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„Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, DoimerS- taa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg.. einmonatlich 42 Pfa. Einzelne 4!ummern IN Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WkiKnh-ZeitW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welch« bet der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk- sain« Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder ver« Naum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Fmsfifisasf für di- Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche 'Amtsgericht und den Ktadtrath zu MppMswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirte« UnterhaltungSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MouatSbellagr. Nr. 50 Dienstag, den 5. Mai 1896. 62. Jahrgang. I . _ I Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Das schon seit vier Wochen anhaltende regnerische, aber doch zeitweilig von einem heitern Tage unterbrochene Wetter ist nun ga: in ein permanentes Regenwetier übergegangen, da seit Synn- abend Abend der Himmel unausgesetzt seine Schleusen geöffnet hält und heute am Montag immer noch, grau in grau gemalt, droht, damit fortzufahren. Der Land- wirth, der bisher schon die Stunden zur nöthigsten Feldarbeit gleichsam wegrauben mußte, steht sich zu gänzlicher Unthätigkeit verdammt und der Bienenzüchter fleht mit Schmerz wie immer weiter die Frühjahrs tracht seinen Völkern verloren geht. Ueberhaupt Mensch, Thier und Pflanze, Alles sehnt sich nach Warme und Sonnenschein. — Am 1. Mai ist in unserer Deutschen Müller schule die frühere nur durch die Ferien unterbrochene rege Thätigkeit für ein neues Semester wieder aus genommen worden. In Ver retunq des neuen Direktors dieser Anstalt, des Herrn Oberingenieur Ehemann, welcher sich in diesen Tagen nur besuchsweise hier aufhielt, begrüßte Herr vr. Auerbach, von der Stadt verwaltung mit der Führung der Direktoralgeschäste genannter Anstalt für die Zeit der Behinderung des neuen Direktors betraut, mit warmen Worten die zur Eröffnungsfeierlichkeit am I. Mai in der Anstalt Er schienenen, indeni er die Schüler herzlich willkommen hieß und den Herren Vertretern der Stadtverwaltung für die durch ihr Erscheinen bekundete Theilnahme an den Interessen der Schule bestens dankte. Im An schluß an sonstige die internen Verhältnisse dec Schule berührende Mittheilungen gab Herr vr. Auerbach zur Kenntniß der Versammelten, daß an Stelle des aus seiner hiesigen Lehrthätigkeit geschiedenen Herrn In genieur Schieritz Herr Mühlenbaumeister Baumgartner in das Lehrerkollegium der Schule getreten sei. Nach Herrn vr. Auerbach nahm Herr Direktor Ehemann das Wort. Er dankte zunächst der Stadtverwaltung für das Vertrauen, welches sie ihm durch Uebertragung der Leitung der Deutschen Müllerschule entgegen gebracht und versicherte, daß er seine ganze Arbeitskraft ein setzen werde, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen und den für die fernere Entwickelung des ihm anoertraulen Instituts bedeursamen Aufgaben der Reorganisation und weiteren Ausgestaltung, zu denen unter Anderen auch die für die Lehrzwecke wichtige Wiederinbetrieb- sstzung der Mühle gehöre, sich mit größtem Eifer unter ziehen werde. — Möge die Schularbeit von Lehrer und Lernenden auch im laufenden Semester eine ge segnete sein. — Die am Sonnabend Abend in der großen Sa^lstube des Rathhauses abgchaltene Generalver sammlung der Ortskrankenkasse war die schlecht besuchteste seit dem Bestehen derselben. Der Vorstand bedauerte, daß diesem gemeinnützigen Institute von den 160 Arbeitgebern und circa 750 Mitgliedern so wenig Interesse entgegengebracht wird, sind doch im verflossenen Jahre 180 Erkrankungen mit 3018 KrankheilStagen zu verzeichnen gewesen, welche eine baare Unterstützung von 2190 Mk. 71 Pfg. beanspruchten, hier zu kommen: Für ärztliche Behandlung 1567 Mk. 60 Pfgfür Arzneimittel I2l7 Mk. 77 Pfg.; für Brillen, Bandagen und dergleichen 165 Mk. 75 Pfg.; für Verpflegungs- skosten