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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: 3. G. Hartmann. Erscheint mit «»»nahm« der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. ^v«0 Freitag, de« RS. März. Preis für da« »terteljahr Lhaler. Insertion»«Gcbühre, filr den Staum einer gespaltenen Zetta l Rengroschen. 18S7. Amtlicher Theil. Dresden, 19. Februar. Se. königliche Majestät haben dem k. k. österreichischen Generalkonsul zu Belgrad Obersten Radossaljevich Ritter von Posavina da« Comkhur« kreuz zweiter Classe de« AlbrechtordrnS zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Nachdem da« Finanz. Ministerium beschlossen hat, dem Stempel-Fiskal die Ueberwachung der Beobachtung der be züglich der Post-Portobefreiungen erlassenen Bestimmungen mit zu übertragen und derselbe deshalb mit Anweisung ver sehen worden ist; so wird solche« zur Nachachtung hiermit bekannt gemacht. Dresden, am 5. März >857. Finanz-Ministerium. Behr. Opelt. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Ta-eßgeschichte. Wien. Amnestie für desertirte Soldaten. Minister v. Bach zurück. Herr v. Bourqueney. Mtni- sterialrath v- Gagern nach Brüssel. Zur Reise der Maje stäten. — Berlin: Die Entsagung de« König« auf seine Neuenburger Rechte noch nicht constatirt. Herr v. Richt hofen. Der Direktor de« CentralprrßbureauS decorirt. — Kassel: Besteuerung der VerstcherungSgesellschaften. — Altenburg: Kirchliche« Leben. Zusammenstellung der Schuldenverhältnisse. — Aus Meiningen: Di« Aus weisung eine« katholischen Geistlichen. — Pari«: Die Berathungen d,S StaatSrath« über die Steuer auf Industrie papiere. Die Reise de« Almosenier« nach Rom. Der Kaiser geht nicht nach Algerien Verkauf einer Kirche. Ein neuer Archivdirector. Ueberwachung der industriellen Gesellschaften- Zur neuenburger Frage. Vermischt,«. — Neapel: Scrafnachlässe Thätigkeit der geheimen Ge sellschaften — London: Aus dem Parlamente Die Her zogin von Kent. Demonstrationen zu Gunsten Palmerston «. — e n h a g, n: Ordensverleihung an Minister. Er nennung- Konstantinopel:! Da« Wilkins'sche Bank- project. Local, und Provinzialaugele-ev-eiteu. Mitch,ilungen au« Dresden, Chemnitz, Bautzen und Zittau. Oeffeutliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Mittheilungen über da« Communvermögrn der Stadt Dresden- Di« Eisenbahn Fürstenwalde-Bautzen- Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, L2. Mär,, Nachmittags 8 Uhr. Ihre kaiserlichen Majestäten find soeben glücklich hier eingetroffen. Wie«, 10. März. Wie die „Wien. Ztg." meldet, hat Se. Maj. der Kaiser mit allerhöchster Entschließung vom 27. Februar eine allgemeine Amnestie für alle Soldaten, vom Feldwebel abwärt«, zu gewähren geruht, welche in den Jah ren 1848 und 1849 meineidig die Reihen der in Italien stationirten Armee verlassen haben; denselben wird die straf lose Rückkehr gestattet, vorausgesetzt, daß sie sich nicht, abge sehen von der Desertion, noch eine« gemeinen Verbrechen schuldig gemacht haben. Jenen der erwähnten Deserteure, welche, ohne die allgemeine Amnestie abzuwarten, zurückge- kehrt und von den Militärgerichten außer der gesetzlichen Strafe noch zur Verlängerung der Capitulation verurtheilt worden sind, hat Se. Majestät mir derselben Entschließung im Gnadenwege die Verlängerung de« Dienste« in der Ar mee nachzulassen und zu bestimmen geruht, daß sowohl die Einen wie die Andern blo« ihre Capitulation auSzudienen haben, wobei jedoch die Zeit, in der fie abwesend waren, nicht mit eingerechnet wird. — (W. Bl.) Der Minister de« Innern, Baron v. Bach, ist mit dem gestrigen Abendzuge der Südbahn von Mailand hier eingetroffen. — Der französische Botschafter, Baron Bourqueney, hat seine UrlaubSreise «ach Paris um einige Wochen verschoben. — Der Ministerlalrath im Ministerium d«S Aeußern, Max v. Gagern, ist nach Brüssel abgereist, um al« Bevollmächtigter deS allerhöchsten HofeS bei Abschluß de« EhevertragS zwischen dem Erzherzog Ferdinand Mar und der Prinzessin Charlotte zu fungiren. — (W. Z.) Der Empfang der kaiserlichen Majestäten in Mantua, wo Allerhöchstdieselben am 4. d. M. eintrafen, ist ein sehr glänzender gewesen. Bald nachdem die im kai serlichen Palaste harrenden Mantuaner Patricier, sowie die vornehmsten Behörden und CorporationSvorstände empfangen worden waren, statteten Se. Majestät der Kaiser Ihren k. Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von ToS- cana einen Besuch ad; hierauf wurden da« Arsenal, da städtische Kranken und da« Armenhaus der genauesten Be sichtigung unterzogen. Zur kaiserlichen Tafel waren die Spitzen der Behörden und mehrere Notabilitäten Mantua geladen. Am Abend war die Stadt glänzend beleuchtet und die sinnreich« Art und Weise, in der mehrere Hauptpunkte und architektonisch besonder« geeignete Gebäude mit Sideral- licht, Fackeln, Kronleuchtern, farbigen Ballon« und bengalischem Feuer illuminirt waren, brachte einen ganz besonder» Effect hervor. In dem überfüllten Theater wurden Ihre Maje stäten mit begeisterten Zurufen begrüßt und diese erneuten sich auch nach der Rückfahrt aus dem Theater vor dem kai serlichen Palaste, wo eine unübersehbare Menge Ihrer Ma jestäten harrte. Am folgenden Morgen nahm der Kaiser kurz nach 8 Uhr die Festungswerk« in Augenschein, ritt so dann in die Stadt zurück und besichtig«« da« EfNtralgefäng- niß, daS zur Haft für die schwersten Verbrecher au« der ganzen Lombardei verwendet wird. Se. Majestät verfügte Sich daselbst in alle Locale und Gefängnisse, zog Erkun digungen ein, richtete Fragen an die Gefangenen und ließ Sich alle Einzelnheiten bezüglich ihrer Behandlung und Ver pflegung, sowie insbesondere über die Art der Arbeiten mit theilen, mit denen sie beschäftigt werden. Die Zeit von drei Uhr Nachmittags bi« zur Tafel widmeten Se. Majestät wie der der Ertheilung von Audienzen. Zur Tafel wurden, wie am vorhergehenden Tage, die vornehmsten Behörden, Patri cier und Bürger der Stadt gezogen- Am Abend war die Stadt wieder glänzend beleuchtet; da« von Giulio Romano au« Rom in Mantua eing,führte Moccoll-Fest trug nicht wenig zur allgemeinen Heiterkeit bei. — Am 6- März trafen Ihre Majestäten in Treviso ein, da« sie am folgenden Tage wieder verließen. Auch hier war der Empfang ein überau« festlicher. Oe Triest- 10. März. Se. k. k. apostolische Majestät wurden heute 10 Uhr Vormittag« in St. Croce vom Triester Municipium, in Opschina von den hiesigen Militär- und Civilbehörden, einer Compagnie Territorialmiliz, dem Bischof«, dem Cleru« und der Schuljugend mit Fahnen, sowie von vi.len Triestern, die sich in ihren Equipagen dahin begeben hatten, und einem großen Thrile der Bevölkerung der Um gegend ehrfurchtsvollst begrüßt. Berlin, 12- März. Die ministerielle „Zeit" enthält folgenden Artikel: Der „Nord" läßt sich au« Pari« schreiben, daß die vier Bevollmächtigten in der ersten Confer,nzsitzung die Entsagung de« König« von Preußen auf seine neuen burger Rechte zum Ausgangspunkt für ihr, Berathungen angenommen, nachdem au« den versöhnlichen Erklärungen der Note de« preußischen Cabinet« diese Entsagung constatirt worden sei. Al« nun in der zweiten Sitzung dem Grafen Hatzfrldt da« Ergebniß der ersten Sitzung vorgelegt worden, habe derselbe erklärt, ,^vor weitern Verhandlungen erst an seine Regierung berichten zu wollen. Diese Erklärung de« Grafen Hatzfeldt habe bei feinen College« einige Verwunderung er regt. — Bei dem Mangel aller andern Nachrichten müssen wir (sagt die „Zeit") die Richtigkeit dieser Mittheilunqen dahingestellt sein lassen, obwohl un« der Pariser Correspon- dent dieselbe nach seiner Auffassung gefärbt zu haben scheint. E« würde glaublicher