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MsdrufferTaMatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, T-geblatt' rrfchet«« täglich nachm. S Uhr fSr dra f»l,endr« L«,. Bkzugrxrrt,: Btt Abholung i« »« »^chLft.ft-I- »nb den A»,gadtsttlltn 2 M». im Monat, bei ZufteLun, burch »ie Bote» 2,30 Mb., bei Poftbeitellun, Z^s. «LÄft-nst^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend OMA« »«d Geschäftsstellen nehmen zu jeder ^eit Be- ^oLunge« c»tge-e». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung tz« Aeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliest. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpatte»e Rmtmzeile 20 Goldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold. Pfennig, di« 3gesp«lteue«ekla«ezeNe im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Bor- wÄmn"ch^Ms!ttchKUt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt? Anztigt»- «»»ahmtbirvorm. 1üUhr ————— - die Aicht.zbät b« durch Fernruf rbermitteltenAn^igenübernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Illa,« tingezogen werde« mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. «as Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekauntmachunge« der Amtshanptmaunschast Meitze», de« Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffea Nr. 16. — 84 Jahrgang. Tci gr-Ndr „Amtsblatt" Wilsdruff - Dresden Postscheck Dresden 2640 Dienstag den2V.Irnuar1!-25 AMM iiid der deutsche SeMMiM-. Noch ein Zwischenspiel. Von einem Berliner Mitarbeiter wurde uns zu der so unerwartet emgetretenen Verzögerung des Erscheinens d^r neuen Regierung vor dem Reichs tag unterm 17. Januar geschrieben: Es ging also doch nicht so schnell mit der Zusammen- zimmerung des neuen Kabinetts Luther, wie er wartet wurde. Dr. Luther hatte einen Finanzminister gehabt, ihn aber alsbald wieder verloren, und für das Justizministerium hat er erst jetzt einen Kandidaten ge winnen können. Der Grund der bisherigen Schwierig keiten war der, daß das Programm der neuen Re gierung, wie es im Reichstag verlesen und dann gebilligt werden soll, keineswegs sich an der Oberfläche der Dinge halten will, wie etwa den wirklichen Problemen mit nichtssagenden Worten aus dem Wege zu gehen, sondern weil diese Erklärung auf alle außen- wie innen politischen Fragen genau eingehen und klar um- rissene Ziele setzen will. Dafür nun die Billigung, zunächst überhaupt Ministerkandidaten zu gewinnen, ist naturgemäß viel schwerer, als wenn man diese Männer zunächst zur Übernahme eines Ministeriums veranlaßt und erst dann mit ihnen zusammen eine wie beabsichtigt weitgehende und eindringende Erklärung aufstellt. Eine derartige Erklärung ist aber deswegen notwen dig. weil parlamentarische Felsblöcke die glatte, gerade Fahrt des neuen Schiffes verhindern. Bei den Verhand lungen Dr. Luthers mit den Parteien hat dasZentr u m erklärt, daß es ein Vertrauensvotum für das Ministerium nicht aussprechen könne, sondern nur eine „Billigung der Regierungserklärung". Der Zweck ist klar. Obwohl das Zentrum einen Vertrauensmann in der Person des Neichsarbeitsministers Dr. Brauns im Kabinett hat und außerdem noch einen Fachminister stellt, will es der Öffentlichkeit gegenüber eine Distanz zu diesem neuen Ministerium halten, sich also in den Augen der Öffentlich keit nicht unbedingt an das binden, was das Kabinett Luther tun oder nicht tun wird. Die Deutschnatio- uale Volkspartci, die Deutsche Volks- vartei und Dr. Luther selbst hatten bei den Verhand lungen zuerst jenes klare Vertrauensvotum verlangt, wie es bisber immer üblich war. Schließlich kam man dem Zentrum entgegen, indem man zwar die Billigung der Regierungserklärung als „Vertrauensvotumersatz" zuge- staud, aber dabei eine ausdrückliche Bezugnahme auf den Artikel 54 der Neichsverfassung verlangte, worin gesagt wird, daß die Negierung „des Vertrauens des Reichstages bedarf." Auch das ist vom Zentrum abgelehnt worden und schließlich gaben die anderen Parteien nast, so daß das Zentrum sein Ziel erreicht zu haben schien. Das wurde nun aber namentlich durch die D e u tsch n a ti o n a l en dadurch pariert, daß sie in die Erklärung, die nun vom Zentrum gebilligt werden soll, wie oben angedeutet, die Behandlung möglichst aller außen- und innenpolitischen Fragen hineinpacken nnd vom Zentrum sich billigen lassen will. Das heißt: die Regierungserklärung ist nicht nur schwierig wegen des Inhalts der stetigen politischen'Fra gen, sondern auch wegen der Notwendigkeit ihrer gesamt- programmatischen Behandlung insgesamt. Mit die schwierigste Frage dabei ist natürlich die der Aufwertung. Nicht nur die unsichere politische Situation also erschwerte es dem Kabinett, die noch fehlenden Leute zu gewinnen und in Tätigkeit zu treten, sondern vor allem auch, daß gerade die maßgebenden deut schen Persönlichkeiten sich in der Aufwertungsfrage mehr oder minder festgclegt haben, namentlich soweit sie bis her der Opposition angehörten. Aber auch die der andern Seite, so z. B. Dr. Luther selbst, der als sehr energischer Gegner der Aufwertung bekannt ist und schon der in der dritten Steuernotverordnung ausgesprochenen gerin gen Aufwertung sehr erheblichen Widerstand entgegen gesetzt hat. Gerade in Juristenkreisen ist man aber bekannt lich ganz anderer Meinung, so daß die Schwierigkeit be steht, Freund und Gegner der Aufwertung in einem Ka binett auf einer mittleren Linie zusammenzubringen. Die Erledigung der Regierungserklärung dürfte aber erleichtert werden, wenn man daran denkt, daß einst, näm lich im Frühjahr 1922, der damalige Reichskanzler Dr. Wirth politisch-parlamentarisch jene „Billigung einer Regierungserklärung" noch über die verfassungs- räßigeWirkung eines Vertrauensvotums stellte, indem er ge rade an die Stelle eines unbestimmten Vertrauensvotums die Billigung einer genau präzisierten Regie rungserklärung (nämlich über das Verhalten der Regierung gegenüber dem Eisenbahnerstreik setzte. Im übrigen durfte das deutsche Volk den Kopf über derartige parlamentarische Tüfteleien schütteln, die aber etwas be- wcisen, namlrch, daß die Grundlage, auf der das Kabinett Luther aufgebant ist, vorläufig noch nicht gerade sehr sicher zu fern scheint. Denn auf der Rechten ist man dem Zentrum nur^e^wegcn cntgegengekommen, weil die Gefahr bestand, oai; dieser Partei von der rechnerischen par lamentarischen Mehrheit absplittern und diese dadurch aufs äußerste gefährden. An einer Mehrheit für die Billigung der Regierungserklärung ist selbst angesichts der Zurück haltung der Demokraten und Nationalsozialisten wohl kaum zu zweifeln, aber das Kabinett darf auf den Lorbeeren einer solche» Mebrbeitsaewinnuna nicht ausruheu. sondern Ein bemerkenswertes Urteil. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 19. Januar. „Echo de Paris" veröffentlicht einen ausführlichen Bericht ihres Berliner Berichterstatters über den Verlauf der Gründungsfeier des Reiches. Die Gedächtnis feiern der Gründung Deutschlands lassen den offenen Irrtum, den die Verbündeten gelegentlich der Unterzeichnung des Waffen stillstandes begangen haben, erneut hervorgetreten. Anstatt mit jedem der Bundesfürsten einzeln zu verhandeln, sagt das Blatt, haben wir die Einheit des Reiches gefestigt, indem wir nur mit Deutschland verhandeln wollten. Die Verfassung von Weimar hat diesen schweren Irrtum endgültig besiegelt. Die aus die Sonderbündelei und den