in Krankenanstalten 516 Mk. 75 Pfg. u. s. w., mit einer Gesammtausgabe von 8591 Mk. 56 Pfg., die Einnahme beziffert sich aus 8443 Mk. 56 Pfg., demnach schließt das 1895er Kaffenjahr mit einem kleinen Fehlbeträge ab. Nach Berussklaffen geordnet, betrug die Zahl der Mitglieder am 31. Dezember in Handwerksbetrieben 256, in Fabrikbetieben 227, in baugewerblichen Betrieben II, in landwirthschast- lichen Betrieben 55, in Fuhrwerk- und sonstigen Be trieben 192. Der Reseroesond bestand am Schluffe des Jahres aus 7664 Mk. 24 Pfg. Nach Erledigung der Tagesordnung schloß der Vorsitzende die Versamm lung mit dem Wunsche, daß es ihm vergönnt sein möge, zur Herbstversammlung günstigeres berichten zu können und zwar nicht allein zum Wohle der Kaffe, sondern vor ollem der Miiglieder derselben, das beste Gut des Menschen sei die Gesundheit, und wer diese besitze, gehe auch freudig an seine Arbeit, der Arbeitgeber, sowohl als der Arbeitnehmer. — „Das Käthchen von Heilbronn", Kleists bestes Drama, war am Freitag von Herrn Länderer und Frl. Anna Bianka zu ihrer Äenefizvorstellung gewählt worden, und erfreulicher Weise belohnte ein dicht besetzter Saal ihr vorzügliches Spiel. Während ersterer als Gras von Strahl ehrsame Ritterlichkeit repräsen- tirte, war letztere als Käthchen ganz Anmuth und Lieb lichkeit, und besonders wohlthuend wirkte ihre schöne, kindlichreine, gleichmäßige Aussprache. Dabei wurde das vorzügliche Spiel der beiden Benefizianten von dem übrigen Theaterpersonal aufs günstigste unterstützt, besonders vortheilhafte wirkte die cordiale Auffassung der Knechtsvolle durch Herrn Zahn. War das Spie! ein sehr gutes, die Kostüme sehr glänzend, und läßt sich auch gegen die Kürzung nichts sagen, so waren weniger angenehm die öfters wiederholten, durch Ver wandlungen lang hinausgedehnte Zwischenpausen. — Theater. Morgen Dienstag findet die vor letzte Benefiz-Vorstellung statt, und zwar der längst begehrte v.Schönlhansche Schwank „Die goldene Spinne" zum Vortheile für das Zahnsche Ehepaar. Erfreuen sich die Benefizianten schon einer großen Beliebtheit und verdienen sie an ihrem Ehrenabende besondere Be achtung, so ist auch die Wahl des Stückes eine treff liche, dem am Schluffe noch fünf recht schöne „Lebende Bilder" mit charakteristischer Musik-Begleitung folgen werden. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes beim Gutsbesitzer Nisser in Fürstenwalde am 25. März ds. Js., hat die König!. Brandversicherungskamm-r der Gemeindespritze von Löwenhain, sowie der Spritze der freiwilligen Feuerwehr zu Lauenstein Prämien nach Höhe von 30 M. und 25 M. bewilligt. — Bekanntlich werden Sparkassenbücher, die aus irgend einem Grunde (z. B. bei VormundschastSsällen) in anderer als des Eigenthümers Verwaltung sich be finden, gesperrt, d. h. die Abhebung von Beträgen kann nicht ohne Weiteres vozn Inhaber des Buches allein bewerkstelligt werden. Von Seiten eines Stadt- rathes waren Zweifel darüber entstanden, ob zum Ab schlüsse eines Spaarkaffensperrvertrags eine Abände rung der ? esti nmungen im Regulative der betreffenden Sparkasse erfolgen müsse oder nicht, und es war des halb eine Anfrage an das königliche Ministerium des Innern gerichtet worden. Nach dem hieraus ergangenen ministeriellen Bescheid bedürfen Sparverträge zwischen Sparkassenverwaltungen und Amtsgerichten der Ge nehmigung der Sparkaffenaussichtsbehörde nicht. Eine Sparkaffenverwaltung, die einen solchen Sparvertrag abschließt, verzichtet damit dem anderen vertragschließen den Theile gegenüber nur auf das ihr in der Regel regulatiomäßig zustehende Recht, Rückzahlungen auf ein Einlagebuch dem Vorzeiger desselben ohne Prüfung seiner Berechtigung zu leisten, es sei denn, daß der Verlust des Buches schon vorher angezeigt worden wäre. Schmiedeberg. Bei der Gemeindeverbands-Spar- kasse zu Schmiedeberg wurden im Monat April 128 Einzahlungen im Betrage von 5396 Mk. 61 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 45 Rückzahlungen im Be trage von 4673 Mk. 10 Pfg. Frauenstein. Am I. Mai wurde der neue