft und der Politik einzudringen, die nicht leeren Schlagworten und hohlen Phrasen gedankenlos nachlausen, muß erkennen lernen, daß ihre Interessen heute mehr denn je mit denen des ganzen Volues verbunden sind und daß sie in diesem Sinne am6. Iunl ihrer Wahlpflicht genügen müssen. Die Durchsetzung des wahren demokratischen Gedankens zu praktischer Be tätigung auf allen Gebieten kann nicht ohne die Arbeiter ge schehen, sondern muß mit ihnen erfolgen, wie eS den Grund sätzen der Deutschen Demokratischen Partei entspricht. Zn die ser Partei haben die nichtsozialüemokrakischen und nichtkommu- nistischen Arbeiter ein« Volksvertretung, die im Rahmen des Ganzen den wirtschaftlich Schwächeren stützt und seine berechtigten Wünsche zur Geltung kommen läßt. Nicht nur bei -er jetzt stattfindenden Wahlberoegung, sondern auch schon bei früheren Reichstagswahlen unter dem alten System sind alle Parteien an die Arbeiter herangetreten, um sie für sich zu gewinen. Dazu hat selbstverständlich jede Partei das gute Recht, niemand wird einer Partei dieses Recht absprechen. Aber man mutz sich dabei doch fragen, wie sich -le alten Rechtsparteien im neuen Kleid« als Ersah für di« Konservativen und die RechtS- nationalliberalen zu den Arbeiterfragen unter dem alten System verhalten haben. Und da kam» man nicht umhin, daran zu erinnern, daß eS die Männer -er D'eutschnatlonalen Volkspartei, die früheren Frelkonservativen, gewesen sind, die ringst nicht aeristg« LerrN guj b ie Arbeiter ausgeübt haben. Die Stellung der Arbeiterschaft z« den Reichstagswahlen Von Gustav Hartmann, Mitglied der Nationalversammlung. Ls kann keinem Zweifel unterliegen. Laß neben den zahl reichen Arbeitern, die sich politisch zur Sozialdemokratie und den noch weiter links stehenden Parteien bekennen, auch noch eine nicht unbedeutende Schar deutscher Arbeiter vorhanden ist, die sich Len Theorien dieser Parteien ablehnend gegentllrer stellt und hie als gleichberechtigte Staatsbürger nicht willens ist, den ein- seitigen Klassenkampfstandpunkt als das Heilmittel zu betrachten, das der Arbeiterschaft und ihren Interessen nützen könnte. Diese Arbeiter hallen eS gemeinsam am