Separatismus gesetzten Hoffnungen haben enttäuscht und Deutschland ist im Unglück einer Spaltung sehr stark geblieben. Jetzt nach dem Waffenstillstand ist die Ein heit des Reiches vollständig gesichert. Die deutsch-belgischen Verhandlungen Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 19. Januar. Die Blätter melden aus Brüssel: Die deutsch-belgischen Wirtschastsverhandlungen nehmen einen schwierigen Verlauf. Die beiden Delegationen haben erneut eine Pause eintreten lassen, um den Unterkommissionen Gelegen heit zu geben, den Stand ihrer Arbeiten zu prüfen. Die nächste Vollsitzung der Delegationen ist auf Dienstag festgesetzt. Im Verlaufe dieser Sitzung werden die Delegierten feststellen, ob die leoer Lag icyafft tym neue Fragen, neue gefährliche Pro bleme, und wie es mit diesen fertig wird, dafür muß es sich jeden Tag die parlamentarische Mehrheit zusammen zwingen. Anaenebm wird es Lutber also wirklich nicht haben. Erklärungen vor der presse. Berlin, 17. Januar. Der neue Reichskanzler erschien heute vor der Presse konferenz, der üblichen Versammlung der Berliner Presse leute, und erklärte, Gewicht darauf zu legen, das Zn fammenarbeiten zwischen Presse und Regierung zu för dein. Der Reichskanzler ging auf die Gerüchte ein, die im Zusammenhang mit der Verschiebung der Regierungser klärung entstanden sind. Die Ursache zur Verzögerung der Regierungserklärung liege nicht in sachlichen M I nungsverschiedenheiten im Kabinett. Die Verzögerung be ruhe ausschließlich in den Schwierigkeiten, die bei der Lösung der Pcrsonenfrage zu überwinden sind. Der Reichskanzler versicherte, es sei „kein wahres Wort" a^ den Gerüchten über große Differenzen im Kabinett unl über einen Bruch der inneren Front; es habe sich im Ge genteil gezeigt, daß im Kabinett die Basis für ein festes Zusammenarbeiten gegeben sei. Von abweichenden An sichten über dis Außenpolitik uno Aufwer tungsfrage könne nicht die Rede sein. Dr. Luther warf einen Rückblick auf die unerträglich lange Dauer der Negierungskrisis, deren Ursachen er nicht in irgendwelchen verantwortlichen Personen, sondern in dem objektiven Tatbestände der deutschen Parteizerrissenheit zu finden erklärte. Dieser objektive Tatbestand werde ja von allen Parteien zugegeben, nur leider nicht immer gleich artig ausgelegt. Er sei der Überzeugung, daß wir immer mehr lernen müssen, im Dienste an unserem Volke über parteipolitische Gegensätze hinweg die einigenden Gesichtspunkte, in den Vordergrund Zu stellen. Er habe, gerade, weil er als Beamter und keiner Partei Zugehöriger zum Reichskanzler ausersehen wäre, ent scheidendes Gewicht von Anfang an darauf gelegt, seinem Kabinett eine Mehrheit im Reichstage zu sichern. Mit einer Mindcrheitsregierung könnte vielleicht ein Parla mentarier, nicht aber ein Außenseiter regieren. Darüber hinaus erstrebe er aber die Zustimmung möglichst des gan zen Reichstages. Er für seine Person würde niemals da von abgehen, rein sachlich das Einverständnis aller, auch die der nicht zur Mehrheit gehörigen Parteien, zur Mitarbeit am Staatswohl zu gewinnen. Der Kanzler schloß seine Ausführungen mit der Mitteilung von der Gewinnung des Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Frenken zum Reichsjustizminister, der Einführung des neuen Neichspressechefs Kiep und Worten der An erkennung für den bisherigen Neichspressechef Spieker. * Reichsjustizminister Frenken. Berlin, 17. Januar. Wie amtlich bekanntgegebcn wird, sind die Verhand lnnaen über die Besetzung des Justüministeriums beendet Verhandlungen aus der gegenwärtig festgelegten Grundlage fortgesetzt werden sollen oder ob ein Anlatz für die Delegationen vorliegt, sich erneut mit ihren Regierungen ins