klingen, wenn von Verwunderung de« preußischen Gesandten die Rede wäre, in Betreff der anoeb lich demselben gemachten Eröffnungen. In der That, so weit Erklärungen unsrer Regierung in die Oeffentlichkeit ge langt sind, erinnern wir un« nicht, irgend wo von einer Entsagung Sr. Majestät auf die ihm vererbten Rechte rück sichtlich Neuenburg« bi« jetzt gelesen zu haben. Der Pariser Correspondent de« „Nord" scheint zu übersehen, daß, wenn die Conferenz von der Entsagung der Rechte Sr- Maj. d,S König« auSginge, sie dadurch nicht nur diese Rechte selbst alteriren, sondern auch die Beschädigung derselben legalisiren würde, welche die Schweiz sich hat zu Schulden kommen lassen. Die Conferenz in Pari« ist unsrer Ansicht nach kein Tribunal, welches eine streitige Sache zu entscheiden hat. Es handelt sich nicht um die Frage, wer Recht oder Unrecht hat, sondern darum, wie daS Recht mit den faktischen Zuständen zu versöhnen. Dazu wird doch vor Allem nothwendig sein, daß die Schweiz selbst daS Recht Sr. Majestät des Königs anerkennt. So lange die« nicht geschehen ist, würde eine Entsagung diesseits al« eine Beschönigung und Legalisirung de« RechtSbruchS erscheinen, und daß dazu die Conferenz die Hand bieten sollte und sich von vornherein mit den Stipu lationen de« Londoner Protokolls in Widerspruch setzen sollte, können w«r nicht glauben, so gut unterrichtet sich auch sonst die Berichterstatter de« „Nord" gezeigt haben. — Dek b1e«sefttge Bevollmächtigt?' bei der für die Reor ganisation der Donaufürstenthümer Moldau und Walachei niedergesetzten europäischen Commission, Ministerresident Frei herr v. Richthofen, begiebt sich in den nächsten Tagen von hier nach Bukarest, um an den dort binnen kurzem wieder zu eröffnenden Conferenzen Theil zu nehmen. — Der Director der Centralstelle für Preßangeleqenheiten, vr. Metzel zu Berlin, hat von Sr. Maj. dem Könige der Niederlande da« Ritterkreuz vom großherzoglich luxemburgschen Orden der Eichenkrone erhalten. Kassel, 8. März. Wie da« „Fr. Journ." hört, wird beabsichtigt, die in Kurhessen concrssionirten auswärtigen Ver sicherungs-Gesellschaften zum Besten der Staatskasse zu besteu ern, wa« bei den ansehnlichen Summen de« versicherten in ländischen Capital« einen nicht unbedeutenden Ertrag abwer fen dürfte. Z Altenborg, 11. März. Auf dem Gebiete kirchlichen Leben« in unserm Herzogthum sind in letzter Zeit mehrere erfreuliche Erscheinungen hervorgetretrn. Ein Bericht der erst seit dem Jahre 1854 gebildeten Bibelgesellschaft weist nach, daß die Zahl der von brr Gesellschaft begehrten Bibeln im letzten Jahre wiederum erheblich gestiegen ist. Während im ersten Rechnungsjahr nur 424, im zweiten 614 Bibeln von der Gesellschaft im Lande verausgabt wurden, betrug die Verausgabung im verflossenen letzten Jahre 883. Ein an- Feuilleton. Dresden, 12. März. Hoftheater. In der gestrigen Aufführung der „Lucrezia Borgia" führte Frau Bürde-Ney dir Lucrezia, eine ihrer bedeutendsten Partien, zum letzten Male vor ihrer Urlaub«rrise auf höchst glänzende Weise au« und der Applau« und wiederholte Hervorruf bekundete ihr die lebhafteste Anerkennung und Thrilnahme de« zahlreich versammelten Publi. cum«. — Herr Krüger bewie« al« Gennaro einen Fortichritt in der Intonation; aber während der Vortrag der langsamen Eantilensätze unbedingte« Lob verdient, tritt in dem bewegtern und deklamatorisch belebter« Gesänge eine Bebung, Gepreßtheit und unfertige Unruhe im Tonansatze hervor, welche der Sänger zu bemeistern suchen muß, auch ist die Aussprache zu verbessern, welche zwar deutlich, aber oft unschön im Accent und in der Bocalisation ist. — Zugleich trat ein Gast, Herr Müller, in der Bariton. Partie de« Herzog« Alfonso auf, welche jedenfalls seine Leistungsfähigkeit übersteigt. L« ist ihm im Gesang und Spiel jene auf Provinzialbühnen