Amts richter Herr Nitzsche im Beisein der Gemetndevor- stände, Orts- und Friedensrichter des Amtsgerichts bezirks durch Herrn Landgerichlspräsident vr. v. Schwartze seierlichst eingewiesen. Dresden. Im Beisein ver Majestäten und der Prinzen und Prinzessinnen des königliche» Hauses ver lief am 2. Mai Vormittags im Vestibüle des Aus- st-llungspalastes die Eröffnung der 2. Internationalen Gartenbauausstellung programmgemäß. Anwesend war das diplomatische Korps, die Elaatsminister, die Ge neralität, Würdenträger von Nah und Fern, Damen und Herren der Hofstaaten, die Ehrenmitglieder der Ausstellungskommission, die ordentlichen Kommissions mitglieder, Rath und Stadtverordneten (mit den Amts« ketten) rc. Das Vestibüle trägt die Koloffalbüsten der Majestäten. Nach der Ansprache des Herrn Oberbürgermeisters Beutler erklärte König Albert die Ausstellung als Protektorator für eröffnet. Sodann wurde ein Rundgang durch die Ausstellung angetreten, auf welchem wiederholt aus dem Munde der königl. Familie höchst anerkennende und ehrende Worte über die Darbietungen flössen. Als die königl. Familie die imposante, großartige, ihre Schöpfer lobende Ausstellung verließ, wurde ein von der Versammlung begeistert ausgenommenes Hoch auf die Herrschaften ausgebracht. — Die sozialdemokratischen Versammlungen im „Trianon" und in der „Güldenen Aue" waren an läßlich der Maifeier überaus zahlreich besucht. Die selben verliefen ohne Störung. Einzelne Läden von Sozialdemokraten in den Vororten waren geschloffen. Mittags fand eine Maffenwanderung statt. Im All gemeinen wurde jedoch gearbeitet. Plauen b. Dr. Die neue Straße, welche nach Beseitigung des EisenbahnlunnelS dicht am Felsen entlang angelegt wird, ist jetzt soweit auSgeschachtet, bezw. in das Gestein eingesprengt, daß die eigentliche Chaussirung demnächst wird erfolgen können. Für den dort oft riesigen Wagenverkehr bedeutet diese Straßenverlegung, durch die zwei Bahnkreuzungen ver mieden werden, einen großen Vortheil. Auch mit dem Errichten einer Stütz- resp. Schutzmauer von ziem lichem Umfange an der Westseite des ehemaligen Tunnels entlang der Straße ist begonnen worden. Aus der Lößnih. Unter den am 5. April d. I. in Südwestafrika in dem Gefecht bei Gobabis im Kampfe gegen Hottentotten und Damaras gefallenen 6 Reitern der kaiserlichen Schutztruppe befindet sich auch ein Sachse und zwar der in Kötzschenbroda ge borene Reiter Alfred Exner. Exner diente vordem bei den Gardehusaren in Potsdam, meldete sich vor einigen Jahren zur Schutztcuppe und gedachte noch etwa ein Jahr in dieser zu verbleiben, um sich später in Afrika onzusiedeln. Meißen. An Stelle des als zweiter Direktor der Leipziger Hypothekenbank nach Leipzig berufenen, seit etwa drei Jahren in Meißen wirkenden Stadtraths vr. Rothe, der am l. Juli Meißen verläßt, wählte der Staidgemeinderath von 13 Bewerbern einstimmig den Stadtrath vr. Ay in Crimmitschau zum ersten juristischen Stadlralh von Meißen. Mit dieser Stelle ist die Anwartschaft aus die Stelle des Bürgermeisters verbunden, deren Neubesetzung sich durch die Erkran kung des Bürgermeisters nothwendig machen dürfte. — Ein Hausbesitzer in Meißen hatte seit dem 1. April eine Parterrewohnung seines Hinterhauses an Leute vermiethet, welche bis jetzt in einem böh mischen Dorfe gewohnt halten. Die Mitbewohner des Hinterhauses führten aber schon bald Beschwerden, daß in dem Gebäude, besonders in der Nähe der Parterrewohnung, ein eigenthümlich scharfer Geruch zu bemerken sei und daß sich auch öfters thierische Stimmen vernehmen ließen. Auf diese Beschwerden hin betrat nunmehr der Hauswirth einmal die Woh nung seines neuen Miethers und fand hier alsbald die Ursache der Beschwerden. In einer großen Kiste beherbergten die czschechischen Einwanderer ein schon ziemlich fettes Schwein, in einer anderen befanden sich sechs Stück große Kaninchen. Außerdem liefen in der Stube drei Meerschweinchen und eine sprechende Dohle rei herum. In einem Käfig an der Wand befand sich ein Eichhörnchen und in mehreren anderen Bogel-