Benehmen zn setzen. Der Gesamtschaden des Herner Eisenbahnunglücks Herne, 19. Januar. Nach den nunmehrigen Feststel lungen beträgt der Gesamtschaden der Herner Eisenbahnkaia strophe 7,5 Millionen Goldmark. England und das neue Reichs Kabinett? London, 19. Januar. In Anbetracht der Unvollständig keit des neuen Kabinetts verhält sich die englische Presse äußerst zurückhaltend. Die scharfen Angriffe gegen das neue Kabinett erwartet haben, sind mehr enttäuscht worden. „Sunday Ex- pretz" sagt heute, Hatz feit Versailles alle deutschen Regierungen in der Hauptsache wirtschaftlich und nicht politisch orientiert ge wesen seien. Keine Negierung habe bishr das Vertrauen der Nation besessen. Aell seien bislang das Ergebnis der Parlei- zerrissenheit gewesen. Das Kabinett Luther sei die deutsche Ant wort auf die Nichträumung Kölns. Obferver hält die gegen wärtige Lösung nicht für sehr dauerhaft. Bemerkenswert sei je doch, datz die Rechtsparteien die Verantwortung übernommen hätten. Die Tatsache, datz auch das gegenwärtige Kabinett mit vom Zentrum abhängig sei, mache die gefährliche Kombinatton unmöglich. Die Verhandlungen des Reichskanzlers zur Besatzung der noch freien Ministerien nehmen ihren Fortgang. Nach dem die Kandidatur des Königsberger Oberbürgermeisters Lohmeyer für das Finanzministerium als erledigt gelten kann, wird neuerdings der Name des Grafen v. Rödern genannt. Vorher hatte Dr. Luther den früheren sächsischen Finanzminister Reinhold nach Berlin berufen, nm ihm bas Finanzministerium zu übertrage». Dieser lehnte aber ab, als die demokratische Partei, deren Mitglied Reinhold ist, sich entschieden gegen seine Beteiligung am Kabinett wandte. Reichskanzler Marx verabschiedete sich von den Beamten der Reichskanzlei und führte seinen Amtsnach folger Reichskanzler Dr. Luther ein. In seiner Be grüßungsansprache brachte Reichskanzler Luther die aufrichtige Verehrung und Wertschätzung zum Ausdruck welche der scheidende Kanzler sich auch bei allen Anae- höriaen der Reichskanzlei erworben bat. Oie deuisch-sranzösischen Wirtschastsverhandlungen. „Frenndschaftliche Unterbrechung." Paris, 17. Januar. Der erwartete Ausgleich zwischen dem französi schen und dem deutschen Vorschläge eines vorläufigen Schwierigkeiten entstanden, als die Frage der elsaß - Wirtschaftsabkommens ' ' ist vorläufig nicht zustande- gekommen, da die französische Delegation wenig Enagegeukommen an den Tag legte und im großen nnd ganzen ihre früheren Vorschläge aufrechterhielt. Da nach würde Deutschland für eine lange Übergangszeit, wahrscheinlich bis zum 1. Dezember d. I., in den französi schen Zollsätzen unterschiedlich behandelt. Besondere Schwierigkeiten entstanden als die Frage derelsaß - lothringischen Kontingente angeschnitten wurde. Ein von den Franzosen zur Regelung dieser Frage vorgeschlagenes Schiedsgericht wurde von der deutsche» Delegation abgelehnt. Es wurde infolgedessen eine „freundschaftliche Unterbrechung" der Verhandlungen ins Auge ge faßt, die bis zur Verabschiedung der Zolluovclle durch das sranzösische Parlament dauern soll. Eine neue Zusammen kunft wurde vorläufig nicht festgesetzt. Der Führer der deutschen Delegation Staatssekretär Dr. Trendelen burg kehrt nach Berlin zurück, um mit dem neuen Kabinett Fühlung zu nehmen. Die Verhandlungen werden jedoch trotz der Unterbrechung nicht als ganz aussichtslos betrachtet. Oie neue sranzösische Mie. Die .letzten" Wirtschaftsvorschläge. Paris. 18. Januar. Die sranzösische Wirtschaftsdclegatü n hat der deutschen Dcleaaiiou sür di« Wirtschaftsvervandluuaeu ein Schreibe» Las Fuittzuinngerlum wird von Oberlandesgerichtsprüsi dent Frenken aus Köln, der dem Zentrum nahestebt, übernommen.