heimische Routine eigen, welche nur durch ein gründliche« Studium verdrängt und mit einer künstlerisch geschulten Ausbildung vertauscht werden kann. Di» Stimmmittel de« Gaste« sind indeß, namentlich in der mittler» Lag«, recht gut, klangvoll, biegsam und löblich rein, und wenn bessere Leiiung eine richtige, freiere und klare Bildung de« Tonr und eine reinere Bocalisation befördert hat, so würde Herr Müller auch an größer» Bühnen zur Uebernahme zweiter und dritter Partien sehr wohl zu empfehlen sei», denn dir Art, wir qr sich seiner Aufgabe «ntlrdigtr, zeugte von musikalischem Talen«. Am nächsirn Sonnabend wird dem Brrnrhmen nach Herr E. Devrient, von seinem Gastspiel in Pesth zurückgrkehrt, wieder in den „Journalisten" äussreren. C. B. Daredschtm. Bon Friedrich Jevenstedt (Schluß au« Rr. 59.) Da« beruhigt« Volk, al« e« alle Verheißungen de« freund lichen Sieger« vom Kaiser bestärigt und erfüllt sah, wünschte dem Urheber dieser Gnade einen glänzenden Beweis seiner Dankbarkeit zu geben; und wiederum traten die Aeltesten zu sammen, um zu berathschlagen, wa« zu lhun sei. Einer schlug vor, dem General ein große«, mit Gold und Edelsteinen verzierte« Trinkhorn zu schenken. „Die Russen trinken ihren Wein au« Gläsern" — warf ein Anderer rin —, „wozu sollte er da« Trinkhorn brauchen? Lieber laßt un« ihm unser schönste« Pferd schenken, geschmückt mit dem reichsten Geschirr, da« wir beschaffen können." Der Vorschlag fand Beifall bei der Menge, aber der greise Fürst Alexander trat dagegen auf. „Ein schöne« Pferd ist eine gute Gabe" — sagte er —, „aber e« fragt fich, ob der General nicht schönere Pferde hat al« wir! Wir müssen ihm da« Veste geben, wa« wir bieten können und wa« er nicht hat." Hierauf nahm der schrifikundige Attabeg Kaiko«rew da« Wort und sprach: „Da« Beste, wa« der Mensch bieten kann, ist der Mensch selbst. Dir Menschen unser« Lande« find vor allen Andern gesegnet durch schöne LeibrSgestalt. Laßt un« sech« der edelsten und schönsten Jünglinge au-wählen, unter diesen da« Loo« werfen und wen r« trisst, den schenken wir, angrthan mit prächtigen Gewändern, dem General al« Sklaven." „Ein mächtiger Mann hat viel Jünglinge, die ihm dienen" — sprach Fürst Giorgi —, „und einer mehr oder weniger mach, ihm nicht viel au«. Und ist denn ein schöner Jüngling da« Beste, wa« wir zu bieten haben? Steht die Schönheit de« Weibe« nicht höher al« die Schönheit de« Manne«? Und find nicht unsre Weiber die herrlichstrn der Welt? Laßt un« unter den Jungfrauen de« Lande« die schönste au-wählen und diese dem Keldherrn schicken!" Dieser Vorschlag wurde unter allgemeiner freudiger Zu stimmung angenommen. Einer Auswahl bedurft« e« übrigen« nicht. Wenn auch, der Gerechtigkeit wegen, eine Anzahl älterer Frauen mit Späheraugrn im Lande umherqeschickt wurden, so herrschte doch schon von vornherein nur eine Meinung und Stimme dafür, daß die sechzehnjährige Fürstin Daredschan, au« de« Hause der Guriel, die Schönste der Schönen sei. Al- ihr der Beschluß der Aeltesten bekannt gemacht wurde, schloß sie fich in ihr Zimmer ein und betete und weinte laut und bitterlich, denn fie haßte die Russen von Grund ihre- Herzen«; aber fi» liebte ihr Land und schwankte keinen Augenblick, fich dafür zu opfern. Sie wurde in prächtige Gewänder gehüllt und mit den kost, barsten Spangen, Perlen und Diamanten geschmückt, die lm Lande aufzutreibrn waren. Die Priester segneten fie, salbten ihr Haupt mit geweihtem Oel und schmückten e« mit einer goldnen, von Lilien und Rosen umwundenen Krone. So wurde fie auf einem schneeweißen, kostbar angeschirrten Pferde, unter dem Geleite der Aeltesten und Edelsten de« Lande«, nach Jmerirn geführt, in da« Feldlager de« General«. Dieser, rin glücklich vrrhrirathrtrr Mann, der seine jung« Gemahlin bei sich hatte, war nicht wenig erstaunt über die An«