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Montag, ^-171 IS. Kplnnbrr ISIS. v<«sr« Blatt Urttl ftz, erschtlol täglich »«» Vietteljah« M Dresdner Aonrnal. «» M et«er gespattex» Siehrn. Attte »Vf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für da- Abend- erscheinende Blatt werden bi- IL Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Ueber den Gesetzentwurf, das Derfahren bei Preßvergrhrn re. betreffend. — LagrSgeschichte: Dresden: Sitzung der ersten Kammer; Kommunalgardeaverein; städtischer Verein. Chemnitz: Kieselhausen. Berlin. Frankfurt. Rendsburg. AuS dem Limburgischen. Wien. Triest. Prsth. PanS.— Feuilleton.— Geschäftskalendrr.—OrtSkalender.—Aagrkommeue Reisende. Amtliche Bekamttmachmg md Erklärung. Mehrere öffentliche Blätter enthalten Nachrichten über die Ruhestörungen, welche am II. und 12. diese- Monat- in Chemnitz »orge- Eommen find. Da diese Nachrichten aber zum großen Theile so von der Wahrheit abweichen, daß da- Publikum dadnrch trregeführt wird, so sehe ich mich veranlaßt, folgende vorläufige Berichtigung darüber der Oeffentlichkeit zu übergeben. E- ist ungegründet, daß der Rittmeister Helbig und zwanzig Mann Kavalerie bei dem Zusammenstöße mit den Tumultuanten geblieben sind; es ist überhaupt ungegründet, daß auf Seiten de- Militär- Jemand getödtet worden ist; e- ist eben so ««gegründet, daß ich durch einen Gteinwurf auf der Brust gefährlich verletzt worden bin. Tobte finden sich nur auf Seiten der Tumultuanten; wie hoch sich aber die Zahl der selben beläuft, läßt sich zur Zeit mit einiger Sicherheit nicht angeben. Man hat von II, 14,15 gesprochen, ohne jedoch für die Richtigkeit dieser (jedenfalls übertriebenen) Angaben etwa- beibringen zu können. Don anderer Seite her ist versichert worden, daß nur drei Personen ge- tödtet worden seien. Für unbedingt richtig läßt sich aber auch diese- Anführe« nicht verbürgen, da selbst die von der Polizeibehörde ta dieser Beziehung angestellten Erörterungen bi- jetzt nur da- Ergebniß geliefert haben, daß ein Mann getödtet worden sei. Wie viet auf Sitzw« der Tumultuanten verwundet worden sein mögen, läßt sich noch weniger genau angeben, da dieselben ihre Verwundeten großen Theil- mit sich fortgenommen haben sollen. Im Krankenhause befinden sich zur Zeit neun der Letztem. Auf Seiten de- Militär- sind sieben Mann ver wundet worden, darunter jedoch nur einer durch eine Schußwaffe, die übrigen größtentheil- durch Steinwürfe. Wa- meine angebliche Ver wundung betrifft, so ist daran durchaus nicht- Wahres. Ich bin am 12. diese- «ährend de- eigentlichen Kampfe-, der von Nachmittag- zwei Uhr bi- gegen acht Uhr de- Abend- gedauert Haden mag, noch gar nicht hier gewesen, sondern erst in der achten Stunde mit dem Herrn Obristen v. Oppel au- Freiberg hier angekommen, vor der Stadt abgestiegen, weil von mehrer« Leuten versichert wurde, daß dieselbe durch Barrikaden gesperrt sei, und dann unter Bedeckung einer Kavalerieabtheilung, die auf erhaltene Nachricht ihrem Obristen entgegengegangen «ar, hier eingetrrten, wo die Straßen, die wir zu passiren halten, bereit- vollständig geräumt waren. In der Nähe der inner« Stadt kam -war aus einer hinter einem Hause stehenden kleinern Menschengruppe ein Stein auf mich zugeflogen, der mich an den Schenkel traf und, soviel ich weiß, den Herrn RegierungSrath von Hake von hier, welcher mich begleitete, an den Arm. Allein ich wenigsten- kann versichern, daß mir die ser Steinwurf nicht den allergeringsten Schmerz verursacht, am allerwenigsten eine Verletzung beigebracht hat. Ueber den Verlauf der Vorgänge de- 11. und 12. diese- Monat« selbst und deren Veranlassung werden noch Erörterungen von mir ange stellt, und ich bin in diesem Augenblicke noch nicht im Stande, specielle Angaben darüber zu machen. Wa- ich bi- jetzt darüber in einzelnen Blättern gelesen habe, scheint mir nach verschiedenen Richtungen hin sehr übertrieben und nicht mit der nöthigen Unparteilichkeit abgefaßt zu sein, und ich ersuche daher da- Publikum, da- definitive Urtheil über die fraglichen Ereignisse noch zurückzuhalten. Jedenfalls bringe ich später noch einen vollständigen Bericht zur Oeffentlichkeit, wenn die Sraat-regierung, wie ich hoffe, damit einverstanden ist. Vorläufig füge ich dem oben Mitgerheilten nur noch hinzu, daß seit meiner Ankunft die Ruhe der hiesigen Stadt in keiner Weise mehr gestört worden; eine fernere Ruhestörung auch, wie e- scheint, für jetzt nicht weiter zu befürchten ist. Freilich befindet sich auch noch eine ver- hältnißmäßig nicht unbedeutende Truppenmacht hier, welche einem Versuche zu anderweiten Ruhestörungen wohl zu begegnen geeignet sein dürfte. Zu beklagen ist e-, daß der bei Weitem größere Theil der Kommunalgarde dem Rufe zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht gefolgt und seiner Pflicht nicht eingedenk gewesen ist. Ein kleiner Theil davon — die Zahl dieser Gardisten ist noch nicht ermittelt — soll sogar bei dem Aufstande selbst sich betheiligt haben. Da- Verhalten de- Militär- wird von vielen Augenzeugen sehr gerühmt. Namentlich ist dem selben auf eine au-drücklich de-halb gestellte Anfrage von dem Stadtrathe und den Stadtverordneten volle Anerkennung gezollt worden. Ge fänglich eingezogrn worden in Folge der Vorfälle am 11. und 12., und zwar größtentheil- während der Unruhen selbst, sind bi- jetzt 41 Per sonen. Davon find vom Stadtgericht 3 einstweilen wieder entlassen, 35 sind in die Gefängnisse de- Justizamte- Augustu-burg gebracht wor den, 3 endlich «erden noch im hiesigen Gtadtgericht-gefängniffe detinirt. Chemnitz, am 15. September 1848. Der von den Ministerien deS Innern und deS Hrieg- beauftragte RegierungSkommiffar